Jn gleicher Weise, und ersichtlich nach dem von Grolman ge- gebenen Muster, ist das Werk von Brill gehalten. Brill macht überdies in der Einleitung, S. 1--30, beachtenswerthe Vorschläge zur Ausrottung der Gauner, welche auch die verdiente Aufmerk- samkeit gefunden und vielen Nutzen gestiftet haben. Alle drei Werke gehören unzweifelhaft zu den besten Schriften, die über das Gaunerthum erschienen sind, und haben einen bleibenden clas- sischen Werth.
Kurze Geschichte des Criminalprocesses wider den Brandstifter Joh. Christoph Peter Horst und dessen Geliebte, die unverehelichte Friede- rike Louise Christiane Delitz, von H. L. Hermann. Berlin 1818.
Dies Buch gibt eine interessante Uebersicht über die Menge von Brandstiftungen, welche dem Horst, der Delitz und seiner vorzüglich in der Mark hausenden Bande zur Last fallen, ohne daß man über die Bande selbst Näheres erfährt. Horst zog mit seinen Genossen als Räuber und Einbrecher umher und legte Feuer an, nicht etwa aus irgendeiner Leidenschaft oder Manie, sondern, um unter Begünstigung des Feuertumultes zu stehlen. Fünfundvierzig Städte und Dörfer wurden in dieser Weise von Horst durch Brandstiftungen heimgesucht. Zehn Menschen ver- loren auf schreckliche Weise ihr Leben in den Flammen. Der Schade, welcher durch die Brandstiftungen angerichtet wurde, be- lief sich auf mehr als 300,000 Thlr. und der ganze Gewinn des Horst erreichte nicht den Betrag von 500 Thlr. Die De- litz, welche unter andern das gräßliche Feuer in Schönerlinde (23.--24. Aug. 1810) anlegte, welches fünf Personen das Leben kostete, hatte fast gar keinen Vortheil weiter als freie Zeche. Horst wurde mit der Delitz am 18. Mai 1813 bei Berlin lebendig ver- brannt. Das kleine Buch hat beide Verbrecher recht eigenthüm- lich aufgefaßt und erhebt sich über den dürren Referentenstil hinaus zur lebendigen psychologischen Schilderung. Das dem Buch an- gehängte Wörterbuch ist zwar klein, aber beachtenswerth und wird später genauer besprochen werden.
Jn gleicher Weiſe, und erſichtlich nach dem von Grolman ge- gebenen Muſter, iſt das Werk von Brill gehalten. Brill macht überdies in der Einleitung, S. 1—30, beachtenswerthe Vorſchläge zur Ausrottung der Gauner, welche auch die verdiente Aufmerk- ſamkeit gefunden und vielen Nutzen geſtiftet haben. Alle drei Werke gehören unzweifelhaft zu den beſten Schriften, die über das Gaunerthum erſchienen ſind, und haben einen bleibenden claſ- ſiſchen Werth.
Kurze Geſchichte des Criminalproceſſes wider den Brandſtifter Joh. Chriſtoph Peter Horſt und deſſen Geliebte, die unverehelichte Friede- rike Louiſe Chriſtiane Delitz, von H. L. Hermann. Berlin 1818.
Dies Buch gibt eine intereſſante Ueberſicht über die Menge von Brandſtiftungen, welche dem Horſt, der Delitz und ſeiner vorzüglich in der Mark hauſenden Bande zur Laſt fallen, ohne daß man über die Bande ſelbſt Näheres erfährt. Horſt zog mit ſeinen Genoſſen als Räuber und Einbrecher umher und legte Feuer an, nicht etwa aus irgendeiner Leidenſchaft oder Manie, ſondern, um unter Begünſtigung des Feuertumultes zu ſtehlen. Fünfundvierzig Städte und Dörfer wurden in dieſer Weiſe von Horſt durch Brandſtiftungen heimgeſucht. Zehn Menſchen ver- loren auf ſchreckliche Weiſe ihr Leben in den Flammen. Der Schade, welcher durch die Brandſtiftungen angerichtet wurde, be- lief ſich auf mehr als 300,000 Thlr. und der ganze Gewinn des Horſt erreichte nicht den Betrag von 500 Thlr. Die De- litz, welche unter andern das gräßliche Feuer in Schönerlinde (23.—24. Aug. 1810) anlegte, welches fünf Perſonen das Leben koſtete, hatte faſt gar keinen Vortheil weiter als freie Zeche. Horſt wurde mit der Delitz am 18. Mai 1813 bei Berlin lebendig ver- brannt. Das kleine Buch hat beide Verbrecher recht eigenthüm- lich aufgefaßt und erhebt ſich über den dürren Referentenſtil hinaus zur lebendigen pſychologiſchen Schilderung. Das dem Buch an- gehängte Wörterbuch iſt zwar klein, aber beachtenswerth und wird ſpäter genauer beſprochen werden.
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Jn gleicher Weiſe, und erſichtlich nach dem von Grolman ge-
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überdies in der Einleitung, S. 1—30, beachtenswerthe Vorſchläge
zur Ausrottung der Gauner, welche auch die verdiente Aufmerk-
ſamkeit gefunden und vielen Nutzen geſtiftet haben. Alle drei
Werke gehören unzweifelhaft zu den beſten Schriften, die über
das Gaunerthum erſchienen ſind, und haben einen bleibenden claſ-
ſiſchen Werth.
Kurze Geſchichte des Criminalproceſſes wider den Brandſtifter Joh.
Chriſtoph Peter Horſt und deſſen Geliebte, die unverehelichte Friede-
rike Louiſe Chriſtiane Delitz, von H. L. Hermann. Berlin 1818.
Dies Buch gibt eine intereſſante Ueberſicht über die Menge
von Brandſtiftungen, welche dem Horſt, der Delitz und ſeiner
vorzüglich in der Mark hauſenden Bande zur Laſt fallen, ohne
daß man über die Bande ſelbſt Näheres erfährt. Horſt zog mit
ſeinen Genoſſen als Räuber und Einbrecher umher und legte
Feuer an, nicht etwa aus irgendeiner Leidenſchaft oder Manie,
ſondern, um unter Begünſtigung des Feuertumultes zu ſtehlen.
Fünfundvierzig Städte und Dörfer wurden in dieſer Weiſe von
Horſt durch Brandſtiftungen heimgeſucht. Zehn Menſchen ver-
loren auf ſchreckliche Weiſe ihr Leben in den Flammen. Der
Schade, welcher durch die Brandſtiftungen angerichtet wurde, be-
lief ſich auf mehr als 300,000 Thlr. und der ganze Gewinn
des Horſt erreichte nicht den Betrag von 500 Thlr. Die De-
litz, welche unter andern das gräßliche Feuer in Schönerlinde
(23.—24. Aug. 1810) anlegte, welches fünf Perſonen das Leben
koſtete, hatte faſt gar keinen Vortheil weiter als freie Zeche. Horſt
wurde mit der Delitz am 18. Mai 1813 bei Berlin lebendig ver-
brannt. Das kleine Buch hat beide Verbrecher recht eigenthüm-
lich aufgefaßt und erhebt ſich über den dürren Referentenſtil hinaus
zur lebendigen pſychologiſchen Schilderung. Das dem Buch an-
gehängte Wörterbuch iſt zwar klein, aber beachtenswerth und wird
ſpäter genauer beſprochen werden.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/268>, abgerufen am 01.08.2024.
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