Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
die Stimme stärckte/ fieng er laut an also zu reden:
Liebe Bürger/ sagte er/ vnd jhr meine Freunde/ wel-
che dieser Tag zu heiliger Treffung so vielfältigen
Bündnisses zusammen gebracht hat; Wolan/ wünd-
schet ewern Königen Glück/ vnd verbringet das vb-
rige vom Tage mit Heiligthumb. Morgen begeh-
re ich/ daß jhr euch sämptlich bey dem Eingang deß
Thors befindet. Daselbst werden alles Volck vnd
die Soldaten zusammen kommen/ damit niemand
vnberichtet bleibe von den Rahtschlägen der Göt-
ter/ die mir mehr Gnade gethan haben als vielleicht
keinem auff Erden. Doch halte ich für billich/ daß
jhr auß kurtzem Bericht solcher Frewden voran ge-
niesset. Ich habe erfahren/ daß Archombrotus
mein Sohn vnd von mir gezeuget sey. Denselben
hat meine Gemahlin hinder meinem Wissen gebo-
ren. Meine Tochter aber sol dem Poliarchus ver-
heyrahtet werden. Gehet lustig hin/ vnd wann es
euch gefällig ist/ so feyert den glückseligsten Tag
mit einer frölichen Nachtwache. Ich wil vnterdes-
sen mit meinem Eydam vnd Sohne Raht halten/
wie alles fortzustellen sey.

Nachdem die Herren also abgetretten/ führte er
den Poliarchus weiter im Hofe in ein Zimmer/
vnd wolte denselbigen Abendt in Versamblung sei-
ner liebsten Freunde mit Frewden hinbringen. Es
ist nicht außzusprechen/ was für Lust vnd Genü-
gen ein jeglicher gehabt habe. Die keusche Argenis
war in Besitzung der Frucht jhrer Beständigkeit/

vnd
T t t

Das Fuͤnffte Buch.
die Stimme ſtaͤrckte/ fieng er laut an alſo zu reden:
Liebe Buͤrger/ ſagte er/ vnd jhr meine Freunde/ wel-
che dieſer Tag zu heiliger Treffung ſo vielfaͤltigen
Buͤndniſſes zuſam̃en gebracht hat; Wolan/ wuͤnd-
ſchet ewern Koͤnigen Gluͤck/ vnd verbringet das vb-
rige vom Tage mit Heiligthumb. Morgen begeh-
re ich/ daß jhr euch ſaͤmptlich bey dem Eingang deß
Thors befindet. Daſelbſt werden alles Volck vnd
die Soldaten zuſammen kommen/ damit niemand
vnberichtet bleibe von den Rahtſchlaͤgen der Goͤt-
ter/ die mir mehr Gnade gethan haben als vielleicht
keinem auff Erden. Doch halte ich fuͤr billich/ daß
jhr auß kurtzem Bericht ſolcher Frewden voran ge-
nieſſet. Ich habe erfahren/ daß Archombrotus
mein Sohn vnd von mir gezeuget ſey. Denſelben
hat meine Gemahlin hinder meinem Wiſſen gebo-
ren. Meine Tochter aber ſol dem Poliarchus ver-
heyrahtet werden. Gehet luſtig hin/ vnd wann es
euch gefaͤllig iſt/ ſo feyert den gluͤckſeligſten Tag
mit einer froͤlichen Nachtwache. Ich wil vnterdeſ-
ſen mit meinem Eydam vnd Sohne Raht halten/
wie alles fortzuſtellen ſey.

Nachdem die Herꝛen alſo abgetretten/ fuͤhrte er
den Poliarchus weiter im Hofe in ein Zimmer/
vnd wolte denſelbigen Abendt in Verſamblung ſei-
ner liebſten Freunde mit Frewden hinbringen. Es
iſt nicht außzuſprechen/ was fuͤr Luſt vnd Genuͤ-
gen ein jeglicher gehabt habe. Die keuſche Argenis
war in Beſitzung der Frucht jhrer Beſtaͤndigkeit/

vnd
T t t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1069" n="1025"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
die Stimme &#x017F;ta&#x0364;rckte/ fieng er laut an al&#x017F;o zu reden:<lb/>
Liebe Bu&#x0364;rger/ &#x017F;agte er/ vnd jhr meine Freunde/ wel-<lb/>
che die&#x017F;er Tag zu heiliger Treffung &#x017F;o vielfa&#x0364;ltigen<lb/>
Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;es zu&#x017F;am&#x0303;en gebracht hat; Wolan/ wu&#x0364;nd-<lb/>
&#x017F;chet ewern Ko&#x0364;nigen Glu&#x0364;ck/ vnd verbringet das vb-<lb/>
rige vom Tage mit Heiligthumb. Morgen begeh-<lb/>
re ich/ daß jhr euch &#x017F;a&#x0364;mptlich bey dem Eingang deß<lb/>
Thors befindet. Da&#x017F;elb&#x017F;t werden alles Volck vnd<lb/>
die Soldaten zu&#x017F;ammen kommen/ damit niemand<lb/>
vnberichtet bleibe von den Raht&#x017F;chla&#x0364;gen der Go&#x0364;t-<lb/>
ter/ die mir mehr Gnade gethan haben als vielleicht<lb/>
keinem auff Erden. Doch halte ich fu&#x0364;r billich/ daß<lb/>
jhr auß kurtzem Bericht &#x017F;olcher Frewden voran ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;et. Ich habe erfahren/ daß Archombrotus<lb/>
mein Sohn vnd von mir gezeuget &#x017F;ey. Den&#x017F;elben<lb/>
hat meine Gemahlin hinder meinem Wi&#x017F;&#x017F;en gebo-<lb/>
ren. Meine Tochter aber &#x017F;ol dem Poliarchus ver-<lb/>
heyrahtet werden. Gehet lu&#x017F;tig hin/ vnd wann es<lb/>
euch gefa&#x0364;llig i&#x017F;t/ &#x017F;o feyert den glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;ten Tag<lb/>
mit einer fro&#x0364;lichen Nachtwache. Ich wil vnterde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mit meinem Eydam vnd Sohne Raht halten/<lb/>
wie alles fortzu&#x017F;tellen &#x017F;ey.</p><lb/>
            <p>Nachdem die Her&#xA75B;en al&#x017F;o abgetretten/ fu&#x0364;hrte er<lb/>
den Poliarchus weiter im Hofe in ein Zimmer/<lb/>
vnd wolte den&#x017F;elbigen Abendt in Ver&#x017F;amblung &#x017F;ei-<lb/>
ner lieb&#x017F;ten Freunde mit Frewden hinbringen. Es<lb/>
i&#x017F;t nicht außzu&#x017F;prechen/ was fu&#x0364;r Lu&#x017F;t vnd Genu&#x0364;-<lb/>
gen ein jeglicher gehabt habe. Die keu&#x017F;che Argenis<lb/>
war in Be&#x017F;itzung der Frucht jhrer Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t t</fw><fw place="bottom" type="catch">vnd</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1025/1069] Das Fuͤnffte Buch. die Stimme ſtaͤrckte/ fieng er laut an alſo zu reden: Liebe Buͤrger/ ſagte er/ vnd jhr meine Freunde/ wel- che dieſer Tag zu heiliger Treffung ſo vielfaͤltigen Buͤndniſſes zuſam̃en gebracht hat; Wolan/ wuͤnd- ſchet ewern Koͤnigen Gluͤck/ vnd verbringet das vb- rige vom Tage mit Heiligthumb. Morgen begeh- re ich/ daß jhr euch ſaͤmptlich bey dem Eingang deß Thors befindet. Daſelbſt werden alles Volck vnd die Soldaten zuſammen kommen/ damit niemand vnberichtet bleibe von den Rahtſchlaͤgen der Goͤt- ter/ die mir mehr Gnade gethan haben als vielleicht keinem auff Erden. Doch halte ich fuͤr billich/ daß jhr auß kurtzem Bericht ſolcher Frewden voran ge- nieſſet. Ich habe erfahren/ daß Archombrotus mein Sohn vnd von mir gezeuget ſey. Denſelben hat meine Gemahlin hinder meinem Wiſſen gebo- ren. Meine Tochter aber ſol dem Poliarchus ver- heyrahtet werden. Gehet luſtig hin/ vnd wann es euch gefaͤllig iſt/ ſo feyert den gluͤckſeligſten Tag mit einer froͤlichen Nachtwache. Ich wil vnterdeſ- ſen mit meinem Eydam vnd Sohne Raht halten/ wie alles fortzuſtellen ſey. Nachdem die Herꝛen alſo abgetretten/ fuͤhrte er den Poliarchus weiter im Hofe in ein Zimmer/ vnd wolte denſelbigen Abendt in Verſamblung ſei- ner liebſten Freunde mit Frewden hinbringen. Es iſt nicht außzuſprechen/ was fuͤr Luſt vnd Genuͤ- gen ein jeglicher gehabt habe. Die keuſche Argenis war in Beſitzung der Frucht jhrer Beſtaͤndigkeit/ vnd T t t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1069
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1025. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1069>, abgerufen am 30.04.2024.