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Allgemeine Zeitung. Nr. 138. Augsburg, 17. Mai 1840.

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wegen seines trefflichen Seekartenwerkes auch im Auslande rühmlich bekannt, ist dieser Tage in einem hohen Alter gestorben.

Rußland.

Es organisirt sich hier eine wissenschaftliche Reise nach Mexico, deren Zweck die Bereicherung der öffentlichen und Privatsammlungen, namentlich der Gärten, seyn soll. Um etwas Bestimmtes darüber zu erfahren, begab ich mich, da der Director des kaiserlichen botanischen Gartens, Fischer, die Sache eingeleitet hat, in diesen Garten, den ich, beiläufig gesagt, trotz seiner großen Schönheit, und trotz dem, daß am Sonntage der Zutritt zu den herrlichen Gewächshäusern Jedermann gestattet ist, so leer und verlassen fand, als existire er für das Publicum gar nicht. - Der Herzog von Leuchtenberg ist der besondere Beschützer und Gönner des Barons Karwinsky, welcher die Expedition nach Mexico leitet. *)*) Unser vortrefflicher Graf Kankrin hat das Protectorat der Reise angenommen, und die kaiserliche Familie hat zu den Reisekosten beigetragen. Fischer konnte die thätige Theilnahme der fürstlich Kotschubey'schen Familie nicht genug loben, und hofft durch die Beiträge, die er erwartet, in den Stand gesetzt zu seyn, dem Baron Karwinsky einen tüchtigen jungen Maler, den Sohn unsers braven Saurwied, beigesellen zu können. Er erwartet viel von dem Einfluß des Geheimenraths Grafen Stroganoff. Es soll Alles veröffentlicht werden, was geschieht, vor Allem die Namen der Theilnehmer. Die Expedition soll vier Jahre dauern, und es sollen wo möglich alle Provinzen des ganzen Landes besucht werden. Fischer hat Recht, von dem Projecte so enthusiasmirt zu seyn; denn wenn man sieht, wie die westlichen Länder in den herrlichen Producten von Mexico schwelgen und wie arm unsere Gärten an diesen Erzeugnissen sind, so begreift man wohl den Wunsch, sich in den Besitz aller dieser Herrlichkeiten zu setzen.

Antwort*)

In der Allg. Zeitung vom 1 April d. J. Nr. 92 hat sich wieder ein anonymer Freund gefunden, welcher mir die Ehre eines ausgezeichneter Schafzüchters gewährend, die Welt auf meine diplomatischen Ansprüche aufmerksam zu machen die Güte gehabt hat! **)**)

Mein Hr. Gönner! Da Sie mich als Schafzüchter preisen, so muß ich der Ueberzeugung leben, in Ihnen einen Hrn. Collegen zu besitzen. Stolz auf diese mir gewordene Ehre, erlaube ich mir aus vollem Herzen einige Erfahrungen hier niederzulegen, welche Sie, wenn diese auch nicht diplomatisch sind - doch wie ich hoffe mit Ihrem Zutrauen beehren werden.

a) Wahl beim Einkauf:
Trachten Sie sich edles Blut zu verschaffen! Weichen Sie den herben, spröden, harten und rohen Eigenschaften aus, und streben Sie nach Sanftheit und Milde.

b) Die guten Eigenschaften der Wolle.

Meiden Sie den Pech, und wählen sie den Oelschweiß. Schätzen Sie immer den kräftigen, regelmäßigen, festen Charakter, welcher dem Metis-Thier die Stirn bieten wird; schützen Sie diesen Charakter vor groben und schwarzen Flecken, und das Product wird beliebt werden.

c) Wahl der Widder:
Ich rathe Ihnen immer ungehörnte Widder zu wählen, indem durch die Hörner schon so manches edle Individuum tief verwundet ist - auch das Abstoßen der Hörner gefährlich zu werden pflegt.

d) Wäsche:
Nachdem Sie diese Grundsätze beobachtet, um zu einem vor der Welt geschätzten Ziele zu gelangen, so schützen Sie das edle Blut vor Staub, und waschen Sie das Product ohne chemischen Zusatz, denn nur eine milde Krystallquelle führt den Schafzüchter zum Zwecke.

Niewierz bei Pinne, im Großherzogthum Posen,
den 12 April 1840.

Ignatius v. Lipski.

[1890-92]

Wildbad im Königreich Würtemberg.

Die dießjährige Badsaison beginnt am 25 Mai. Ein königl. Regierungscommissär wird während derselben in Wildbad verweilen; die Briefpost- und Eilwagenverbindungen mit Stuttgart über Calw, anfänglich zweimal in der Woche, später täglich hin und zurück, so wie mit Karlsruhe über Pforzheim viermal wöchentlich, werden am 16 Mai, beziehungsweise im Laufe des Monats Junius ihren Anfang nehmen. Die erste Hälfte der neu zu erbauenden Kunststraße zwischen Calw und Wildbad, welche vom Kloster Hirsau an durch ein Seitenthal in unbedeutender Ansteigung auf die Höhe führt, und wodurch die steile Hirsauer Steige umgangen wird, kann von der Mitte des nächsten Monats an befahren werden. Für Aufnahme der Fremden ist sowohl durch Verbesserungen in Gasthöfen und Privatwohnungen als durch Neubauten, unter welchen insbesondere ein großes Hotel mit Nebengebäuden für Restauration, Stallungen und Remisen am Eingange der Anlagen Erwähnung verdient, hinreichend gesorgt, so daß auch den Ansprüchen und größern Bedürfnissen vornehmer Gäste völlig genügt werden kann. Für Gelegenheit, die zum Vermiethen bestimmten disponibeln Privatwohnungen zu erfahren, wird gesorgt werden. Neben dem Badarzte Dr. Friker wird sich der ausübende Arzt Dr. Fallati aus Hamburg während der Saison wieder in Wildbad aufhalten. Uebrigens bleibt außer der eigentlichen Saison die Benützung der durch ihre Badwärme bevorzugten und von jeher den Bädern Gastein, Pfäfers und Leuk an die Seite gestellten Quellen, deren Wassermasse durch die bisherigen, immer noch fortgesetzten Bohrversuche um die Hälfte vermehrt ist, uneingeschränkt, und hat auch im verflossenen Winter stattgehabt. - Den 12 Mai 1840.

Der Vorstand der königlichen Badaufsichtsbehörde und abgeordnete Regierungscommissär Freiherr von Linden, Regierungsrath.

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. - An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

*) Der bayerische Edelmann, Hr. v. Karwinsky, hat bekanntlich früher schon mehrere wissenschaftliche Reisen nach dem spanischen Amerika unternommen. In den letzten Jahren wohnte er meist zurückgezogen auf seinem Gute in der Nähe von Augsburg.
*) Durch Zufall verspätet.
**) Zum Verständniß der Antwort des Hrn. v. Lipski ist es wohl nöthig, die Stelle, gegen die er reclamirt, hier wiederzugeben. Es heißt dort nämlich (in einem Schreiben aus Gnesen): "Ferner wird in dem fraglichen Artikel (der Leipziger Allgem. Zeitung) von einer gewissermaßen officiellen Sendung des hiesigen Gutsbesitzers Hrn. v. Lipski nach Colberg und resp. nach Rom, zur Ausgleichung der kirchlichen Differenzen gesprochen. Hr. v. Lipski ist in unserer Provinz als ein tüchtiger Landwirth und ausgezeichneter Schafzüchter bekannt, von seinen diplomatischen Talenten aber ist bis jetzt noch nichts im Publicum bekannt geworden; auch dürfte er solche wohl selbst kaum in Anspruch nehmen. Daß Hr. v. Lipski, mit Bewilligung der Behörde, den ihm befreundeten Erzbischof in Colberg besucht habe, ist allerdings wahr; daß er jedoch eine weitere Mission gehabt habe, muß mit Recht in Zweifel gezogen werden, ebenso wie seine Sendung nach Rom.

wegen seines trefflichen Seekartenwerkes auch im Auslande rühmlich bekannt, ist dieser Tage in einem hohen Alter gestorben.

Rußland.

Es organisirt sich hier eine wissenschaftliche Reise nach Mexico, deren Zweck die Bereicherung der öffentlichen und Privatsammlungen, namentlich der Gärten, seyn soll. Um etwas Bestimmtes darüber zu erfahren, begab ich mich, da der Director des kaiserlichen botanischen Gartens, Fischer, die Sache eingeleitet hat, in diesen Garten, den ich, beiläufig gesagt, trotz seiner großen Schönheit, und trotz dem, daß am Sonntage der Zutritt zu den herrlichen Gewächshäusern Jedermann gestattet ist, so leer und verlassen fand, als existire er für das Publicum gar nicht. – Der Herzog von Leuchtenberg ist der besondere Beschützer und Gönner des Barons Karwinsky, welcher die Expedition nach Mexico leitet. *)*) Unser vortrefflicher Graf Kankrin hat das Protectorat der Reise angenommen, und die kaiserliche Familie hat zu den Reisekosten beigetragen. Fischer konnte die thätige Theilnahme der fürstlich Kotschubey'schen Familie nicht genug loben, und hofft durch die Beiträge, die er erwartet, in den Stand gesetzt zu seyn, dem Baron Karwinsky einen tüchtigen jungen Maler, den Sohn unsers braven Saurwied, beigesellen zu können. Er erwartet viel von dem Einfluß des Geheimenraths Grafen Stroganoff. Es soll Alles veröffentlicht werden, was geschieht, vor Allem die Namen der Theilnehmer. Die Expedition soll vier Jahre dauern, und es sollen wo möglich alle Provinzen des ganzen Landes besucht werden. Fischer hat Recht, von dem Projecte so enthusiasmirt zu seyn; denn wenn man sieht, wie die westlichen Länder in den herrlichen Producten von Mexico schwelgen und wie arm unsere Gärten an diesen Erzeugnissen sind, so begreift man wohl den Wunsch, sich in den Besitz aller dieser Herrlichkeiten zu setzen.

Antwort*)

In der Allg. Zeitung vom 1 April d. J. Nr. 92 hat sich wieder ein anonymer Freund gefunden, welcher mir die Ehre eines ausgezeichneter Schafzüchters gewährend, die Welt auf meine diplomatischen Ansprüche aufmerksam zu machen die Güte gehabt hat! **)**)

Mein Hr. Gönner! Da Sie mich als Schafzüchter preisen, so muß ich der Ueberzeugung leben, in Ihnen einen Hrn. Collegen zu besitzen. Stolz auf diese mir gewordene Ehre, erlaube ich mir aus vollem Herzen einige Erfahrungen hier niederzulegen, welche Sie, wenn diese auch nicht diplomatisch sind – doch wie ich hoffe mit Ihrem Zutrauen beehren werden.

a) Wahl beim Einkauf:
Trachten Sie sich edles Blut zu verschaffen! Weichen Sie den herben, spröden, harten und rohen Eigenschaften aus, und streben Sie nach Sanftheit und Milde.

b) Die guten Eigenschaften der Wolle.

Meiden Sie den Pech, und wählen sie den Oelschweiß. Schätzen Sie immer den kräftigen, regelmäßigen, festen Charakter, welcher dem Metis-Thier die Stirn bieten wird; schützen Sie diesen Charakter vor groben und schwarzen Flecken, und das Product wird beliebt werden.

c) Wahl der Widder:
Ich rathe Ihnen immer ungehörnte Widder zu wählen, indem durch die Hörner schon so manches edle Individuum tief verwundet ist – auch das Abstoßen der Hörner gefährlich zu werden pflegt.

d) Wäsche:
Nachdem Sie diese Grundsätze beobachtet, um zu einem vor der Welt geschätzten Ziele zu gelangen, so schützen Sie das edle Blut vor Staub, und waschen Sie das Product ohne chemischen Zusatz, denn nur eine milde Krystallquelle führt den Schafzüchter zum Zwecke.

Niewierz bei Pinne, im Großherzogthum Posen,
den 12 April 1840.

Ignatius v. Lipski.

[1890-92]

Wildbad im Königreich Würtemberg.

Die dießjährige Badsaison beginnt am 25 Mai. Ein königl. Regierungscommissär wird während derselben in Wildbad verweilen; die Briefpost- und Eilwagenverbindungen mit Stuttgart über Calw, anfänglich zweimal in der Woche, später täglich hin und zurück, so wie mit Karlsruhe über Pforzheim viermal wöchentlich, werden am 16 Mai, beziehungsweise im Laufe des Monats Junius ihren Anfang nehmen. Die erste Hälfte der neu zu erbauenden Kunststraße zwischen Calw und Wildbad, welche vom Kloster Hirsau an durch ein Seitenthal in unbedeutender Ansteigung auf die Höhe führt, und wodurch die steile Hirsauer Steige umgangen wird, kann von der Mitte des nächsten Monats an befahren werden. Für Aufnahme der Fremden ist sowohl durch Verbesserungen in Gasthöfen und Privatwohnungen als durch Neubauten, unter welchen insbesondere ein großes Hotel mit Nebengebäuden für Restauration, Stallungen und Remisen am Eingange der Anlagen Erwähnung verdient, hinreichend gesorgt, so daß auch den Ansprüchen und größern Bedürfnissen vornehmer Gäste völlig genügt werden kann. Für Gelegenheit, die zum Vermiethen bestimmten disponibeln Privatwohnungen zu erfahren, wird gesorgt werden. Neben dem Badarzte Dr. Friker wird sich der ausübende Arzt Dr. Fallati aus Hamburg während der Saison wieder in Wildbad aufhalten. Uebrigens bleibt außer der eigentlichen Saison die Benützung der durch ihre Badwärme bevorzugten und von jeher den Bädern Gastein, Pfäfers und Leuk an die Seite gestellten Quellen, deren Wassermasse durch die bisherigen, immer noch fortgesetzten Bohrversuche um die Hälfte vermehrt ist, uneingeschränkt, und hat auch im verflossenen Winter stattgehabt. – Den 12 Mai 1840.

Der Vorstand der königlichen Badaufsichtsbehörde und abgeordnete Regierungscommissär Freiherr von Linden, Regierungsrath.

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. – An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

*) Der bayerische Edelmann, Hr. v. Karwinsky, hat bekanntlich früher schon mehrere wissenschaftliche Reisen nach dem spanischen Amerika unternommen. In den letzten Jahren wohnte er meist zurückgezogen auf seinem Gute in der Nähe von Augsburg.
*) Durch Zufall verspätet.
**) Zum Verständniß der Antwort des Hrn. v. Lipski ist es wohl nöthig, die Stelle, gegen die er reclamirt, hier wiederzugeben. Es heißt dort nämlich (in einem Schreiben aus Gnesen): „Ferner wird in dem fraglichen Artikel (der Leipziger Allgem. Zeitung) von einer gewissermaßen officiellen Sendung des hiesigen Gutsbesitzers Hrn. v. Lipski nach Colberg und resp. nach Rom, zur Ausgleichung der kirchlichen Differenzen gesprochen. Hr. v. Lipski ist in unserer Provinz als ein tüchtiger Landwirth und ausgezeichneter Schafzüchter bekannt, von seinen diplomatischen Talenten aber ist bis jetzt noch nichts im Publicum bekannt geworden; auch dürfte er solche wohl selbst kaum in Anspruch nehmen. Daß Hr. v. Lipski, mit Bewilligung der Behörde, den ihm befreundeten Erzbischof in Colberg besucht habe, ist allerdings wahr; daß er jedoch eine weitere Mission gehabt habe, muß mit Recht in Zweifel gezogen werden, ebenso wie seine Sendung nach Rom.
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[1101/0013] wegen seines trefflichen Seekartenwerkes auch im Auslande rühmlich bekannt, ist dieser Tage in einem hohen Alter gestorben. Rußland. _ St. Petersburg, 20 April. Es organisirt sich hier eine wissenschaftliche Reise nach Mexico, deren Zweck die Bereicherung der öffentlichen und Privatsammlungen, namentlich der Gärten, seyn soll. 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Regierungscommissär wird während derselben in Wildbad verweilen; die Briefpost- und Eilwagenverbindungen mit Stuttgart über Calw, anfänglich zweimal in der Woche, später täglich hin und zurück, so wie mit Karlsruhe über Pforzheim viermal wöchentlich, werden am 16 Mai, beziehungsweise im Laufe des Monats Junius ihren Anfang nehmen. Die erste Hälfte der neu zu erbauenden Kunststraße zwischen Calw und Wildbad, welche vom Kloster Hirsau an durch ein Seitenthal in unbedeutender Ansteigung auf die Höhe führt, und wodurch die steile Hirsauer Steige umgangen wird, kann von der Mitte des nächsten Monats an befahren werden. Für Aufnahme der Fremden ist sowohl durch Verbesserungen in Gasthöfen und Privatwohnungen als durch Neubauten, unter welchen insbesondere ein großes Hotel mit Nebengebäuden für Restauration, Stallungen und Remisen am Eingange der Anlagen Erwähnung verdient, hinreichend gesorgt, so daß auch den Ansprüchen und größern Bedürfnissen vornehmer Gäste völlig genügt werden kann. Für Gelegenheit, die zum Vermiethen bestimmten disponibeln Privatwohnungen zu erfahren, wird gesorgt werden. Neben dem Badarzte Dr. Friker wird sich der ausübende Arzt Dr. Fallati aus Hamburg während der Saison wieder in Wildbad aufhalten. Uebrigens bleibt außer der eigentlichen Saison die Benützung der durch ihre Badwärme bevorzugten und von jeher den Bädern Gastein, Pfäfers und Leuk an die Seite gestellten Quellen, deren Wassermasse durch die bisherigen, immer noch fortgesetzten Bohrversuche um die Hälfte vermehrt ist, uneingeschränkt, und hat auch im verflossenen Winter stattgehabt. – Den 12 Mai 1840. Der Vorstand der königlichen Badaufsichtsbehörde und abgeordnete Regierungscommissär Freiherr von Linden, Regierungsrath. Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. – An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden. *) Der bayerische Edelmann, Hr. v. Karwinsky, hat bekanntlich früher schon mehrere wissenschaftliche Reisen nach dem spanischen Amerika unternommen. In den letzten Jahren wohnte er meist zurückgezogen auf seinem Gute in der Nähe von Augsburg. *) Durch Zufall verspätet. **) Zum Verständniß der Antwort des Hrn. v. Lipski ist es wohl nöthig, die Stelle, gegen die er reclamirt, hier wiederzugeben. Es heißt dort nämlich (in einem Schreiben aus Gnesen): „Ferner wird in dem fraglichen Artikel (der Leipziger Allgem. Zeitung) von einer gewissermaßen officiellen Sendung des hiesigen Gutsbesitzers Hrn. v. Lipski nach Colberg und resp. nach Rom, zur Ausgleichung der kirchlichen Differenzen gesprochen. Hr. v. Lipski ist in unserer Provinz als ein tüchtiger Landwirth und ausgezeichneter Schafzüchter bekannt, von seinen diplomatischen Talenten aber ist bis jetzt noch nichts im Publicum bekannt geworden; auch dürfte er solche wohl selbst kaum in Anspruch nehmen. Daß Hr. v. Lipski, mit Bewilligung der Behörde, den ihm befreundeten Erzbischof in Colberg besucht habe, ist allerdings wahr; daß er jedoch eine weitere Mission gehabt habe, muß mit Recht in Zweifel gezogen werden, ebenso wie seine Sendung nach Rom.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 138. Augsburg, 17. Mai 1840, S. 1101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_138_18400517/13>, abgerufen am 27.04.2024.