Der Luftraum ist in steter Vergrösserung. Die Keimhaut umfasst dena. Allgemei- ne Theile des Eies. ganzen Dotter. Der letztere ist daher in eine mit dem Embryo zusammenhängende Hülle eingeschlossen, die man Dottersack nennt. Am Dotterhofe klebt das Ei- weiss, welches sehr an Consistenz zugenommen hat, fest an, und eben so in der Spitze des Eies an der Schaalenhaut. Den Gefässhof umgiebt viel mehr als die Hälfte des Dotters; die Grenzvene wird enger, oder fängt schon an zu schwinden. Auch die übrigen Gefässe sind weniger voll. Die aufsteigende und die absteigende Vene schwinden am schnellsten und sind am siebenten Tage oft nicht mehr kennt- lich. Uebrigens liegt überall ein Venenast neben einem Arterienaste. Der Dotter hat sehr an Masse zugenommen und ist fast ganz flüssig, mit Ausnahme eines kleinen Theils, der in der untern Hälfte der Dotterkugel und nicht an der Keim- haut anliegt, sondern mehr nach innen sich befindet. In dem flüssigen Theile des Dotters sind die grössern Dotterkügelchen sehr ansehnlich, mit blossen Augen leicht kenntlich, von bis Linie im Durchmesser, und ziemlich hell, offenbar von einer beträchtlichen Menge enthaltener Flüssigkeit. Zerdrückt man ein solches Kügelchen, so fallen viele kleinere heraus. Da nun die Zahl der grossen Dotterkügelchen im Verhältniss zu der ganzen Masse abgenommen hat, so ist auch nicht zu zweifeln, dass sich viele von ihnen aufgelöst haben. Der Harnsack über- wächst den Embryo von der rechten Fläche desselben nach allen Seiten und breitet sich aus, je nachdem er zwischen der neuen serösen Hülle, der tiefern Lage des Keimblattes und dem Amnion Raum findet. Dadurch wird der Harnsack sehr zusammengedrückt, lässt sich aber doch deutlich als eine zusammenhängende Blase erkennen, welche eine ganz helle Flüssigkeit enthält. Am siebenten Tage hat diese zusammengedrückte Blase den Umfang eines Thalerstückes, und die beiden Hälften sind merklich durch die enthaltene Flüssigkeit gesondert, jede Hälfte lässt noch deutlich das Gefässblatt und das Schleimblatt unterscheiden. Das Gefässblatt legt sich sehr eng an die seröse Hülle, und diejenige Hälfte des
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Dritte Periode.
§. 9. Sechster und siebenter Tag.
Der Luftraum ist in steter Vergröſserung. Die Keimhaut umfaſst dena. Allgemei- ne Theile des Eies. ganzen Dotter. Der letztere ist daher in eine mit dem Embryo zusammenhängende Hülle eingeschlossen, die man Dottersack nennt. Am Dotterhofe klebt das Ei- weiſs, welches sehr an Consistenz zugenommen hat, fest an, und eben so in der Spitze des Eies an der Schaalenhaut. Den Gefäſshof umgiebt viel mehr als die Hälfte des Dotters; die Grenzvene wird enger, oder fängt schon an zu schwinden. Auch die übrigen Gefäſse sind weniger voll. Die aufsteigende und die absteigende Vene schwinden am schnellsten und sind am siebenten Tage oft nicht mehr kennt- lich. Uebrigens liegt überall ein Venenast neben einem Arterienaste. Der Dotter hat sehr an Masse zugenommen und ist fast ganz flüssig, mit Ausnahme eines kleinen Theils, der in der untern Hälfte der Dotterkugel und nicht an der Keim- haut anliegt, sondern mehr nach innen sich befindet. In dem flüssigen Theile des Dotters sind die gröſsern Dotterkügelchen sehr ansehnlich, mit bloſsen Augen leicht kenntlich, von bis Linie im Durchmesser, und ziemlich hell, offenbar von einer beträchtlichen Menge enthaltener Flüssigkeit. Zerdrückt man ein solches Kügelchen, so fallen viele kleinere heraus. Da nun die Zahl der groſsen Dotterkügelchen im Verhältniſs zu der ganzen Masse abgenommen hat, so ist auch nicht zu zweifeln, daſs sich viele von ihnen aufgelöst haben. Der Harnsack über- wächst den Embryo von der rechten Fläche desselben nach allen Seiten und breitet sich aus, je nachdem er zwischen der neuen serösen Hülle, der tiefern Lage des Keimblattes und dem Amnion Raum findet. Dadurch wird der Harnsack sehr zusammengedrückt, läſst sich aber doch deutlich als eine zusammenhängende Blase erkennen, welche eine ganz helle Flüssigkeit enthält. Am siebenten Tage hat diese zusammengedrückte Blase den Umfang eines Thalerstückes, und die beiden Hälften sind merklich durch die enthaltene Flüssigkeit gesondert, jede Hälfte läſst noch deutlich das Gefäſsblatt und das Schleimblatt unterscheiden. Das Gefäſsblatt legt sich sehr eng an die seröse Hülle, und diejenige Hälfte des
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Dritte Periode.
§. 9.
Sechster und siebenter Tag.
Der Luftraum ist in steter Vergröſserung. Die Keimhaut umfaſst den
ganzen Dotter. Der letztere ist daher in eine mit dem Embryo zusammenhängende
Hülle eingeschlossen, die man Dottersack nennt. Am Dotterhofe klebt das Ei-
weiſs, welches sehr an Consistenz zugenommen hat, fest an, und eben so in der
Spitze des Eies an der Schaalenhaut. Den Gefäſshof umgiebt viel mehr als die
Hälfte des Dotters; die Grenzvene wird enger, oder fängt schon an zu schwinden.
Auch die übrigen Gefäſse sind weniger voll. Die aufsteigende und die absteigende
Vene schwinden am schnellsten und sind am siebenten Tage oft nicht mehr kennt-
lich. Uebrigens liegt überall ein Venenast neben einem Arterienaste. Der Dotter
hat sehr an Masse zugenommen und ist fast ganz flüssig, mit Ausnahme eines
kleinen Theils, der in der untern Hälfte der Dotterkugel und nicht an der Keim-
haut anliegt, sondern mehr nach innen sich befindet. In dem flüssigen Theile
des Dotters sind die gröſsern Dotterkügelchen sehr ansehnlich, mit bloſsen Augen
leicht kenntlich, von [FORMEL] bis [FORMEL] Linie im Durchmesser, und ziemlich hell, offenbar
von einer beträchtlichen Menge enthaltener Flüssigkeit. Zerdrückt man ein
solches Kügelchen, so fallen viele kleinere heraus. Da nun die Zahl der groſsen
Dotterkügelchen im Verhältniſs zu der ganzen Masse abgenommen hat, so ist auch
nicht zu zweifeln, daſs sich viele von ihnen aufgelöst haben. Der Harnsack über-
wächst den Embryo von der rechten Fläche desselben nach allen Seiten und breitet
sich aus, je nachdem er zwischen der neuen serösen Hülle, der tiefern Lage des
Keimblattes und dem Amnion Raum findet. Dadurch wird der Harnsack sehr
zusammengedrückt, läſst sich aber doch deutlich als eine zusammenhängende
Blase erkennen, welche eine ganz helle Flüssigkeit enthält. Am siebenten Tage
hat diese zusammengedrückte Blase den Umfang eines Thalerstückes, und die
beiden Hälften sind merklich durch die enthaltene Flüssigkeit gesondert, jede
Hälfte läſst noch deutlich das Gefäſsblatt und das Schleimblatt unterscheiden.
Das Gefäſsblatt legt sich sehr eng an die seröse Hülle, und diejenige Hälfte des
a. Allgemei-
ne Theile des
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/121>, abgerufen am 18.07.2024.
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