Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Berufung seines Verfassers, des Oberamtmanns Georg Jakob Abriß des Jauner und Bettelwesens in Schwaben, nach Akten und andern sichern Quellen von dem Verfasser des Kostanzer Hans. Stuttgart 1793. Dieser erste Versuch einer rationellen Darstellung des Gau- Berufung ſeines Verfaſſers, des Oberamtmanns Georg Jakob Abriß des Jauner und Bettelweſens in Schwaben, nach Akten und andern ſichern Quellen von dem Verfaſſer des Koſtanzer Hans. Stuttgart 1793. Dieſer erſte Verſuch einer rationellen Darſtellung des Gau- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0260" n="244"/> Berufung ſeines Verfaſſers, des Oberamtmanns Georg Jakob<lb/> Schäffer zu Sulz, der die ſchwierige Unterſuchung gegen Herren-<lb/> berger führte, ſich ſeiner mit ſeltener Menſchenliebe annahm und<lb/> durch ſeine unabläſſigen Bemühungen ihn nicht nur der Todes-<lb/> ſtrafe entzog, ſondern ihm auch ſpäter ſeine gänzliche Begnadignng<lb/> erwirkte.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#b">Abriß des Jauner und Bettelweſens in Schwaben,</hi> nach Akten und<lb/> andern ſichern Quellen von dem Verfaſſer des Koſtanzer Hans.<lb/> Stuttgart 1793.</item> </list><lb/> <p>Dieſer erſte Verſuch einer rationellen Darſtellung des Gau-<lb/> nerweſens iſt in der That eine erſchöpfende Naturgeſchichte des<lb/> Gaunerthums, und mit vollem Rechte eine Meiſterarbeit zu nennen,<lb/> die noch immer unübertroffen daſteht. Sie iſt zugleich ein Be-<lb/> weis, wie lange ſchon das Gaunerthum fertig und vollendet da-<lb/> geſtanden hat, und wie die Gaunerkunft gerade durch ihren ſchlauen<lb/> Verſteck und durch ihre Ausbeutung aller ſocial-politiſchen Ver-<lb/> hältniſſe eben von dieſen Verhältniſſen ſelbſt getragen und von<lb/> ihnen um ſo ſicherer geſchützt wird, je complicirter und künſtlicher<lb/> dieſe ſelbſt werden. Das Buch, welches nur dem Titel nach ſich<lb/> auf das Gaunerthum in Schwaben beſchränkt, umfaßt jedoch das<lb/> geſammte Gaunerthum, wie es in ſeinem vollen Wucher ſich über<lb/> das ganze cultivirte Europa erſtreckt hat, und verdient daher die<lb/> genaueſte Beachtung. Das Werk zerfällt in drei Theile. Jm<lb/> erſten Theile werden die <hi rendition="#g">Jauner,</hi> im zweiten die <hi rendition="#g">Bettler</hi><lb/> und im Anhange die <hi rendition="#g">Zigeuner</hi> abgehandelt. Dieſe Eintheilung<lb/> iſt unklar und verwirrt den Ueberblick, da im erſten Theile näm-<lb/> lich das ſpecifiſche <hi rendition="#g">Gaunerthum</hi> mit allen ſeinen Künſten und<lb/> Ränken, im zweiten Theile, im anſcheinenden Gegenſatze, das<lb/><hi rendition="#g">Bettlerthum</hi> abgehandelt wird, in welchem man jedoch auch<lb/> nach der Darſtellung Schäffer’s, ganz nach Art des <hi rendition="#aq">Liber Vaga-<lb/> torum,</hi> nur die <hi rendition="#g">Maske</hi> des hinter dem Bettel ſich verſteckenden<lb/><hi rendition="#g">Gaunerthums</hi> erblickt. Jn gleicher Weiſe wird in dem kleinen<lb/> Anhange von den Zigeunern nicht etwa von der excluſiven Eigen-<lb/> thümlichkeit, Nationalität und Sprache der Zigeuner, ſondern nur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0260]
Berufung ſeines Verfaſſers, des Oberamtmanns Georg Jakob
Schäffer zu Sulz, der die ſchwierige Unterſuchung gegen Herren-
berger führte, ſich ſeiner mit ſeltener Menſchenliebe annahm und
durch ſeine unabläſſigen Bemühungen ihn nicht nur der Todes-
ſtrafe entzog, ſondern ihm auch ſpäter ſeine gänzliche Begnadignng
erwirkte.
Abriß des Jauner und Bettelweſens in Schwaben, nach Akten und
andern ſichern Quellen von dem Verfaſſer des Koſtanzer Hans.
Stuttgart 1793.
Dieſer erſte Verſuch einer rationellen Darſtellung des Gau-
nerweſens iſt in der That eine erſchöpfende Naturgeſchichte des
Gaunerthums, und mit vollem Rechte eine Meiſterarbeit zu nennen,
die noch immer unübertroffen daſteht. Sie iſt zugleich ein Be-
weis, wie lange ſchon das Gaunerthum fertig und vollendet da-
geſtanden hat, und wie die Gaunerkunft gerade durch ihren ſchlauen
Verſteck und durch ihre Ausbeutung aller ſocial-politiſchen Ver-
hältniſſe eben von dieſen Verhältniſſen ſelbſt getragen und von
ihnen um ſo ſicherer geſchützt wird, je complicirter und künſtlicher
dieſe ſelbſt werden. Das Buch, welches nur dem Titel nach ſich
auf das Gaunerthum in Schwaben beſchränkt, umfaßt jedoch das
geſammte Gaunerthum, wie es in ſeinem vollen Wucher ſich über
das ganze cultivirte Europa erſtreckt hat, und verdient daher die
genaueſte Beachtung. Das Werk zerfällt in drei Theile. Jm
erſten Theile werden die Jauner, im zweiten die Bettler
und im Anhange die Zigeuner abgehandelt. Dieſe Eintheilung
iſt unklar und verwirrt den Ueberblick, da im erſten Theile näm-
lich das ſpecifiſche Gaunerthum mit allen ſeinen Künſten und
Ränken, im zweiten Theile, im anſcheinenden Gegenſatze, das
Bettlerthum abgehandelt wird, in welchem man jedoch auch
nach der Darſtellung Schäffer’s, ganz nach Art des Liber Vaga-
torum, nur die Maske des hinter dem Bettel ſich verſteckenden
Gaunerthums erblickt. Jn gleicher Weiſe wird in dem kleinen
Anhange von den Zigeunern nicht etwa von der excluſiven Eigen-
thümlichkeit, Nationalität und Sprache der Zigeuner, ſondern nur
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