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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
gab. Dieser Mann/ redte sie weiter/ war in seinen
besten Jahren/ rotbärticht vnd kleine. Er trug aber
allzeit heimlich zweyerley Haar bey sich an dem auch
zweene Bärte hiengen/ der eine zotticht vnd Graw
wie alte Männer haben; der ander Schwartz vnd
nach art umger Leute gemacht. Diese Larven wa-
ren so künstlich/ daß kein Mensch der angenomme-
nen Gestalt innen werden/ noch das falsche Andtlitz
erkennen mögen. Derentwegen ließ er sich baldt alt/
baldt iung/ baldt wie er an sich selber war schawen; so
daß solche Gestalt jhn nicht allein lange Zeit vor
der Straffe/ sondern auch dem Argwohn versicher-
te. Dann in fall er in ansehen eines Jünglinges ge-
raubet/ erschiene er denen die jhn suchten als ein Al-
ter; vnd betrog die Leute wiederumb als ein Jüng-
ling/ wann er vnter den greisen Haaren gesündiget
hatte. Mein Vatter war gleich damals Verwal-
ter selbiger Provintz/ welcher auß Vberdruß der
Schelmstücke deß boßhafftigen Cameleons jhn
endlich gefangen nehmen/ vnd auffhencken ließ/ wie
er verdienet hatte. In verwunderung gleichwol deß
künstlichen Betrugs/ welcher der Natur so nahe
kam/ ließ er die Haare bey sich in Verwahrung be-
halten. Gefellt es euch nun/ so wil ich sie holen/ vnd
wir wöllen sie dem Poliarchus anversuchen.

Sie erwartete nicht biß sie es gut hiessen; sondern
lieff auß der Höle/ vnd brachte geschwind diese zwey
Vorbildungen der Jugendt vnd deß Alters. Als sie
dem Poliarchus eines angemacht/ welcher vnwillig

war

Joh. Barclayens Argenis/
gab. Dieſer Mann/ redte ſie weiter/ war in ſeinen
beſten Jahren/ rotbaͤrticht vnd kleine. Er trug aber
allzeit heimlich zweyerley Haar bey ſich an dem auch
zweene Baͤrte hiengen/ der eine zotticht vnd Graw
wie alte Maͤnner haben; der ander Schwartz vnd
nach art umger Leute gemacht. Dieſe Larven wa-
ren ſo kuͤnſtlich/ daß kein Menſch der angenomme-
nen Geſtalt innen werden/ noch das falſche Andtlitz
erkennen moͤgen. Derentwegen ließ er ſich baldt alt/
baldt iung/ baldt wie er an ſich ſelber war ſchawen; ſo
daß ſolche Geſtalt jhn nicht allein lange Zeit vor
der Straffe/ ſondern auch dem Argwohn verſicher-
te. Dann in fall er in anſehen eines Juͤnglinges ge-
raubet/ erſchiene er denen die jhn ſuchten als ein Al-
ter; vnd betrog die Leute wiederumb als ein Juͤng-
ling/ wann er vnter den greiſen Haaren geſuͤndiget
hatte. Mein Vatter war gleich damals Verwal-
ter ſelbiger Provintz/ welcher auß Vberdruß der
Schelmſtuͤcke deß boßhafftigen Cameleons jhn
endlich gefangen nehmen/ vnd auffhencken ließ/ wie
er verdienet hatte. In verwunderung gleichwol deß
kuͤnſtlichen Betrugs/ welcher der Natur ſo nahe
kam/ ließ er die Haare bey ſich in Verwahrung be-
halten. Gefellt es euch nun/ ſo wil ich ſie holen/ vnd
wir woͤllen ſie dem Poliarchus anverſuchen.

Sie erwartete nicht biß ſie es gut hieſſen; ſondern
lieff auß der Hoͤle/ vnd brachte geſchwind dieſe zwey
Vorbildungen der Jugendt vnd deß Alters. Als ſie
dem Poliarchus eines angemacht/ welcher vnwillig

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[86/0130] Joh. Barclayens Argenis/ gab. Dieſer Mann/ redte ſie weiter/ war in ſeinen beſten Jahren/ rotbaͤrticht vnd kleine. Er trug aber allzeit heimlich zweyerley Haar bey ſich an dem auch zweene Baͤrte hiengen/ der eine zotticht vnd Graw wie alte Maͤnner haben; der ander Schwartz vnd nach art umger Leute gemacht. Dieſe Larven wa- ren ſo kuͤnſtlich/ daß kein Menſch der angenomme- nen Geſtalt innen werden/ noch das falſche Andtlitz erkennen moͤgen. Derentwegen ließ er ſich baldt alt/ baldt iung/ baldt wie er an ſich ſelber war ſchawen; ſo daß ſolche Geſtalt jhn nicht allein lange Zeit vor der Straffe/ ſondern auch dem Argwohn verſicher- te. Dann in fall er in anſehen eines Juͤnglinges ge- raubet/ erſchiene er denen die jhn ſuchten als ein Al- ter; vnd betrog die Leute wiederumb als ein Juͤng- ling/ wann er vnter den greiſen Haaren geſuͤndiget hatte. Mein Vatter war gleich damals Verwal- ter ſelbiger Provintz/ welcher auß Vberdruß der Schelmſtuͤcke deß boßhafftigen Cameleons jhn endlich gefangen nehmen/ vnd auffhencken ließ/ wie er verdienet hatte. In verwunderung gleichwol deß kuͤnſtlichen Betrugs/ welcher der Natur ſo nahe kam/ ließ er die Haare bey ſich in Verwahrung be- halten. Gefellt es euch nun/ ſo wil ich ſie holen/ vnd wir woͤllen ſie dem Poliarchus anverſuchen. Sie erwartete nicht biß ſie es gut hieſſen; ſondern lieff auß der Hoͤle/ vnd brachte geſchwind dieſe zwey Vorbildungen der Jugendt vnd deß Alters. Als ſie dem Poliarchus eines angemacht/ welcher vnwillig war

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/130>, abgerufen am 25.11.2024.