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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Erste Buch.
stes Priesterthumb auch nur einem einigen Stam-
me geben solte/ wie lange meynet jhr wol daß der-
selbe Bedencken würde/ es gebüre solche Ehre den
Göttern/ vnd er herrsche jhnen/ nicht jhme selber?
Glaubet jhr/ daß Könige vnd Völcker eines solchen
Geschlechtes Hoffart in die Länge vertragen kön-
ten? Sie vnterwerffen sich jetzund ohne Neidt vnd
Verdacht deß Nutzens keinem Stamme/ ja auch
fast keinem Menschen/ sondern allein der Hey-
ligkeit deß Ordens. In Weltlichen Regimen-
tern aber/ welche in Reichthumb vnd Kräfften be-
stehen/ welche dem Volcke Schutz halten/ vnd die
Widerspänstigkeit ruchloser Leute mit gewaffne-
ten Gesetzen brechen sollen/ sind viel Sachen derer
wegen die erbliche Nachfolgung nütze vnd erspröß-
lich ist: vnter denen vielleichte zu förderst angezo-
gen kan werden den Ehrgeitz der grossen Häupter
zu zähmen/ damit sie nicht auß Hoffnung die Kron
zu erlangen den König zu beleydigen sich vnterste-
hen dörffen.

Bildet euch eyn/ daß die edlen vnd rühigen Völ-
cker welche vnter einem Erbkönigreiche begrieffen
sind/ diese Art zu erwehlen welche jhr lobet für
die Hand nehmen solten/ was meynet jhr wol daß
die Obristen Häupter darunter anfangen wür-
den/ welche auch jetzund jhre Könige kaum leyden
können? Sie machten jhnen Hoffnung daß sie
gleichfalls die Krone noch erlangen könten/ dürff-
ten den König verächtlich halten/ weil er eben

auß
K ij

Das Erſte Buch.
ſtes Prieſterthumb auch nur einem einigen Stam-
me geben ſolte/ wie lange meynet jhr wol daß der-
ſelbe Bedencken wuͤrde/ es gebuͤre ſolche Ehre den
Goͤttern/ vnd er herꝛſche jhnen/ nicht jhme ſelber?
Glaubet jhr/ daß Koͤnige vnd Voͤlcker eines ſolchen
Geſchlechtes Hoffart in die Laͤnge vertragen koͤn-
ten? Sie vnterwerffen ſich jetzund ohne Neidt vnd
Verdacht deß Nutzens keinem Stamme/ ja auch
faſt keinem Menſchen/ ſondern allein der Hey-
ligkeit deß Ordens. In Weltlichen Regimen-
tern aber/ welche in Reichthumb vnd Kraͤfften be-
ſtehen/ welche dem Volcke Schutz halten/ vnd die
Widerſpaͤnſtigkeit ruchloſer Leute mit gewaffne-
ten Geſetzen brechen ſollen/ ſind viel Sachen derer
wegen die erbliche Nachfolgung nuͤtze vnd erſproͤß-
lich iſt: vnter denen vielleichte zu foͤrderſt angezo-
gen kan werden den Ehrgeitz der groſſen Haͤupter
zu zaͤhmen/ damit ſie nicht auß Hoffnung die Kron
zu erlangen den Koͤnig zu beleydigen ſich vnterſte-
hen doͤrffen.

Bildet euch eyn/ daß die edlen vnd ruͤhigen Voͤl-
cker welche vnter einem Erbkoͤnigreiche begrieffen
ſind/ dieſe Art zu erwehlen welche jhr lobet fuͤr
die Hand nehmen ſolten/ was meynet jhr wol daß
die Obriſten Haͤupter darunter anfangen wuͤr-
den/ welche auch jetzund jhre Koͤnige kaum leyden
koͤnnen? Sie machten jhnen Hoffnung daß ſie
gleichfalls die Krone noch erlangen koͤnten/ duͤrff-
ten den Koͤnig veraͤchtlich halten/ weil er eben

auß
K ij
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[147/0191] Das Erſte Buch. ſtes Prieſterthumb auch nur einem einigen Stam- me geben ſolte/ wie lange meynet jhr wol daß der- ſelbe Bedencken wuͤrde/ es gebuͤre ſolche Ehre den Goͤttern/ vnd er herꝛſche jhnen/ nicht jhme ſelber? Glaubet jhr/ daß Koͤnige vnd Voͤlcker eines ſolchen Geſchlechtes Hoffart in die Laͤnge vertragen koͤn- ten? Sie vnterwerffen ſich jetzund ohne Neidt vnd Verdacht deß Nutzens keinem Stamme/ ja auch faſt keinem Menſchen/ ſondern allein der Hey- ligkeit deß Ordens. In Weltlichen Regimen- tern aber/ welche in Reichthumb vnd Kraͤfften be- ſtehen/ welche dem Volcke Schutz halten/ vnd die Widerſpaͤnſtigkeit ruchloſer Leute mit gewaffne- ten Geſetzen brechen ſollen/ ſind viel Sachen derer wegen die erbliche Nachfolgung nuͤtze vnd erſproͤß- lich iſt: vnter denen vielleichte zu foͤrderſt angezo- gen kan werden den Ehrgeitz der groſſen Haͤupter zu zaͤhmen/ damit ſie nicht auß Hoffnung die Kron zu erlangen den Koͤnig zu beleydigen ſich vnterſte- hen doͤrffen. Bildet euch eyn/ daß die edlen vnd ruͤhigen Voͤl- cker welche vnter einem Erbkoͤnigreiche begrieffen ſind/ dieſe Art zu erwehlen welche jhr lobet fuͤr die Hand nehmen ſolten/ was meynet jhr wol daß die Obriſten Haͤupter darunter anfangen wuͤr- den/ welche auch jetzund jhre Koͤnige kaum leyden koͤnnen? Sie machten jhnen Hoffnung daß ſie gleichfalls die Krone noch erlangen koͤnten/ duͤrff- ten den Koͤnig veraͤchtlich halten/ weil er eben auß K ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/191>, abgerufen am 23.11.2024.