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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/

In wehrender Zeit kam Poliarchus/ seiner Zu-
sage nach/ als ein Ritter nach hofe. Mit jhm war
niemandt als der so sich zuvor für seinen Vetter
außgegeben. Damals nannte er jhn nach verkehr-
tem Zustande vnd Namen Gelanor/ vnd hielte jhn
als seinen freygelassenen Diener. Erstlich ist er zum
Eurimedes kommen/ vnd mit jhm/ von wegen sei-
ner stattlichen Natur/ vnd sonderlichen heimlichen
Zuneigung welche fürneme Männer gegen einan-
der haben/ stracks in Freundtschafft gerahten. Kurtz
hernach als er durch jhn für den König kommen/
hat er vermeldet/ er were auß entlegenen Landen an-
gelanget/ vnd wolte es jhm für Glückseligkeit hal-
ten/ wann er in eines solchen Fürstens Hofe in Tu-
gend möchte vnterwiesen werden. Der König/ wel-
cher Theocrinen nicht offt gesehen hatte/ kante jhn/
wegen veränderter Rede vnd Kleidung dermassen
nicht/ daß er also mit jhm Gespräche hielte/ als ob
er jhm gantz frembde/ vnd erst jetzt in Sicilien kom-
men were. Doch verwunderte er sich vber seinem
Antlitz; vnd weil alles in jhm ein sonderliches Auß-
sehen hatte/ vermochte er destoleichtlicher den Weg
zukünfftiger Hoheit zutreffen.

Es war der Tag/ an dem zu Anfange deß
Marcktes Argenis zum Tempel gehen muste/ als
wir beyde wusten/ daß Poliarchus bey Hofe were.
Derhalben waren wir in grossen Engsten: Sie
zwar auß Empfindung vnmässiger Frewden; ich
aber auß Schrecken vnd Zweiffel/ daß sie nicht et-

was
Joh. Barclayens Argenis/

In wehrender Zeit kam Poliarchus/ ſeiner Zu-
ſage nach/ als ein Ritter nach hofe. Mit jhm war
niemandt als der ſo ſich zuvor fuͤr ſeinen Vetter
außgegeben. Damals nannte er jhn nach verkehr-
tem Zuſtande vnd Namen Gelanor/ vnd hielte jhn
als ſeinen freygelaſſenen Diener. Erſtlich iſt er zum
Eurimedes kommen/ vnd mit jhm/ von wegen ſei-
ner ſtattlichen Natur/ vnd ſonderlichen heimlichen
Zuneigung welche fuͤrneme Maͤnner gegen einan-
der haben/ ſtracks in Freundtſchafft gerahten. Kurtz
hernach als er durch jhn fuͤr den Koͤnig kommen/
hat er vermeldet/ er were auß entlegenen Landen an-
gelanget/ vnd wolte es jhm fuͤr Gluͤckſeligkeit hal-
ten/ wann er in eines ſolchen Fuͤrſtens Hofe in Tu-
gend moͤchte vnterwieſen werden. Der Koͤnig/ wel-
cher Theocrinen nicht offt geſehen hatte/ kante jhn/
wegen veraͤnderter Rede vnd Kleidung dermaſſen
nicht/ daß er alſo mit jhm Geſpraͤche hielte/ als ob
er jhm gantz frembde/ vnd erſt jetzt in Sicilien kom-
men were. Doch verwunderte er ſich vber ſeinem
Antlitz; vnd weil alles in jhm ein ſonderliches Auß-
ſehen hatte/ vermochte er deſtoleichtlicher den Weg
zukuͤnfftiger Hoheit zutreffen.

Es war der Tag/ an dem zu Anfange deß
Marcktes Argenis zum Tempel gehen muſte/ als
wir beyde wuſten/ daß Poliarchus bey Hofe were.
Derhalben waren wir in groſſen Engſten: Sie
zwar auß Empfindung vnmaͤſſiger Frewden; ich
aber auß Schrecken vnd Zweiffel/ daß ſie nicht et-

was
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[552/0596] Joh. Barclayens Argenis/ In wehrender Zeit kam Poliarchus/ ſeiner Zu- ſage nach/ als ein Ritter nach hofe. Mit jhm war niemandt als der ſo ſich zuvor fuͤr ſeinen Vetter außgegeben. Damals nannte er jhn nach verkehr- tem Zuſtande vnd Namen Gelanor/ vnd hielte jhn als ſeinen freygelaſſenen Diener. Erſtlich iſt er zum Eurimedes kommen/ vnd mit jhm/ von wegen ſei- ner ſtattlichen Natur/ vnd ſonderlichen heimlichen Zuneigung welche fuͤrneme Maͤnner gegen einan- der haben/ ſtracks in Freundtſchafft gerahten. Kurtz hernach als er durch jhn fuͤr den Koͤnig kommen/ hat er vermeldet/ er were auß entlegenen Landen an- gelanget/ vnd wolte es jhm fuͤr Gluͤckſeligkeit hal- ten/ wann er in eines ſolchen Fuͤrſtens Hofe in Tu- gend moͤchte vnterwieſen werden. Der Koͤnig/ wel- cher Theocrinen nicht offt geſehen hatte/ kante jhn/ wegen veraͤnderter Rede vnd Kleidung dermaſſen nicht/ daß er alſo mit jhm Geſpraͤche hielte/ als ob er jhm gantz frembde/ vnd erſt jetzt in Sicilien kom- men were. Doch verwunderte er ſich vber ſeinem Antlitz; vnd weil alles in jhm ein ſonderliches Auß- ſehen hatte/ vermochte er deſtoleichtlicher den Weg zukuͤnfftiger Hoheit zutreffen. Es war der Tag/ an dem zu Anfange deß Marcktes Argenis zum Tempel gehen muſte/ als wir beyde wuſten/ daß Poliarchus bey Hofe were. Derhalben waren wir in groſſen Engſten: Sie zwar auß Empfindung vnmaͤſſiger Frewden; ich aber auß Schrecken vnd Zweiffel/ daß ſie nicht et- was

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/596>, abgerufen am 22.11.2024.