Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. Glücke gezweiffelt hette/ ob so ein schändtlicherBrieff dem Poliarchus solte vbergeben werden. Poliarchus/ der von diesem Handel gantz nichts Tag R v
Das Ander Buch. Gluͤcke gezweiffelt hette/ ob ſo ein ſchaͤndtlicherBrieff dem Poliarchus ſolte vbergeben werden. Poliarchus/ der von dieſem Handel gantz nichts Tag R v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0309" n="265"/><fw place="top" type="header">Das Ander Buch.</fw><lb/> Gluͤcke gezweiffelt hette/ ob ſo ein ſchaͤndtlicher<lb/> Brieff dem Poliarchus ſolte vbergeben werden.</p><lb/> <p>Poliarchus/ der von dieſem Handel gantz nichts<lb/> wuſte/ lehnete ſich an den Maſt. Hernach veraͤn-<lb/> derte er Geſichte vnd Gemuͤte/ vnd laſe ein jedes<lb/> Wort mit Schrecken. Meleander wardt einer<lb/> Gifftbeybringung beſchuͤldiget; Lycogenes war der<lb/> Anklaͤger. Er vernam daß Meleander jhn wolte<lb/> hinrichten; hergegen Lycogenes ſeine Freundt-<lb/> ſchafft antruͤge. Was were aber diß fuͤr ein Arm-<lb/> bandt? oder wohin were Timonides zu jhm geſchickt<lb/> worden? Er meinete nicht daß er den Brieff leſe/ oder<lb/> recht wachete. Hernach als er zu ſich ſelbeꝛ kommen/<lb/> vnd den Brieff noch ein mahl vberſahe; Gelanor/<lb/> ſagte er/ das Ding hat was groſſes auff ſich. Ich<lb/> habe mich fuͤrm Lycogenes niemals mehr gefuͤrchtet<lb/> als jetzundt/ da er ſich vmb meine Wohlfart bekuͤm-<lb/> mert. Wann der noch lebete ſo den Brieff bey ſich<lb/> hatte/ vielleicht koͤnte man etliche Anzeigungen auß<lb/> jhm bringen/ darauß wir etwas gewiſſes erzwingen<lb/> moͤchten. Nun aber zweiffele ich/ was ich gedencken/<lb/> oder wie ich hinder die Warheit kommen ſol. Her-<lb/> nach erwuge er bey ſich ſelber/ ob es auch moͤglich<lb/> were/ daß jhn Meleander ohn alle ſeine Schuldt<lb/> vnter dem ſcheine der Freundtſchafft hette verletzen<lb/> woͤllen? Es war der Argliſtigkeit deß Lycogenes ge-<lb/> maͤſer/ daß er vom Koͤnige gelogen/ als daß der Koͤ-<lb/> nig ſo einen vnauffrichtigen Betrug erdacht hette.<lb/> Mit dieſen vnd dergleichen Gedancken gieng der<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R v</fw><fw place="bottom" type="catch">Tag</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0309]
Das Ander Buch.
Gluͤcke gezweiffelt hette/ ob ſo ein ſchaͤndtlicher
Brieff dem Poliarchus ſolte vbergeben werden.
Poliarchus/ der von dieſem Handel gantz nichts
wuſte/ lehnete ſich an den Maſt. Hernach veraͤn-
derte er Geſichte vnd Gemuͤte/ vnd laſe ein jedes
Wort mit Schrecken. Meleander wardt einer
Gifftbeybringung beſchuͤldiget; Lycogenes war der
Anklaͤger. Er vernam daß Meleander jhn wolte
hinrichten; hergegen Lycogenes ſeine Freundt-
ſchafft antruͤge. Was were aber diß fuͤr ein Arm-
bandt? oder wohin were Timonides zu jhm geſchickt
worden? Er meinete nicht daß er den Brieff leſe/ oder
recht wachete. Hernach als er zu ſich ſelbeꝛ kommen/
vnd den Brieff noch ein mahl vberſahe; Gelanor/
ſagte er/ das Ding hat was groſſes auff ſich. Ich
habe mich fuͤrm Lycogenes niemals mehr gefuͤrchtet
als jetzundt/ da er ſich vmb meine Wohlfart bekuͤm-
mert. Wann der noch lebete ſo den Brieff bey ſich
hatte/ vielleicht koͤnte man etliche Anzeigungen auß
jhm bringen/ darauß wir etwas gewiſſes erzwingen
moͤchten. Nun aber zweiffele ich/ was ich gedencken/
oder wie ich hinder die Warheit kommen ſol. Her-
nach erwuge er bey ſich ſelber/ ob es auch moͤglich
were/ daß jhn Meleander ohn alle ſeine Schuldt
vnter dem ſcheine der Freundtſchafft hette verletzen
woͤllen? Es war der Argliſtigkeit deß Lycogenes ge-
maͤſer/ daß er vom Koͤnige gelogen/ als daß der Koͤ-
nig ſo einen vnauffrichtigen Betrug erdacht hette.
Mit dieſen vnd dergleichen Gedancken gieng der
Tag
R v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/309 |
Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/309>, abgerufen am 16.07.2024. |