Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 26. Juni 1840.gewesen: es ist als hätten die Parteien des Unterhauses alle ihre beiderseitigen Kräfte für den auf heute festgesetzten letzten entscheidenden Kampf über die Stanley-Bill sammeln wollen. In der Sitzung von vorgestern (17 Jun.) behandelte das Unterhaus Sir J. Grahams Vaccinationsbill, bezweckend möglichste Unterdrückung der Inoculation (Impfung mit natürlichem Gift), und dagegen Einführung der Vaccination (Impfung mit Kuhpockengift), und zwar unter Oberaufsicht der Armengesetzcommission. Nach Hrn. Wakley's (Finsbury) Berechnung (dessen Antrag auf unmittelbare Verbietung der Inoculation übrigens nicht angenommen wurde) sterben in den vereinigten Königreichen jährlich 17,000 Menschen an den natürlichen Blattern, in England allein 12,000. Das Haus trat über Sir J. Grahams Bill in Ausschuß, und die verschiedenen Clauseln derselben wurden angenommen; worauf das Haus gestern darüber Bericht empfing. Außerdem ward gestern die Canada-Regierungsbill zum drittenmal verlesen (und zwar auf Antrag Lord J. Russell's mit Weglassung einiger Clauseln hinsichtlich der Berechtigung der Districtgemeinderäthe zu localer Besteuerung, eine Berechtigung, die der Landesgesetzgebung zu bestimmen überlassen bleiben soll). Hinsichtlich der Bill zur Einführung von Landpolizeiconstablen (County constabulary bill) ward ein Antrag Sir C. Knatchbulls, dieselbe in Berücksichtigung des ganzen zu verbessernden Landpolizeisystems an einen besondern Ausschuß zu verweisen, mit 105 gegen 39 Stimmen verworfen, und die verschiedenen Clauseln der Bill wurden angenommen. Im Haus der Lords erklärte gestern Lord Lyndhurst auf eine Frage des Marquis v. Lansdowne, daß er, hinsichtlich der auf morgen (heute) vorliegenden irischen Municipalcorporationsbill, sich nicht der Ausschußbehandlung (pro forma) derselben widersetzen, sondern eine Reihe Verbesserungen dagegen in Vorschlag bringen werde. In seiner heutigen Sitzung ist das Oberhaus, trotz des Widerspruchs des Bischofs von Exeter, über die irische Municipal-Corporationsbill wirklich in Ausschuß getreten, hat sich aber nach diesem Proforma-Act alsobald vertagt. - Im Unterhaus that - vor Beginn des großen Streits über die Stanley-Bill - Sir R. Peel eine Aeußerung über die, vielleicht von gewissen christlichen Regierungen begünstigte, (hört!) Ungerechtigkeit des Verfahrens gegen die Juden in Damaskus, gegen das, wie er hoffe, das Ministerium nicht ermangelt habe, zu interveniren. Lord John Russell antwortet, in Abwesenheit Lord Palmerstons, daß, so viel er wisse, eine solche Intervention wirklich statt gefunden habe. (In einer kürzlich am 15 Jun. gehaltenen synagogischen Versammlung hat die israelitische Gemeinde von London beschlossen, daß der Pariser Advocat Cremieux und Sir Moses Montefiore sich auf öffentliche Kosten nach Alexandria begeben sollen, um der dort wieder aufzunehmenden Untersuchung persönlich beizuwohnen.) - Hinsichtlich des Kampfs über die Stanley-Bill stimmen die Blätter darin überein, daß die Annahme oder Nichtannahme der ersten Clausel (verbietend Ausübung des Wahlrechts ohne gesetzmäßige Registrirung) das Schicksal der ganzen Bill entscheiden werde. Der französische Moniteur (21 Jun.) enthält folgende telegraphische Depesche: "Calais, 20 Jun., halb 4 Uhr: Der Botschafter von Frankreich an den Hrn. Präsidenten des Conseils: London, 20 Jun., halb 2 Uhr Morgens: Die erste Clausel der Bill Lord Stanley's ist mit 296 gegen 289 Stimmen (also einer ministeriellen Mehrheit von 7 Stimmen) verworfen worden." Der Proceß Courvoisiers ist gestern eröffnet worden (wir müssen unsere Mittheilung darüber auf morgen verschieben) und zugleich hat das Gericht die Eröffnung des Hochverrathsprocesses Oxfords auf nächsten Montag (22 Jun.) festgesetzt. London, 19 Jun. Das neue Verfassungsgesetz für Canada ist ohne weiteren Widerspruch vom Unterhause angenommen und bereits ins Oberhaus gebracht worden. Dort hat man Lord Aberdeens Bill (welche den Widerspruch lösen soll, in welchen die schottische Kirche mit dem Staate gerathen) trotz des Widerstands der Minister zum zweitenmale verlesen. Da jedoch das Volksgefühl in Schottland die Geistlichkeit, welche sich gegen die Maaßregel ausgesprochen hat, zu unterstützen scheint, so ist es nicht wahrscheinlich, daß dieselbe vom Unterhause angenommen werden wird. Heute Abend soll im Oberhause die irische Corporationsbill in den Ausschuß kommen. Hier wird Lord Lyndhurst eine Reihe Veränderungen vorschlagen, welche in den Druck gegeben werden müssen, ehe das Haus darüber zur Abstimmung kommt. Das Resultat der letzteren ist natürlich vorauszusehen. Im Unterhause kommt heute Lord Stanley's Bill wirklich in den Ausschuß, indem Lord John Russell versprochen hat, diesem ersten Schritt kein Hinderniß mehr in den Weg zu legen. Aber schon über die erste Clausel wird es zur Abstimmung kommen; und werden die Minister hier geschlagen, so ist kaum zu begreifen, wie sie noch mit Ehre am Amte bleiben können. Denn bekanntlich war bisher die Verwaltung und Behandlung Irlands ihre Veste. Verläßt sie nun das Unterhaus hier, so ist ihre Herrschaft natürlich zu Ende. (Daß sie gesiegt, zeigt obige telegraphische Depesche.) Frankreich. Paris, 21 Jun. (Sonntag.) Prinz Joinville reist am 24 Jun. nach Toulon ab, und wird sich in den ersten Tagen des Julius nach St. Helena einschiffen. Generallieutenant Dode de la Brunerie, Pair von Frankreich, hat die Stelle des verewigten Generallieutenants Rogniat als Präsident des Befestigungscomite's erhalten. Hr. Daunou, vormaliges Conventsmitglied, Mitglied der Pairskammer und des Instituts, Generalaufseher der Archive des Königreichs, ist in der Nacht vom 20 Jun. im Alter von 79 Jahren gestorben; er blieb bis zum letzten Augenblick im Genusse aller seiner geistigen Fähigkeiten und hat seinem Testamentsvollzieher vorgeschrieben, seine sterblichen Ueberreste unmittelbar nach dem Kirchhof ohne äußeres Gepränge und ohne irgend eine religiöse Ceremonie bringen zu lassen. Jetzt ist nur noch Ein Mitglied des Convents, nämlich Hr. Lakanal, bei der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, dessen gesundes Alter ihm noch eine lange Lebensdauer verspricht. Der berühmte Blumenmaler Redoute ist in der Nacht vom 20 Jun. in Paris gestorben. Er war über 80 Jahre alt und hatte noch nicht auf seine Kunst verzichtet. Er starb arm. Wie Van Spaendonck, der ebenfalls kürzlich gestorben ist, war er in Belgien geboren, und Frankreich hatte ihn adoptirt. Er war membre de dessin des Museums der Naturgeschichte mit einem Gehalte von 2000 Fr. Privatbriefe aus Algier melden den Tod des Hrn. v. Munster, Ordonnanzofficiers des Herzogs von Orleans, und den des Hrn. Corda, Sohnes des Generals dieses Namens, der nach der Amputation seiner Hand den Tod fand. Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am Ende der Verhandlung des Einnahmebudgets votirte Artikel lautet folgendermaßen: "Die ordentlichen und außerordentlichen Wege und Mittel für das Rechnungsjahr 1841 sind auf 1,184,523,565 Franken geschätzt; die für specielle Dienste angewiesenen in das Budget eingetragenen Summen sind für das Rechnungsjahr 1841 auf 20,563,592 Fr. geschätzt." Aus diesem Votum und gewesen: es ist als hätten die Parteien des Unterhauses alle ihre beiderseitigen Kräfte für den auf heute festgesetzten letzten entscheidenden Kampf über die Stanley-Bill sammeln wollen. In der Sitzung von vorgestern (17 Jun.) behandelte das Unterhaus Sir J. Grahams Vaccinationsbill, bezweckend möglichste Unterdrückung der Inoculation (Impfung mit natürlichem Gift), und dagegen Einführung der Vaccination (Impfung mit Kuhpockengift), und zwar unter Oberaufsicht der Armengesetzcommission. Nach Hrn. Wakley's (Finsbury) Berechnung (dessen Antrag auf unmittelbare Verbietung der Inoculation übrigens nicht angenommen wurde) sterben in den vereinigten Königreichen jährlich 17,000 Menschen an den natürlichen Blattern, in England allein 12,000. Das Haus trat über Sir J. Grahams Bill in Ausschuß, und die verschiedenen Clauseln derselben wurden angenommen; worauf das Haus gestern darüber Bericht empfing. 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(In einer kürzlich am 15 Jun. gehaltenen synagogischen Versammlung hat die israelitische Gemeinde von London beschlossen, daß der Pariser Advocat Cremieux und Sir Moses Montefiore sich auf öffentliche Kosten nach Alexandria begeben sollen, um der dort wieder aufzunehmenden Untersuchung persönlich beizuwohnen.) – Hinsichtlich des Kampfs über die Stanley-Bill stimmen die Blätter darin überein, daß die Annahme oder Nichtannahme der ersten Clausel (verbietend Ausübung des Wahlrechts ohne gesetzmäßige Registrirung) das Schicksal der ganzen Bill entscheiden werde. Der französische Moniteur (21 Jun.) enthält folgende telegraphische Depesche: „Calais, 20 Jun., halb 4 Uhr: Der Botschafter von Frankreich an den Hrn. Präsidenten des Conseils: London, 20 Jun., halb 2 Uhr Morgens: Die erste Clausel der Bill Lord Stanley's ist mit 296 gegen 289 Stimmen (also einer ministeriellen Mehrheit von 7 Stimmen) verworfen worden.“ Der Proceß Courvoisiers ist gestern eröffnet worden (wir müssen unsere Mittheilung darüber auf morgen verschieben) und zugleich hat das Gericht die Eröffnung des Hochverrathsprocesses Oxfords auf nächsten Montag (22 Jun.) festgesetzt. London, 19 Jun. Das neue Verfassungsgesetz für Canada ist ohne weiteren Widerspruch vom Unterhause angenommen und bereits ins Oberhaus gebracht worden. Dort hat man Lord Aberdeens Bill (welche den Widerspruch lösen soll, in welchen die schottische Kirche mit dem Staate gerathen) trotz des Widerstands der Minister zum zweitenmale verlesen. Da jedoch das Volksgefühl in Schottland die Geistlichkeit, welche sich gegen die Maaßregel ausgesprochen hat, zu unterstützen scheint, so ist es nicht wahrscheinlich, daß dieselbe vom Unterhause angenommen werden wird. Heute Abend soll im Oberhause die irische Corporationsbill in den Ausschuß kommen. Hier wird Lord Lyndhurst eine Reihe Veränderungen vorschlagen, welche in den Druck gegeben werden müssen, ehe das Haus darüber zur Abstimmung kommt. Das Resultat der letzteren ist natürlich vorauszusehen. Im Unterhause kommt heute Lord Stanley's Bill wirklich in den Ausschuß, indem Lord John Russell versprochen hat, diesem ersten Schritt kein Hinderniß mehr in den Weg zu legen. Aber schon über die erste Clausel wird es zur Abstimmung kommen; und werden die Minister hier geschlagen, so ist kaum zu begreifen, wie sie noch mit Ehre am Amte bleiben können. Denn bekanntlich war bisher die Verwaltung und Behandlung Irlands ihre Veste. Verläßt sie nun das Unterhaus hier, so ist ihre Herrschaft natürlich zu Ende. (Daß sie gesiegt, zeigt obige telegraphische Depesche.) Frankreich. Paris, 21 Jun. (Sonntag.) Prinz Joinville reist am 24 Jun. nach Toulon ab, und wird sich in den ersten Tagen des Julius nach St. Helena einschiffen. Generallieutenant Dode de la Brunerie, Pair von Frankreich, hat die Stelle des verewigten Generallieutenants Rogniat als Präsident des Befestigungscomité's erhalten. Hr. Daunou, vormaliges Conventsmitglied, Mitglied der Pairskammer und des Instituts, Generalaufseher der Archive des Königreichs, ist in der Nacht vom 20 Jun. im Alter von 79 Jahren gestorben; er blieb bis zum letzten Augenblick im Genusse aller seiner geistigen Fähigkeiten und hat seinem Testamentsvollzieher vorgeschrieben, seine sterblichen Ueberreste unmittelbar nach dem Kirchhof ohne äußeres Gepränge und ohne irgend eine religiöse Ceremonie bringen zu lassen. Jetzt ist nur noch Ein Mitglied des Convents, nämlich Hr. Lakanal, bei der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, dessen gesundes Alter ihm noch eine lange Lebensdauer verspricht. Der berühmte Blumenmaler Redouté ist in der Nacht vom 20 Jun. in Paris gestorben. Er war über 80 Jahre alt und hatte noch nicht auf seine Kunst verzichtet. Er starb arm. Wie Van Spaendonck, der ebenfalls kürzlich gestorben ist, war er in Belgien geboren, und Frankreich hatte ihn adoptirt. Er war membre de dessin des Museums der Naturgeschichte mit einem Gehalte von 2000 Fr. Privatbriefe aus Algier melden den Tod des Hrn. v. Munster, Ordonnanzofficiers des Herzogs von Orleans, und den des Hrn. Corda, Sohnes des Generals dieses Namens, der nach der Amputation seiner Hand den Tod fand. Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am Ende der Verhandlung des Einnahmebudgets votirte Artikel lautet folgendermaßen: „Die ordentlichen und außerordentlichen Wege und Mittel für das Rechnungsjahr 1841 sind auf 1,184,523,565 Franken geschätzt; die für specielle Dienste angewiesenen in das Budget eingetragenen Summen sind für das Rechnungsjahr 1841 auf 20,563,592 Fr. geschätzt.“ Aus diesem Votum und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="1418"/> gewesen: es ist als hätten die Parteien des Unterhauses alle ihre beiderseitigen Kräfte für den auf heute festgesetzten letzten entscheidenden Kampf über die Stanley-Bill sammeln wollen. In der Sitzung von vorgestern (17 Jun.) behandelte das Unterhaus Sir J. <hi rendition="#g">Grahams</hi> Vaccinationsbill, bezweckend möglichste Unterdrückung der Inoculation (Impfung mit natürlichem Gift), und dagegen Einführung der Vaccination (Impfung mit Kuhpockengift), und zwar unter Oberaufsicht der Armengesetzcommission. 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Knatchbulls, dieselbe in Berücksichtigung des ganzen zu verbessernden Landpolizeisystems an einen besondern Ausschuß zu verweisen, mit 105 gegen 39 Stimmen verworfen, und die verschiedenen Clauseln der Bill wurden angenommen. Im Haus der Lords erklärte gestern Lord <hi rendition="#g">Lyndhurst</hi> auf eine Frage des Marquis v. Lansdowne, daß er, hinsichtlich der auf morgen (heute) vorliegenden irischen Municipalcorporationsbill, sich nicht der Ausschußbehandlung (pro forma) derselben widersetzen, sondern eine Reihe Verbesserungen dagegen in Vorschlag bringen werde.</p><lb/> <p>In seiner heutigen Sitzung ist das <hi rendition="#g">Oberhaus</hi>, trotz des Widerspruchs des Bischofs von Exeter, über die irische Municipal-Corporationsbill wirklich in Ausschuß getreten, hat sich aber nach diesem Proforma-Act alsobald vertagt. – Im <hi rendition="#g">Unterhaus</hi> that – vor Beginn des großen Streits über die Stanley-Bill – Sir R. 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(In einer kürzlich am 15 Jun. gehaltenen synagogischen Versammlung hat die israelitische Gemeinde von London beschlossen, daß der Pariser Advocat Cremieux und Sir Moses Montefiore sich auf öffentliche Kosten nach Alexandria begeben sollen, um der dort wieder aufzunehmenden Untersuchung persönlich beizuwohnen.) – Hinsichtlich des Kampfs über die Stanley-Bill stimmen die Blätter darin überein, daß die Annahme oder Nichtannahme der ersten Clausel (verbietend Ausübung des Wahlrechts ohne gesetzmäßige Registrirung) das Schicksal der ganzen Bill entscheiden werde.</p><lb/> <p>Der französische <hi rendition="#g">Moniteur</hi> (21 Jun.) enthält folgende telegraphische Depesche: „<hi rendition="#b">Calais,</hi> 20 Jun., halb 4 Uhr: Der Botschafter von Frankreich an den Hrn. 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Da jedoch das Volksgefühl in Schottland die Geistlichkeit, welche sich gegen die Maaßregel ausgesprochen hat, zu unterstützen scheint, so ist es nicht wahrscheinlich, daß dieselbe vom Unterhause angenommen werden wird. Heute Abend soll im Oberhause die irische Corporationsbill in den Ausschuß kommen. Hier wird Lord Lyndhurst eine Reihe Veränderungen vorschlagen, welche in den Druck gegeben werden müssen, ehe das Haus darüber zur Abstimmung kommt. Das Resultat der letzteren ist natürlich vorauszusehen. Im Unterhause kommt heute Lord Stanley's Bill wirklich in den Ausschuß, indem Lord John Russell versprochen hat, diesem ersten Schritt kein Hinderniß mehr in den Weg zu legen. Aber schon über die erste Clausel wird es zur Abstimmung kommen; und werden die Minister hier geschlagen, so ist kaum zu begreifen, wie sie noch mit Ehre am Amte bleiben können. Denn bekanntlich war bisher die Verwaltung und Behandlung Irlands ihre Veste. 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In seiner heutigen Sitzung ist das Oberhaus, trotz des Widerspruchs des Bischofs von Exeter, über die irische Municipal-Corporationsbill wirklich in Ausschuß getreten, hat sich aber nach diesem Proforma-Act alsobald vertagt. – Im Unterhaus that – vor Beginn des großen Streits über die Stanley-Bill – Sir R. Peel eine Aeußerung über die, vielleicht von gewissen christlichen Regierungen begünstigte, (hört!) Ungerechtigkeit des Verfahrens gegen die Juden in Damaskus, gegen das, wie er hoffe, das Ministerium nicht ermangelt habe, zu interveniren. Lord John Russell antwortet, in Abwesenheit Lord Palmerstons, daß, so viel er wisse, eine solche Intervention wirklich statt gefunden habe. (In einer kürzlich am 15 Jun. gehaltenen synagogischen Versammlung hat die israelitische Gemeinde von London beschlossen, daß der Pariser Advocat Cremieux und Sir Moses Montefiore sich auf öffentliche Kosten nach Alexandria begeben sollen, um der dort wieder aufzunehmenden Untersuchung persönlich beizuwohnen.) – Hinsichtlich des Kampfs über die Stanley-Bill stimmen die Blätter darin überein, daß die Annahme oder Nichtannahme der ersten Clausel (verbietend Ausübung des Wahlrechts ohne gesetzmäßige Registrirung) das Schicksal der ganzen Bill entscheiden werde.
Der französische Moniteur (21 Jun.) enthält folgende telegraphische Depesche: „Calais, 20 Jun., halb 4 Uhr: Der Botschafter von Frankreich an den Hrn. Präsidenten des Conseils: London, 20 Jun., halb 2 Uhr Morgens: Die erste Clausel der Bill Lord Stanley's ist mit 296 gegen 289 Stimmen (also einer ministeriellen Mehrheit von 7 Stimmen) verworfen worden.“
Der Proceß Courvoisiers ist gestern eröffnet worden (wir müssen unsere Mittheilung darüber auf morgen verschieben) und zugleich hat das Gericht die Eröffnung des Hochverrathsprocesses Oxfords auf nächsten Montag (22 Jun.) festgesetzt.
_ London, 19 Jun. Das neue Verfassungsgesetz für Canada ist ohne weiteren Widerspruch vom Unterhause angenommen und bereits ins Oberhaus gebracht worden. Dort hat man Lord Aberdeens Bill (welche den Widerspruch lösen soll, in welchen die schottische Kirche mit dem Staate gerathen) trotz des Widerstands der Minister zum zweitenmale verlesen. Da jedoch das Volksgefühl in Schottland die Geistlichkeit, welche sich gegen die Maaßregel ausgesprochen hat, zu unterstützen scheint, so ist es nicht wahrscheinlich, daß dieselbe vom Unterhause angenommen werden wird. Heute Abend soll im Oberhause die irische Corporationsbill in den Ausschuß kommen. Hier wird Lord Lyndhurst eine Reihe Veränderungen vorschlagen, welche in den Druck gegeben werden müssen, ehe das Haus darüber zur Abstimmung kommt. Das Resultat der letzteren ist natürlich vorauszusehen. Im Unterhause kommt heute Lord Stanley's Bill wirklich in den Ausschuß, indem Lord John Russell versprochen hat, diesem ersten Schritt kein Hinderniß mehr in den Weg zu legen. Aber schon über die erste Clausel wird es zur Abstimmung kommen; und werden die Minister hier geschlagen, so ist kaum zu begreifen, wie sie noch mit Ehre am Amte bleiben können. Denn bekanntlich war bisher die Verwaltung und Behandlung Irlands ihre Veste. Verläßt sie nun das Unterhaus hier, so ist ihre Herrschaft natürlich zu Ende. (Daß sie gesiegt, zeigt obige telegraphische Depesche.)
Frankreich.
_ Paris, 21 Jun. (Sonntag.)
Prinz Joinville reist am 24 Jun. nach Toulon ab, und wird sich in den ersten Tagen des Julius nach St. Helena einschiffen.
Generallieutenant Dode de la Brunerie, Pair von Frankreich, hat die Stelle des verewigten Generallieutenants Rogniat als Präsident des Befestigungscomité's erhalten.
Hr. Daunou, vormaliges Conventsmitglied, Mitglied der Pairskammer und des Instituts, Generalaufseher der Archive des Königreichs, ist in der Nacht vom 20 Jun. im Alter von 79 Jahren gestorben; er blieb bis zum letzten Augenblick im Genusse aller seiner geistigen Fähigkeiten und hat seinem Testamentsvollzieher vorgeschrieben, seine sterblichen Ueberreste unmittelbar nach dem Kirchhof ohne äußeres Gepränge und ohne irgend eine religiöse Ceremonie bringen zu lassen. Jetzt ist nur noch Ein Mitglied des Convents, nämlich Hr. Lakanal, bei der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, dessen gesundes Alter ihm noch eine lange Lebensdauer verspricht.
Der berühmte Blumenmaler Redouté ist in der Nacht vom 20 Jun. in Paris gestorben. Er war über 80 Jahre alt und hatte noch nicht auf seine Kunst verzichtet. Er starb arm. Wie Van Spaendonck, der ebenfalls kürzlich gestorben ist, war er in Belgien geboren, und Frankreich hatte ihn adoptirt. Er war membre de dessin des Museums der Naturgeschichte mit einem Gehalte von 2000 Fr.
Privatbriefe aus Algier melden den Tod des Hrn. v. Munster, Ordonnanzofficiers des Herzogs von Orleans, und den des Hrn. Corda, Sohnes des Generals dieses Namens, der nach der Amputation seiner Hand den Tod fand.
Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am Ende der Verhandlung des Einnahmebudgets votirte Artikel lautet folgendermaßen: „Die ordentlichen und außerordentlichen Wege und Mittel für das Rechnungsjahr 1841 sind auf 1,184,523,565 Franken geschätzt; die für specielle Dienste angewiesenen in das Budget eingetragenen Summen sind für das Rechnungsjahr 1841 auf 20,563,592 Fr. geschätzt.“ Aus diesem Votum und
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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