Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.schweizerischen Kriege in jener Zeit brachten viel Gesindel auf die 1) Die Urkunde ist besonders auch darum wichtig, weil sie den ältesten
und besten Commentar zur Bedeutung des Rot und Rotwelsch gibt, und die Uebersetzung des Wortes Rot, Bettler, "der frei ist", im Liber Vaga- ſchweizeriſchen Kriege in jener Zeit brachten viel Geſindel auf die 1) Die Urkunde iſt beſonders auch darum wichtig, weil ſie den älteſten
und beſten Commentar zur Bedeutung des Rot und Rotwelſch gibt, und die Ueberſetzung des Wortes Rot, Bettler, „der frei iſt“, im Liber Vaga- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="50"/> ſchweizeriſchen Kriege in jener Zeit brachten viel Geſindel auf die<lb/> Beine, das namentlich nach der Schlacht bei Sempach 1386 in<lb/> Haufen umherzog und überall mit bewaffneter Hand die frechſten<lb/> Räubereien beging. Brückner in ſeinen „Merkwürdigkeiten der<lb/> Landſchaft Baſel“, S. 849, gibt über eine ſolche Bande eine ſehr<lb/> merkwürdige Notiz: „Zu Ende diſes Jahrhunderts that ſich,<lb/> nach dem Gebrauche damaliger Zeiten, eine Geſellſchaft hervor,<lb/> davon unſere Geſchichtſchreiber keine Meldung thun, die <hi rendition="#g">Rote</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Schwartze</hi> genannt, welche diſe Landesgegend ſehr be-<lb/> unruhigten, mit wohl bewaffneter fertiger Mannſchaft bald diſen<lb/> bald jenen Ort anfielen und beraubten; Sie wuchs ſo ſtark an,<lb/> daß Fürſten und Stände ſich mit einander verbanden, nicht allein<lb/> ſelbiger in ihrer Botmäſſigkeit keinen Aufenthalt zu geſtatten, ſon-<lb/> dern ſogar zu vertilgen.“ Die Stadt Baſel ſchloß nun zur Ver-<lb/> folgung und Vertilgung der Räuber mit dem Biſchof Friedrich<lb/> von Strasburg, dem Abt Rudolf zu Murbach und andern<lb/> geiſtlichen und weltlichen Herren am „Montag nach Marien<lb/> Himmelfahrt 1391“ ein förmliches Bündniß, deſſen Wortlaut<lb/> Brückner, a. a. O., S. 849 fg. mittheilt, und in welchem die<lb/> Paciſcenten „einhelliklich mit einander übereinkommen ſint und in<lb/> guter getreuer Fründſchaft uns zu einander verbunden hant von<lb/> Breſten wegen ſo ſich lange Zit im Lande gefüget hat, mit böſer<lb/> Geſellſchaft, den man ſpricht <hi rendition="#g">Rot</hi> und <hi rendition="#g">Schwartz</hi> davon groß<lb/> ſchade und Breſte uferſtanden iſt und noch fürbaß üferſtanden<lb/> möchte ſin: daz Gott wende, ſemlichen Gebreſten zu verſehen und<lb/> mehreren Schaden ze wende, darumb ſo ſint wir die obgenante<lb/> Herren und Stette mit einander einhelliklich übereinkommen, daß<lb/> Wir dieſelben von beiden Teilen in unſeren Stetten und Ge-<lb/> bieten weder Huſen, halten noch Hofen u. ſi offentlichen verrufen<lb/> ſollent, alſo daz ſie von denſelben Parten und Geſellſchaften<lb/> laſſent“ u. ſ. w. <note xml:id="seg2pn_15_1" next="#seg2pn_15_2" place="foot" n="1)">Die Urkunde iſt beſonders auch darum wichtig, weil ſie den älteſten<lb/> und beſten Commentar zur Bedeutung des <hi rendition="#g">Rot</hi> und <hi rendition="#g">Rotwelſch</hi> gibt, und<lb/> die Ueberſetzung des Wortes <hi rendition="#g">Rot</hi>, Bettler, „der frei iſt“, im <hi rendition="#aq">Liber Vaga-</hi></note> Dieſe und andere Bündniſſe bewirkten jedoch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0066]
ſchweizeriſchen Kriege in jener Zeit brachten viel Geſindel auf die
Beine, das namentlich nach der Schlacht bei Sempach 1386 in
Haufen umherzog und überall mit bewaffneter Hand die frechſten
Räubereien beging. Brückner in ſeinen „Merkwürdigkeiten der
Landſchaft Baſel“, S. 849, gibt über eine ſolche Bande eine ſehr
merkwürdige Notiz: „Zu Ende diſes Jahrhunderts that ſich,
nach dem Gebrauche damaliger Zeiten, eine Geſellſchaft hervor,
davon unſere Geſchichtſchreiber keine Meldung thun, die Rote
und Schwartze genannt, welche diſe Landesgegend ſehr be-
unruhigten, mit wohl bewaffneter fertiger Mannſchaft bald diſen
bald jenen Ort anfielen und beraubten; Sie wuchs ſo ſtark an,
daß Fürſten und Stände ſich mit einander verbanden, nicht allein
ſelbiger in ihrer Botmäſſigkeit keinen Aufenthalt zu geſtatten, ſon-
dern ſogar zu vertilgen.“ Die Stadt Baſel ſchloß nun zur Ver-
folgung und Vertilgung der Räuber mit dem Biſchof Friedrich
von Strasburg, dem Abt Rudolf zu Murbach und andern
geiſtlichen und weltlichen Herren am „Montag nach Marien
Himmelfahrt 1391“ ein förmliches Bündniß, deſſen Wortlaut
Brückner, a. a. O., S. 849 fg. mittheilt, und in welchem die
Paciſcenten „einhelliklich mit einander übereinkommen ſint und in
guter getreuer Fründſchaft uns zu einander verbunden hant von
Breſten wegen ſo ſich lange Zit im Lande gefüget hat, mit böſer
Geſellſchaft, den man ſpricht Rot und Schwartz davon groß
ſchade und Breſte uferſtanden iſt und noch fürbaß üferſtanden
möchte ſin: daz Gott wende, ſemlichen Gebreſten zu verſehen und
mehreren Schaden ze wende, darumb ſo ſint wir die obgenante
Herren und Stette mit einander einhelliklich übereinkommen, daß
Wir dieſelben von beiden Teilen in unſeren Stetten und Ge-
bieten weder Huſen, halten noch Hofen u. ſi offentlichen verrufen
ſollent, alſo daz ſie von denſelben Parten und Geſellſchaften
laſſent“ u. ſ. w. 1) Dieſe und andere Bündniſſe bewirkten jedoch
1) Die Urkunde iſt beſonders auch darum wichtig, weil ſie den älteſten
und beſten Commentar zur Bedeutung des Rot und Rotwelſch gibt, und
die Ueberſetzung des Wortes Rot, Bettler, „der frei iſt“, im Liber Vaga-
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