Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Abe bloßgestellte gerichtliche Verfahren und die grausame Mis- Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle, aus dem Gebiete des peinlichen Rechts. Nürnberg 1794. Auch in dieser Sammlung sind sehr bemerkenswerthe Mit- 1) Beide Darstellungen sind dem zweiten Theil der mir unbekannt ge- bliebenen "Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen", von Prof. Abel entnommen. Vgl. Schäfer, "Abriß des Jauner- und Bettelwesens", S. 200, Note. Ave-Lallemant, Gaunerthum. I. 16
Abe bloßgeſtellte gerichtliche Verfahren und die grauſame Mis- Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle, aus dem Gebiete des peinlichen Rechts. Nürnberg 1794. Auch in dieſer Sammlung ſind ſehr bemerkenswerthe Mit- 1) Beide Darſtellungen ſind dem zweiten Theil der mir unbekannt ge- bliebenen „Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erſcheinungen“, von Prof. Abel entnommen. Vgl. Schäfer, „Abriß des Jauner- und Bettelweſens“, S. 200, Note. Avé-Lallemant, Gaunerthum. I. 16
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Abe bloßgeſtellte gerichtliche Verfahren und die grauſame Mis-
handlung des Abe im Gefängniſſe, der nicht nur vom Amtsfrohn,
ſondern auch vom unterſuchenden Actuar eigenhändig mit der
Karbatſche brutal gemishandelt wurde, und worüber die Zeugen-
verhöre mitgetheilt werden, als Zeichen der Zeit und Cultur be-
merkenswerth.
Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle, aus dem Gebiete des peinlichen
Rechts. Nürnberg 1794.
Auch in dieſer Sammlung ſind ſehr bemerkenswerthe Mit-
theilungen über berüchtigte Gauner und Gaunerbanden enthalten,
welche ſämmtlich aus Acten entlehnt ſind, bis auf die erſte: „Ver-
brecher aus Jnfamie“, welche in ſchneidendem Contraſte mit der
S. 269 gegebenen Lebensgeſchichte des Sonnenwirths (Friedrich
Schwan) ſteht, und nichts anderes iſt als die poetiſch ausgeſchmückte,
aus der „Thalia“ abgedruckte Erzählung Schiller’s, die man in
Schiller’s Werken unter dem Titel: „Verbrecher aus verlorener
Ehre“ findet. Die den Unterſuchungsacten entnommene Dar-
ſtellung des Sonnenwirths (S. 269—340) iſt vom Sohne des
Oberamtmannes Abel zu Vaihingen abgefaßt, welcher letzterer den
Sonnenwirth gefangen nahm. Außer dieſer iſt die Darſtellung
des „Charakters und der Lebensgeſchichte der Chriſtina Schattin-
ger“ 1), des Sonnenwirthes Weib (S. 340—50), die grauenerregende
Schilderung eines weiblichen Ungeheuers, wie ſolches wenig in der
Geſchichte des Räuberthums vorkommt. Die Schattinger ſtammte
aus einer Familie, die ſeit zweihundert Jahren von der Gaunerei
gelebt hatte. Jhr Vater, ihre Geſchwiſter und einige zwanzig
ihrer nächſten Anverwandten waren auf dem Rade oder Galgen ge-
ſtorben, oder ſaßen im Gefängniſſe oder auf den Galeeren. Mit
allen Vorzügen des Körpers und Geiſtes ausgerüſtet, iſt ſie ledig-
1) Beide Darſtellungen ſind dem zweiten Theil der mir unbekannt ge-
bliebenen „Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erſcheinungen“, von Prof.
Abel entnommen. Vgl. Schäfer, „Abriß des Jauner- und Bettelweſens“,
S. 200, Note.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. I. 16
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