Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.schüler (Stirner, Bakunin und Nietzsche) als resolute Anthropomor- phisten und bewusste oder unbewusste Protestanten das Kind mit dem Bade ausschütten liess. "Der Protestantismus", sagt Masaryk, "hat aus Gott einen Menschen gemacht: Christus der Mensch ist der Gott des Protestantismus". Und leider glaubte auch er 1899 noch, dass der Protestantismus durch seine "prakti- sche Negation Gottes" das Denken gekräftigt habe, "bis sich schliesslich in ihm die Philosophie kundtat". (Th. G. Masaryk, "Die philosophischen und soziologischen Grundlagen des Marxis- mus", S. 24.) 31) "Zur Judenfrage", Deutsch-Französische Jahrbücher, S. 209. 32) Die superlativische Neigung, überall ins Extrem zu ver- fallen und sich zu berauschen an der eigenen Leidenschaft, Ver- zweiflung oder Radikalität, eignet nicht nur dem orientalischen Judentum, sie eignet allen Egozentrikern und Absolutisten. Bei Kleist und Wagner findet sich dieser überbietende, sich selbst und den Gegenstand zerfleischende Geist, ganz besonders auch bei Lasalle, der, als er Oesterreich als reaktionäres Prinzip ein- mal erkannt hatte, auch wollte, dass der Staatsbegriff Oesterreich "zerfetzt, zerstückt, vernichtet, zermalmt, in alle vier Winde zer- streut" werde. 33) "Zur Judenfrage", S. 198. Das ist aber ganz falsch. Das Judentum wird voraussichtlich seinen "religiösen", exklusiv kon- spiratorischen Charakter beibehalten und dadurch in kurzer Zeit gerade in einem kritiklosen Volke alle wichtigeren Stellen in Presse, Verwaltung und Politik besetzen. Es ist deshalb von doppelter Wichtigkeit, die deutsch-jüdische, autoritäre Staats- doktrin mit religiösen Prinzipien zu bekämpfen. 34) Es lassen sich gewiss Dokumente anführen, nach denen sich Marx prinzipiell gegen jeden Staat ausspricht. Masaryk hat sie zusammengestellt. ("Die Grundlagen des Marxismus", Seite 390-394). Sie stammen aus der Zeit vor 1848 und bekämpfen unter dem Einfluss Feuerbachs und Proudhons mit demselben Temperament den "Christlichen Staat", die Theokratie, (siehe Deutsch-französische Jahrbücher, S. 187 und 207), wie Marx unter dem Einflusse Hegels vorher im Staat den "eigentlichen Führer der Gesellschaft" sah. Bereits im "Kommunistischen Manifest" von 1847, unterm Einflusse Louis Blancs, kommt er wieder zum Staat zurück (Staatssozialismus und Eroberung der politischen Macht), ohne zu berücksichtigen, dass die preussische Staatsidee mit der französischen weder nach Stabilität noch schüler (Stirner, Bakunin und Nietzsche) als resolute Anthropomor- phisten und bewusste oder unbewusste Protestanten das Kind mit dem Bade ausschütten liess. „Der Protestantismus“, sagt Masaryk, „hat aus Gott einen Menschen gemacht: Christus der Mensch ist der Gott des Protestantismus“. Und leider glaubte auch er 1899 noch, dass der Protestantismus durch seine „prakti- sche Negation Gottes“ das Denken gekräftigt habe, „bis sich schliesslich in ihm die Philosophie kundtat“. (Th. G. Masaryk, „Die philosophischen und soziologischen Grundlagen des Marxis- mus“, S. 24.) 31) „Zur Judenfrage“, Deutsch-Französische Jahrbücher, S. 209. 32) Die superlativische Neigung, überall ins Extrem zu ver- fallen und sich zu berauschen an der eigenen Leidenschaft, Ver- zweiflung oder Radikalität, eignet nicht nur dem orientalischen Judentum, sie eignet allen Egozentrikern und Absolutisten. Bei Kleist und Wagner findet sich dieser überbietende, sich selbst und den Gegenstand zerfleischende Geist, ganz besonders auch bei Lasalle, der, als er Oesterreich als reaktionäres Prinzip ein- mal erkannt hatte, auch wollte, dass der Staatsbegriff Oesterreich „zerfetzt, zerstückt, vernichtet, zermalmt, in alle vier Winde zer- streut“ werde. 33) „Zur Judenfrage“, S. 198. Das ist aber ganz falsch. Das Judentum wird voraussichtlich seinen „religiösen“, exklusiv kon- spiratorischen Charakter beibehalten und dadurch in kurzer Zeit gerade in einem kritiklosen Volke alle wichtigeren Stellen in Presse, Verwaltung und Politik besetzen. Es ist deshalb von doppelter Wichtigkeit, die deutsch-jüdische, autoritäre Staats- doktrin mit religiösen Prinzipien zu bekämpfen. 34) Es lassen sich gewiss Dokumente anführen, nach denen sich Marx prinzipiell gegen jeden Staat ausspricht. Masaryk hat sie zusammengestellt. („Die Grundlagen des Marxismus“, Seite 390-394). Sie stammen aus der Zeit vor 1848 und bekämpfen unter dem Einfluss Feuerbachs und Proudhons mit demselben Temperament den „Christlichen Staat“, die Theokratie, (siehe Deutsch-französische Jahrbücher, S. 187 und 207), wie Marx unter dem Einflusse Hegels vorher im Staat den „eigentlichen Führer der Gesellschaft“ sah. Bereits im „Kommunistischen Manifest“ von 1847, unterm Einflusse Louis Blancs, kommt er wieder zum Staat zurück (Staatssozialismus und Eroberung der politischen Macht), ohne zu berücksichtigen, dass die preussische Staatsidee mit der französischen weder nach Stabilität noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note xml:id="id30b30d" prev="id30d" place="end" n="30)"><pb facs="#f0309" n="301"/> schüler (Stirner, Bakunin und Nietzsche) als resolute Anthropomor-<lb/> phisten und bewusste oder unbewusste Protestanten das Kind mit<lb/> dem Bade ausschütten liess. „Der Protestantismus“, sagt Masaryk,<lb/> „hat aus Gott einen Menschen gemacht: Christus der Mensch<lb/> ist der Gott des Protestantismus“. Und leider glaubte auch<lb/> er 1899 noch, dass der Protestantismus durch seine „prakti-<lb/> sche Negation Gottes“ das Denken gekräftigt habe, „bis sich<lb/> schliesslich in ihm die Philosophie kundtat“. (Th. G. 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³⁰⁾ schüler (Stirner, Bakunin und Nietzsche) als resolute Anthropomor-
phisten und bewusste oder unbewusste Protestanten das Kind mit
dem Bade ausschütten liess. „Der Protestantismus“, sagt Masaryk,
„hat aus Gott einen Menschen gemacht: Christus der Mensch
ist der Gott des Protestantismus“. Und leider glaubte auch
er 1899 noch, dass der Protestantismus durch seine „prakti-
sche Negation Gottes“ das Denken gekräftigt habe, „bis sich
schliesslich in ihm die Philosophie kundtat“. (Th. G. Masaryk,
„Die philosophischen und soziologischen Grundlagen des Marxis-
mus“, S. 24.)
³¹⁾ „Zur Judenfrage“, Deutsch-Französische Jahrbücher,
S. 209.
³²⁾ Die superlativische Neigung, überall ins Extrem zu ver-
fallen und sich zu berauschen an der eigenen Leidenschaft, Ver-
zweiflung oder Radikalität, eignet nicht nur dem orientalischen
Judentum, sie eignet allen Egozentrikern und Absolutisten. Bei
Kleist und Wagner findet sich dieser überbietende, sich selbst
und den Gegenstand zerfleischende Geist, ganz besonders auch
bei Lasalle, der, als er Oesterreich als reaktionäres Prinzip ein-
mal erkannt hatte, auch wollte, dass der Staatsbegriff Oesterreich
„zerfetzt, zerstückt, vernichtet, zermalmt, in alle vier Winde zer-
streut“ werde.
³³⁾ „Zur Judenfrage“, S. 198. Das ist aber ganz falsch. Das
Judentum wird voraussichtlich seinen „religiösen“, exklusiv kon-
spiratorischen Charakter beibehalten und dadurch in kurzer Zeit
gerade in einem kritiklosen Volke alle wichtigeren Stellen in
Presse, Verwaltung und Politik besetzen. Es ist deshalb von
doppelter Wichtigkeit, die deutsch-jüdische, autoritäre Staats-
doktrin mit religiösen Prinzipien zu bekämpfen.
³⁴⁾ Es lassen sich gewiss Dokumente anführen, nach denen
sich Marx prinzipiell gegen jeden Staat ausspricht. Masaryk hat
sie zusammengestellt. („Die Grundlagen des Marxismus“, Seite
390-394). Sie stammen aus der Zeit vor 1848 und bekämpfen
unter dem Einfluss Feuerbachs und Proudhons mit demselben
Temperament den „Christlichen Staat“, die Theokratie, (siehe
Deutsch-französische Jahrbücher, S. 187 und 207), wie Marx
unter dem Einflusse Hegels vorher im Staat den „eigentlichen
Führer der Gesellschaft“ sah. Bereits im „Kommunistischen
Manifest“ von 1847, unterm Einflusse Louis Blancs, kommt er
wieder zum Staat zurück (Staatssozialismus und Eroberung der
politischen Macht), ohne zu berücksichtigen, dass die preussische
Staatsidee mit der französischen weder nach Stabilität noch
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