Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch man gemeiniglich mit Häusern vnd Städten thut/sie wolten es nach seinem Schaden köstlicher als zuvor außziehren. Dann die Corinthier/ von wel- chen die Galleren zum ersten gebawet worden/ hatten jhre Mitwohner im Schiffwesen sonderlich wol vnterwiesen: dannher haben stracks die von Corcyra/ vnd die Syracusaner auff der See sich mit grosser Gewaldt erzeiget. Meleander hatte auff dieselbige Art ein sehr schönes Schiff: nach welchem Radiro- banes das seinige durch Künstier verbessern/ vnnd fast gantz von newem machen ließ. So pfleget nicht allein Radirobanes/ sondern auch Meleander selbst das Werck mehrmals anzuschawen. Darumb rich- tete er die Ordnung seiner Hinterlist auff solche Weise. Er heiligte das verfertigte Schiff der Ar- genis/ setzte jhr Bildtnüß auff das Födertheil/ vnnd in dem vmbgange deß Hintertheiles ebener massen vnterschiedlich/ mit sonderbahrer Zierligkeit. Es traff sich gleich jhm zum besten/ daß der Argenis Geburtstag war/ welchen er auch/ wie er sagte/ deß ernewerten Schiffes Geburtstag seyn wolte. Da- rumb bate er auff denselbigen Tag Meleandern sampt seiner Tochter zum Vfer; weil er daselbst ein Zeit auffgeschlagen/ sie darinnen bey der Mit- tagsmalzeit zubchalten; vnd wann darmit ein gutes Theil deß Tages verbracht were/ alsdann solte man diese der Argenis geheiligte Gallere mit Trom- petten vnnd Musick in das Meer führen/ vnnd bey Abendts künstliche Fewer werffen/ so vnter dem
Das Dritte Buch man gemeiniglich mit Haͤuſern vnd Staͤdten thut/ſie wolten es nach ſeinem Schaden koͤſtlicher als zuvor außziehren. Dann die Corinthier/ von wel- chen die Galleren zum erſten gebawet worden/ hattẽ jhre Mitwohner im Schiffweſen ſonderlich wol vnterwieſen: dannher haben ſtracks die von Corcyra/ vnd die Syracuſaner auff der See ſich mit groſſer Gewaldt erzeiget. Meleander hatte auff dieſelbige Art ein ſehr ſchoͤnes Schiff: nach welchem Radiro- banes das ſeinige durch Kuͤnſtier verbeſſern/ vnnd faſt gantz von newem machen ließ. So pfleget nicht allein Radirobanes/ ſondern auch Meleander ſelbſt das Werck mehrmals anzuſchawen. Darumb rich- tete er die Ordnung ſeiner Hinterliſt auff ſolche Weiſe. Er heiligte das verfertigte Schiff der Ar- genis/ ſetzte jhr Bildtnuͤß auff das Foͤdertheil/ vnnd in dem vmbgange deß Hintertheiles ebener maſſen vnterſchiedlich/ mit ſonderbahrer Zierligkeit. Es traff ſich gleich jhm zum beſten/ daß der Argenis Geburtstag war/ welchen er auch/ wie er ſagte/ deß ernewerten Schiffes Geburtstag ſeyn wolte. Da- rumb bate er auff denſelbigen Tag Meleandern ſampt ſeiner Tochter zum Vfer; weil er daſelbſt ein Zeit auffgeſchlagen/ ſie darinnen bey der Mit- tagsmalzeit zubchalten; vnd wann darmit ein gutes Theil deß Tages verbracht were/ alsdann ſolte man dieſe der Argenis geheiligte Gallere mit Trom- petten vnnd Muſick in das Meer fuͤhren/ vnnd bey Abendts kuͤnſtliche Fewer werffen/ ſo vnter dem
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Das Dritte Buch
man gemeiniglich mit Haͤuſern vnd Staͤdten thut/
ſie wolten es nach ſeinem Schaden koͤſtlicher als
zuvor außziehren. Dann die Corinthier/ von wel-
chen die Galleren zum erſten gebawet worden/ hattẽ
jhre Mitwohner im Schiffweſen ſonderlich wol
vnterwieſen: dannher haben ſtracks die von Corcyra/
vnd die Syracuſaner auff der See ſich mit groſſer
Gewaldt erzeiget. Meleander hatte auff dieſelbige
Art ein ſehr ſchoͤnes Schiff: nach welchem Radiro-
banes das ſeinige durch Kuͤnſtier verbeſſern/ vnnd
faſt gantz von newem machen ließ. So pfleget nicht
allein Radirobanes/ ſondern auch Meleander ſelbſt
das Werck mehrmals anzuſchawen. Darumb rich-
tete er die Ordnung ſeiner Hinterliſt auff ſolche
Weiſe. Er heiligte das verfertigte Schiff der Ar-
genis/ ſetzte jhr Bildtnuͤß auff das Foͤdertheil/ vnnd
in dem vmbgange deß Hintertheiles ebener maſſen
vnterſchiedlich/ mit ſonderbahrer Zierligkeit. Es
traff ſich gleich jhm zum beſten/ daß der Argenis
Geburtstag war/ welchen er auch/ wie er ſagte/ deß
ernewerten Schiffes Geburtstag ſeyn wolte. Da-
rumb bate er auff denſelbigen Tag Meleandern
ſampt ſeiner Tochter zum Vfer; weil er daſelbſt
ein Zeit auffgeſchlagen/ ſie darinnen bey der Mit-
tagsmalzeit zubchalten; vnd wann darmit ein gutes
Theil deß Tages verbracht were/ alsdann ſolte
man dieſe der Argenis geheiligte Gallere mit Trom-
petten vnnd Muſick in das Meer fuͤhren/ vnnd
bey Abendts kuͤnſtliche Fewer werffen/ ſo vnter
dem
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/615>, abgerufen am 24.07.2024. |