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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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Zweiundzwanzigstes Kapitel.
a) Das Schrekenen.

Obschon, nach der bereits angeführten Etymologie 1), das
jüdisch-deutsche Wort Schreko gleichbedeutend ist mit dem Worte
Zinken, so wird das davon abgeleitete Schrekener, schrekenen
oder Srikener, srikenen, doch nur im beschränktern Sinne des
Vertussers, und zwar auch dabei wiederum in der Beschränkung
auf Diebstähle in offenen Läden und Gewölben, und vor den
Augen des Verkäufers, besonders beim Schottenfellen und Chilfen,
gebraucht. Der Schrekener oder Srikener begleitet den Ladendieb
(den Schautenpicker) oder den Chalfen in die Gewölbe und
Läden, und hat dabei die Aufgabe, Vertuss zu machen (weshalb
der Srikener auch Vertusser genannt wird), oder, wie das Vertuss-
machen speciell in Läden und Gewölben heißt, zu srekenen,
d. h. des Verkäufers Aufmerksamkeit zu fesseln, damit sein Kame-
rad, der Schautenpicker, desto unvermerkter stehlen kann. Ueber
dieses Srekenen wird bei dem Kapitel vom Schottenfellen und
Chilfen weiter gesprochen werden.



Dreiundzwanzigstes Kapitel.
b) Das Meistern.

Eine sehr schwierige und feine Art des Vertuss ist das Mei-
stern.
Darunter versteht man die von dem Begleiter eines Diebes,
oder von dem letztern selbst bei Verübung eines Diebstahls aus-
gehende Beschäftigung und Bannung der Aufmerksamkeit des
unerwartet herannahenden Freiers oder einer dritten Person, da-
mit das schon begonnene Unternehmen verborgen bleibe, oder die
Vollendung desselben nicht gestört, auf alle Fälle aber mindestens

1) Die Ableitung von [fremdsprachliches Material - fehlt] (sorak), werfen, bei Thiele, ist falsch und
gibt auch keinen Sinn.
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
α) Das Schrekenen.

Obſchon, nach der bereits angeführten Etymologie 1), das
jüdiſch-deutſche Wort Schreko gleichbedeutend iſt mit dem Worte
Zinken, ſo wird das davon abgeleitete Schrekener, ſchrekenen
oder Srikener, ſrikenen, doch nur im beſchränktern Sinne des
Vertuſſers, und zwar auch dabei wiederum in der Beſchränkung
auf Diebſtähle in offenen Läden und Gewölben, und vor den
Augen des Verkäufers, beſonders beim Schottenfellen und Chilfen,
gebraucht. Der Schrekener oder Srikener begleitet den Ladendieb
(den Schautenpicker) oder den Chalfen in die Gewölbe und
Läden, und hat dabei die Aufgabe, Vertuſſ zu machen (weshalb
der Srikener auch Vertuſſer genannt wird), oder, wie das Vertuſſ-
machen ſpeciell in Läden und Gewölben heißt, zu ſrekenen,
d. h. des Verkäufers Aufmerkſamkeit zu feſſeln, damit ſein Kame-
rad, der Schautenpicker, deſto unvermerkter ſtehlen kann. Ueber
dieſes Srekenen wird bei dem Kapitel vom Schottenfellen und
Chilfen weiter geſprochen werden.



Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
β) Das Meiſtern.

Eine ſehr ſchwierige und feine Art des Vertuſſ iſt das Mei-
ſtern.
Darunter verſteht man die von dem Begleiter eines Diebes,
oder von dem letztern ſelbſt bei Verübung eines Diebſtahls aus-
gehende Beſchäftigung und Bannung der Aufmerkſamkeit des
unerwartet herannahenden Freiers oder einer dritten Perſon, da-
mit das ſchon begonnene Unternehmen verborgen bleibe, oder die
Vollendung deſſelben nicht geſtört, auf alle Fälle aber mindeſtens

1) Die Ableitung von [fremdsprachliches Material – fehlt] (sorak), werfen, bei Thiele, iſt falſch und
gibt auch keinen Sinn.
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[76/0088] Zweiundzwanzigſtes Kapitel. α) Das Schrekenen. Obſchon, nach der bereits angeführten Etymologie 1), das jüdiſch-deutſche Wort Schreko gleichbedeutend iſt mit dem Worte Zinken, ſo wird das davon abgeleitete Schrekener, ſchrekenen oder Srikener, ſrikenen, doch nur im beſchränktern Sinne des Vertuſſers, und zwar auch dabei wiederum in der Beſchränkung auf Diebſtähle in offenen Läden und Gewölben, und vor den Augen des Verkäufers, beſonders beim Schottenfellen und Chilfen, gebraucht. Der Schrekener oder Srikener begleitet den Ladendieb (den Schautenpicker) oder den Chalfen in die Gewölbe und Läden, und hat dabei die Aufgabe, Vertuſſ zu machen (weshalb der Srikener auch Vertuſſer genannt wird), oder, wie das Vertuſſ- machen ſpeciell in Läden und Gewölben heißt, zu ſrekenen, d. h. des Verkäufers Aufmerkſamkeit zu feſſeln, damit ſein Kame- rad, der Schautenpicker, deſto unvermerkter ſtehlen kann. Ueber dieſes Srekenen wird bei dem Kapitel vom Schottenfellen und Chilfen weiter geſprochen werden. Dreiundzwanzigſtes Kapitel. β) Das Meiſtern. Eine ſehr ſchwierige und feine Art des Vertuſſ iſt das Mei- ſtern. Darunter verſteht man die von dem Begleiter eines Diebes, oder von dem letztern ſelbſt bei Verübung eines Diebſtahls aus- gehende Beſchäftigung und Bannung der Aufmerkſamkeit des unerwartet herannahenden Freiers oder einer dritten Perſon, da- mit das ſchon begonnene Unternehmen verborgen bleibe, oder die Vollendung deſſelben nicht geſtört, auf alle Fälle aber mindeſtens 1) Die Ableitung von _ (sorak), werfen, bei Thiele, iſt falſch und gibt auch keinen Sinn.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/88>, abgerufen am 27.11.2024.