starb für die Sünden der Welt und jedes Einzelnen. Das Eingeständnis der Sünde genügt. Es erwirkt dem Menschen die Gnade. Wer seine Sünden bekennt, kann und wird erlöst werden, gleichviel ob Laie oder Adept. Christi Kreuzestod und unendliches Opfer enthält die Versöhnung des von der Menschheit beleidigten Gottes.
Luthers Rechtfertigungslehre hatte für ihn den privaten Sinn einer Rechtfertigung seiner Handlungsweise, als er sein Mönchsgelübde brach. In diesem Versuch, sich zu rechtfertigen, lag aber zugleich eine Rache an der Institution, der er entfloh, weil er ihr nicht gewachsen war.
,Man braucht nicht Mönch oder Nonne zu sein, um selig zu werden.' Das brauchte man gewiss nicht, sonst hätte der Laie ja nicht selig werden können. Aber das Klosterwesen und Zuchtideal, das Luther damit der Missach- tung preisgab, hatte nicht nur den Sinn, Schauplatz von Buss- übungen zu sein zur Erlangung der Seligkeit, grenzenloser Demut und göttlicher Vergebung. Die Mönchsorden enthielten die Geheimlehren des Christentums. Die geistlichen Uebungen der Mönche zielten ab auf ein Freimachen aller geistigen und wundertätigen Kräfte der menschlichen Natur. Gross- siegelbewahrer der Mysterien von der Selbstaufopferung, von der unio mystica mit der Gottheit, von der sinnlichen und moralischen Ideologie des Abendlandes waren die Mönche. Die körperliche Disziplin war nicht nur Vorbereitung für den Zustand der Gnade und Erlösung, sondern Vorstufe einer Disziplin des Geistes, einer Ars magna der seelischen Sensationen, die den Triumph des inneren Lebens über die Körperfesseln und allen Zwang der Kausalität bezweckte. Das Vorbild Christi machte die Mönche zu Begründern einer hohen Schule in spiritualibus, deren eminente Be- deutsamkeit noch für uns Heutige nicht erloschen ist.
Rene Schickele hat in einem eindringlichen Essay "Lehrmeister wider Willen: Loyola" 21) die Bezüge nach- gewiesen, die die spanische Mönchsdisziplin noch mit der
starb für die Sünden der Welt und jedes Einzelnen. Das Eingeständnis der Sünde genügt. Es erwirkt dem Menschen die Gnade. Wer seine Sünden bekennt, kann und wird erlöst werden, gleichviel ob Laie oder Adept. Christi Kreuzestod und unendliches Opfer enthält die Versöhnung des von der Menschheit beleidigten Gottes.
Luthers Rechtfertigungslehre hatte für ihn den privaten Sinn einer Rechtfertigung seiner Handlungsweise, als er sein Mönchsgelübde brach. In diesem Versuch, sich zu rechtfertigen, lag aber zugleich eine Rache an der Institution, der er entfloh, weil er ihr nicht gewachsen war.
‚Man braucht nicht Mönch oder Nonne zu sein, um selig zu werden.‘ Das brauchte man gewiss nicht, sonst hätte der Laie ja nicht selig werden können. Aber das Klosterwesen und Zuchtideal, das Luther damit der Missach- tung preisgab, hatte nicht nur den Sinn, Schauplatz von Buss- übungen zu sein zur Erlangung der Seligkeit, grenzenloser Demut und göttlicher Vergebung. Die Mönchsorden enthielten die Geheimlehren des Christentums. Die geistlichen Uebungen der Mönche zielten ab auf ein Freimachen aller geistigen und wundertätigen Kräfte der menschlichen Natur. Gross- siegelbewahrer der Mysterien von der Selbstaufopferung, von der unio mystica mit der Gottheit, von der sinnlichen und moralischen Ideologie des Abendlandes waren die Mönche. Die körperliche Disziplin war nicht nur Vorbereitung für den Zustand der Gnade und Erlösung, sondern Vorstufe einer Disziplin des Geistes, einer Ars magna der seelischen Sensationen, die den Triumph des inneren Lebens über die Körperfesseln und allen Zwang der Kausalität bezweckte. Das Vorbild Christi machte die Mönche zu Begründern einer hohen Schule in spiritualibus, deren eminente Be- deutsamkeit noch für uns Heutige nicht erloschen ist.
René Schickele hat in einem eindringlichen Essay „Lehrmeister wider Willen: Loyola“ 21) die Bezüge nach- gewiesen, die die spanische Mönchsdisziplin noch mit der
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starb für die Sünden der Welt und jedes Einzelnen. Das
Eingeständnis der Sünde genügt. Es erwirkt dem Menschen
die Gnade. Wer seine Sünden bekennt, kann und wird erlöst
werden, gleichviel ob Laie oder Adept. Christi Kreuzestod
und unendliches Opfer enthält die Versöhnung des von
der Menschheit beleidigten Gottes.
Luthers Rechtfertigungslehre hatte für ihn den privaten
Sinn einer Rechtfertigung seiner Handlungsweise, als er
sein Mönchsgelübde brach. In diesem Versuch, sich zu
rechtfertigen, lag aber zugleich eine Rache an der Institution,
der er entfloh, weil er ihr nicht gewachsen war.
‚Man braucht nicht Mönch oder Nonne zu sein, um
selig zu werden.‘ Das brauchte man gewiss nicht, sonst
hätte der Laie ja nicht selig werden können. Aber das
Klosterwesen und Zuchtideal, das Luther damit der Missach-
tung preisgab, hatte nicht nur den Sinn, Schauplatz von Buss-
übungen zu sein zur Erlangung der Seligkeit, grenzenloser
Demut und göttlicher Vergebung. Die Mönchsorden enthielten
die Geheimlehren des Christentums. Die geistlichen Uebungen
der Mönche zielten ab auf ein Freimachen aller geistigen
und wundertätigen Kräfte der menschlichen Natur. Gross-
siegelbewahrer der Mysterien von der Selbstaufopferung,
von der unio mystica mit der Gottheit, von der sinnlichen
und moralischen Ideologie des Abendlandes waren die
Mönche. Die körperliche Disziplin war nicht nur Vorbereitung
für den Zustand der Gnade und Erlösung, sondern Vorstufe
einer Disziplin des Geistes, einer Ars magna der seelischen
Sensationen, die den Triumph des inneren Lebens über
die Körperfesseln und allen Zwang der Kausalität bezweckte.
Das Vorbild Christi machte die Mönche zu Begründern
einer hohen Schule in spiritualibus, deren eminente Be-
deutsamkeit noch für uns Heutige nicht erloschen ist.
René Schickele hat in einem eindringlichen Essay
„Lehrmeister wider Willen: Loyola“
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gewiesen, die die spanische Mönchsdisziplin noch mit der
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/34>, abgerufen am 06.10.2024.
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