Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
daß man solche Zeit doppeln solle/ zwar die jenigen/
welche langsame Mittel vorzuschlagen gewohnet
sindt/ werden diese Meinung nicht billichen/ vnd in
gäntzlicher Abrede seyn/ man könne so viel Sa-
chen jnner halben Jahresfrist zu völliger Ent-
scheidung nicht bringen. Diese frage ich nun/ ob
die häuffung der Händel von Jahr zu Jahren zu-
nehme; oder ob nach erörterung der Alten allzeit
newe mit grösserer Anzahl entspringen? Wann sie
zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie
wöllen wir vns von häuffung so vieler Jahre ent-
ledigen? Gewiß man muß sie entweder fahren las-
sen/ oder auff einen hauffen nicht so sehr nach Bil-
ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a-
ber die alten Sachen für erwachsung der newen zu
Ende bringet/ so begehren wir nichts weiter/ vnd
sindt wegen der Anzahl einig. Es ist genug/ sage
ich/ daß so viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer-
den/ als Händel in demselbigen fürkommen. Wann
sie mir aber die Wichtigkeit in Nachsuchung deß
Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre
haben wil/ so ist die Entschuldigung nichts destobes-
ser. Dann warumb sindt die Sachen verworren/ als
daß jhr Richter sie selbst verworren habt? Betrach-
tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu sprechen
als wir fürzuschreiben: jedannoch könnet jhr nicht
verneinen daß sie der Gerechtigkeit sind nachgegan-
gen/ weil sie mehrentheil die Satzungen gemacht

haben

Joh. Barclayens Argenis/
daß man ſolche Zeit doppeln ſolle/ zwar die jenigen/
welche langſame Mittel vorzuſchlagen gewohnet
ſindt/ werden dieſe Meinung nicht billichen/ vnd in
gaͤntzlicher Abrede ſeyn/ man koͤnne ſo viel Sa-
chen jnner halben Jahresfriſt zu voͤlliger Ent-
ſcheidung nicht bringen. Dieſe frage ich nun/ ob
die haͤuffung der Haͤndel von Jahr zu Jahren zu-
nehme; oder ob nach eroͤrterung der Alten allzeit
newe mit groͤſſerer Anzahl entſpringen? Wann ſie
zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie
woͤllen wir vns von haͤuffung ſo vieler Jahre ent-
ledigen? Gewiß man muß ſie entweder fahren laſ-
ſen/ oder auff einen hauffen nicht ſo ſehr nach Bil-
ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a-
ber die alten Sachen fuͤr erwachſung der newen zu
Ende bringet/ ſo begehren wir nichts weiter/ vnd
ſindt wegen der Anzahl einig. Es iſt genug/ ſage
ich/ daß ſo viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer-
den/ als Haͤndel in demſelbigen fuͤrkommen. Wann
ſie mir aber die Wichtigkeit in Nachſuchung deß
Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre
haben wil/ ſo iſt die Entſchuldigung nichts deſtobeſ-
ſer. Dann warumb ſindt die Sachen verworꝛen/ als
daß jhr Richter ſie ſelbſt verworꝛen habt? Betrach-
tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu ſprechen
als wir fuͤrzuſchreiben: jedannoch koͤnnet jhr nicht
verneinen daß ſie der Gerechtigkeit ſind nachgegan-
gen/ weil ſie mehrentheil die Satzungen gemacht

haben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0626" n="582"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
daß man &#x017F;olche Zeit doppeln &#x017F;olle/ zwar die jenigen/<lb/>
welche lang&#x017F;ame Mittel vorzu&#x017F;chlagen gewohnet<lb/>
&#x017F;indt/ werden die&#x017F;e Meinung nicht billichen/ vnd in<lb/>
ga&#x0364;ntzlicher Abrede &#x017F;eyn/ man ko&#x0364;nne &#x017F;o viel Sa-<lb/>
chen jnner halben Jahresfri&#x017F;t zu vo&#x0364;lliger Ent-<lb/>
&#x017F;cheidung nicht bringen. Die&#x017F;e frage ich nun/ ob<lb/>
die ha&#x0364;uffung der Ha&#x0364;ndel von Jahr zu Jahren zu-<lb/>
nehme; oder ob nach ero&#x0364;rterung der Alten allzeit<lb/>
newe mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Anzahl ent&#x017F;pringen? Wann &#x017F;ie<lb/>
zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie<lb/>
wo&#x0364;llen wir vns von ha&#x0364;uffung &#x017F;o vieler Jahre ent-<lb/>
ledigen? Gewiß man muß &#x017F;ie entweder fahren la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ oder auff einen hauffen nicht &#x017F;o &#x017F;ehr nach Bil-<lb/>
ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a-<lb/>
ber die alten Sachen fu&#x0364;r erwach&#x017F;ung der newen zu<lb/>
Ende bringet/ &#x017F;o begehren wir nichts weiter/ vnd<lb/>
&#x017F;indt wegen der Anzahl einig. Es i&#x017F;t genug/ &#x017F;age<lb/>
ich/ daß &#x017F;o viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer-<lb/>
den/ als Ha&#x0364;ndel in dem&#x017F;elbigen fu&#x0364;rkommen. Wann<lb/>
&#x017F;ie mir aber die Wichtigkeit in Nach&#x017F;uchung deß<lb/>
Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre<lb/>
haben wil/ &#x017F;o i&#x017F;t die Ent&#x017F;chuldigung nichts de&#x017F;tobe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er. Dann warumb &#x017F;indt die Sachen verwor&#xA75B;en/ als<lb/>
daß jhr Richter &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t verwor&#xA75B;en habt? Betrach-<lb/>
tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu &#x017F;prechen<lb/>
als wir fu&#x0364;rzu&#x017F;chreiben: jedannoch ko&#x0364;nnet jhr nicht<lb/>
verneinen daß &#x017F;ie der Gerechtigkeit &#x017F;ind nachgegan-<lb/>
gen/ weil &#x017F;ie mehrentheil die Satzungen gemacht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">haben</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[582/0626] Joh. Barclayens Argenis/ daß man ſolche Zeit doppeln ſolle/ zwar die jenigen/ welche langſame Mittel vorzuſchlagen gewohnet ſindt/ werden dieſe Meinung nicht billichen/ vnd in gaͤntzlicher Abrede ſeyn/ man koͤnne ſo viel Sa- chen jnner halben Jahresfriſt zu voͤlliger Ent- ſcheidung nicht bringen. Dieſe frage ich nun/ ob die haͤuffung der Haͤndel von Jahr zu Jahren zu- nehme; oder ob nach eroͤrterung der Alten allzeit newe mit groͤſſerer Anzahl entſpringen? Wann ſie zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie woͤllen wir vns von haͤuffung ſo vieler Jahre ent- ledigen? Gewiß man muß ſie entweder fahren laſ- ſen/ oder auff einen hauffen nicht ſo ſehr nach Bil- ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a- ber die alten Sachen fuͤr erwachſung der newen zu Ende bringet/ ſo begehren wir nichts weiter/ vnd ſindt wegen der Anzahl einig. Es iſt genug/ ſage ich/ daß ſo viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer- den/ als Haͤndel in demſelbigen fuͤrkommen. Wann ſie mir aber die Wichtigkeit in Nachſuchung deß Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre haben wil/ ſo iſt die Entſchuldigung nichts deſtobeſ- ſer. Dann warumb ſindt die Sachen verworꝛen/ als daß jhr Richter ſie ſelbſt verworꝛen habt? Betrach- tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu ſprechen als wir fuͤrzuſchreiben: jedannoch koͤnnet jhr nicht verneinen daß ſie der Gerechtigkeit ſind nachgegan- gen/ weil ſie mehrentheil die Satzungen gemacht haben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/626
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/626>, abgerufen am 08.05.2024.