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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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bis die Behörden sich ernstlicher zusammenthaten 1) und gemein-
same Beschlüsse zur energischen Verfolgung des Raubgesindels
faßten und ausführten. Die Essendische Bande zog sich mehr
nordöstlich in Deutschland hinein, ihren Weg überall durch die
frechsten Räubereien 2) bezeichnend, und verschwand, indem sie sich
nunmehr nach Hannover, Holstein, Hamburg, Lübeck und Meck-
lenburg und östlich nach Preußen und Polen vertheilte. 3)

vgl. Becker, a. a. O., II, 360; zu Schwerten (ebendaselbst); bei Obladen
(S. 361); bei Mühlheim an der Ruhr (S. 362); zu Velbert (S. 363), bei
welchem Raube Ruben Simon, Nagels Peterchen und Peter Haas der preußischen
Justiz in die Hände geriethen und zu Düsseldorf gehenkt wurden (S. 367);
der zu Viersen (S. 374), bei welchem Anton Häuser erschossen und Mich[e]l
Meyer gefangen und zu Köln guillotinirt wurde; der in der Begau bei Jülich
(S. 377), welcher dem Wilhelm Meyers, Heinrich Dols und Joh Weyers
das Leben, acht andern Complicen vierundzwanzigjährige Kerkerhaft kostete.
1) Am 28. Januar 1801 traten die Deputirten der bedrohten Terri-
torien auf eine Einladung der kurtrierschen Regierung zusammen. Auch von
Seiten Preußens wurde am 9. Nov. 1801 die neue immediate Militär- und
Civil-Sicherheitscommission zu Bockum eingesetzt und der Generalcommissar des
neuen Rheindepartements, Jean Bon St. Andre, vereinigte seine eifrige Thätig-
keit mit jenen Regierungen. Vgl. a. a. O., S. 387 fg.
2) z. B. zu Nienkirchen in Osnabrückischen, auf der Westendorfer Land-
wehr, Amts Schaumburg. A. a. O., S. 398.
3) Von welcher großen Menge Gesindel aller Art in den beiden ersten
Decennien dieses Jahrhunderts auch unser deutscher Norden überschwemmt war,
und wie tief das Gesindel in alle social-politische Kreise zu dringen wußte,
davon bekommt man einen Begriff, wenn man die Nachrichten und Verzeich-
nisse von Schwencken, Christensen u. s. w. durchsieht. Jn der Beschreibung
der in Schleswig, Holstein, Hamburg, Lübeck, dem benachbarten Theil Hanno-
vers und Mecklenburgs von 1802--17 bestraften und steckbrieflich verfolgten
Verbrecher führt Christensen 3172 Jndividuen auf, unter denen man viele alte
Mitglieder der Rheinischen Bande findet. Wie schon erwähnt, lebte Adrian
Bosbeck anderthalb Jahre lang als Bordellwirth in der Vorstadt St.-Pauli
zu Hamburg. Anton Heinze lebte während der französischen Occupation mit
seiner Bande in Lübeck, von der infolge des am 21. zum 26. Febr. 1811 in den
nahen Stockelsdorf bei dem Erbpächter Hardt verübten Raubes sieben Mit-
glieder von der französischen Polizei zu Lübeck arretirt und nach Holstein aus-
geliefert wurden. Es befanden sich darunter Samuel Moses, Johann Ludw.
Dümont, Herz Michel, Marcus Philipp Jsaack u. s. w. Vgl. Christensen, "Al-
phabetisches Verzeichniß". Ja noch mehr, der berüchtigte niederländer und

bis die Behörden ſich ernſtlicher zuſammenthaten 1) und gemein-
ſame Beſchlüſſe zur energiſchen Verfolgung des Raubgeſindels
faßten und ausführten. Die Eſſendiſche Bande zog ſich mehr
nordöſtlich in Deutſchland hinein, ihren Weg überall durch die
frechſten Räubereien 2) bezeichnend, und verſchwand, indem ſie ſich
nunmehr nach Hannover, Holſtein, Hamburg, Lübeck und Meck-
lenburg und öſtlich nach Preußen und Polen vertheilte. 3)

vgl. Becker, a. a. O., II, 360; zu Schwerten (ebendaſelbſt); bei Obladen
(S. 361); bei Mühlheim an der Ruhr (S. 362); zu Velbert (S. 363), bei
welchem Raube Ruben Simon, Nagels Peterchen und Peter Haas der preußiſchen
Juſtiz in die Hände geriethen und zu Düſſeldorf gehenkt wurden (S. 367);
der zu Vierſen (S. 374), bei welchem Anton Häuſer erſchoſſen und Mich[e]l
Meyer gefangen und zu Köln guillotinirt wurde; der in der Begau bei Jülich
(S. 377), welcher dem Wilhelm Meyers, Heinrich Dols und Joh Weyers
das Leben, acht andern Complicen vierundzwanzigjährige Kerkerhaft koſtete.
1) Am 28. Januar 1801 traten die Deputirten der bedrohten Terri-
torien auf eine Einladung der kurtrierſchen Regierung zuſammen. Auch von
Seiten Preußens wurde am 9. Nov. 1801 die neue immediate Militär- und
Civil-Sicherheitscommiſſion zu Bockum eingeſetzt und der Generalcommiſſar des
neuen Rheindepartements, Jean Bon St. André, vereinigte ſeine eifrige Thätig-
keit mit jenen Regierungen. Vgl. a. a. O., S. 387 fg.
2) z. B. zu Nienkirchen in Osnabrückiſchen, auf der Weſtendorfer Land-
wehr, Amts Schaumburg. A. a. O., S. 398.
3) Von welcher großen Menge Geſindel aller Art in den beiden erſten
Decennien dieſes Jahrhunderts auch unſer deutſcher Norden überſchwemmt war,
und wie tief das Geſindel in alle ſocial-politiſche Kreiſe zu dringen wußte,
davon bekommt man einen Begriff, wenn man die Nachrichten und Verzeich-
niſſe von Schwencken, Chriſtenſen u. ſ. w. durchſieht. Jn der Beſchreibung
der in Schleswig, Holſtein, Hamburg, Lübeck, dem benachbarten Theil Hanno-
vers und Mecklenburgs von 1802—17 beſtraften und ſteckbrieflich verfolgten
Verbrecher führt Chriſtenſen 3172 Jndividuen auf, unter denen man viele alte
Mitglieder der Rheiniſchen Bande findet. Wie ſchon erwähnt, lebte Adrian
Bosbeck anderthalb Jahre lang als Bordellwirth in der Vorſtadt St.-Pauli
zu Hamburg. Anton Heinze lebte während der franzöſiſchen Occupation mit
ſeiner Bande in Lübeck, von der infolge des am 21. zum 26. Febr. 1811 in den
nahen Stockelsdorf bei dem Erbpächter Hardt verübten Raubes ſieben Mit-
glieder von der franzöſiſchen Polizei zu Lübeck arretirt und nach Holſtein aus-
geliefert wurden. Es befanden ſich darunter Samuel Moſes, Johann Ludw.
Dümont, Herz Michel, Marcus Philipp Jſaack u. ſ. w. Vgl. Chriſtenſen, „Al-
phabetiſches Verzeichniß“. Ja noch mehr, der berüchtigte niederländer und
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[109/0125] bis die Behörden ſich ernſtlicher zuſammenthaten 1) und gemein- ſame Beſchlüſſe zur energiſchen Verfolgung des Raubgeſindels faßten und ausführten. Die Eſſendiſche Bande zog ſich mehr nordöſtlich in Deutſchland hinein, ihren Weg überall durch die frechſten Räubereien 2) bezeichnend, und verſchwand, indem ſie ſich nunmehr nach Hannover, Holſtein, Hamburg, Lübeck und Meck- lenburg und öſtlich nach Preußen und Polen vertheilte. 3) 4) 1) Am 28. Januar 1801 traten die Deputirten der bedrohten Terri- torien auf eine Einladung der kurtrierſchen Regierung zuſammen. Auch von Seiten Preußens wurde am 9. Nov. 1801 die neue immediate Militär- und Civil-Sicherheitscommiſſion zu Bockum eingeſetzt und der Generalcommiſſar des neuen Rheindepartements, Jean Bon St. André, vereinigte ſeine eifrige Thätig- keit mit jenen Regierungen. Vgl. a. a. O., S. 387 fg. 2) z. B. zu Nienkirchen in Osnabrückiſchen, auf der Weſtendorfer Land- wehr, Amts Schaumburg. A. a. O., S. 398. 3) Von welcher großen Menge Geſindel aller Art in den beiden erſten Decennien dieſes Jahrhunderts auch unſer deutſcher Norden überſchwemmt war, und wie tief das Geſindel in alle ſocial-politiſche Kreiſe zu dringen wußte, davon bekommt man einen Begriff, wenn man die Nachrichten und Verzeich- niſſe von Schwencken, Chriſtenſen u. ſ. w. durchſieht. Jn der Beſchreibung der in Schleswig, Holſtein, Hamburg, Lübeck, dem benachbarten Theil Hanno- vers und Mecklenburgs von 1802—17 beſtraften und ſteckbrieflich verfolgten Verbrecher führt Chriſtenſen 3172 Jndividuen auf, unter denen man viele alte Mitglieder der Rheiniſchen Bande findet. Wie ſchon erwähnt, lebte Adrian Bosbeck anderthalb Jahre lang als Bordellwirth in der Vorſtadt St.-Pauli zu Hamburg. Anton Heinze lebte während der franzöſiſchen Occupation mit ſeiner Bande in Lübeck, von der infolge des am 21. zum 26. Febr. 1811 in den nahen Stockelsdorf bei dem Erbpächter Hardt verübten Raubes ſieben Mit- glieder von der franzöſiſchen Polizei zu Lübeck arretirt und nach Holſtein aus- geliefert wurden. Es befanden ſich darunter Samuel Moſes, Johann Ludw. Dümont, Herz Michel, Marcus Philipp Jſaack u. ſ. w. Vgl. Chriſtenſen, „Al- phabetiſches Verzeichniß“. Ja noch mehr, der berüchtigte niederländer und 4) vgl. Becker, a. a. O., II, 360; zu Schwerten (ebendaſelbſt); bei Obladen (S. 361); bei Mühlheim an der Ruhr (S. 362); zu Velbert (S. 363), bei welchem Raube Ruben Simon, Nagels Peterchen und Peter Haas der preußiſchen Juſtiz in die Hände geriethen und zu Düſſeldorf gehenkt wurden (S. 367); der zu Vierſen (S. 374), bei welchem Anton Häuſer erſchoſſen und Michel Meyer gefangen und zu Köln guillotinirt wurde; der in der Begau bei Jülich (S. 377), welcher dem Wilhelm Meyers, Heinrich Dols und Joh Weyers das Leben, acht andern Complicen vierundzwanzigjährige Kerkerhaft koſtete.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/125>, abgerufen am 25.11.2024.