anstatt des [fremdsprachliches Material] das folgende [fremdsprachliches Material], anstatt des [fremdsprachliches Material] das folgende [fremdsprachliches Material] u. s. w. gesetzt wird. Die Versetzung dieser göttlichen Namen nach letzt- beschriebener Art, sagen die Kabbalisten, habe Gott dem Moses bei folgender Gelegenheit gelehrt. Als nämlich Moses von Gott verlangte, er möchte ihm seine Herrlichkeit zeigen (2. Mos. 33, 23), erwiderte Gott: "Du sollst mich von rückwärts ansehen!" d. h. bei dem göttlichen Namen Jehovah u. s. w. die Buchstaben ver- setzen und für jeden Buchstaben den ihm folgenden lesen. Die Kabbalisten geben die Versetzungen eines jeden Buchstaben auf zweihundertundeinunddreißigerlei Arten an. Multiplicirt man diese Zahl mit allen Buchstaben des Alphabets, so gehen die Versetzun- gen bis ins Unzählige. Es kann also gar nicht befremden, wenn der Kabbalist in der Heiligen Schrift alles zu finden glaubt, was er will, weil er durch diese willkürlichen Versetzungen alles nur Mögliche, ja selbst das Unmögliche daraus zu entziffern oder hin- einzulegen im Stande ist. Daher untersagt auch Aben-Esra in sei- nem Commentar über den Pentateuch jede Erklärung der Heiligen Schrift durch die Kabbala.
Die reale Kabbala betrifft die überliefert sein sollenden Ge- heimnisse selbst und ist entweder theoretisch ([fremdsprachliches Material]), oder prak- tisch ([fremdsprachliches Material]). Die theoretische Kabbala handelt von den zehn Sephiroth, von den zweiunddreißig Wegen der Weisheit, von den vier Welten, von den verschiedenen Gottes- und Engelnamen, von der himmlischen Hierarchie mit ihren Einflüssen aufeinander und Einwirkungen auf die untere Welt. Diese Art der Kabbala wird eingetheilt: erstens in die kosmogenische, oder von der Schöpfung der Welt, und besteht in der Erklärung der beiden ersten Kapitel der Genesis, welche [fremdsprachliches Material], maaseh bereschith, ge- nannt wird; dann zweitens in die pneumatische, oder Abhand- lungen von dem himmlischen Thronwagen, [fremdsprachliches Material], maa- seh merkaba, und besteht in der Erklärung der verschiedenen symbolischen Visionen der Propheten und vorzüglich jener des
sehr alte pergamentene Mesusah befindet sich als Geschenk eines jüdischen Ge- lehrten in meinem Besitze.
anſtatt des [fremdsprachliches Material] das folgende [fremdsprachliches Material], anſtatt des [fremdsprachliches Material] das folgende [fremdsprachliches Material] u. ſ. w. geſetzt wird. Die Verſetzung dieſer göttlichen Namen nach letzt- beſchriebener Art, ſagen die Kabbaliſten, habe Gott dem Moſes bei folgender Gelegenheit gelehrt. Als nämlich Moſes von Gott verlangte, er möchte ihm ſeine Herrlichkeit zeigen (2. Moſ. 33, 23), erwiderte Gott: „Du ſollſt mich von rückwärts anſehen!“ d. h. bei dem göttlichen Namen Jehovah u. ſ. w. die Buchſtaben ver- ſetzen und für jeden Buchſtaben den ihm folgenden leſen. Die Kabbaliſten geben die Verſetzungen eines jeden Buchſtaben auf zweihundertundeinunddreißigerlei Arten an. Multiplicirt man dieſe Zahl mit allen Buchſtaben des Alphabets, ſo gehen die Verſetzun- gen bis ins Unzählige. Es kann alſo gar nicht befremden, wenn der Kabbaliſt in der Heiligen Schrift alles zu finden glaubt, was er will, weil er durch dieſe willkürlichen Verſetzungen alles nur Mögliche, ja ſelbſt das Unmögliche daraus zu entziffern oder hin- einzulegen im Stande iſt. Daher unterſagt auch Aben-Esra in ſei- nem Commentar über den Pentateuch jede Erklärung der Heiligen Schrift durch die Kabbala.
Die reale Kabbala betrifft die überliefert ſein ſollenden Ge- heimniſſe ſelbſt und iſt entweder theoretiſch ([fremdsprachliches Material]), oder prak- tiſch ([fremdsprachliches Material]). Die theoretiſche Kabbala handelt von den zehn Sephiroth, von den zweiunddreißig Wegen der Weisheit, von den vier Welten, von den verſchiedenen Gottes- und Engelnamen, von der himmliſchen Hierarchie mit ihren Einflüſſen aufeinander und Einwirkungen auf die untere Welt. Dieſe Art der Kabbala wird eingetheilt: erſtens in die kosmogeniſche, oder von der Schöpfung der Welt, und beſteht in der Erklärung der beiden erſten Kapitel der Geneſis, welche [fremdsprachliches Material], maaseh bereschith, ge- nannt wird; dann zweitens in die pneumatiſche, oder Abhand- lungen von dem himmliſchen Thronwagen, [fremdsprachliches Material], maa- seh merkaba, und beſteht in der Erklärung der verſchiedenen ſymboliſchen Viſionen der Propheten und vorzüglich jener des
ſehr alte pergamentene Meſuſah befindet ſich als Geſchenk eines jüdiſchen Ge- lehrten in meinem Beſitze.
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anſtatt des _ das folgende _ , anſtatt des _ das folgende _ u. ſ. w.
geſetzt wird. Die Verſetzung dieſer göttlichen Namen nach letzt-
beſchriebener Art, ſagen die Kabbaliſten, habe Gott dem Moſes
bei folgender Gelegenheit gelehrt. Als nämlich Moſes von Gott
verlangte, er möchte ihm ſeine Herrlichkeit zeigen (2. Moſ. 33, 23),
erwiderte Gott: „Du ſollſt mich von rückwärts anſehen!“ d. h.
bei dem göttlichen Namen Jehovah u. ſ. w. die Buchſtaben ver-
ſetzen und für jeden Buchſtaben den ihm folgenden leſen. Die
Kabbaliſten geben die Verſetzungen eines jeden Buchſtaben auf
zweihundertundeinunddreißigerlei Arten an. Multiplicirt man dieſe
Zahl mit allen Buchſtaben des Alphabets, ſo gehen die Verſetzun-
gen bis ins Unzählige. Es kann alſo gar nicht befremden, wenn
der Kabbaliſt in der Heiligen Schrift alles zu finden glaubt, was
er will, weil er durch dieſe willkürlichen Verſetzungen alles nur
Mögliche, ja ſelbſt das Unmögliche daraus zu entziffern oder hin-
einzulegen im Stande iſt. Daher unterſagt auch Aben-Esra in ſei-
nem Commentar über den Pentateuch jede Erklärung der Heiligen
Schrift durch die Kabbala.
Die reale Kabbala betrifft die überliefert ſein ſollenden Ge-
heimniſſe ſelbſt und iſt entweder theoretiſch (_ ), oder prak-
tiſch (_ ). Die theoretiſche Kabbala handelt von den zehn
Sephiroth, von den zweiunddreißig Wegen der Weisheit, von den
vier Welten, von den verſchiedenen Gottes- und Engelnamen, von
der himmliſchen Hierarchie mit ihren Einflüſſen aufeinander und
Einwirkungen auf die untere Welt. Dieſe Art der Kabbala wird
eingetheilt: erſtens in die kosmogeniſche, oder von der Schöpfung
der Welt, und beſteht in der Erklärung der beiden erſten Kapitel
der Geneſis, welche _ , maaseh bereschith, ge-
nannt wird; dann zweitens in die pneumatiſche, oder Abhand-
lungen von dem himmliſchen Thronwagen, _ , maa-
seh merkaba, und beſteht in der Erklärung der verſchiedenen
ſymboliſchen Viſionen der Propheten und vorzüglich jener des
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4) ſehr alte pergamentene Meſuſah befindet ſich als Geſchenk eines jüdiſchen Ge-
lehrten in meinem Beſitze.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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