Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.lich durch Wollust, der sie schon als Kind fröhnte, auf die Ver- Nachrichten von den Lebensumständen einiger merkwürdigen Zuchthaus- gefangenen, gemeinnützig bearbeitet und herausgegeben von M. L. Ch. G. Schmid, Zuchthausprediger in Zwickau. Leipzig 1797. Vorliegende Mittheilungen aus den frühern Lebensverhält- 1) Nichts charakterisirt die kalte Grausamkeit und Rachsucht dieses Unge- heuers mehr, als die S. 163 fg. erzählte fürchterliche Verstümmelung und Er- mordung seines Kameraden Toni (Christoph Pfister), den er nach sechstehalb Jahren, nachdem jener die Mantua, Concubine von Wenzel, dem Bruder Hannikel's, ver- führt hatte, auf eine tückische Weise überfiel, ihm die Gliedmaßen zerschmetterte, die Nase mit der Oberlippe abschnitt und zuletzt ihn mit Mistjauche übergoß, um ihm vollends die schmerzlichsten Qualen zu bereiten. 2) Eine ausführliche Nachricht und specielle Signalements der aus 347
Mitgliedern bestehenden Bande gibt die Sulzer Zigeunerliste von 1787, welche G. J. Schäffer aus den weitläuftigen, 49,074 Blätter enthaltenden Unter- suchungsacten ausgezogen hat. Die Liste ist mit einer "kurzen Schilderung von dem Nationalkarakter der in Teutschland sich noch aufhaltenden Zigeuner und Jauner" eingeleitet. lich durch Wolluſt, der ſie ſchon als Kind fröhnte, auf die Ver- Nachrichten von den Lebensumſtänden einiger merkwürdigen Zuchthaus- gefangenen, gemeinnützig bearbeitet und herausgegeben von M. L. Ch. G. Schmid, Zuchthausprediger in Zwickau. Leipzig 1797. Vorliegende Mittheilungen aus den frühern Lebensverhält- 1) Nichts charakteriſirt die kalte Grauſamkeit und Rachſucht dieſes Unge- heuers mehr, als die S. 163 fg. erzählte fürchterliche Verſtümmelung und Er- mordung ſeines Kameraden Toni (Chriſtoph Pfiſter), den er nach ſechstehalb Jahren, nachdem jener die Mantua, Concubine von Wenzel, dem Bruder Hannikel’s, ver- führt hatte, auf eine tückiſche Weiſe überfiel, ihm die Gliedmaßen zerſchmetterte, die Naſe mit der Oberlippe abſchnitt und zuletzt ihn mit Miſtjauche übergoß, um ihm vollends die ſchmerzlichſten Qualen zu bereiten. 2) Eine ausführliche Nachricht und ſpecielle Signalements der aus 347
Mitgliedern beſtehenden Bande gibt die Sulzer Zigeunerliſte von 1787, welche G. J. Schäffer aus den weitläuftigen, 49,074 Blätter enthaltenden Unter- ſuchungsacten ausgezogen hat. Die Liſte iſt mit einer „kurzen Schilderung von dem Nationalkarakter der in Teutſchland ſich noch aufhaltenden Zigeuner und Jauner“ eingeleitet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0258" n="242"/> lich durch Wolluſt, der ſie ſchon als Kind fröhnte, auf die Ver-<lb/> brecherbahn getrieben worden, bis ſie als noch jugendliches Weib<lb/> unter den entſetzlichſten Verwünſchungen ihr ruchlos verbrecheriſches<lb/> Leben am Galgen endete. Aehnliche erſchütternde Darſtellungen<lb/> ſind die des ſcheußlichen Hundsſattlers und die ſehr ausführliche<lb/> Mittheilung der haarſträubenden Geſchichte des verruchten Hau-<lb/> nikel <note place="foot" n="1)">Nichts charakteriſirt die kalte Grauſamkeit und Rachſucht dieſes Unge-<lb/> heuers mehr, als die S. 163 fg. erzählte fürchterliche Verſtümmelung und Er-<lb/> mordung ſeines Kameraden Toni (Chriſtoph Pfiſter), den er nach ſechstehalb Jahren,<lb/> nachdem jener die Mantua, Concubine von Wenzel, dem Bruder Hannikel’s, ver-<lb/> führt hatte, auf eine tückiſche Weiſe überfiel, ihm die Gliedmaßen zerſchmetterte,<lb/> die Naſe mit der Oberlippe abſchnitt und zuletzt ihn mit Miſtjauche übergoß,<lb/> um ihm vollends die ſchmerzlichſten Qualen zu bereiten.</note> und ſeiner Kameraden, S. 131—221, welche gänzlich<lb/> dem unmittelbar nach der Hinrichtung des Hannikel erſchienenen<lb/> Buche entnommen iſt <note place="foot" n="2)">Eine ausführliche Nachricht und ſpecielle Signalements der aus 347<lb/> Mitgliedern beſtehenden Bande gibt die Sulzer Zigeunerliſte von 1787, welche<lb/> G. J. Schäffer aus den weitläuftigen, 49,074 Blätter enthaltenden Unter-<lb/> ſuchungsacten ausgezogen hat. Die Liſte iſt mit einer „kurzen Schilderung<lb/> von dem Nationalkarakter der in Teutſchland ſich noch aufhaltenden Zigeuner<lb/> und Jauner“ eingeleitet.</note>: „Hannikel, oder die Räuber und Mörder-<lb/> bande, welche in Sulz am Neckar in Verhaft genommen und<lb/> am 17. Jul. 1787 daſelbſt juſtificirt worden. Ein wahrhafter<lb/> Zigeuner-Roman, ganz aus den Kriminalacten gezogen.“ Der<lb/> Verfaſſer ſcheint der Oberamtmann Schäffer zu Sulz zu ſein, der<lb/> ſich durch den „Konſtanzer Hans“ und ſein Werk über die ſchwäbi-<lb/> ſchen Jauner ſo ſehr ausgezeichnet hat.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#b">Nachrichten von den Lebensumſtänden einiger merkwürdigen Zuchthaus-<lb/> gefangenen,</hi> gemeinnützig bearbeitet und herausgegeben von<lb/><hi rendition="#aq">M.</hi> L. Ch. G. <hi rendition="#g">Schmid,</hi> Zuchthausprediger in Zwickau. Leipzig<lb/> 1797.</item> </list><lb/> <p>Vorliegende Mittheilungen aus den frühern Lebensverhält-<lb/> niſſen und Beobachtungen über die Jndividualität der von Schmid<lb/> aufgeführten 24 Verbrecher, worunter ſich auch mehrere berüchtigte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0258]
lich durch Wolluſt, der ſie ſchon als Kind fröhnte, auf die Ver-
brecherbahn getrieben worden, bis ſie als noch jugendliches Weib
unter den entſetzlichſten Verwünſchungen ihr ruchlos verbrecheriſches
Leben am Galgen endete. Aehnliche erſchütternde Darſtellungen
ſind die des ſcheußlichen Hundsſattlers und die ſehr ausführliche
Mittheilung der haarſträubenden Geſchichte des verruchten Hau-
nikel 1) und ſeiner Kameraden, S. 131—221, welche gänzlich
dem unmittelbar nach der Hinrichtung des Hannikel erſchienenen
Buche entnommen iſt 2): „Hannikel, oder die Räuber und Mörder-
bande, welche in Sulz am Neckar in Verhaft genommen und
am 17. Jul. 1787 daſelbſt juſtificirt worden. Ein wahrhafter
Zigeuner-Roman, ganz aus den Kriminalacten gezogen.“ Der
Verfaſſer ſcheint der Oberamtmann Schäffer zu Sulz zu ſein, der
ſich durch den „Konſtanzer Hans“ und ſein Werk über die ſchwäbi-
ſchen Jauner ſo ſehr ausgezeichnet hat.
Nachrichten von den Lebensumſtänden einiger merkwürdigen Zuchthaus-
gefangenen, gemeinnützig bearbeitet und herausgegeben von
M. L. Ch. G. Schmid, Zuchthausprediger in Zwickau. Leipzig
1797.
Vorliegende Mittheilungen aus den frühern Lebensverhält-
niſſen und Beobachtungen über die Jndividualität der von Schmid
aufgeführten 24 Verbrecher, worunter ſich auch mehrere berüchtigte
1) Nichts charakteriſirt die kalte Grauſamkeit und Rachſucht dieſes Unge-
heuers mehr, als die S. 163 fg. erzählte fürchterliche Verſtümmelung und Er-
mordung ſeines Kameraden Toni (Chriſtoph Pfiſter), den er nach ſechstehalb Jahren,
nachdem jener die Mantua, Concubine von Wenzel, dem Bruder Hannikel’s, ver-
führt hatte, auf eine tückiſche Weiſe überfiel, ihm die Gliedmaßen zerſchmetterte,
die Naſe mit der Oberlippe abſchnitt und zuletzt ihn mit Miſtjauche übergoß,
um ihm vollends die ſchmerzlichſten Qualen zu bereiten.
2) Eine ausführliche Nachricht und ſpecielle Signalements der aus 347
Mitgliedern beſtehenden Bande gibt die Sulzer Zigeunerliſte von 1787, welche
G. J. Schäffer aus den weitläuftigen, 49,074 Blätter enthaltenden Unter-
ſuchungsacten ausgezogen hat. Die Liſte iſt mit einer „kurzen Schilderung
von dem Nationalkarakter der in Teutſchland ſich noch aufhaltenden Zigeuner
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