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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
fahr noch Wunden/ sondern allein durch den Todt
zurück gehalten werden. Bald geriethen sie an die so
sich beschützten/ bald entsetzte einer der andern an der
Schantze/ vnd verdeckten sich vnter den Schilden/
mit schröcklichem Spectakel.

Auff der einen seiten hielte Archombrotus den Ly-
cogenes auff/ der schon in das Läger gedrungen war;
auff der andern trieb Radirobanes den Menocritus
zurück. Die Nacht war beyden Theilen verhinder-
lich/ vnd wußte fast niemand was er fürnämlich be-
streiten oder beschützen solte/ biß Lycogenes auff das
nechste Zelt ein Fackel warff/ vnd die seinigen ver-
mahnete das Läger allenthalben anzustecken. Der
Feind müste mit seinen Sachen verbrennen/ sagt er/
vnd jhnen zu jhrem Siege leuchten. Der Könige
Volck aber riß die Zelten nahe vmbher ein/ damit
das Fewer nicht weiter käme. Es halff jhrer Fürsor-
ge auch ein Platzregen/ der sehr starck fiel/ vnd dem
Vbel stewerte. Die Erde/ so von der Nässe glat war/
machte daß die Soldaten glitten/ vnd keinen gewis-
sen Streich thun kundten. Als die Nacht mit solchen
würgen vollbracht worden/ daß alles voll Cörper/
voll Bluts vnd metzgens lag/ fiengen sie beyderseits/
durch solche Besichtigung/ an zu wüten vnd zu ra-
sen. Sie fielen mit gantzer Macht an einander/ wie
sich der Kampff erst anfienge; vnd es hatte das anse-
hen/ ob vielmehr einer gegen dem andern einen vn-
versöhnlichen privat Haß trüge/ als daß es eines all-
gemeinen Heeres Sach were.

Melean-
B b v

Das Dritte Buch.
fahr noch Wunden/ ſondern allein durch den Todt
zuruͤck gehalten werden. Bald geriethen ſie an die ſo
ſich beſchuͤtzten/ bald entſetzte einer der andern an der
Schantze/ vnd verdeckten ſich vnter den Schilden/
mit ſchroͤcklichem Spectakel.

Auff der einen ſeiten hielte Archombrotus den Ly-
cogenes auff/ der ſchon in das Laͤger gedrungẽ war;
auff der andern trieb Radirobanes den Menocritus
zuruͤck. Die Nacht war beyden Theilen verhinder-
lich/ vnd wußte faſt niemand was er fuͤrnaͤmlich be-
ſtreiten oder beſchuͤtzen ſolte/ biß Lycogenes auff das
nechſte Zelt ein Fackel warff/ vnd die ſeinigen ver-
mahnete das Laͤger allenthalben anzuſtecken. Der
Feind muͤſte mit ſeinen Sachen verbrennen/ ſagt er/
vnd jhnen zu jhrem Siege leuchten. Der Koͤnige
Volck aber riß die Zelten nahe vmbher ein/ damit
das Fewer nicht weiter kaͤme. Es halff jhrer Fuͤrſor-
ge auch ein Platzregen/ der ſehr ſtarck fiel/ vnd dem
Vbel ſtewerte. Die Erde/ ſo von der Naͤſſe glat war/
machte daß die Soldaten glitten/ vnd keinen gewiſ-
ſen Streich thun kundten. Als die Nacht mit ſolchẽ
wuͤrgen vollbracht worden/ daß alles voll Coͤrper/
voll Bluts vnd metzgens lag/ fiengen ſie beyderſeits/
durch ſolche Beſichtigung/ an zu wuͤten vnd zu ra-
ſen. Sie fielen mit gantzer Macht an einander/ wie
ſich der Kampff erſt anfienge; vnd es hatte das anſe-
hen/ ob vielmehr einer gegen dem andern einen vn-
verſoͤhnlichen privat Haß truͤge/ als daß es eines all-
gemeinen Heeres Sach were.

Melean-
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[393/0437] Das Dritte Buch. fahr noch Wunden/ ſondern allein durch den Todt zuruͤck gehalten werden. Bald geriethen ſie an die ſo ſich beſchuͤtzten/ bald entſetzte einer der andern an der Schantze/ vnd verdeckten ſich vnter den Schilden/ mit ſchroͤcklichem Spectakel. Auff der einen ſeiten hielte Archombrotus den Ly- cogenes auff/ der ſchon in das Laͤger gedrungẽ war; auff der andern trieb Radirobanes den Menocritus zuruͤck. Die Nacht war beyden Theilen verhinder- lich/ vnd wußte faſt niemand was er fuͤrnaͤmlich be- ſtreiten oder beſchuͤtzen ſolte/ biß Lycogenes auff das nechſte Zelt ein Fackel warff/ vnd die ſeinigen ver- mahnete das Laͤger allenthalben anzuſtecken. Der Feind muͤſte mit ſeinen Sachen verbrennen/ ſagt er/ vnd jhnen zu jhrem Siege leuchten. Der Koͤnige Volck aber riß die Zelten nahe vmbher ein/ damit das Fewer nicht weiter kaͤme. Es halff jhrer Fuͤrſor- ge auch ein Platzregen/ der ſehr ſtarck fiel/ vnd dem Vbel ſtewerte. Die Erde/ ſo von der Naͤſſe glat war/ machte daß die Soldaten glitten/ vnd keinen gewiſ- ſen Streich thun kundten. Als die Nacht mit ſolchẽ wuͤrgen vollbracht worden/ daß alles voll Coͤrper/ voll Bluts vnd metzgens lag/ fiengen ſie beyderſeits/ durch ſolche Beſichtigung/ an zu wuͤten vnd zu ra- ſen. Sie fielen mit gantzer Macht an einander/ wie ſich der Kampff erſt anfienge; vnd es hatte das anſe- hen/ ob vielmehr einer gegen dem andern einen vn- verſoͤhnlichen privat Haß truͤge/ als daß es eines all- gemeinen Heeres Sach were. Melean- B b v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/437>, abgerufen am 22.11.2024.