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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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matik aus, welche aber keinen Begriff von judendeutscher Gram-
matik, ja nicht einmal vom Lesen gibt. Ueberraschend ist die erste
Seite, auf welcher man das jüdischdeutsche Alphabet mit schönen,
großen, fetten deutschrabbinischen Lettern, wie man sie nur bei den
ältesten baseler Drucken antrifft, erläutert findet. Doch ist diese
erste Seite auch gerade nur die beste Seite des ganzen Werkes.
Sonst ist alles platt, lückenhaft und unbrauchbar, und der als
einzige Leseübung gegebene kurze jüdischdeutsche Wechselbrief auf
S. 4, welcher bis zur vollen Unverständlichkeit von Schreib- und
Druckfehlern wimmelt, durchaus schlecht und ungenießbar. Das
deutsch-jüdischdeutsche, alphabetisch geordnete Wörterbuch, S. 10--
59, ist im volksthümlichen Tone gehalten, führt aber auch, über
die bloße Vocabulatur hinausgehend, hier und da schon einige
geläufige Redensarten auf, welche allerdings ein Fortschritt in
der Lexikographie sind. Obwol nicht frei von entstellenden Druck-
fehlern, ist es doch bei weitem besser und correcter als die ganz
unnütze Grammatik. Doch ist im Wörterbuch zu beklagen, daß
das Judendeutsche überall nur mit lateinischen Lettern gedruckt ist.
Mit Ausnahme der misrathenen Probe S. 4 des Buchs scheint
der Verfasser sich nicht zugetraut zu haben, ein correctes Wörter-
buch mit deutschrabbinischen Lettern redigiren zu können. Am
Schluß gibt Philoglottus noch eine anderthalb Seiten lange Lese-
probe, welche mit der etwas sonderbaren Einleitung hier Platz
finden mag:

"Schlüßlich will ich noch einige Nachricht von der Cabala
Teutsch-Jüdisch anher setzen, daraus man sich zugleich einen Be-
griff machen kann, wie das Teutsche und Jüdische mit einander
vermischet wird.

Daß die parjisreilische Emone hajom aus hak'l hevel
hevelim
besteit, kon man maskir sey aus den souds, welche die
Rabbonim aus der Cabolo hab'n mamzie gewesen, und sellen
den ben odem vor Kammo roos un Skono meschamm'r sey.
Selche senne die stus von die Nägel an die Etzpaim abzu-
chatchene, dou sie Kousef sey, daß man erst b'jad smol soll
anheiben, an K'mizo, d'rnoch den Ezba, d'rnoch den seres un

matik aus, welche aber keinen Begriff von judendeutſcher Gram-
matik, ja nicht einmal vom Leſen gibt. Ueberraſchend iſt die erſte
Seite, auf welcher man das jüdiſchdeutſche Alphabet mit ſchönen,
großen, fetten deutſchrabbiniſchen Lettern, wie man ſie nur bei den
älteſten baſeler Drucken antrifft, erläutert findet. Doch iſt dieſe
erſte Seite auch gerade nur die beſte Seite des ganzen Werkes.
Sonſt iſt alles platt, lückenhaft und unbrauchbar, und der als
einzige Leſeübung gegebene kurze jüdiſchdeutſche Wechſelbrief auf
S. 4, welcher bis zur vollen Unverſtändlichkeit von Schreib- und
Druckfehlern wimmelt, durchaus ſchlecht und ungenießbar. Das
deutſch-jüdiſchdeutſche, alphabetiſch geordnete Wörterbuch, S. 10—
59, iſt im volksthümlichen Tone gehalten, führt aber auch, über
die bloße Vocabulatur hinausgehend, hier und da ſchon einige
geläufige Redensarten auf, welche allerdings ein Fortſchritt in
der Lexikographie ſind. Obwol nicht frei von entſtellenden Druck-
fehlern, iſt es doch bei weitem beſſer und correcter als die ganz
unnütze Grammatik. Doch iſt im Wörterbuch zu beklagen, daß
das Judendeutſche überall nur mit lateiniſchen Lettern gedruckt iſt.
Mit Ausnahme der misrathenen Probe S. 4 des Buchs ſcheint
der Verfaſſer ſich nicht zugetraut zu haben, ein correctes Wörter-
buch mit deutſchrabbiniſchen Lettern redigiren zu können. Am
Schluß gibt Philoglottus noch eine anderthalb Seiten lange Leſe-
probe, welche mit der etwas ſonderbaren Einleitung hier Platz
finden mag:

„Schlüßlich will ich noch einige Nachricht von der Cabala
Teutſch-Jüdiſch anher ſetzen, daraus man ſich zugleich einen Be-
griff machen kann, wie das Teutſche und Jüdiſche mit einander
vermiſchet wird.

Daß die parjisreiliſche Emone hajom aus hak’l hevel
hevelim
beſteit, kon man maskir ſey aus den souds, welche die
Rabbonim aus der Cabolo hab’n mamzie geweſen, und ſellen
den ben odem vor Kammo roos un Skono meschamm’r ſey.
Selche ſenne die stus von die Nägel an die Etzpaim abzu-
chatchene, dou ſie Kousef ſey, daß man erſt b’jad smol ſoll
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[234/0268] matik aus, welche aber keinen Begriff von judendeutſcher Gram- matik, ja nicht einmal vom Leſen gibt. Ueberraſchend iſt die erſte Seite, auf welcher man das jüdiſchdeutſche Alphabet mit ſchönen, großen, fetten deutſchrabbiniſchen Lettern, wie man ſie nur bei den älteſten baſeler Drucken antrifft, erläutert findet. Doch iſt dieſe erſte Seite auch gerade nur die beſte Seite des ganzen Werkes. Sonſt iſt alles platt, lückenhaft und unbrauchbar, und der als einzige Leſeübung gegebene kurze jüdiſchdeutſche Wechſelbrief auf S. 4, welcher bis zur vollen Unverſtändlichkeit von Schreib- und Druckfehlern wimmelt, durchaus ſchlecht und ungenießbar. Das deutſch-jüdiſchdeutſche, alphabetiſch geordnete Wörterbuch, S. 10— 59, iſt im volksthümlichen Tone gehalten, führt aber auch, über die bloße Vocabulatur hinausgehend, hier und da ſchon einige geläufige Redensarten auf, welche allerdings ein Fortſchritt in der Lexikographie ſind. Obwol nicht frei von entſtellenden Druck- fehlern, iſt es doch bei weitem beſſer und correcter als die ganz unnütze Grammatik. Doch iſt im Wörterbuch zu beklagen, daß das Judendeutſche überall nur mit lateiniſchen Lettern gedruckt iſt. Mit Ausnahme der misrathenen Probe S. 4 des Buchs ſcheint der Verfaſſer ſich nicht zugetraut zu haben, ein correctes Wörter- buch mit deutſchrabbiniſchen Lettern redigiren zu können. Am Schluß gibt Philoglottus noch eine anderthalb Seiten lange Leſe- probe, welche mit der etwas ſonderbaren Einleitung hier Platz finden mag: „Schlüßlich will ich noch einige Nachricht von der Cabala Teutſch-Jüdiſch anher ſetzen, daraus man ſich zugleich einen Be- griff machen kann, wie das Teutſche und Jüdiſche mit einander vermiſchet wird. Daß die parjisreiliſche Emone hajom aus hak’l hevel hevelim beſteit, kon man maskir ſey aus den souds, welche die Rabbonim aus der Cabolo hab’n mamzie geweſen, und ſellen den ben odem vor Kammo roos un Skono meschamm’r ſey. Selche ſenne die stus von die Nägel an die Etzpaim abzu- chatchene, dou ſie Kousef ſey, daß man erſt b’jad smol ſoll anheiben, an K’mizo, d’rnoch den Ezba, d’rnoch den seres un

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/268>, abgerufen am 24.11.2024.