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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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Rochetaille, la Fleur, de la Viegne, Postel, Grillon, Maillard,
d'Escluse, Garandin, Rapini, Palioly, le petit Jacques, Arpalin
u. s. w. in furchtbarer Weise hervor. Uebrigens enthält das Werk
eine Menge kurzer ethischer Einleitungen und Betrachtungen, die
von dem (wahrscheinlich theologischen) Uebersetzer herzurühren
scheinen.

Schauplatz der Betrüger: Entworffen in vielen List- und Lustigen
Welt-Händeln: Als in besonder Dieberey: Kartenspiel: Liebes-,
Räncken-, Rechts-Sachen: Discursen: Todtschlägen: Heurathen:
Kauffmannschaften und andern unzählichen vielen Begebenheiten.
Hamburg und Frankfurth bey Zacharias Herteln 1687.

Ein merkwürdiges Buch, das vielfach an Heinrich Bebel's "Face-
tien" erinnert, eine große Menge von meistens gaunerischen Anek-
doten und Jntriguen aller Art mit Lebendigkeit erzählt und den
Stoff zu vielen Erzählungen und Lustspielen 1) späterer Zeit hat
hergeben müssen. Von Wichtigkeit ist die Vorrede, in der schon
von den Gaunerschulen und deren Lehrmeistern, Eintheilung, Lei-
tung und Disciplin eine ziemlich ausführliche Darstellung gegeben
wird. Auch enthält das Buch im Anhange die erste älteste,
80 Seiten lange Biographie der berüchtigten Anna Sophie Meyers,
Falsette genannt, sowie die nicht minder interessante (96 Seiten
lange) Biographie des "durchtriebenen Gaudiebes Du Val, der
leichtsinnigen Jugend zur Warnung zusammengetragen durch
W. B. M." Beide Biographien sind mit Lebendigkeit und stellen-
weise mit Humor und behaglicher Satire geschrieben und geben
Zeugniß von der außerordentlichen Schlauheit und Verwegenheit
der Meyers und des du Val, die auch noch heutigen Tages un-
bestritten zu den ersten Gaunerkoryphäen gezählt werden müßen.

Der große Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte, Bestend in CC.
traurigen Begebenheiten u. s. w. Durch ein Mitglied (G. H.
1) So ist z. B. die ganze Jntrigue zu dem jetzt so beliebten Vaudeville
"Der reisende Student" der Erzählung Nr. 254 "Der listige Soldat"
(S. 558--568) entnommen.

Rochetaille, la Fleur, de la Viegne, Poſtel, Grillon, Maillard,
d’Eſcluſe, Garandin, Rapini, Palioly, le petit Jacques, Arpalin
u. ſ. w. in furchtbarer Weiſe hervor. Uebrigens enthält das Werk
eine Menge kurzer ethiſcher Einleitungen und Betrachtungen, die
von dem (wahrſcheinlich theologiſchen) Ueberſetzer herzurühren
ſcheinen.

Schauplatz der Betrüger: Entworffen in vielen Liſt- und Luſtigen
Welt-Händeln: Als in beſonder Dieberey: Kartenſpiel: Liebes-,
Räncken-, Rechts-Sachen: Discurſen: Todtſchlägen: Heurathen:
Kauffmannſchaften und andern unzählichen vielen Begebenheiten.
Hamburg und Frankfurth bey Zacharias Herteln 1687.

Ein merkwürdiges Buch, das vielfach an Heinrich Bebel’s „Face-
tien“ erinnert, eine große Menge von meiſtens gauneriſchen Anek-
doten und Jntriguen aller Art mit Lebendigkeit erzählt und den
Stoff zu vielen Erzählungen und Luſtſpielen 1) ſpäterer Zeit hat
hergeben müſſen. Von Wichtigkeit iſt die Vorrede, in der ſchon
von den Gaunerſchulen und deren Lehrmeiſtern, Eintheilung, Lei-
tung und Disciplin eine ziemlich ausführliche Darſtellung gegeben
wird. Auch enthält das Buch im Anhange die erſte älteſte,
80 Seiten lange Biographie der berüchtigten Anna Sophie Meyers,
Falſette genannt, ſowie die nicht minder intereſſante (96 Seiten
lange) Biographie des „durchtriebenen Gaudiebes Du Val, der
leichtſinnigen Jugend zur Warnung zuſammengetragen durch
W. B. M.“ Beide Biographien ſind mit Lebendigkeit und ſtellen-
weiſe mit Humor und behaglicher Satire geſchrieben und geben
Zeugniß von der außerordentlichen Schlauheit und Verwegenheit
der Meyers und des du Val, die auch noch heutigen Tages un-
beſtritten zu den erſten Gaunerkoryphäen gezählt werden müßen.

Der große Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geſchichte, Beſtend in CC.
traurigen Begebenheiten u. ſ. w. Durch ein Mitglied (G. H.
1) So iſt z. B. die ganze Jntrigue zu dem jetzt ſo beliebten Vaudeville
„Der reiſende Student“ der Erzählung Nr. 254 „Der liſtige Soldat“
(S. 558—568) entnommen.
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[217/0233] Rochetaille, la Fleur, de la Viegne, Poſtel, Grillon, Maillard, d’Eſcluſe, Garandin, Rapini, Palioly, le petit Jacques, Arpalin u. ſ. w. in furchtbarer Weiſe hervor. Uebrigens enthält das Werk eine Menge kurzer ethiſcher Einleitungen und Betrachtungen, die von dem (wahrſcheinlich theologiſchen) Ueberſetzer herzurühren ſcheinen. Schauplatz der Betrüger: Entworffen in vielen Liſt- und Luſtigen Welt-Händeln: Als in beſonder Dieberey: Kartenſpiel: Liebes-, Räncken-, Rechts-Sachen: Discurſen: Todtſchlägen: Heurathen: Kauffmannſchaften und andern unzählichen vielen Begebenheiten. Hamburg und Frankfurth bey Zacharias Herteln 1687. Ein merkwürdiges Buch, das vielfach an Heinrich Bebel’s „Face- tien“ erinnert, eine große Menge von meiſtens gauneriſchen Anek- doten und Jntriguen aller Art mit Lebendigkeit erzählt und den Stoff zu vielen Erzählungen und Luſtſpielen 1) ſpäterer Zeit hat hergeben müſſen. Von Wichtigkeit iſt die Vorrede, in der ſchon von den Gaunerſchulen und deren Lehrmeiſtern, Eintheilung, Lei- tung und Disciplin eine ziemlich ausführliche Darſtellung gegeben wird. Auch enthält das Buch im Anhange die erſte älteſte, 80 Seiten lange Biographie der berüchtigten Anna Sophie Meyers, Falſette genannt, ſowie die nicht minder intereſſante (96 Seiten lange) Biographie des „durchtriebenen Gaudiebes Du Val, der leichtſinnigen Jugend zur Warnung zuſammengetragen durch W. B. M.“ Beide Biographien ſind mit Lebendigkeit und ſtellen- weiſe mit Humor und behaglicher Satire geſchrieben und geben Zeugniß von der außerordentlichen Schlauheit und Verwegenheit der Meyers und des du Val, die auch noch heutigen Tages un- beſtritten zu den erſten Gaunerkoryphäen gezählt werden müßen. Der große Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geſchichte, Beſtend in CC. traurigen Begebenheiten u. ſ. w. Durch ein Mitglied (G. H. 1) So iſt z. B. die ganze Jntrigue zu dem jetzt ſo beliebten Vaudeville „Der reiſende Student“ der Erzählung Nr. 254 „Der liſtige Soldat“ (S. 558—568) entnommen.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/233>, abgerufen am 03.05.2024.