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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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zur "belehrenden Warnung" dient. Der schwächste Theil des Wer-
kes ist der sechste Abschnitt "Von der Diebssprache", in welchem
der Verfasser nicht einmal die Zigeunersprache von der Diebs-
sprache unterscheidet, und eine Menge Flüchtigkeiten, Druck- und
Sprachfehler aus der Rotwelschen Grammatik von 1755 ohne
Sichtung und Kritik aufgenommen hat, wie später näher nachge-
wiesen werden soll.

Ueber Gauner und über das zweckmäßigste, vielmehr einzige Mittel zur
Vertilgung dieses Uebels.
Von F. A. Wenmohs. Erster Theil, oder
Schilderung des Gauners nach seiner Menge und Schädlichkeit,
in seinem Betriebe, nach seinem Aeußern und als Jnquisiten.
Güstrow 1823.

Dies sowol der Eintheilung als auch dem Jnhalte nach
verworren gehaltene Buch, welches nach einer rationellen Dar-
stellung strebt, meistentheils aber nur Biographien und statistische
Notizen gibt, behandelt im ersten Abschnitt den Begriff, die Menge
und Schädlichkeit der Gauner. Nach unklarem Hin- und Her-
reden kommt jedoch der Verfasser auf die mecklenburgischen Ge-
fangenanstalten, gibt eine dürftige Statistik aus den seit Errich-
tung des Criminalcollegiums zu Bützow (1812) bei demselben
eingereichten Vierteljahrslisten, deducirt aus denselben die über-
wiegende Anzahl von Verbrechen gegen das Eigenthum, und kommt
erst S. 30 auf die Gauner zu reden, definirt den Begriff des
Gauners, und ergeht sich dann wieder in allgemeinen und ver-
worrenen Betrachtungen über die Schädlichkeit der Gauner, bricht
dann S. 58 ab und gibt im "Anhange zum ersten Abschnitte des
ersten Theils", S. 59, zwei Jahre aus dem Leben des Gauners
Kaufholz, dann S. 88 die Lebensgeschichte des Marlow, S. 107
des Wallach und S. 130 des Albrecht, ohne jedoch dabei aus
dem trockenen Relationston herauszugehen. Desto besser und

besteigen, auf welchem der Gauner im dichten Wald sich im Galop davon
machte und nur durch den zufälligen Sturz des Thieres wieder handfest ge-
macht wurde.

zur „belehrenden Warnung“ dient. Der ſchwächſte Theil des Wer-
kes iſt der ſechste Abſchnitt „Von der Diebsſprache“, in welchem
der Verfaſſer nicht einmal die Zigeunerſprache von der Diebs-
ſprache unterſcheidet, und eine Menge Flüchtigkeiten, Druck- und
Sprachfehler aus der Rotwelſchen Grammatik von 1755 ohne
Sichtung und Kritik aufgenommen hat, wie ſpäter näher nachge-
wieſen werden ſoll.

Ueber Gauner und über das zweckmäßigſte, vielmehr einzige Mittel zur
Vertilgung dieſes Uebels.
Von F. A. Wenmohs. Erſter Theil, oder
Schilderung des Gauners nach ſeiner Menge und Schädlichkeit,
in ſeinem Betriebe, nach ſeinem Aeußern und als Jnquiſiten.
Güſtrow 1823.

Dies ſowol der Eintheilung als auch dem Jnhalte nach
verworren gehaltene Buch, welches nach einer rationellen Dar-
ſtellung ſtrebt, meiſtentheils aber nur Biographien und ſtatiſtiſche
Notizen gibt, behandelt im erſten Abſchnitt den Begriff, die Menge
und Schädlichkeit der Gauner. Nach unklarem Hin- und Her-
reden kommt jedoch der Verfaſſer auf die mecklenburgiſchen Ge-
fangenanſtalten, gibt eine dürftige Statiſtik aus den ſeit Errich-
tung des Criminalcollegiums zu Bützow (1812) bei demſelben
eingereichten Vierteljahrsliſten, deducirt aus denſelben die über-
wiegende Anzahl von Verbrechen gegen das Eigenthum, und kommt
erſt S. 30 auf die Gauner zu reden, definirt den Begriff des
Gauners, und ergeht ſich dann wieder in allgemeinen und ver-
worrenen Betrachtungen über die Schädlichkeit der Gauner, bricht
dann S. 58 ab und gibt im „Anhange zum erſten Abſchnitte des
erſten Theils“, S. 59, zwei Jahre aus dem Leben des Gauners
Kaufholz, dann S. 88 die Lebensgeſchichte des Marlow, S. 107
des Wallach und S. 130 des Albrecht, ohne jedoch dabei aus
dem trockenen Relationston herauszugehen. Deſto beſſer und

beſteigen, auf welchem der Gauner im dichten Wald ſich im Galop davon
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[258/0274] zur „belehrenden Warnung“ dient. Der ſchwächſte Theil des Wer- kes iſt der ſechste Abſchnitt „Von der Diebsſprache“, in welchem der Verfaſſer nicht einmal die Zigeunerſprache von der Diebs- ſprache unterſcheidet, und eine Menge Flüchtigkeiten, Druck- und Sprachfehler aus der Rotwelſchen Grammatik von 1755 ohne Sichtung und Kritik aufgenommen hat, wie ſpäter näher nachge- wieſen werden ſoll. Ueber Gauner und über das zweckmäßigſte, vielmehr einzige Mittel zur Vertilgung dieſes Uebels. Von F. A. Wenmohs. Erſter Theil, oder Schilderung des Gauners nach ſeiner Menge und Schädlichkeit, in ſeinem Betriebe, nach ſeinem Aeußern und als Jnquiſiten. Güſtrow 1823. Dies ſowol der Eintheilung als auch dem Jnhalte nach verworren gehaltene Buch, welches nach einer rationellen Dar- ſtellung ſtrebt, meiſtentheils aber nur Biographien und ſtatiſtiſche Notizen gibt, behandelt im erſten Abſchnitt den Begriff, die Menge und Schädlichkeit der Gauner. Nach unklarem Hin- und Her- reden kommt jedoch der Verfaſſer auf die mecklenburgiſchen Ge- fangenanſtalten, gibt eine dürftige Statiſtik aus den ſeit Errich- tung des Criminalcollegiums zu Bützow (1812) bei demſelben eingereichten Vierteljahrsliſten, deducirt aus denſelben die über- wiegende Anzahl von Verbrechen gegen das Eigenthum, und kommt erſt S. 30 auf die Gauner zu reden, definirt den Begriff des Gauners, und ergeht ſich dann wieder in allgemeinen und ver- worrenen Betrachtungen über die Schädlichkeit der Gauner, bricht dann S. 58 ab und gibt im „Anhange zum erſten Abſchnitte des erſten Theils“, S. 59, zwei Jahre aus dem Leben des Gauners Kaufholz, dann S. 88 die Lebensgeſchichte des Marlow, S. 107 des Wallach und S. 130 des Albrecht, ohne jedoch dabei aus dem trockenen Relationston herauszugehen. Deſto beſſer und 1) 1) beſteigen, auf welchem der Gauner im dichten Wald ſich im Galop davon machte und nur durch den zufälligen Sturz des Thieres wieder handfeſt ge- macht wurde.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/274>, abgerufen am 03.05.2024.