Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ daß er diese Verbindung an niemand besser merckenköndte/ als an deß Virtiganes Bruder. Er war an gefährlicher Kranckheit etliche Tag darnider gele- gen. Vnd es war nicht glaublich/ im Fall die Sar- dinier etwas zuthun gesonnen weren/ daß sie jhn in d[e]r Statt verlassen/ vnd in Gefahr deß Gefäng- nüsses setzen würden. Derhalben stieg er gantz schwitz- ende hinauff gen Epeircte/ vnd als er an das Theil deß Pallasts kam worein die Frembden losiert wa- ren/ stieß jhm zu gutem Glück deß Radirobanes Diener auff/ welcher das königliche Zimmer in Verwahrung hatte. Sein Name war Libochanes. Als dieser hinweg gehen wolte/ vnd das Gemach einschloß/ entschloß sich Archombrotus also baldt/ vndredte jhn an: Er wolte in selbigem Zimmer et- was beschawen/ wann der Diener Zeit darzu hette. Dieser/ der beydes den Archombrotus ehrete/ vnd auch von dem Anschlag seines Herrn nichts wuß- te/ trug kein Bedencken auffzumachen. Archom- brotus erinnerte sich/ daß er/ als er Meleandern zwey mal zum Radirobanes begleitet/ nicht weit vom Hauptküssen seines Betthes auff der Tafel eine sehr schöne Truhen von Ebenholtze vnd Helf- fenbein/ mit außgeetztem Silber vmb die Bänder vnd den Randt/ gesehen hette. Er hatte gehört/ daß die köstlichsten Steine/ vnd geheimen Brieffe darin- nen behalten würden. Darumb betrachtete er ohne annehmung einiger Sache den leeren Tisch/ vnd sahe sich im gantzen Gemach vergeblich nach der Truhen
Joh. Barclayens Argenis/ daß er dieſe Verbindung an niemand beſſer merckenkoͤndte/ als an deß Virtiganes Bruder. Er war an gefaͤhrlicher Kranckheit etliche Tag darnider gele- gen. Vnd es war nicht glaublich/ im Fall die Sar- dinier etwas zuthun geſonnen weren/ daß ſie jhn in d[e]r Statt verlaſſen/ vnd in Gefahr deß Gefaͤng- nuͤſſes ſetzen wuͤrden. Derhalbẽ ſtieg er gantz ſchwitz- ende hinauff gen Epeircte/ vnd als er an das Theil deß Pallaſts kam worein die Frembden loſiert wa- ren/ ſtieß jhm zu gutem Gluͤck deß Radirobanes Diener auff/ welcher das koͤnigliche Zimmer in Verwahrung hatte. Sein Name war Libochanes. Als dieſer hinweg gehen wolte/ vnd das Gemach einſchloß/ entſchloß ſich Archombrotus alſo baldt/ vndredte jhn an: Er wolte in ſelbigem Zimmer et- was beſchawen/ wann der Diener Zeit darzu hette. Dieſer/ der beydes den Archombrotus ehrete/ vnd auch von dem Anſchlag ſeines Herꝛn nichts wuß- te/ trug kein Bedencken auffzumachen. Archom- brotus erinnerte ſich/ daß er/ als er Meleandern zwey mal zum Radirobanes begleitet/ nicht weit vom Hauptkuͤſſen ſeines Betthes auff der Tafel eine ſehr ſchoͤne Truhen von Ebenholtze vnd Helf- fenbein/ mit außgeetztem Silber vmb die Baͤnder vnd den Randt/ geſehen hette. Er hatte gehoͤrt/ daß die koͤſtlichſten Steine/ vnd geheimen Brieffe darin- nen behalten wuͤrden. Darumb betrachtete er ohne annehmung einiger Sache den leeren Tiſch/ vnd ſahe ſich im gantzen Gemach vergeblich nach der Truhen
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Joh. Barclayens Argenis/
daß er dieſe Verbindung an niemand beſſer mercken
koͤndte/ als an deß Virtiganes Bruder. Er war an
gefaͤhrlicher Kranckheit etliche Tag darnider gele-
gen. Vnd es war nicht glaublich/ im Fall die Sar-
dinier etwas zuthun geſonnen weren/ daß ſie jhn in
der Statt verlaſſen/ vnd in Gefahr deß Gefaͤng-
nuͤſſes ſetzen wuͤrden. Derhalbẽ ſtieg er gantz ſchwitz-
ende hinauff gen Epeircte/ vnd als er an das Theil
deß Pallaſts kam worein die Frembden loſiert wa-
ren/ ſtieß jhm zu gutem Gluͤck deß Radirobanes
Diener auff/ welcher das koͤnigliche Zimmer in
Verwahrung hatte. Sein Name war Libochanes.
Als dieſer hinweg gehen wolte/ vnd das Gemach
einſchloß/ entſchloß ſich Archombrotus alſo baldt/
vndredte jhn an: Er wolte in ſelbigem Zimmer et-
was beſchawen/ wann der Diener Zeit darzu hette.
Dieſer/ der beydes den Archombrotus ehrete/ vnd
auch von dem Anſchlag ſeines Herꝛn nichts wuß-
te/ trug kein Bedencken auffzumachen. Archom-
brotus erinnerte ſich/ daß er/ als er Meleandern
zwey mal zum Radirobanes begleitet/ nicht weit
vom Hauptkuͤſſen ſeines Betthes auff der Tafel
eine ſehr ſchoͤne Truhen von Ebenholtze vnd Helf-
fenbein/ mit außgeetztem Silber vmb die Baͤnder
vnd den Randt/ geſehen hette. Er hatte gehoͤrt/ daß
die koͤſtlichſten Steine/ vnd geheimen Brieffe darin-
nen behalten wuͤrden. Darumb betrachtete er ohne
annehmung einiger Sache den leeren Tiſch/ vnd
ſahe ſich im gantzen Gemach vergeblich nach der
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