Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.
tige fürs Nagllehen. I waß genau, was aus'n Nagllehen werden kann, aber die Richtige muaß hin. -- Mir san jetzt in der Konjunktur, nämlich durch'n Wintersport ham ma die Konjunktur kriagt, s' war neuli erst eine Bespre- chung im Fremdenverkehrsverein, wir kunnten Parten- kirchen tauchen. -- (Langsam, schwerfällig nachdenklich, inner- lich arbeitend.) Da muaß si do an aufklärter Mann sagen: dös is jetzt an Augenblick, denst net auslassen derfst -- schau, daß d' mit dabei bist! -- Und nöt bloß wegen Geld! Natürli warst a Narr, wann alls verdient und nur du hättst nix davon. Aber nöt bloß wegen Geld, Herr Doktor Schmorr, aber ma möcht do a wer sein und was gelten in der Welt, nöt? Dazu brauchst aber ane, was ma ane (das nächste Wort fast feierlich betonend) Basis nennt, halt ja! Nacher war mir nöt bang um mi! I wurd sicher bald Obmannstellvertreter. Fidelis. Wo denn? Martl (sorglos, leichthin). Ja, in an Verein müaßt i halt eintreten, der findt si scho. -- (Wieder sehr nachdenklich, lang- sam.) Aber die Basis brauchst, anders is 's nöt! S' Nagllehen war die Basis! Und daß man so was nöt auslaßt, daß ma nöt in sein Zurn sein Leben vatuat, auf dös kommt's an, Herr Doktor Schmorr, und nöt auf das, was ma möcht! Mei, möchten möcht ma viel! (Aufstehend; kurz.) I hab nur fragen wollen, damit i 's waß! Hätt ja sein können, daß Ihnen gleich g'wesen war, für wen jetzt nacher dö fuchzehnhundert Mark oder die siebenhundert- fufzg -- (Hält ein und blickt Fidelis noch einmal fragend an; dann, sich resolut darein findend.) Aber Sie wollen 's nöt umschreiben lassen, dös is a ganz begreiflich. (Reicht Fidelis
tige fürs Nagllehen. I waß genau, was aus'n Nagllehen werden kann, aber die Richtige muaß hin. — Mir ſan jetzt in der Konjunktur, nämlich durch'n Winterſport ham ma die Konjunktur kriagt, ſ' war neuli erſt eine Beſpre- chung im Fremdenverkehrsverein, wir kunnten Parten- kirchen tauchen. — (Langſam, ſchwerfaͤllig nachdenklich, inner- lich arbeitend.) Da muaß ſi do an aufklärter Mann ſagen: dös is jetzt an Augenblick, denſt net auslaſſen derfſt — ſchau, daß d' mit dabei biſt! — Und nöt bloß wegen Geld! Natürli warſt a Narr, wann alls verdient und nur du hättſt nix davon. Aber nöt bloß wegen Geld, Herr Doktor Schmorr, aber ma möcht do a wer ſein und was gelten in der Welt, nöt? Dazu brauchſt aber ane, was ma ane (das naͤchſte Wort faſt feierlich betonend) Baſis nennt, halt ja! Nacher war mir nöt bang um mi! I wurd ſicher bald Obmannſtellvertreter. Fidelis. Wo denn? Martl (ſorglos, leichthin). Ja, in an Verein müaßt i halt eintreten, der findt ſi ſcho. — (Wieder ſehr nachdenklich, lang- ſam.) Aber die Baſis brauchſt, anders is 's nöt! S' Nagllehen war die Baſis! Und daß man ſo was nöt auslaßt, daß ma nöt in ſein Zurn ſein Leben vatuat, auf dös kommt's an, Herr Doktor Schmorr, und nöt auf das, was ma möcht! Mei, möchten möcht ma viel! (Aufſtehend; kurz.) I hab nur fragen wollen, damit i 's waß! Hätt ja ſein können, daß Ihnen gleich g'weſen war, für wen jetzt nacher dö fuchzehnhundert Mark oder die ſiebenhundert- fufzg — (Haͤlt ein und blickt Fidelis noch einmal fragend an; dann, ſich reſolut darein findend.) Aber Sie wollen 's nöt umſchreiben laſſen, dös is a ganz begreiflich. (Reicht Fidelis <TEI> <text> <body> <div type="act"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0161" n="152"/> tige fürs Nagllehen. I waß genau, was aus'n Nagllehen<lb/> werden kann, aber die Richtige muaß hin. — Mir ſan<lb/> jetzt in der Konjunktur, nämlich durch'n Winterſport ham<lb/> ma die Konjunktur kriagt, ſ' war neuli erſt eine Beſpre-<lb/> chung im Fremdenverkehrsverein, wir kunnten Parten-<lb/> kirchen tauchen. — <stage>(Langſam, ſchwerfaͤllig nachdenklich, inner-<lb/> lich arbeitend.)</stage> Da muaß ſi do an aufklärter Mann ſagen:<lb/> dös is jetzt an Augenblick, denſt net auslaſſen derfſt —<lb/> ſchau, daß d' mit dabei biſt! — Und nöt bloß wegen<lb/> Geld! Natürli warſt a Narr, wann alls verdient und<lb/> nur du hättſt nix davon. Aber nöt bloß wegen Geld, Herr<lb/> Doktor Schmorr, aber ma möcht do a wer ſein und was<lb/> gelten in der Welt, nöt? Dazu brauchſt aber ane, was ma<lb/> ane <stage>(das naͤchſte Wort faſt feierlich betonend)</stage> Baſis nennt,<lb/> halt ja! Nacher war mir nöt bang um mi! I wurd ſicher<lb/> bald Obmannſtellvertreter.</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis.</hi> </hi> </speaker> <p>Wo denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Martl</hi> </hi> </speaker> <stage>(ſorglos, leichthin).</stage> <p>Ja, in an Verein müaßt i halt<lb/> eintreten, der findt ſi ſcho. — <stage>(Wieder ſehr nachdenklich, lang-<lb/> ſam.)</stage> Aber die Baſis brauchſt, anders is 's nöt! S'<lb/> Nagllehen war die Baſis! Und daß man ſo was nöt<lb/> auslaßt, daß ma nöt in ſein Zurn ſein Leben vatuat, auf<lb/> dös kommt's an, Herr Doktor Schmorr, und nöt auf das,<lb/> was ma möcht! Mei, möchten möcht ma viel! <stage>(Aufſtehend;<lb/> kurz.)</stage> I hab nur fragen wollen, damit i 's waß! Hätt ja<lb/> ſein können, daß Ihnen gleich g'weſen war, für wen jetzt<lb/> nacher dö fuchzehnhundert Mark oder die ſiebenhundert-<lb/> fufzg — <stage>(Haͤlt ein und blickt Fidelis noch einmal fragend an;<lb/> dann, ſich reſolut darein findend.)</stage> Aber Sie wollen 's nöt<lb/> umſchreiben laſſen, dös is a ganz begreiflich. <stage>(Reicht Fidelis<lb/></stage></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [152/0161]
tige fürs Nagllehen. I waß genau, was aus'n Nagllehen
werden kann, aber die Richtige muaß hin. — Mir ſan
jetzt in der Konjunktur, nämlich durch'n Winterſport ham
ma die Konjunktur kriagt, ſ' war neuli erſt eine Beſpre-
chung im Fremdenverkehrsverein, wir kunnten Parten-
kirchen tauchen. — (Langſam, ſchwerfaͤllig nachdenklich, inner-
lich arbeitend.) Da muaß ſi do an aufklärter Mann ſagen:
dös is jetzt an Augenblick, denſt net auslaſſen derfſt —
ſchau, daß d' mit dabei biſt! — Und nöt bloß wegen
Geld! Natürli warſt a Narr, wann alls verdient und
nur du hättſt nix davon. Aber nöt bloß wegen Geld, Herr
Doktor Schmorr, aber ma möcht do a wer ſein und was
gelten in der Welt, nöt? Dazu brauchſt aber ane, was ma
ane (das naͤchſte Wort faſt feierlich betonend) Baſis nennt,
halt ja! Nacher war mir nöt bang um mi! I wurd ſicher
bald Obmannſtellvertreter.
Fidelis. Wo denn?
Martl (ſorglos, leichthin). Ja, in an Verein müaßt i halt
eintreten, der findt ſi ſcho. — (Wieder ſehr nachdenklich, lang-
ſam.) Aber die Baſis brauchſt, anders is 's nöt! S'
Nagllehen war die Baſis! Und daß man ſo was nöt
auslaßt, daß ma nöt in ſein Zurn ſein Leben vatuat, auf
dös kommt's an, Herr Doktor Schmorr, und nöt auf das,
was ma möcht! Mei, möchten möcht ma viel! (Aufſtehend;
kurz.) I hab nur fragen wollen, damit i 's waß! Hätt ja
ſein können, daß Ihnen gleich g'weſen war, für wen jetzt
nacher dö fuchzehnhundert Mark oder die ſiebenhundert-
fufzg — (Haͤlt ein und blickt Fidelis noch einmal fragend an;
dann, ſich reſolut darein findend.) Aber Sie wollen 's nöt
umſchreiben laſſen, dös is a ganz begreiflich. (Reicht Fidelis
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |