mente sind, abzuschaffen. Die Zentralisation dieser Heilig- tümer in den Händen einer lügnerischen Propaganda ist aufzuheben.
7.
Zu Hause wie im Ausland hat man nie gebührende Aufmerksamkeit der Tatsache geschenkt, dass es einmal eine deutsche Revolution gegeben hat. Die grossen Bauernaufstände 1524/25, deren Niedermetzelung ein peinliches Kapitel für die offizielle Geschichtsschreibung im allgemeinen und für die lutheranische im besonderen ist, waren der Ausbruch einer zugleich religiösen und politischen Bewegung, die sich von der Normandie über Jütland, Thüringen, Franken, bis nach Ungarn erstreckte.
In deutschen Schulbüchern wird man wenig darüber finden, und doch waren diese Bauernaufstände eine der mächtigsten und blutigsten Rebellionen gegen Adel und Geist- lichkeit, die Europa erlebte 37). Die lutheranische Geschichts- schreibung hatte zwiefachen Grund, über dieses Kapitel weitgeistig wegzugehen. Die Stellung Luthers zu diesen universalen Volksaufständen war eine so despotisch reaktionäre, jeglichem Evangelium, jeglicher Bergpredigt so widerspre- chend, dass das Ansehen des Reformators ernstlich gefährdet erscheinen musste, wenn die Bedeutung jener Ereignisse in ihr wahres Licht gerückt wurde. Sodann war nicht nur für den Stifter, sondern für den religiösen Wert des Protestantismus selbst zu fürchten, wenn sich ergab, dass jene Zeiten zwar die Freiheit eines Christenmenschen im kirchlichen Sinne gefordert, im politischen sie aber desto brutaler abgelehnt hatten. "Selbst diejenigen Bearbeiter der Einzelpartien", schreibt der klassische Geschichtsschreiber der Bauernkriege, Zimmermann, "die eine freiere Gesinnung hinzubrachten, behandelten ihren Gegenstand fast zaghaft, ohne das Wesen desselben, die grossen Sünden der Herrschenden und das
mente sind, abzuschaffen. Die Zentralisation dieser Heilig- tümer in den Händen einer lügnerischen Propaganda ist aufzuheben.
7.
Zu Hause wie im Ausland hat man nie gebührende Aufmerksamkeit der Tatsache geschenkt, dass es einmal eine deutsche Revolution gegeben hat. Die grossen Bauernaufstände 1524/25, deren Niedermetzelung ein peinliches Kapitel für die offizielle Geschichtsschreibung im allgemeinen und für die lutheranische im besonderen ist, waren der Ausbruch einer zugleich religiösen und politischen Bewegung, die sich von der Normandie über Jütland, Thüringen, Franken, bis nach Ungarn erstreckte.
In deutschen Schulbüchern wird man wenig darüber finden, und doch waren diese Bauernaufstände eine der mächtigsten und blutigsten Rebellionen gegen Adel und Geist- lichkeit, die Europa erlebte 37). Die lutheranische Geschichts- schreibung hatte zwiefachen Grund, über dieses Kapitel weitgeistig wegzugehen. Die Stellung Luthers zu diesen universalen Volksaufständen war eine so despotisch reaktionäre, jeglichem Evangelium, jeglicher Bergpredigt so widerspre- chend, dass das Ansehen des Reformators ernstlich gefährdet erscheinen musste, wenn die Bedeutung jener Ereignisse in ihr wahres Licht gerückt wurde. Sodann war nicht nur für den Stifter, sondern für den religiösen Wert des Protestantismus selbst zu fürchten, wenn sich ergab, dass jene Zeiten zwar die Freiheit eines Christenmenschen im kirchlichen Sinne gefordert, im politischen sie aber desto brutaler abgelehnt hatten. „Selbst diejenigen Bearbeiter der Einzelpartien“, schreibt der klassische Geschichtsschreiber der Bauernkriege, Zimmermann, „die eine freiere Gesinnung hinzubrachten, behandelten ihren Gegenstand fast zaghaft, ohne das Wesen desselben, die grossen Sünden der Herrschenden und das
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mente sind, abzuschaffen. Die Zentralisation dieser Heilig-
tümer in den Händen einer lügnerischen Propaganda ist
aufzuheben.
7.
Zu Hause wie im Ausland hat man nie gebührende
Aufmerksamkeit der Tatsache geschenkt, dass es einmal eine
deutsche Revolution gegeben hat. Die grossen Bauernaufstände
1524/25, deren Niedermetzelung ein peinliches Kapitel für
die offizielle Geschichtsschreibung im allgemeinen und für
die lutheranische im besonderen ist, waren der Ausbruch
einer zugleich religiösen und politischen Bewegung, die
sich von der Normandie über Jütland, Thüringen, Franken,
bis nach Ungarn erstreckte.
In deutschen Schulbüchern wird man wenig darüber
finden, und doch waren diese Bauernaufstände eine der
mächtigsten und blutigsten Rebellionen gegen Adel und Geist-
lichkeit, die Europa erlebte
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. Die lutheranische Geschichts-
schreibung hatte zwiefachen Grund, über dieses Kapitel
weitgeistig wegzugehen. Die Stellung Luthers zu diesen
universalen Volksaufständen war eine so despotisch reaktionäre,
jeglichem Evangelium, jeglicher Bergpredigt so widerspre-
chend, dass das Ansehen des Reformators ernstlich gefährdet
erscheinen musste, wenn die Bedeutung jener Ereignisse in
ihr wahres Licht gerückt wurde. Sodann war nicht nur für
den Stifter, sondern für den religiösen Wert des Protestantismus
selbst zu fürchten, wenn sich ergab, dass jene Zeiten zwar
die Freiheit eines Christenmenschen im kirchlichen Sinne
gefordert, im politischen sie aber desto brutaler abgelehnt
hatten. „Selbst diejenigen Bearbeiter der Einzelpartien“,
schreibt der klassische Geschichtsschreiber der Bauernkriege,
Zimmermann, „die eine freiere Gesinnung hinzubrachten,
behandelten ihren Gegenstand fast zaghaft, ohne das Wesen
desselben, die grossen Sünden der Herrschenden und das
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/43>, abgerufen am 23.11.2024.
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