Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. Truhen vmb. Damit aber der Knecht dieses nichtmerckte/ wußte er jhn leichtlich zubetriegen. Es hien- gen zwey Tafeln an den Tapezereyen/ so dem Ar- chombrotus sehr lieb waren. Auff der einen setzte ein Adler/ als ob er vom Gestirne herunter käme/ deß Radirobanes Vattern die Kron auff. An der an- dern war Apollo gemahlet/ der sich roch an dem Marsyas welcher schon gantz verblutet war. Diese Gemählde sahe er mit solchem Fleisse an/ als ob er deßhalben were hinein gegangen. Dann man hatte sie daselbst gelassen/ wie dann auch sonst nichts von Vorrath oder Zier ohn die Truhen auß dem Zim- mer genommen war. Als derhalben die Muthmassung vnd Argwohn Melean- P p v
Das Dritte Buch. Truhen vmb. Damit aber der Knecht dieſes nichtmerckte/ wußte er jhn leichtlich zubetriegen. Es hien- gen zwey Tafeln an den Tapezereyen/ ſo dem Ar- chombrotus ſehr lieb waren. Auff der einen ſetzte ein Adler/ als ob er vom Geſtirne herunter kaͤme/ deß Radirobanes Vattern die Kron auff. An der an- dern war Apollo gemahlet/ der ſich roch an dem Marſyas welcher ſchon gantz verblutet war. Dieſe Gemaͤhlde ſahe er mit ſolchem Fleiſſe an/ als ob er deßhalben were hinein gegangen. Dann man hatte ſie daſelbſt gelaſſen/ wie dann auch ſonſt nichts von Vorꝛath oder Zier ohn die Truhen auß dem Zim- mer genommen war. Als derhalben die Muthmaſſung vnd Argwohn Melean- P p v
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Das Dritte Buch.
Truhen vmb. Damit aber der Knecht dieſes nicht
merckte/ wußte er jhn leichtlich zubetriegen. Es hien-
gen zwey Tafeln an den Tapezereyen/ ſo dem Ar-
chombrotus ſehr lieb waren. Auff der einen ſetzte ein
Adler/ als ob er vom Geſtirne herunter kaͤme/ deß
Radirobanes Vattern die Kron auff. An der an-
dern war Apollo gemahlet/ der ſich roch an dem
Marſyas welcher ſchon gantz verblutet war. Dieſe
Gemaͤhlde ſahe er mit ſolchem Fleiſſe an/ als ob er
deßhalben were hinein gegangen. Dann man hatte
ſie daſelbſt gelaſſen/ wie dann auch ſonſt nichts von
Vorꝛath oder Zier ohn die Truhen auß dem Zim-
mer genommen war.
Als derhalben die Muthmaſſung vnd Argwohn
beym Archombrotus wuchs/ verließ er den Libocha-
nes/ vnd als er zum Virtiganes gieng/ war niemand
der jhm auffmachte; ſo daß er wegen deß ledigen
Zimmers wol ſpuͤren kundte/ ſein krancker Bruder
muͤßte hinweg ſeyn. Vnd dieſen zwar hatten ſie mit
dem fruͤheſten Morgen in einer Saͤnffte zu den
Schiffen getragen/ als ob er auff Raht der aͤrtzte
durch die Bewegung deß Meers ein Mittel ſuchen
wolte. Archombrotus ſtundt in Forchten/ es moͤch-
te jhm/ in dem er alles ſo genaw außforſchete/ die
Nacht vnd Hinderliſt zuvor kom̃en. Derhalben for-
derte er zween Hauptleute von denen ſo das Schloß
bewahreten/ zu ſich/ (dann wie hette man die andern
Soldaten ſo baldt moͤgen zuſammen bringen/ was
fuͤr Fleiß auch were angewendet worden?) vnd als
Melean-
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