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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
belthat Fortgangs halben bekümmert war/ sagte/ er
köndte es nicht gestatten/ daß die krancke Princessin
gantzer tausendt Schritte (dann so weit war es nach
Epeircte) solte gerüttelt werden; sie wurde auch in
diesem ernsten Anfall der Vnpäßligkeit/ welche viel-
leicht nicht wehren köndte/ viel besser in dem Zelte ru-
hen.

Als sie in solcher gleichsam noch freundtlicher
vnd wolmeinender Außredung waren/ bließ Virti-
ganes dem Radirobanes heimlich ein/ der Anschlag
seines Glückes sey nicht eben an diesen Tag so hoch
gebunden/ daß die verhoffte Gelegenheit nicht köndte
wiederkommen. Er solte die Argenis fortlassen/ vnd
sich selbst mit jhr nach Epeircte machen/ mit auff-
schiebung der verheissenen Spectackel/ biß sie ge-
sundt würde/ vnd der Vatter auß gleicher Einfalt
sie zu hinwegraubung an das Vfer auffs newe füh-
rete. Er hette es jhn fast vberredet/ wann deß Radi-
robanes Artzt/ welchen etzliche herzu geholet/ nicht
kommen were. Dieser begrieff der Princessin den
Puls fast wieder jhren Willen/ vnd sahe erst-
lich mit Verwunderung auff jhre Augen vnnd
Athem; hernach sagte er/ daß er kein Zeichen eini-
ger Kranckheit spüren köndte. Wandte sich also
zum Meleander/ vnnd versicherte jhn/ er möch-
te gäntzlich vnbesorget seyn: es were was es wolte
das die Argenis angestossen hette/ so würde es nicht
viel zu bedeuten haben. Radirobanes aber fiel
in hefftigern Argwohn/ vnnd merckte endtlich

wol/

Das Dritte Buch.
belthat Fortgangs halben bekuͤmmert war/ ſagte/ er
koͤndte es nicht geſtatten/ daß die krancke Princeſſin
gantzer tauſendt Schritte (dann ſo weit war es nach
Epeircte) ſolte geruͤttelt werden; ſie wurde auch in
dieſem ernſten Anfall der Vnpaͤßligkeit/ welche viel-
leicht nicht wehren koͤndte/ viel beſſer in dem Zelte ru-
hen.

Als ſie in ſolcher gleichſam noch freundtlicher
vnd wolmeinender Außredung waren/ bließ Virti-
ganes dem Radirobanes heimlich ein/ der Anſchlag
ſeines Gluͤckes ſey nicht eben an dieſen Tag ſo hoch
gebunden/ daß die verhoffte Gelegenheit nicht koͤndte
wiederkommen. Er ſolte die Argenis fortlaſſen/ vnd
ſich ſelbſt mit jhr nach Epeircte machen/ mit auff-
ſchiebung der verheiſſenen Spectackel/ biß ſie ge-
ſundt wuͤrde/ vnd der Vatter auß gleicher Einfalt
ſie zu hinwegraubung an das Vfer auffs newe fuͤh-
rete. Er hette es jhn faſt vberꝛedet/ wann deß Radi-
robanes Artzt/ welchen etzliche herzu geholet/ nicht
kommen were. Dieſer begrieff der Princeſſin den
Puls faſt wieder jhren Willen/ vnd ſahe erſt-
lich mit Verwunderung auff jhre Augen vnnd
Athem; hernach ſagte er/ daß er kein Zeichen eini-
ger Kranckheit ſpuͤren koͤndte. Wandte ſich alſo
zum Meleander/ vnnd verſicherte jhn/ er moͤch-
te gaͤntzlich vnbeſorget ſeyn: es were was es wolte
das die Argenis angeſtoſſen hette/ ſo wuͤrde es nicht
viel zu bedeuten haben. Radirobanes aber fiel
in hefftigern Argwohn/ vnnd merckte endtlich

wol/
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[607/0651] Das Dritte Buch. belthat Fortgangs halben bekuͤmmert war/ ſagte/ er koͤndte es nicht geſtatten/ daß die krancke Princeſſin gantzer tauſendt Schritte (dann ſo weit war es nach Epeircte) ſolte geruͤttelt werden; ſie wurde auch in dieſem ernſten Anfall der Vnpaͤßligkeit/ welche viel- leicht nicht wehren koͤndte/ viel beſſer in dem Zelte ru- hen. Als ſie in ſolcher gleichſam noch freundtlicher vnd wolmeinender Außredung waren/ bließ Virti- ganes dem Radirobanes heimlich ein/ der Anſchlag ſeines Gluͤckes ſey nicht eben an dieſen Tag ſo hoch gebunden/ daß die verhoffte Gelegenheit nicht koͤndte wiederkommen. Er ſolte die Argenis fortlaſſen/ vnd ſich ſelbſt mit jhr nach Epeircte machen/ mit auff- ſchiebung der verheiſſenen Spectackel/ biß ſie ge- ſundt wuͤrde/ vnd der Vatter auß gleicher Einfalt ſie zu hinwegraubung an das Vfer auffs newe fuͤh- rete. Er hette es jhn faſt vberꝛedet/ wann deß Radi- robanes Artzt/ welchen etzliche herzu geholet/ nicht kommen were. Dieſer begrieff der Princeſſin den Puls faſt wieder jhren Willen/ vnd ſahe erſt- lich mit Verwunderung auff jhre Augen vnnd Athem; hernach ſagte er/ daß er kein Zeichen eini- ger Kranckheit ſpuͤren koͤndte. Wandte ſich alſo zum Meleander/ vnnd verſicherte jhn/ er moͤch- te gaͤntzlich vnbeſorget ſeyn: es were was es wolte das die Argenis angeſtoſſen hette/ ſo wuͤrde es nicht viel zu bedeuten haben. Radirobanes aber fiel in hefftigern Argwohn/ vnnd merckte endtlich wol/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/651>, abgerufen am 07.05.2024.