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Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840.

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Rudolf, Graf v. Salis.

Der letzte Tag des verflossenen Monats hat den "Bayard der österreichischen Landwehr" zu seinen Ahnherren versammelt, deren Stammesfolge (wenn irgend eine andere) auf die Römerzeit, wo nicht auf die etruskischen Einwanderer des hohen rhätischen Gebirgs nicht ohne Wahrscheinlichkeit zurückgeführt werden mag, die dem Barbarossa und Ludwig dem Bayern, den Viscontis und den Sforzas, Oesterreich und Spanien, Frankreich und England, dem Kirchenstaat und Venedig eine lange Reihe tapferer Kriegsobersten gegeben haben, und aus denen in unsern Tagen Ulysses v. Salis-Marschlins als Staatsmann und Geschichtsforscher und Johann Gaudenz v. Salis-Seewies als zarter Dichter, als der Freund Johannes Müllers, Bonstettens, Bonnets und Matthissons, glänzten.

Der Generallieutenant Rudolf Graf v. Salis-Zizers, zweiter Inhaber des 3ten Infanterieregiments Erzherzog Karl, Kämmerer, geheimer Rath, Oberhofmeister des durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl, früherhin lange Dienstkämmerer bei Sr. jetzt regierenden kaiserl. Maj., war am 29 Jun. 1779 geboren und zweimal vermählt mit Namen, die in Oesterreich, Würtemberg und Rußland gar guten Klang haben, Swieten und Bühler, wovon eine zahlreiche Familie. - Die Feldzüge von 1799 und 1800, wo es mitunter der alten oder neuen Ordnung der Dinge in der Schweiz, und namentlich in Salis, durch die Abreißung des Veltlins schwer verletzter Heimath galt, waren die Kriegsschule des biedern Grafen; den Beinamen der Bayard der österreichischen Landwehr gaben ihm aber erst zwei Tage eines zehn Jahre späteren Kampfes, wo Oesterreich gegen den angemaßten Herrn der Welt ganz allein in die Schranken trat (1809), wo eine, nie in solchem Maaße wiedergekehrte Begeisterung Heer und Volk durchbrauste, wo ganz Oesterreich nur ein einziges großes Heerlager und inmitten dieses heiligen Taumels nicht die leiseste Störung der bürgerlichen Ordnung zu erblicken war: der Bluttag von Ebersberg (3 Mai), wo Massena und Claparede an der Traunbrücke über 7000 Mann opferten, und Rudolf Salis mit dem 5ten Landwehrbataillon (treulich unterstützt von Küffel, Baumgarten und Salins) Wunder der Tapferkeit that, den eigenen Adjutanten Schwind und Leo v. Seckendorf in Kugelregen und Flammen an der Seite verlor, und ohne auswärtige unglückliche Halbheit noch einen glänzenden Sieg erstritten haben würde. Und wiederum war es Salis, der in jenem Kampfe voll Unglücks und Ruhms den österreichischen Waffen "das letzte Wort " erhielt. Alles hatte der Feind aufgeboten, um den bei Wagram besiegten, in altrömischer Ordnung sich zurückziehenden Oesterreichern an der Taja, auf Znaym zuvorzukommen. Schon sprengten einzelne Geschwader in die Stadt, als Salis mit seiner Landwehr vom obern Ring auf sie wie rasend herunterstürzte, sie mit großem Verlust hinauswarf, dem ehrwürdigen Znaym das barbarische Loos von Lübeck, Ebersberg und Schwatz ersparte und den Sieg des 12 Julius möglich machte, an welchem Berthier mit Wimpfen und mit dem "ersten Soldaten von Aspern," mit Johannes Lichtenstein, dem magister equitum par excellence, den Waffenstillstand schloß. - Rudolf Salis mit der Wiener Landwehr bei Ebersberg und Znaym wird in ruhmbekrönter und dankgerührter Erinnerung stets den Ehrenplatz behaupten, mit und neben eben den Wienern an der schwarzen Lacke, mit den Heldenbrüdern Obristlieutenant Hummel von der Gratzer Landwehr im Schüttkasten bei Raab, mit dem Hauptmann Krommer von der Kauerzimer Landwehr an der Felsenspitze von Kirchschlag, mit dem Grafen Georg Thurn-Bleyburg und der Kärnthner Landwehr bei Wörgel. - Unverzagte, glühende Mitwisser und Beförderer der geheimen Bestrebungen von 1810 bis 1813 in höherem Grade zu seyn, als Graf Rudolf und sein in England hochgeachteter und vielberathener Vetter, Graf Johann Salis, ist kaum möglich.

Die Indianer und der Indianerkrieg.

(Fortsetzung.) Wenn man bedenkt, daß Johann Jacob Astor ein Vermögen von so vielen Millionen Thalern hinterlassen hat; daß die Pelz-Compagnie ebenfalls über Millionen gebietet, während die mit ihr handelnden Indianer Hungers sterben, sich nicht einmal mit Thierfellen bedecken können, und den ganzen Ertrag ihrer Jagd für kaum so viel Pulver und Blei umtauschen, als eben hinreicht, sie auf die nächste Jagd vorzubereiten, so ist wohl leicht zu errathen, auf welcher Seite der Vortheil ist. Wir haben sie durch unsern Verkehr nur neue Bedürfnisse kennen gelehrt, ohne ihnen die Mittel an die Hand zu geben, sie zu befriedigen; wir bieten ihnen den Abfall unserer Cultur für Civilisation, nehmen ihnen ihr Land, hetzen sie mit Bluthunden aus ihren heimathlichen Wäldern und wundern uns dann über die von ihnen begangenen Gräuelscenen! Unser ganzer Weg nach Westen ist mit Diebstahl, Raub und Mord bezeichnet, und da wundern wir uns noch, wenn uns dieses Heldengeschlecht von Zeit zu Zeit mit unserer eigenen Münze etwas zurückbezahlt. - "Ich habe", fuhr der Obrist Gardiner fort, "sieben Jahre lang unter diesen Menschen gelebt; meine Pflanzung war an der äußersten Gränze der Indianerbesitzungen, meine Wohnung Jahre lang von Indianern umgeben, und ich oft unter ihnen, ohne einen einzigen Begleiter. Ich für meinen Theil gab meine Stimme nicht für die Verdrängung der Rothhäute, obwohl sie das beste Land in ganz Florida besitzen; ich verstand mit ihnen umzugehen, ich wurde nie von ihnen bestohlen, nie in meinen Rechten von ihnen beeinträchtigt; ich aß, trank, sang und spielte mit ihnen, und um Ihnen Alles zu gestehen - ich liebte eine Indianerin!" - "Diese Liebschaft müssen Sie mir erzählen, bester Oberst", sagte ich, indem ich Tinte, Punsch und Feder begehrte, um während seines Gesprächs Noten auf mein Papier machen zu können. "Ich habe über die Indianerinnen so Vieles gehört, daß ich das größte Verlangen trage, die näheren Details Ihres Abenteuers kennen zu lernen." - "Oh", versetzte der Officier kaltblütig, "Sie müssen die Sache nicht als ein deutscher Enthusiast aufnehmen; ich liebte das Mädchen nicht, obwohl ich mich einer solchen Leidenschaft eben nicht zu schämen brauchte; ich nahm sie bloß auf einige Zeit in mein Haus und lebte mit ihr, wie man im Süden mit Mulattinnen, Terzeronen und Quarteronen zusammen zu leben pflegt. Das arme, dumme Ding glaubte, sie sey meine Squaw, und ich wußte es gar nicht anzufangen, um ihrer los zu werden. Es ist etwas Sonderbares mit der Liebe dieser Weiber; sie ist bis auf einen gewissen Grad ganz platonisch - frigid, wenn Sie wollen, und doch zu Aufopferungen fähig, welche unsere Damen hier lächerlich finden würden. Nie öffnete mein Mädchen die Lippen, außer um sich nach meinen Befehlen zu erkundigen; nie aß oder trank sie, bis ich gesättigt war; nie setzte sie sich nieder, bis ich ihr hiezu die Erlaubniß gegeben; nie schmeichelte sie mir, als bis

Rudolf, Graf v. Salis.

Der letzte Tag des verflossenen Monats hat den „Bayard der österreichischen Landwehr“ zu seinen Ahnherren versammelt, deren Stammesfolge (wenn irgend eine andere) auf die Römerzeit, wo nicht auf die etruskischen Einwanderer des hohen rhätischen Gebirgs nicht ohne Wahrscheinlichkeit zurückgeführt werden mag, die dem Barbarossa und Ludwig dem Bayern, den Viscontis und den Sforzas, Oesterreich und Spanien, Frankreich und England, dem Kirchenstaat und Venedig eine lange Reihe tapferer Kriegsobersten gegeben haben, und aus denen in unsern Tagen Ulysses v. Salis-Marschlins als Staatsmann und Geschichtsforscher und Johann Gaudenz v. Salis-Seewies als zarter Dichter, als der Freund Johannes Müllers, Bonstettens, Bonnets und Matthissons, glänzten.

Der Generallieutenant Rudolf Graf v. Salis-Zizers, zweiter Inhaber des 3ten Infanterieregiments Erzherzog Karl, Kämmerer, geheimer Rath, Oberhofmeister des durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl, früherhin lange Dienstkämmerer bei Sr. jetzt regierenden kaiserl. Maj., war am 29 Jun. 1779 geboren und zweimal vermählt mit Namen, die in Oesterreich, Würtemberg und Rußland gar guten Klang haben, Swieten und Bühler, wovon eine zahlreiche Familie. – Die Feldzüge von 1799 und 1800, wo es mitunter der alten oder neuen Ordnung der Dinge in der Schweiz, und namentlich in Salis, durch die Abreißung des Veltlins schwer verletzter Heimath galt, waren die Kriegsschule des biedern Grafen; den Beinamen der Bayard der österreichischen Landwehr gaben ihm aber erst zwei Tage eines zehn Jahre späteren Kampfes, wo Oesterreich gegen den angemaßten Herrn der Welt ganz allein in die Schranken trat (1809), wo eine, nie in solchem Maaße wiedergekehrte Begeisterung Heer und Volk durchbrauste, wo ganz Oesterreich nur ein einziges großes Heerlager und inmitten dieses heiligen Taumels nicht die leiseste Störung der bürgerlichen Ordnung zu erblicken war: der Bluttag von Ebersberg (3 Mai), wo Massena und Claparede an der Traunbrücke über 7000 Mann opferten, und Rudolf Salis mit dem 5ten Landwehrbataillon (treulich unterstützt von Küffel, Baumgarten und Salins) Wunder der Tapferkeit that, den eigenen Adjutanten Schwind und Leo v. Seckendorf in Kugelregen und Flammen an der Seite verlor, und ohne auswärtige unglückliche Halbheit noch einen glänzenden Sieg erstritten haben würde. Und wiederum war es Salis, der in jenem Kampfe voll Unglücks und Ruhms den österreichischen Waffen „das letzte Wort “ erhielt. Alles hatte der Feind aufgeboten, um den bei Wagram besiegten, in altrömischer Ordnung sich zurückziehenden Oesterreichern an der Taja, auf Znaym zuvorzukommen. Schon sprengten einzelne Geschwader in die Stadt, als Salis mit seiner Landwehr vom obern Ring auf sie wie rasend herunterstürzte, sie mit großem Verlust hinauswarf, dem ehrwürdigen Znaym das barbarische Loos von Lübeck, Ebersberg und Schwatz ersparte und den Sieg des 12 Julius möglich machte, an welchem Berthier mit Wimpfen und mit dem „ersten Soldaten von Aspern,“ mit Johannes Lichtenstein, dem magister equitum par excellence, den Waffenstillstand schloß. – Rudolf Salis mit der Wiener Landwehr bei Ebersberg und Znaym wird in ruhmbekrönter und dankgerührter Erinnerung stets den Ehrenplatz behaupten, mit und neben eben den Wienern an der schwarzen Lacke, mit den Heldenbrüdern Obristlieutenant Hummel von der Gratzer Landwehr im Schüttkasten bei Raab, mit dem Hauptmann Krommer von der Kauerzimer Landwehr an der Felsenspitze von Kirchschlag, mit dem Grafen Georg Thurn-Bleyburg und der Kärnthner Landwehr bei Wörgel. – Unverzagte, glühende Mitwisser und Beförderer der geheimen Bestrebungen von 1810 bis 1813 in höherem Grade zu seyn, als Graf Rudolf und sein in England hochgeachteter und vielberathener Vetter, Graf Johann Salis, ist kaum möglich.

Die Indianer und der Indianerkrieg.

(Fortsetzung.) Wenn man bedenkt, daß Johann Jacob Astor ein Vermögen von so vielen Millionen Thalern hinterlassen hat; daß die Pelz-Compagnie ebenfalls über Millionen gebietet, während die mit ihr handelnden Indianer Hungers sterben, sich nicht einmal mit Thierfellen bedecken können, und den ganzen Ertrag ihrer Jagd für kaum so viel Pulver und Blei umtauschen, als eben hinreicht, sie auf die nächste Jagd vorzubereiten, so ist wohl leicht zu errathen, auf welcher Seite der Vortheil ist. Wir haben sie durch unsern Verkehr nur neue Bedürfnisse kennen gelehrt, ohne ihnen die Mittel an die Hand zu geben, sie zu befriedigen; wir bieten ihnen den Abfall unserer Cultur für Civilisation, nehmen ihnen ihr Land, hetzen sie mit Bluthunden aus ihren heimathlichen Wäldern und wundern uns dann über die von ihnen begangenen Gräuelscenen! Unser ganzer Weg nach Westen ist mit Diebstahl, Raub und Mord bezeichnet, und da wundern wir uns noch, wenn uns dieses Heldengeschlecht von Zeit zu Zeit mit unserer eigenen Münze etwas zurückbezahlt. – „Ich habe“, fuhr der Obrist Gardiner fort, „sieben Jahre lang unter diesen Menschen gelebt; meine Pflanzung war an der äußersten Gränze der Indianerbesitzungen, meine Wohnung Jahre lang von Indianern umgeben, und ich oft unter ihnen, ohne einen einzigen Begleiter. Ich für meinen Theil gab meine Stimme nicht für die Verdrängung der Rothhäute, obwohl sie das beste Land in ganz Florida besitzen; ich verstand mit ihnen umzugehen, ich wurde nie von ihnen bestohlen, nie in meinen Rechten von ihnen beeinträchtigt; ich aß, trank, sang und spielte mit ihnen, und um Ihnen Alles zu gestehen – ich liebte eine Indianerin!“ – „Diese Liebschaft müssen Sie mir erzählen, bester Oberst“, sagte ich, indem ich Tinte, Punsch und Feder begehrte, um während seines Gesprächs Noten auf mein Papier machen zu können. „Ich habe über die Indianerinnen so Vieles gehört, daß ich das größte Verlangen trage, die näheren Details Ihres Abenteuers kennen zu lernen.“ – „Oh“, versetzte der Officier kaltblütig, „Sie müssen die Sache nicht als ein deutscher Enthusiast aufnehmen; ich liebte das Mädchen nicht, obwohl ich mich einer solchen Leidenschaft eben nicht zu schämen brauchte; ich nahm sie bloß auf einige Zeit in mein Haus und lebte mit ihr, wie man im Süden mit Mulattinnen, Terzeronen und Quarteronen zusammen zu leben pflegt. Das arme, dumme Ding glaubte, sie sey meine Squaw, und ich wußte es gar nicht anzufangen, um ihrer los zu werden. Es ist etwas Sonderbares mit der Liebe dieser Weiber; sie ist bis auf einen gewissen Grad ganz platonisch – frigid, wenn Sie wollen, und doch zu Aufopferungen fähig, welche unsere Damen hier lächerlich finden würden. Nie öffnete mein Mädchen die Lippen, außer um sich nach meinen Befehlen zu erkundigen; nie aß oder trank sie, bis ich gesättigt war; nie setzte sie sich nieder, bis ich ihr hiezu die Erlaubniß gegeben; nie schmeichelte sie mir, als bis

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[0929/0008] Rudolf, Graf v. Salis. Der letzte Tag des verflossenen Monats hat den „Bayard der österreichischen Landwehr“ zu seinen Ahnherren versammelt, deren Stammesfolge (wenn irgend eine andere) auf die Römerzeit, wo nicht auf die etruskischen Einwanderer des hohen rhätischen Gebirgs nicht ohne Wahrscheinlichkeit zurückgeführt werden mag, die dem Barbarossa und Ludwig dem Bayern, den Viscontis und den Sforzas, Oesterreich und Spanien, Frankreich und England, dem Kirchenstaat und Venedig eine lange Reihe tapferer Kriegsobersten gegeben haben, und aus denen in unsern Tagen Ulysses v. Salis-Marschlins als Staatsmann und Geschichtsforscher und Johann Gaudenz v. Salis-Seewies als zarter Dichter, als der Freund Johannes Müllers, Bonstettens, Bonnets und Matthissons, glänzten. Der Generallieutenant Rudolf Graf v. Salis-Zizers, zweiter Inhaber des 3ten Infanterieregiments Erzherzog Karl, Kämmerer, geheimer Rath, Oberhofmeister des durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl, früherhin lange Dienstkämmerer bei Sr. jetzt regierenden kaiserl. Maj., war am 29 Jun. 1779 geboren und zweimal vermählt mit Namen, die in Oesterreich, Würtemberg und Rußland gar guten Klang haben, Swieten und Bühler, wovon eine zahlreiche Familie. – Die Feldzüge von 1799 und 1800, wo es mitunter der alten oder neuen Ordnung der Dinge in der Schweiz, und namentlich in Salis, durch die Abreißung des Veltlins schwer verletzter Heimath galt, waren die Kriegsschule des biedern Grafen; den Beinamen der Bayard der österreichischen Landwehr gaben ihm aber erst zwei Tage eines zehn Jahre späteren Kampfes, wo Oesterreich gegen den angemaßten Herrn der Welt ganz allein in die Schranken trat (1809), wo eine, nie in solchem Maaße wiedergekehrte Begeisterung Heer und Volk durchbrauste, wo ganz Oesterreich nur ein einziges großes Heerlager und inmitten dieses heiligen Taumels nicht die leiseste Störung der bürgerlichen Ordnung zu erblicken war: der Bluttag von Ebersberg (3 Mai), wo Massena und Claparede an der Traunbrücke über 7000 Mann opferten, und Rudolf Salis mit dem 5ten Landwehrbataillon (treulich unterstützt von Küffel, Baumgarten und Salins) Wunder der Tapferkeit that, den eigenen Adjutanten Schwind und Leo v. Seckendorf in Kugelregen und Flammen an der Seite verlor, und ohne auswärtige unglückliche Halbheit noch einen glänzenden Sieg erstritten haben würde. Und wiederum war es Salis, der in jenem Kampfe voll Unglücks und Ruhms den österreichischen Waffen „das letzte Wort “ erhielt. Alles hatte der Feind aufgeboten, um den bei Wagram besiegten, in altrömischer Ordnung sich zurückziehenden Oesterreichern an der Taja, auf Znaym zuvorzukommen. Schon sprengten einzelne Geschwader in die Stadt, als Salis mit seiner Landwehr vom obern Ring auf sie wie rasend herunterstürzte, sie mit großem Verlust hinauswarf, dem ehrwürdigen Znaym das barbarische Loos von Lübeck, Ebersberg und Schwatz ersparte und den Sieg des 12 Julius möglich machte, an welchem Berthier mit Wimpfen und mit dem „ersten Soldaten von Aspern,“ mit Johannes Lichtenstein, dem magister equitum par excellence, den Waffenstillstand schloß. – Rudolf Salis mit der Wiener Landwehr bei Ebersberg und Znaym wird in ruhmbekrönter und dankgerührter Erinnerung stets den Ehrenplatz behaupten, mit und neben eben den Wienern an der schwarzen Lacke, mit den Heldenbrüdern Obristlieutenant Hummel von der Gratzer Landwehr im Schüttkasten bei Raab, mit dem Hauptmann Krommer von der Kauerzimer Landwehr an der Felsenspitze von Kirchschlag, mit dem Grafen Georg Thurn-Bleyburg und der Kärnthner Landwehr bei Wörgel. – Unverzagte, glühende Mitwisser und Beförderer der geheimen Bestrebungen von 1810 bis 1813 in höherem Grade zu seyn, als Graf Rudolf und sein in England hochgeachteter und vielberathener Vetter, Graf Johann Salis, ist kaum möglich. Die Indianer und der Indianerkrieg. _ Washington, 21 Febr. (Fortsetzung.) Wenn man bedenkt, daß Johann Jacob Astor ein Vermögen von so vielen Millionen Thalern hinterlassen hat; daß die Pelz-Compagnie ebenfalls über Millionen gebietet, während die mit ihr handelnden Indianer Hungers sterben, sich nicht einmal mit Thierfellen bedecken können, und den ganzen Ertrag ihrer Jagd für kaum so viel Pulver und Blei umtauschen, als eben hinreicht, sie auf die nächste Jagd vorzubereiten, so ist wohl leicht zu errathen, auf welcher Seite der Vortheil ist. Wir haben sie durch unsern Verkehr nur neue Bedürfnisse kennen gelehrt, ohne ihnen die Mittel an die Hand zu geben, sie zu befriedigen; wir bieten ihnen den Abfall unserer Cultur für Civilisation, nehmen ihnen ihr Land, hetzen sie mit Bluthunden aus ihren heimathlichen Wäldern und wundern uns dann über die von ihnen begangenen Gräuelscenen! Unser ganzer Weg nach Westen ist mit Diebstahl, Raub und Mord bezeichnet, und da wundern wir uns noch, wenn uns dieses Heldengeschlecht von Zeit zu Zeit mit unserer eigenen Münze etwas zurückbezahlt. – „Ich habe“, fuhr der Obrist Gardiner fort, „sieben Jahre lang unter diesen Menschen gelebt; meine Pflanzung war an der äußersten Gränze der Indianerbesitzungen, meine Wohnung Jahre lang von Indianern umgeben, und ich oft unter ihnen, ohne einen einzigen Begleiter. Ich für meinen Theil gab meine Stimme nicht für die Verdrängung der Rothhäute, obwohl sie das beste Land in ganz Florida besitzen; ich verstand mit ihnen umzugehen, ich wurde nie von ihnen bestohlen, nie in meinen Rechten von ihnen beeinträchtigt; ich aß, trank, sang und spielte mit ihnen, und um Ihnen Alles zu gestehen – ich liebte eine Indianerin!“ – „Diese Liebschaft müssen Sie mir erzählen, bester Oberst“, sagte ich, indem ich Tinte, Punsch und Feder begehrte, um während seines Gesprächs Noten auf mein Papier machen zu können. „Ich habe über die Indianerinnen so Vieles gehört, daß ich das größte Verlangen trage, die näheren Details Ihres Abenteuers kennen zu lernen.“ – „Oh“, versetzte der Officier kaltblütig, „Sie müssen die Sache nicht als ein deutscher Enthusiast aufnehmen; ich liebte das Mädchen nicht, obwohl ich mich einer solchen Leidenschaft eben nicht zu schämen brauchte; ich nahm sie bloß auf einige Zeit in mein Haus und lebte mit ihr, wie man im Süden mit Mulattinnen, Terzeronen und Quarteronen zusammen zu leben pflegt. Das arme, dumme Ding glaubte, sie sey meine Squaw, und ich wußte es gar nicht anzufangen, um ihrer los zu werden. Es ist etwas Sonderbares mit der Liebe dieser Weiber; sie ist bis auf einen gewissen Grad ganz platonisch – frigid, wenn Sie wollen, und doch zu Aufopferungen fähig, welche unsere Damen hier lächerlich finden würden. Nie öffnete mein Mädchen die Lippen, außer um sich nach meinen Befehlen zu erkundigen; nie aß oder trank sie, bis ich gesättigt war; nie setzte sie sich nieder, bis ich ihr hiezu die Erlaubniß gegeben; nie schmeichelte sie mir, als bis

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840, S. 0929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426/8>, abgerufen am 13.10.2024.