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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
sind in Kummer der Argenis wegen; wir hoffen alle
drey ein Glückseligkeit/ welche doch nur einem wer-
den kan: ich/ Poliarchus/ vnd Radirobanes/ daß ich
von denen nicht weiß/ die eben in solcher Thorheit/
wie ich/ stecken/ vnd mir noch vnbewußt sindt. Ich
Vnglückseliger! Siehestu nicht/ daß jhrer täglich
mehr in solche Begier gerahten werden? Es sey dann
daß sie nicht werth ist/ daß man sie liebe/ oder daß du
alleine Augen hast. Aber du köndest Zeit haben die
andern abzustossen. Schawe nur zu/ daß dieses Vn-
gewitter vom Radirobanes/ deine Hoffnung nicht
vber einen Hauffen werffe. So lang Lycogenes le-
bet/ wirdt dich dein Haß wider jhn nicht helffen. Ge-
wiß er wirdt die Belohnung für dem Sieg nicht er-
langen. Was für grosse Vngewißheit aber stecket
hinder den Waffen? wie habe sich das Glück offt-
mals in einem Augenblick da vnd dorthin gekehret?
Wie wann der Schnarcher in der Schlacht bliebe?
wie wann jhn Meleander für vngestümm hielte/ weil
er jhm einbildete/ als er jhm gantz vnd gar verpflich-
tet were? Ich muß zuschawen/ daß diese Kriege wi-
der den Lycogenes mir beydem Meleander eine Ehr/
vnd eine versuchung der Kräfften/ künfftig wider
den Radirobanes seyn. In dessen wirst du nur die
Hitze deines Gemüthes nothwendig anhalten/ vnd
friedlich mit demselben leben/ den du hernach zu ver-
hindern gesonnen bist. In dieser Meinung gab er
sich etwas zufrieden/ gieng zu der Scharwache/ vnd
vermahnete/ sie solten vber solchen Frewden jhres

Amptes
Z v

Das Ander Buch.
ſind in Kummer der Argenis wegen; wir hoffen alle
drey ein Gluͤckſeligkeit/ welche doch nur einem wer-
den kan: ich/ Poliarchus/ vnd Radirobanes/ daß ich
von denen nicht weiß/ die eben in ſolcher Thorheit/
wie ich/ ſtecken/ vnd mir noch vnbewußt ſindt. Ich
Vngluͤckſeliger! Sieheſtu nicht/ daß jhrer taͤglich
mehr in ſolche Begier gerahten werden? Es ſey dann
daß ſie nicht werth iſt/ daß man ſie liebe/ oder daß du
alleine Augen haſt. Aber du koͤndeſt Zeit haben die
andern abzuſtoſſen. Schawe nur zu/ daß dieſes Vn-
gewitter vom Radirobanes/ deine Hoffnung nicht
vber einen Hauffen werffe. So lang Lycogenes le-
bet/ wirdt dich dein Haß wider jhn nicht helffen. Ge-
wiß er wirdt die Belohnung fuͤr dem Sieg nicht er-
langen. Was fuͤr groſſe Vngewißheit aber ſtecket
hinder den Waffen? wie habe ſich das Gluͤck offt-
mals in einem Augenblick da vnd dorthin gekehret?
Wie wann der Schnarcher in der Schlacht bliebe?
wie wann jhn Meleander fuͤr vngeſtuͤmm hielte/ weil
er jhm einbildete/ als er jhm gantz vnd gar verpflich-
tet were? Ich muß zuſchawen/ daß dieſe Kriege wi-
der den Lycogenes mir beydem Meleander eine Ehr/
vnd eine verſuchung der Kraͤfften/ kuͤnfftig wider
den Radirobanes ſeyn. In deſſen wirſt du nur die
Hitze deines Gemuͤthes nothwendig anhalten/ vnd
friedlich mit demſelben leben/ den du hernach zu ver-
hindern geſonnen biſt. In dieſer Meinung gab er
ſich etwas zufrieden/ gieng zu der Scharwache/ vnd
vermahnete/ ſie ſolten vber ſolchen Frewden jhres

Amptes
Z v
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[361/0405] Das Ander Buch. ſind in Kummer der Argenis wegen; wir hoffen alle drey ein Gluͤckſeligkeit/ welche doch nur einem wer- den kan: ich/ Poliarchus/ vnd Radirobanes/ daß ich von denen nicht weiß/ die eben in ſolcher Thorheit/ wie ich/ ſtecken/ vnd mir noch vnbewußt ſindt. Ich Vngluͤckſeliger! Sieheſtu nicht/ daß jhrer taͤglich mehr in ſolche Begier gerahten werden? Es ſey dann daß ſie nicht werth iſt/ daß man ſie liebe/ oder daß du alleine Augen haſt. Aber du koͤndeſt Zeit haben die andern abzuſtoſſen. Schawe nur zu/ daß dieſes Vn- gewitter vom Radirobanes/ deine Hoffnung nicht vber einen Hauffen werffe. So lang Lycogenes le- bet/ wirdt dich dein Haß wider jhn nicht helffen. Ge- wiß er wirdt die Belohnung fuͤr dem Sieg nicht er- langen. Was fuͤr groſſe Vngewißheit aber ſtecket hinder den Waffen? wie habe ſich das Gluͤck offt- mals in einem Augenblick da vnd dorthin gekehret? Wie wann der Schnarcher in der Schlacht bliebe? wie wann jhn Meleander fuͤr vngeſtuͤmm hielte/ weil er jhm einbildete/ als er jhm gantz vnd gar verpflich- tet were? Ich muß zuſchawen/ daß dieſe Kriege wi- der den Lycogenes mir beydem Meleander eine Ehr/ vnd eine verſuchung der Kraͤfften/ kuͤnfftig wider den Radirobanes ſeyn. In deſſen wirſt du nur die Hitze deines Gemuͤthes nothwendig anhalten/ vnd friedlich mit demſelben leben/ den du hernach zu ver- hindern geſonnen biſt. In dieſer Meinung gab er ſich etwas zufrieden/ gieng zu der Scharwache/ vnd vermahnete/ ſie ſolten vber ſolchen Frewden jhres Amptes Z v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/405>, abgerufen am 07.05.2024.