Embryo und einen grossen Theil seiner Häute. Es bilden sich Blutgefässe in allen verschiedenen Schichten und allen einzelnen Theilen, so weit diese wahrhaft le- bendig sind, und die Blutgefässe müssen daselbst noch zwischen den jedem Organe etgenthümlichen histologischen Elementen sich finden. Wie die ursprüngliche röhrige Gefässschicht, die ein Primitivorgan bildete, allmählig ihre Gleichför- migkeit verliert, haben wir so eben (unter hh.) berührt. Aus dem jetzt Hinzu- gefügten wird es Ihnen aber klar geworden seyn, wie bei weitem nicht alle Gefä- sse aus dieser Schicht stammen, sondern alle an den Stellen selbst, an denen sie sich bleibend zeigen, entstanden sind. Es finden sich sogar in späterer Zeit wahre Gefässhäute, welche keinesweges morphologische Sonderungen aus der ursprüng- lichen Gefässhaut sind. So bildet sich allmählig eine Gefässhaut um die gesammte Nervenröhre und ihre Verlängerungen in die Sinnesorgane und eine andere Gefäss- schicht in der Haut.
Recht deutlich wird das Wesen der histologischen Sonderung durch die Artoo. Muskel- bildung wie die Muskeln entstehen. Verfolgt man die Muskeln in ihrer Ausbildung, rück- wärts bis zu einem Zustande, wo man kaum noch die Anlage zur Muskelbildung erkennen kann, so findet man äusserst weiche, von der Umgebung kaum geson- derte, nicht genau gesormte, sondern absatzweise erweiterte und verengte, also paternosterförmige, verhältnissmässig ziemlich dicke Fäden. Sie sind entweder in ihrer ganzen Länge vollständig, oder noch gar nicht sichtbar, wachsen also nicht aus andern Muskeln hervor oder von einem Knochen zum andern, sondern entste- hen in der Masse, die zwischen diesen Knochen liegt. Ihre Fäden scheinen auch nicht dadurch gebildet, dass die Kügelchen, die schon früher in diesem Bildungs- gewebe sich fanden, oder gar die Blutkügelchen, wie Home glaubte, sich in Rei- hen stellen, sondern die Fäden haben sich neu aus dem ungeformten Stoffe geson- dert; denn immer findet man zwischen den Fäden noch die frühern Kügelchen. Und je weiter zurück man die Muskelsasern verfolgt, desto ähnlicher findet man sie am umgebenden Bildungsgewebe, bis man sie von diesem nicht mehr unter- scheiden kann. Eben deshalb erscheinen sie zuerst paternosterförmig, indem die Faserbildung im ersten Momente von der Bildung der elementaren Kügelchen wenig verschieden ist. Diese Hervorbildung einer neuen Art des Gewebes ist es, was wir histologische Sonderung nennen. Ich zweifle nicht, dass jede zuerst sichtbare Muskelfaser sich später wieder spaltet und also eigentlich ein werdendes Bündel ist, denn die ersten deutlichen Fasern sind sehr dick, viel dicker als die spätern.
Eben so wenig sind die einzelnen Nerven wirkliche Auswüchse aus der Ner-pp. Nerven- bildung. venröhre. Sie werden vielmehr mit Ausnahme der Sinnesnerven, die man eben
Embryo und einen groſsen Theil seiner Häute. Es bilden sich Blutgefäſse in allen verschiedenen Schichten und allen einzelnen Theilen, so weit diese wahrhaft le- bendig sind, und die Blutgefäſse müssen daselbst noch zwischen den jedem Organe etgenthümlichen histologischen Elementen sich finden. Wie die ursprüngliche röhrige Gefäſsschicht, die ein Primitivorgan bildete, allmählig ihre Gleichför- migkeit verliert, haben wir so eben (unter hh.) berührt. Aus dem jetzt Hinzu- gefügten wird es Ihnen aber klar geworden seyn, wie bei weitem nicht alle Gefä- ſse aus dieser Schicht stammen, sondern alle an den Stellen selbst, an denen sie sich bleibend zeigen, entstanden sind. Es finden sich sogar in späterer Zeit wahre Gefäſshäute, welche keinesweges morphologische Sonderungen aus der ursprüng- lichen Gefäſshaut sind. So bildet sich allmählig eine Gefäſshaut um die gesammte Nervenröhre und ihre Verlängerungen in die Sinnesorgane und eine andere Gefäſs- schicht in der Haut.
Recht deutlich wird das Wesen der histologischen Sonderung durch die Artoo. Muskel- bildung wie die Muskeln entstehen. Verfolgt man die Muskeln in ihrer Ausbildung, rück- wärts bis zu einem Zustande, wo man kaum noch die Anlage zur Muskelbildung erkennen kann, so findet man äuſserst weiche, von der Umgebung kaum geson- derte, nicht genau geſormte, sondern absatzweise erweiterte und verengte, also paternosterförmige, verhältniſsmäſsig ziemlich dicke Fäden. Sie sind entweder in ihrer ganzen Länge vollständig, oder noch gar nicht sichtbar, wachsen also nicht aus andern Muskeln hervor oder von einem Knochen zum andern, sondern entste- hen in der Masse, die zwischen diesen Knochen liegt. Ihre Fäden scheinen auch nicht dadurch gebildet, daſs die Kügelchen, die schon früher in diesem Bildungs- gewebe sich fanden, oder gar die Blutkügelchen, wie Home glaubte, sich in Rei- hen stellen, sondern die Fäden haben sich neu aus dem ungeformten Stoffe geson- dert; denn immer findet man zwischen den Fäden noch die frühern Kügelchen. Und je weiter zurück man die Muskelſasern verfolgt, desto ähnlicher findet man sie am umgebenden Bildungsgewebe, bis man sie von diesem nicht mehr unter- scheiden kann. Eben deshalb erscheinen sie zuerst paternosterförmig, indem die Faserbildung im ersten Momente von der Bildung der elementaren Kügelchen wenig verschieden ist. Diese Hervorbildung einer neuen Art des Gewebes ist es, was wir histologische Sonderung nennen. Ich zweifle nicht, daſs jede zuerst sichtbare Muskelfaser sich später wieder spaltet und also eigentlich ein werdendes Bündel ist, denn die ersten deutlichen Fasern sind sehr dick, viel dicker als die spätern.
Eben so wenig sind die einzelnen Nerven wirkliche Auswüchse aus der Ner-pp. Nerven- bildung. venröhre. Sie werden vielmehr mit Ausnahme der Sinnesnerven, die man eben
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Embryo und einen groſsen Theil seiner Häute. Es bilden sich Blutgefäſse in allen
verschiedenen Schichten und allen einzelnen Theilen, so weit diese wahrhaft le-
bendig sind, und die Blutgefäſse müssen daselbst noch zwischen den jedem Organe
etgenthümlichen histologischen Elementen sich finden. Wie die ursprüngliche
röhrige Gefäſsschicht, die ein Primitivorgan bildete, allmählig ihre Gleichför-
migkeit verliert, haben wir so eben (unter hh.) berührt. Aus dem jetzt Hinzu-
gefügten wird es Ihnen aber klar geworden seyn, wie bei weitem nicht alle Gefä-
ſse aus dieser Schicht stammen, sondern alle an den Stellen selbst, an denen sie
sich bleibend zeigen, entstanden sind. Es finden sich sogar in späterer Zeit wahre
Gefäſshäute, welche keinesweges morphologische Sonderungen aus der ursprüng-
lichen Gefäſshaut sind. So bildet sich allmählig eine Gefäſshaut um die gesammte
Nervenröhre und ihre Verlängerungen in die Sinnesorgane und eine andere Gefäſs-
schicht in der Haut.
Recht deutlich wird das Wesen der histologischen Sonderung durch die Art
wie die Muskeln entstehen. Verfolgt man die Muskeln in ihrer Ausbildung, rück-
wärts bis zu einem Zustande, wo man kaum noch die Anlage zur Muskelbildung
erkennen kann, so findet man äuſserst weiche, von der Umgebung kaum geson-
derte, nicht genau geſormte, sondern absatzweise erweiterte und verengte, also
paternosterförmige, verhältniſsmäſsig ziemlich dicke Fäden. Sie sind entweder
in ihrer ganzen Länge vollständig, oder noch gar nicht sichtbar, wachsen also nicht
aus andern Muskeln hervor oder von einem Knochen zum andern, sondern entste-
hen in der Masse, die zwischen diesen Knochen liegt. Ihre Fäden scheinen auch
nicht dadurch gebildet, daſs die Kügelchen, die schon früher in diesem Bildungs-
gewebe sich fanden, oder gar die Blutkügelchen, wie Home glaubte, sich in Rei-
hen stellen, sondern die Fäden haben sich neu aus dem ungeformten Stoffe geson-
dert; denn immer findet man zwischen den Fäden noch die frühern Kügelchen.
Und je weiter zurück man die Muskelſasern verfolgt, desto ähnlicher findet man
sie am umgebenden Bildungsgewebe, bis man sie von diesem nicht mehr unter-
scheiden kann. Eben deshalb erscheinen sie zuerst paternosterförmig, indem
die Faserbildung im ersten Momente von der Bildung der elementaren Kügelchen
wenig verschieden ist. Diese Hervorbildung einer neuen Art des Gewebes ist es,
was wir histologische Sonderung nennen. Ich zweifle nicht, daſs jede zuerst
sichtbare Muskelfaser sich später wieder spaltet und also eigentlich ein werdendes
Bündel ist, denn die ersten deutlichen Fasern sind sehr dick, viel dicker als die
spätern.
oo. Muskel-
bildung
Eben so wenig sind die einzelnen Nerven wirkliche Auswüchse aus der Ner-
venröhre. Sie werden vielmehr mit Ausnahme der Sinnesnerven, die man eben
pp. Nerven-
bildung.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/103>, abgerufen am 07.05.2024.
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