er "schulmässig zum Theologen gebildet" 166). In Heidel- berg, Nürnberg und Jena hatte er doziert als Professor und Rektor. Es war die Zeit, da poetische Exaltationen und Uebertreibungen sogar den Philister ergriffen. "Als wir noch im Leibe vor einander wallten", schrieb man sich in Briefen 167), und wenn einer das namenlose Glück erlebte, Napoleon Bonaparte zu Gesicht zu bekommen, so nannte er ihn wie Goethe "die sichtbar gewordene Idee des Höchsten" oder wie Hegel "die Weltseele zu Pferd" 168).
Schon in seiner Habilitationsschrift vom 27. August 1901 stellt Hegel den Satz auf "Principium scientiae mo- ralis est reverentia fato habenda" 169), und sein Biograph er- zählt, dass es des grossen Hegel Ehrgeiz war, "gleichsam der Macchiavell Deutschlands zu werden" 170). Die Gesund- heit eines Staates offenbare sich, sagte Hegel und noch im Jahre 1917 musste Prof. Nicolai den Satz widerlegen, "nicht sowohl in der Ruhe des Friedens, als in der Be- wegung des Krieges" 171). Jeder Fürst sei der "geborene General seines Truppenkontingents". Und -- das ist ja ein kausaler Zusammenhang -- den Protestantismus erhob er mit Begeisterung "als den Wiederhersteller der Gewissen- haftigkeit und Gewissensfreiheit, der Einheit des Göttlichen und Menschlichen, wie sich dies besonders auch darin ausdrücke, dass der Fürst eines protestantischen Staates zu- gleich der oberste Bischof seiner Kirche sei" 172). Mit Nach- druck verwarf Hegel "den unseligen Irrtum, dass man einen Staat wähne gründlich konstituieren zu können, ohne den Glau- ben an Gott als das innerste Prinzip alles Denkens, Tuns und Lassens" aufzustellen, und ohne die geringste Skepsis identifi- ziert er Protestantismus und Christentum als die natürlichste Sache von der Welt, obgleich gerade seine Form von Protestan- tismus dem Seelenheile des Nächsten und der Bergpredigt widerspricht, und keineswegs der Menschheit, sondern in erster Linie dem übergeordneten Prinzip eines heidnischen Aufsichts- staates und der erfolgreichsten Dynastie verantwortlich ist 173).
er „schulmässig zum Theologen gebildet“ 166). In Heidel- berg, Nürnberg und Jena hatte er doziert als Professor und Rektor. Es war die Zeit, da poetische Exaltationen und Uebertreibungen sogar den Philister ergriffen. „Als wir noch im Leibe vor einander wallten“, schrieb man sich in Briefen 167), und wenn einer das namenlose Glück erlebte, Napoleon Bonaparte zu Gesicht zu bekommen, so nannte er ihn wie Goethe „die sichtbar gewordene Idee des Höchsten“ oder wie Hegel „die Weltseele zu Pferd“ 168).
Schon in seiner Habilitationsschrift vom 27. August 1901 stellt Hegel den Satz auf „Principium scientiae mo- ralis est reverentia fato habenda“ 169), und sein Biograph er- zählt, dass es des grossen Hegel Ehrgeiz war, „gleichsam der Macchiavell Deutschlands zu werden“ 170). Die Gesund- heit eines Staates offenbare sich, sagte Hegel und noch im Jahre 1917 musste Prof. Nicolai den Satz widerlegen, „nicht sowohl in der Ruhe des Friedens, als in der Be- wegung des Krieges“ 171). Jeder Fürst sei der „geborene General seines Truppenkontingents“. Und — das ist ja ein kausaler Zusammenhang — den Protestantismus erhob er mit Begeisterung „als den Wiederhersteller der Gewissen- haftigkeit und Gewissensfreiheit, der Einheit des Göttlichen und Menschlichen, wie sich dies besonders auch darin ausdrücke, dass der Fürst eines protestantischen Staates zu- gleich der oberste Bischof seiner Kirche sei“ 172). Mit Nach- druck verwarf Hegel „den unseligen Irrtum, dass man einen Staat wähne gründlich konstituieren zu können, ohne den Glau- ben an Gott als das innerste Prinzip alles Denkens, Tuns und Lassens“ aufzustellen, und ohne die geringste Skepsis identifi- ziert er Protestantismus und Christentum als die natürlichste Sache von der Welt, obgleich gerade seine Form von Protestan- tismus dem Seelenheile des Nächsten und der Bergpredigt widerspricht, und keineswegs der Menschheit, sondern in erster Linie dem übergeordneten Prinzip eines heidnischen Aufsichts- staates und der erfolgreichsten Dynastie verantwortlich ist 173).
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er „schulmässig zum Theologen gebildet“
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. In Heidel-
berg, Nürnberg und Jena hatte er doziert als Professor und
Rektor. Es war die Zeit, da poetische Exaltationen und
Uebertreibungen sogar den Philister ergriffen. „Als wir
noch im Leibe vor einander wallten“, schrieb man sich in
Briefen
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, und wenn einer das namenlose Glück erlebte,
Napoleon Bonaparte zu Gesicht zu bekommen, so nannte
er ihn wie Goethe „die sichtbar gewordene Idee des
Höchsten“ oder wie Hegel „die Weltseele zu Pferd“
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Schon in seiner Habilitationsschrift vom 27. August
1901 stellt Hegel den Satz auf „Principium scientiae mo-
ralis est reverentia fato habenda“
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, und sein Biograph er-
zählt, dass es des grossen Hegel Ehrgeiz war, „gleichsam
der Macchiavell Deutschlands zu werden“
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. Die Gesund-
heit eines Staates offenbare sich, sagte Hegel und noch
im Jahre 1917 musste Prof. Nicolai den Satz widerlegen,
„nicht sowohl in der Ruhe des Friedens, als in der Be-
wegung des Krieges“
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. Jeder Fürst sei der „geborene
General seines Truppenkontingents“. Und — das ist ja
ein kausaler Zusammenhang — den Protestantismus erhob
er mit Begeisterung „als den Wiederhersteller der Gewissen-
haftigkeit und Gewissensfreiheit, der Einheit des Göttlichen
und Menschlichen, wie sich dies besonders auch darin
ausdrücke, dass der Fürst eines protestantischen Staates zu-
gleich der oberste Bischof seiner Kirche sei“
¹⁷²⁾
. Mit Nach-
druck verwarf Hegel „den unseligen Irrtum, dass man einen
Staat wähne gründlich konstituieren zu können, ohne den Glau-
ben an Gott als das innerste Prinzip alles Denkens, Tuns und
Lassens“ aufzustellen, und ohne die geringste Skepsis identifi-
ziert er Protestantismus und Christentum als die natürlichste
Sache von der Welt, obgleich gerade seine Form von Protestan-
tismus dem Seelenheile des Nächsten und der Bergpredigt
widerspricht, und keineswegs der Menschheit, sondern in erster
Linie dem übergeordneten Prinzip eines heidnischen Aufsichts-
staates und der erfolgreichsten Dynastie verantwortlich ist
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/118>, abgerufen am 21.11.2024.
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