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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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mit Abraham Jakob, Franz und Jan Bosbeck (den damaligen
Führern der Holländischen Bande) verbunden, bald in dieser bald
in jener größern oder kleinern Gruppe, bald in der dritten großen
Gruppe, der Mersener Bande 1), mit jenen in Gemeinschaft dem
Räuberthum die offene Bahn brach, und die Herrschaft desselben
weithin proclamirte. Mit jenen Banden zugleich und in inniger
Verbindung mit ihnen trat die Crefelder 2) und Neusser Bande
auf, in denen die Namen des Scherenschleifers Friedrich (des
Einäugigen) Fetzer, (Matthias Weber), Franz Gerards, Johann
Bruckmann, Heinrich Pohr u. s. w. sich berüchtigt machten. Gleich-
zeitig trat mit den niederländischen Banden die Moselbande an
der Mosel und auf dem Hundsrück auf, in welcher dem Jakob
Moyses analoge Erscheinungen, besonders der Grobschmied Hans
Bast Nicolai, der Teufelsbanner aus Krinkhof bei Bertrich am
linken Moselufer, Philipp Ludwig Mosebach aus Lipshausen 3),
der Lehrmeister des Schinderhannes, und der ruchlose Johann
Müller 4) hervorragen. Endlich war mit dieser großen Räuber-

1) Jn dieser zeichneten sich außer Bosbeck und Picard noch besonders
aus: Adolf Weyers, Damian Hessel, Karl Heckmann, der starke Joseph, Lang
Leiser, Afrom May, Leibchen Schloß, Moses Mainzer, Mausche Polack, Falk
Mottchen, Hampel hol mich (Johannes Vilmar), der Holländer Nathan,
Augustin Overtusch und der dicke Matthies (Matthias Kamp).
2) Die besonders im Ruhrdepartement und im Bergischen hauste und
anfangs nur scheu und unvermerkt auftrat, bald aber durch die Berührung
mit den Mersener Bandenmitgliedern, namentlich mit Hampel hol mich, Leib-
chen Schloß und dem Holländer Nathan ganz mit derselben Verwegenheit und
Ruchlosigkeit hauste, wie ihre Lehrmeister.
3) Auf dem Hundsrück im damaligen Canton Bacharach, (Rhein- und
Moseldepartement). Schon zur Zeit des Siebenjährigen Krieges war hier Ge-
findel aller Art zusammengezogen, das besonders vom Pferdediebstahl lebte
und von diesem zum offenen Räuberthum überging.
4) Johann Müller, dessen Kopf erst am 17. Nov. 1802 auf dem Schaffot
fiel, ist eine der ungeheuersten Räubererscheinungen. Er war der Sohn wohl-
habender Aeltern in Schönau (Canton Rheinbach im Rhein- und Mosel-
departement) machte seine Studien bei den Ex-Jesuiten in Münstereifel, bekam
schon im vierzehnten Jahre einen Antheil seines älterlichen Vermögens und
heirathete im neunzehnten Jahre. Die Verführung seiner Frau durch einige
französische Dragoner brachte ihn zum tödlichsten Haß gegen alle Franzosen

mit Abraham Jakob, Franz und Jan Bosbeck (den damaligen
Führern der Holländiſchen Bande) verbunden, bald in dieſer bald
in jener größern oder kleinern Gruppe, bald in der dritten großen
Gruppe, der Merſener Bande 1), mit jenen in Gemeinſchaft dem
Räuberthum die offene Bahn brach, und die Herrſchaft deſſelben
weithin proclamirte. Mit jenen Banden zugleich und in inniger
Verbindung mit ihnen trat die Crefelder 2) und Neuſſer Bande
auf, in denen die Namen des Scherenſchleifers Friedrich (des
Einäugigen) Fetzer, (Matthias Weber), Franz Gerards, Johann
Bruckmann, Heinrich Pohr u. ſ. w. ſich berüchtigt machten. Gleich-
zeitig trat mit den niederländiſchen Banden die Moſelbande an
der Moſel und auf dem Hundsrück auf, in welcher dem Jakob
Moyſes analoge Erſcheinungen, beſonders der Grobſchmied Hans
Baſt Nicolai, der Teufelsbanner aus Krinkhof bei Bertrich am
linken Moſelufer, Philipp Ludwig Moſebach aus Lipshauſen 3),
der Lehrmeiſter des Schinderhannes, und der ruchloſe Johann
Müller 4) hervorragen. Endlich war mit dieſer großen Räuber-

1) Jn dieſer zeichneten ſich außer Bosbeck und Picard noch beſonders
aus: Adolf Weyers, Damian Heſſel, Karl Heckmann, der ſtarke Joſeph, Lang
Leiſer, Afrom May, Leibchen Schloß, Moſes Mainzer, Mauſche Polack, Falk
Mottchen, Hampel hol mich (Johannes Vilmar), der Holländer Nathan,
Auguſtin Overtuſch und der dicke Matthies (Matthias Kamp).
2) Die beſonders im Ruhrdepartement und im Bergiſchen hauſte und
anfangs nur ſcheu und unvermerkt auftrat, bald aber durch die Berührung
mit den Merſener Bandenmitgliedern, namentlich mit Hampel hol mich, Leib-
chen Schloß und dem Holländer Nathan ganz mit derſelben Verwegenheit und
Ruchloſigkeit hauſte, wie ihre Lehrmeiſter.
3) Auf dem Hundsrück im damaligen Canton Bacharach, (Rhein- und
Moſeldepartement). Schon zur Zeit des Siebenjährigen Krieges war hier Ge-
findel aller Art zuſammengezogen, das beſonders vom Pferdediebſtahl lebte
und von dieſem zum offenen Räuberthum überging.
4) Johann Müller, deſſen Kopf erſt am 17. Nov. 1802 auf dem Schaffot
fiel, iſt eine der ungeheuerſten Räubererſcheinungen. Er war der Sohn wohl-
habender Aeltern in Schönau (Canton Rheinbach im Rhein- und Moſel-
departement) machte ſeine Studien bei den Ex-Jeſuiten in Münſtereifel, bekam
ſchon im vierzehnten Jahre einen Antheil ſeines älterlichen Vermögens und
heirathete im neunzehnten Jahre. Die Verführung ſeiner Frau durch einige
franzöſiſche Dragoner brachte ihn zum tödlichſten Haß gegen alle Franzoſen
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[100/0116] mit Abraham Jakob, Franz und Jan Bosbeck (den damaligen Führern der Holländiſchen Bande) verbunden, bald in dieſer bald in jener größern oder kleinern Gruppe, bald in der dritten großen Gruppe, der Merſener Bande 1), mit jenen in Gemeinſchaft dem Räuberthum die offene Bahn brach, und die Herrſchaft deſſelben weithin proclamirte. Mit jenen Banden zugleich und in inniger Verbindung mit ihnen trat die Crefelder 2) und Neuſſer Bande auf, in denen die Namen des Scherenſchleifers Friedrich (des Einäugigen) Fetzer, (Matthias Weber), Franz Gerards, Johann Bruckmann, Heinrich Pohr u. ſ. w. ſich berüchtigt machten. Gleich- zeitig trat mit den niederländiſchen Banden die Moſelbande an der Moſel und auf dem Hundsrück auf, in welcher dem Jakob Moyſes analoge Erſcheinungen, beſonders der Grobſchmied Hans Baſt Nicolai, der Teufelsbanner aus Krinkhof bei Bertrich am linken Moſelufer, Philipp Ludwig Moſebach aus Lipshauſen 3), der Lehrmeiſter des Schinderhannes, und der ruchloſe Johann Müller 4) hervorragen. Endlich war mit dieſer großen Räuber- 1) Jn dieſer zeichneten ſich außer Bosbeck und Picard noch beſonders aus: Adolf Weyers, Damian Heſſel, Karl Heckmann, der ſtarke Joſeph, Lang Leiſer, Afrom May, Leibchen Schloß, Moſes Mainzer, Mauſche Polack, Falk Mottchen, Hampel hol mich (Johannes Vilmar), der Holländer Nathan, Auguſtin Overtuſch und der dicke Matthies (Matthias Kamp). 2) Die beſonders im Ruhrdepartement und im Bergiſchen hauſte und anfangs nur ſcheu und unvermerkt auftrat, bald aber durch die Berührung mit den Merſener Bandenmitgliedern, namentlich mit Hampel hol mich, Leib- chen Schloß und dem Holländer Nathan ganz mit derſelben Verwegenheit und Ruchloſigkeit hauſte, wie ihre Lehrmeiſter. 3) Auf dem Hundsrück im damaligen Canton Bacharach, (Rhein- und Moſeldepartement). Schon zur Zeit des Siebenjährigen Krieges war hier Ge- findel aller Art zuſammengezogen, das beſonders vom Pferdediebſtahl lebte und von dieſem zum offenen Räuberthum überging. 4) Johann Müller, deſſen Kopf erſt am 17. Nov. 1802 auf dem Schaffot fiel, iſt eine der ungeheuerſten Räubererſcheinungen. Er war der Sohn wohl- habender Aeltern in Schönau (Canton Rheinbach im Rhein- und Moſel- departement) machte ſeine Studien bei den Ex-Jeſuiten in Münſtereifel, bekam ſchon im vierzehnten Jahre einen Antheil ſeines älterlichen Vermögens und heirathete im neunzehnten Jahre. Die Verführung ſeiner Frau durch einige franzöſiſche Dragoner brachte ihn zum tödlichſten Haß gegen alle Franzoſen

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/116>, abgerufen am 26.11.2024.