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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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P. der Spielende) der Hochlöblichen (24. Aug. 1617 zu Wei-
mar gestifteten) Fruchtbringenden Gesellschaft (oder Palmen-
orden), zuerst 1648, und öfter, zuletzt in sechster Auflage zu
Hamburg bei Joh. Naumann 1678 erschienen.

Es ist eine Uebersetzung und Nachbildung des Amphitheatre
Sanglant
des Bischofs Jean Pierre Camus zu Belley und für die
Kenntniß des Räuber- und Gaunerwesens, namentlich des 16.
Jahrhunderts nicht unwichtig, wenn schon die Geschichten in sehr
dürrer und geschmackloser Weise erzählt und von unerträglich
platten und spielenden Reimereien begleitet sind.

Nicolai Remigii Dämonolatria Oder Beschreibung von Zauberern und
Zauberinnen.
Mit wunderlichen Erzehlungen, vielen natürlichen
Fragen und teuflis. Geheimnissen vermischet. Erster Theil. Der
Ander Theil hält in sich: Wunderseltzame Historien von des
Teuffels Hinterlist, Betrug, Falschheit und Verführungen, an,
bey und umb den Menschen. Mit einem Anhange (Thl. 3).
Hamburg bei Thomas Wiering 1693, auch Frankfurt und
Leipzig bei Zacharias Herteln.

Der erste Theil enthält eine kümmerliche Uebersetzung der scheuß-
lichen Dämonolatria des Remigius. Wie bekanntlich die Dämono-
latria, so ist auch der zweite Theil dieses merkwürdigen Buches ein
Durcheinander von Erzählungen bornirten Aberglaubens und toller
Gespensterseherei, die in anekdotenförmiger Weise aus einer Unzahl
"alter und neuer glaubwürdiger Scribenten und Geschichtsschrei-
ber" zusammengelesen sind. Wie die Vorrede des zweiten Theils
ausdrücklich sagt, ist das Buch zwei Jahre nach dem Erscheinen
der "Bezauberten Welt" des Becker herausgegeben "um dem durch
Becker entstandenen Unwesen und Streit" zu begegnen. Ohne
Sichtung und Kritik wird die wüste leblose Masse jener verwirr-
ten Anekdoten vorgeschoben, aus denen meistens statt des Ge-
spenstes der Schalk hervorblickt, wie das ja ganz evident der Fall
ist bei der famosen Annaberger Gespenstergeschichte im Hause des
Magisters und Archidiakonen Enoch Zobel, der in gutmüthiger
Treuherzigkeit sehr ausführlich selbst erzählt, wie "im abgelegten

P. der Spielende) der Hochlöblichen (24. Aug. 1617 zu Wei-
mar geſtifteten) Fruchtbringenden Geſellſchaft (oder Palmen-
orden), zuerſt 1648, und öfter, zuletzt in ſechster Auflage zu
Hamburg bei Joh. Naumann 1678 erſchienen.

Es iſt eine Ueberſetzung und Nachbildung des Amphitheatre
Sanglant
des Biſchofs Jean Pierre Camus zu Belley und für die
Kenntniß des Räuber- und Gaunerweſens, namentlich des 16.
Jahrhunderts nicht unwichtig, wenn ſchon die Geſchichten in ſehr
dürrer und geſchmackloſer Weiſe erzählt und von unerträglich
platten und ſpielenden Reimereien begleitet ſind.

Nicolai Remigii Dämonolatria Oder Beſchreibung von Zauberern und
Zauberinnen.
Mit wunderlichen Erzehlungen, vielen natürlichen
Fragen und teufliſ. Geheimniſſen vermiſchet. Erſter Theil. Der
Ander Theil hält in ſich: Wunderſeltzame Hiſtorien von des
Teuffels Hinterliſt, Betrug, Falſchheit und Verführungen, an,
bey und umb den Menſchen. Mit einem Anhange (Thl. 3).
Hamburg bei Thomas Wiering 1693, auch Frankfurt und
Leipzig bei Zacharias Herteln.

Der erſte Theil enthält eine kümmerliche Ueberſetzung der ſcheuß-
lichen Dämonolatria des Remigius. Wie bekanntlich die Dämono-
latria, ſo iſt auch der zweite Theil dieſes merkwürdigen Buches ein
Durcheinander von Erzählungen bornirten Aberglaubens und toller
Geſpenſterſeherei, die in anekdotenförmiger Weiſe aus einer Unzahl
„alter und neuer glaubwürdiger Scribenten und Geſchichtsſchrei-
ber“ zuſammengeleſen ſind. Wie die Vorrede des zweiten Theils
ausdrücklich ſagt, iſt das Buch zwei Jahre nach dem Erſcheinen
der „Bezauberten Welt“ des Becker herausgegeben „um dem durch
Becker entſtandenen Unweſen und Streit“ zu begegnen. Ohne
Sichtung und Kritik wird die wüſte lebloſe Maſſe jener verwirr-
ten Anekdoten vorgeſchoben, aus denen meiſtens ſtatt des Ge-
ſpenſtes der Schalk hervorblickt, wie das ja ganz evident der Fall
iſt bei der famoſen Annaberger Geſpenſtergeſchichte im Hauſe des
Magiſters und Archidiakonen Enoch Zobel, der in gutmüthiger
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[218/0234] P. der Spielende) der Hochlöblichen (24. Aug. 1617 zu Wei- mar geſtifteten) Fruchtbringenden Geſellſchaft (oder Palmen- orden), zuerſt 1648, und öfter, zuletzt in ſechster Auflage zu Hamburg bei Joh. Naumann 1678 erſchienen. Es iſt eine Ueberſetzung und Nachbildung des Amphitheatre Sanglant des Biſchofs Jean Pierre Camus zu Belley und für die Kenntniß des Räuber- und Gaunerweſens, namentlich des 16. Jahrhunderts nicht unwichtig, wenn ſchon die Geſchichten in ſehr dürrer und geſchmackloſer Weiſe erzählt und von unerträglich platten und ſpielenden Reimereien begleitet ſind. Nicolai Remigii Dämonolatria Oder Beſchreibung von Zauberern und Zauberinnen. Mit wunderlichen Erzehlungen, vielen natürlichen Fragen und teufliſ. Geheimniſſen vermiſchet. Erſter Theil. Der Ander Theil hält in ſich: Wunderſeltzame Hiſtorien von des Teuffels Hinterliſt, Betrug, Falſchheit und Verführungen, an, bey und umb den Menſchen. Mit einem Anhange (Thl. 3). Hamburg bei Thomas Wiering 1693, auch Frankfurt und Leipzig bei Zacharias Herteln. Der erſte Theil enthält eine kümmerliche Ueberſetzung der ſcheuß- lichen Dämonolatria des Remigius. Wie bekanntlich die Dämono- latria, ſo iſt auch der zweite Theil dieſes merkwürdigen Buches ein Durcheinander von Erzählungen bornirten Aberglaubens und toller Geſpenſterſeherei, die in anekdotenförmiger Weiſe aus einer Unzahl „alter und neuer glaubwürdiger Scribenten und Geſchichtsſchrei- ber“ zuſammengeleſen ſind. Wie die Vorrede des zweiten Theils ausdrücklich ſagt, iſt das Buch zwei Jahre nach dem Erſcheinen der „Bezauberten Welt“ des Becker herausgegeben „um dem durch Becker entſtandenen Unweſen und Streit“ zu begegnen. Ohne Sichtung und Kritik wird die wüſte lebloſe Maſſe jener verwirr- ten Anekdoten vorgeſchoben, aus denen meiſtens ſtatt des Ge- ſpenſtes der Schalk hervorblickt, wie das ja ganz evident der Fall iſt bei der famoſen Annaberger Geſpenſtergeſchichte im Hauſe des Magiſters und Archidiakonen Enoch Zobel, der in gutmüthiger Treuherzigkeit ſehr ausführlich ſelbſt erzählt, wie „im abgelegten

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/234>, abgerufen am 03.05.2024.