Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
redet? Es sey dann daß jhr mich auch vnter die Rich-
ter zehlet/ oder daß jhr mich warnet/ vnter dem Schei-
ne als ob jhr wieder andere erzürnet weret. Dann
ich vernehme/ daß sich auch diejenigen so bey Hofe
sind selber vber die langsame Fortstellung der
Rahtschläge beklagen. Ibburranes entschüldig-
te seinen Eyfer im Reden/ weil jhn die Fürsorge deß
gemeinen Nutzens darzu gereitzet hette. Aber viel-
leicht/ fieng er an/ werden die Richter alle Schuldt
den Advocaten zumessen wöllen. Dann sie weren
es/ welche mit Augenscheinlichem oder verdecktem
Säumnisse im Wege stünden/ vnd mit allerley
Außflüchten die Nachfragenden auffhielten. Gleich-
sam als Advocaten ohne Bewilligung der Rich-
ter dieses Vbel begehen köndten. Ein Theil begeh-
ret den Handel zu verschieben; der ander gibt es
zu. Welchem ist nun die Schuldt am meisten? Ich
halte darfür daß sie derer sey/ welche das Böse nicht
verhindern/ ob sie es schon thun können. Dann ein
Advocat dörffte nicht Vnterschlieff gebrauchen/
vnd sich mit vnnötigen Außflüchten fristen/ wann
er nicht wüste daß es also täglich im Brauche/ vnd
durch Bewilligung der Richter zugelassen were.
Ein Richter soll jhnen alle Auffschiebung versa-
gen: den Vertrag der Sache jnnerhalb sechs Mo-
nat einschliessen; vnd die jenigen so sich in dieser
Zeit nicht außführen für vberwunden halten: al-
so werden die Agenten von jhrem Betruge nach-
lassen/ vnd nicht zugeben/ daß jhrer Clienten Recht

mit

Joh. Barclayens Argenis/
redet? Es ſey dañ daß jhr mich auch vnter die Rich-
ter zehlet/ oder daß jhr mich warnet/ vnter dem Schei-
ne als ob jhr wieder andere erzuͤrnet weret. Dann
ich vernehme/ daß ſich auch diejenigen ſo bey Hofe
ſind ſelber vber die langſame Fortſtellung der
Rahtſchlaͤge beklagen. Ibburꝛanes entſchuͤldig-
te ſeinen Eyfer im Reden/ weil jhn die Fuͤrſorge deß
gemeinen Nutzens darzu gereitzet hette. Aber viel-
leicht/ fieng er an/ werden die Richter alle Schuldt
den Advocaten zumeſſen woͤllen. Dann ſie weren
es/ welche mit Augenſcheinlichem oder verdecktem
Saͤumniſſe im Wege ſtuͤnden/ vnd mit allerley
Außfluͤchten die Nachfragendẽ auffhielten. Gleich-
ſam als Advocaten ohne Bewilligung der Rich-
ter dieſes Vbel begehen koͤndten. Ein Theil begeh-
ret den Handel zu verſchieben; der ander gibt es
zu. Welchem iſt nun die Schuldt am meiſten? Ich
halte darfuͤr daß ſie derer ſey/ welche das Boͤſe nicht
verhindern/ ob ſie es ſchon thun koͤnnen. Dann ein
Advocat doͤrffte nicht Vnterſchlieff gebrauchen/
vnd ſich mit vnnoͤtigen Außfluͤchten friſten/ wann
er nicht wuͤſte daß es alſo taͤglich im Brauche/ vnd
durch Bewilligung der Richter zugelaſſen were.
Ein Richter ſoll jhnen alle Auffſchiebung verſa-
gen: den Vertrag der Sache jnnerhalb ſechs Mo-
nat einſchlieſſen; vnd die jenigen ſo ſich in dieſer
Zeit nicht außfuͤhren fuͤr vberwunden halten: al-
ſo werden die Agenten von jhrem Betruge nach-
laſſen/ vnd nicht zugeben/ daß jhrer Clienten Recht

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0628" n="584"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
redet? Es &#x017F;ey dan&#x0303; daß jhr mich auch vnter die Rich-<lb/>
ter zehlet/  <choice><abbr>od&#x0315;</abbr><expan>oder</expan></choice> daß jhr mich warnet/ vnter dem Schei-<lb/>
ne als ob jhr wieder andere erzu&#x0364;rnet weret. Dann<lb/>
ich vernehme/ daß &#x017F;ich auch diejenigen &#x017F;o bey Hofe<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;elber vber die lang&#x017F;ame Fort&#x017F;tellung der<lb/>
Raht&#x017F;chla&#x0364;ge beklagen. Ibbur&#xA75B;anes ent&#x017F;chu&#x0364;ldig-<lb/>
te &#x017F;einen Eyfer im Reden/ weil jhn die Fu&#x0364;r&#x017F;orge deß<lb/>
gemeinen Nutzens darzu gereitzet hette. Aber viel-<lb/>
leicht/ fieng er an/ werden die Richter alle Schuldt<lb/>
den Advocaten zume&#x017F;&#x017F;en wo&#x0364;llen. Dann &#x017F;ie weren<lb/>
es/ welche mit Augen&#x017F;cheinlichem oder verdecktem<lb/>
Sa&#x0364;umni&#x017F;&#x017F;e im Wege &#x017F;tu&#x0364;nden/ vnd mit allerley<lb/>
Außflu&#x0364;chten die Nachfragende&#x0303; auffhielten. Gleich-<lb/>
&#x017F;am als Advocaten ohne Bewilligung der Rich-<lb/>
ter die&#x017F;es Vbel begehen ko&#x0364;ndten. Ein Theil begeh-<lb/>
ret den Handel zu ver&#x017F;chieben; der ander gibt es<lb/>
zu. Welchem i&#x017F;t nun die Schuldt am mei&#x017F;ten? Ich<lb/>
halte darfu&#x0364;r daß &#x017F;ie derer &#x017F;ey/ welche das Bo&#x0364;&#x017F;e nicht<lb/>
verhindern/ ob &#x017F;ie es &#x017F;chon thun ko&#x0364;nnen. Dann ein<lb/>
Advocat do&#x0364;rffte nicht Vnter&#x017F;chlieff gebrauchen/<lb/>
vnd &#x017F;ich mit vnno&#x0364;tigen Außflu&#x0364;chten fri&#x017F;ten/ wann<lb/>
er nicht wu&#x0364;&#x017F;te daß es al&#x017F;o ta&#x0364;glich im Brauche/ vnd<lb/>
durch Bewilligung der Richter zugela&#x017F;&#x017F;en were.<lb/>
Ein Richter &#x017F;oll jhnen alle Auff&#x017F;chiebung ver&#x017F;a-<lb/>
gen: den Vertrag der Sache jnnerhalb &#x017F;echs Mo-<lb/>
nat ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en; vnd die jenigen &#x017F;o &#x017F;ich in die&#x017F;er<lb/>
Zeit nicht außfu&#x0364;hren fu&#x0364;r vberwunden halten: al-<lb/>
&#x017F;o werden die Agenten von jhrem Betruge nach-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ vnd nicht zugeben/ daß jhrer Clienten Recht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[584/0628] Joh. Barclayens Argenis/ redet? Es ſey dañ daß jhr mich auch vnter die Rich- ter zehlet/ od̕ daß jhr mich warnet/ vnter dem Schei- ne als ob jhr wieder andere erzuͤrnet weret. Dann ich vernehme/ daß ſich auch diejenigen ſo bey Hofe ſind ſelber vber die langſame Fortſtellung der Rahtſchlaͤge beklagen. Ibburꝛanes entſchuͤldig- te ſeinen Eyfer im Reden/ weil jhn die Fuͤrſorge deß gemeinen Nutzens darzu gereitzet hette. Aber viel- leicht/ fieng er an/ werden die Richter alle Schuldt den Advocaten zumeſſen woͤllen. Dann ſie weren es/ welche mit Augenſcheinlichem oder verdecktem Saͤumniſſe im Wege ſtuͤnden/ vnd mit allerley Außfluͤchten die Nachfragendẽ auffhielten. Gleich- ſam als Advocaten ohne Bewilligung der Rich- ter dieſes Vbel begehen koͤndten. Ein Theil begeh- ret den Handel zu verſchieben; der ander gibt es zu. Welchem iſt nun die Schuldt am meiſten? Ich halte darfuͤr daß ſie derer ſey/ welche das Boͤſe nicht verhindern/ ob ſie es ſchon thun koͤnnen. Dann ein Advocat doͤrffte nicht Vnterſchlieff gebrauchen/ vnd ſich mit vnnoͤtigen Außfluͤchten friſten/ wann er nicht wuͤſte daß es alſo taͤglich im Brauche/ vnd durch Bewilligung der Richter zugelaſſen were. Ein Richter ſoll jhnen alle Auffſchiebung verſa- gen: den Vertrag der Sache jnnerhalb ſechs Mo- nat einſchlieſſen; vnd die jenigen ſo ſich in dieſer Zeit nicht außfuͤhren fuͤr vberwunden halten: al- ſo werden die Agenten von jhrem Betruge nach- laſſen/ vnd nicht zugeben/ daß jhrer Clienten Recht mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/628
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/628>, abgerufen am 08.05.2024.