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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
als jhr vber dem Elende dieser Jungfrawen. Vnd/
Wie were es/ sagte er/ wann ich die Betrübte besuch-
te. Thut es nicht/ Herr/ gab ich zur Antwort: ewere
Gütigkeit möchte jhr nicht wol außschlagen. Dann
wer ist vnter den Herren oder Frawen/ so mit der
Außländerin hernach nicht begeren würde zureden?
vnd sie möchte durch solches Geschrey nicht verbor-
gen bleiben; welches sie einig bey vns suchet. Wann
jhr verlaubet/ daß man sie zu der Argenis in das
Schloß nemme/ so könnet jhr sie viel bequemer zu Ge-
sichte bekommen. Ich wil/ sagt er/ Selenisse; schawt
nur zu daß jhr wol sey. Wann die Götter mir auß
meinen eigenen Vngelegenheiten heiffen werden/ so
sage ich zu/ daß ich es an jhrem Vetter vngerochen
nicht wil lassen hingehen. Nunmehr gefallet jhr mir/
schrie Radirobanes; nunmehr seydt jhr werth/ Me-
leander/ daß Argenis von euch ist erzeuget worden.
Auff die Wort ward die Alte lustiger/ vnd/ schawet
zu/ sagte sie/ daß jhr solchen Willen gegen der Theo-
crine allzeit behaltet: dann sie bedarff ewerer Gunst
noch heute. Aber es ist leichter ausser der Gefahr
barmhertzig zuseyn/ als wann man die betrachtung
deß Erbarmens gegenwärtige Hülffe leisten muß.
Aber lasset mich das vbrige erzehlen.

Als ich sie zu der Argenis nemmen durffte/ kam
ich gantz frölich wider zu meiner Schwester/ sagte
jhr von deß Meleanders Gütigkeit/ vnd wie ich al-
les erhalten hette was wir begehrten. Nunmehr/ sag-

te ich/

Joh. Barclayens Argenis/
als jhr vber dem Elende dieſer Jungfrawen. Vnd/
Wie were es/ ſagte er/ wann ich die Betruͤbte beſuch-
te. Thut es nicht/ Herꝛ/ gab ich zur Antwort: ewere
Guͤtigkeit moͤchte jhꝛ nicht wol außſchlagen. Dann
wer iſt vnter den Herꝛen oder Frawen/ ſo mit der
Außlaͤnderin hernach nicht begeren wuͤrde zureden?
vnd ſie moͤchte durch ſolches Geſchrey nicht verbor-
gen bleiben; welches ſie einig bey vns ſuchet. Wann
jhr verlaubet/ daß man ſie zu der Argenis in das
Schloß nem̃e/ ſo koͤnnet jhr ſie viel bequemer zu Ge-
ſichte bekommen. Ich wil/ ſagt er/ Seleniſſe; ſchawt
nur zu daß jhr wol ſey. Wann die Goͤtter mir auß
meinen eigenen Vngelegenheiten heiffen werden/ ſo
ſage ich zu/ daß ich es an jhrem Vetter vngerochen
nicht wil laſſen hingehen. Nunmehꝛ gefallet jhr mir/
ſchrie Radirobanes; nunmehr ſeydt jhr werth/ Me-
leander/ daß Argenis von euch iſt erzeuget worden.
Auff die Wort ward die Alte luſtiger/ vnd/ ſchawet
zu/ ſagte ſie/ daß jhr ſolchen Willen gegen der Theo-
crine allzeit behaltet: dann ſie bedarff ewerer Gunſt
noch heute. Aber es iſt leichter auſſer der Gefahr
barmhertzig zuſeyn/ als wann man die betrachtung
deß Erbarmens gegenwaͤrtige Huͤlffe leiſten muß.
Aber laſſet mich das vbrige erzehlen.

Als ich ſie zu der Argenis nemmen durffte/ kam
ich gantz froͤlich wider zu meiner Schweſter/ ſagte
jhr von deß Meleanders Guͤtigkeit/ vnd wie ich al-
les erhalten hette was wir begehrten. Nunmehr/ ſag-

te ich/
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[482/0526] Joh. Barclayens Argenis/ als jhr vber dem Elende dieſer Jungfrawen. Vnd/ Wie were es/ ſagte er/ wann ich die Betruͤbte beſuch- te. Thut es nicht/ Herꝛ/ gab ich zur Antwort: ewere Guͤtigkeit moͤchte jhꝛ nicht wol außſchlagen. Dann wer iſt vnter den Herꝛen oder Frawen/ ſo mit der Außlaͤnderin hernach nicht begeren wuͤrde zureden? vnd ſie moͤchte durch ſolches Geſchrey nicht verbor- gen bleiben; welches ſie einig bey vns ſuchet. Wann jhr verlaubet/ daß man ſie zu der Argenis in das Schloß nem̃e/ ſo koͤnnet jhr ſie viel bequemer zu Ge- ſichte bekommen. Ich wil/ ſagt er/ Seleniſſe; ſchawt nur zu daß jhr wol ſey. Wann die Goͤtter mir auß meinen eigenen Vngelegenheiten heiffen werden/ ſo ſage ich zu/ daß ich es an jhrem Vetter vngerochen nicht wil laſſen hingehen. Nunmehꝛ gefallet jhr mir/ ſchrie Radirobanes; nunmehr ſeydt jhr werth/ Me- leander/ daß Argenis von euch iſt erzeuget worden. Auff die Wort ward die Alte luſtiger/ vnd/ ſchawet zu/ ſagte ſie/ daß jhr ſolchen Willen gegen der Theo- crine allzeit behaltet: dann ſie bedarff ewerer Gunſt noch heute. Aber es iſt leichter auſſer der Gefahr barmhertzig zuſeyn/ als wann man die betrachtung deß Erbarmens gegenwaͤrtige Huͤlffe leiſten muß. Aber laſſet mich das vbrige erzehlen. Als ich ſie zu der Argenis nemmen durffte/ kam ich gantz froͤlich wider zu meiner Schweſter/ ſagte jhr von deß Meleanders Guͤtigkeit/ vnd wie ich al- les erhalten hette was wir begehrten. Nunmehr/ ſag- te ich/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/526>, abgerufen am 28.04.2024.