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Allgemeine Zeitung. Nr. 115. Augsburg, 24. April 1840.

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sprach davon, mit ihm in Gemeinschaft zu handeln, bald wollte man wieder eine isolirte Rolle spielen, die ganze Welt bedrohen, gegen Rußland und England sich wenden, ohne in der That irgend etwas zu wollen. Bei all diesen Demonstrationen waren die Worte eben so barsch, als das Benehmen furchtsam. Das Resultat dieser schwankenden Haltung war, daß die englische Flotte sich von der unsrigen trennte, daß das Mißverständniß zwischen Lord Ponsonby und unserm Botschafter zunahm, und daß man am Ende von London aus sogar Erläuterungen hinsichtlich zweier gegen England gerichteten Artikel verlangte, welche von zwei Journalen publicirt worden, von denen man voraussetzte, sie seyen in einer Verbindung mit der Regierung. Damals richtete Rußland, immer wach und aufmerksam, seine ersten Vorschläge an England, und beglaubigte Hrn. v. Brunnow als temporären Gesandten bei der englischen Regierung. Man weiß, wie die Engländer sind. Lebhaft, entschlossen, kühn, macht nichts ihnen Bedenken, setzt nichts sie in Erstaunen, wenn es um ihre Interessen sich handelt. Sie kennen Europa schlecht und würdigen es kaum eines Studiums; auch wäre ihnen dieß unnütz, denn sie verfolgen von ihrer Insel aus ihre eigene Politik, ohne um die ihrer Nachbarn sich zu kümmern. Hr. v. Brunnow schilderte den Engländern das französische Ministerium, als wäre es plötzlich ganz ägyptisch geworden; er regte sie gegen Mehemed Ali auf, welcher den Wünschen der Engländer, so weit er kann, willfährt, und ihnen keineswegs die Straße durch den Isthmus von Suez anzulegen verweigert, der ihnen aber doch im Wege steht, was in den Augen der Engländer ein unverzeihliches Unrecht ist. Was folgte all' diesen Beschuldigungen, die mit Umsicht und Gewandtheit angebracht wurden? Vielleicht weniger, als man denkt: einige Neigung zu einem Vergleich mit Rußland von Seite des Lords Palmerston, der von den übrigen Mitgliedern des englischen Ministeriums nicht unterstützt wurde, und zwischen Frankreich und England eine gewisse Erkältung, die weniger das Werk des Hrn. v. Brunnow, als vielmehr das Resultat des Benehmens des Soult'schen Cabinets war. Gleichwohl hatte es diesem Ministerinm nicht an Warnungen gefehlt, und wir selbst sagten in diesen Blättern zu ihm, einen Monat nach seiner Ernennung: "Im Marmorameer könnten wir eines Tages England und Rußland gegen uns haben." ..... Indessen, so viel Lärm auch die Journale schlagen mögen, beschränkt sich doch bis zu dieser Stunde Alles auf bloße Unterhandlungen, was freilich auch schon zu viel ist. Was den Titel anbelangt, welchen Hr. v. Brunnow von seinem Hof erhalten, so konnte das russische Cabinet bei seiner Gewandtheit nicht wohl weniger für ihn thun. Man hätte ein Mißlingen eingestanden, wenn man Hrn. v. Brunnow nach Stuttgart zurückgeschickt hätte; ohne Zweifel wäre er sogar zum Botschafter in London ernannt worden, wenn die Rücksichten, welche die Stellung des Grafen Pozzo erheischt, erlaubt hätten, über diesen Titel bei seinen Lebzeiten zu verfügen. - Die Stellung der französischen Regierung dem englischen Cabinet gegenüber ist gewiß schwierig, und die Frage wichtig genug, um all' ihre Sorge und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es handelt sich um die commercielle Wohlfahrt Frankreichs, um den Frieden der Welt, um die Zukunft der Freiheit. Vergrößern wir nicht die Hindernisse um ein Ministerium, welches einige glückliche Bedingungen in sich vereinigt, und dessen Chef außer seiner Capacität zur Ausführung seiner großen Aufgabe eine Unterstützung auch in dem Vertrauen finden kann, das ihm alle Anhänger der englischen Allianz bezeugen. Die Anwesenheit des Hrn. Guizot in London, der edle Eifer, mit welchem er die Bemühungen eines Ministeriums unterstützt, in welchem ein weniger großer Charakter, als der seinige, einen Rivalen hätte erblicken können, sind ebenfalls ein Unterpfand der Sicherheit und der Hoffnung. Bei der Vereinigung von zwei so eminenten Geistern zu gleichem Zweck, scheint es uns, daß man an eine baldige Wiederherstellung aller guten Verhältnisse, welche zwischen Frankreich und England existirten, glauben darf; auch darf man bei dem bekannten Charakter jener beiden Staatsmänner nicht annehmen, daß ihre Versöhnungsversuche von demüthigenden Umständen für Frankreich begleitet seyn können."

Die Excarbonari Barthe und Merilhou, so wie der Exminister Persil, besonders beide erstere, gehören zu den traurigsten Erscheinungen der Juliusrevolution. Die sogenannten Liberalen der Restauration hatten durch ihre beiden Zeitungsmäuler, Constitutionnel und Courrier, ihnen einen riesenmäßigen Namen verschafft. Wenn man dann genau besah, woher dieser Ruhm stammte, so beruhte er auf Declamation. Nirgends in allen ihren Reden, wie in allen ihren Handlungen war irgend ein Gedanke ausgeprägt, so wenig zur Zeit der Restauration als gegenwärtig; es sind eben leere Köpfe. Aber da den französischen Advocaten ein ungeheurer Wortschwall zu Gebote steht, und die Nation, so witzig und geistreich sie ist, nicht immer in der Stimmung sich befindet, das Lächerliche solcher Charlatanerie einzusehen, so geschieht es je zuweilen, daß sie sich fangen läßt. Mit einigen großen Worten, wohl angebracht, ist Alles abgethan, wenn nur diese Worte zur Circulation des Zeitgeistes gehören. Das lieu commun ist leider allen Parteien und allen Gesinnungen eigen, aber nirgends ist dieser Bombast unerträglicher, als wenn er sich uns als Liberalität aufdrängt. Daß das Wesen dieser Herren Unnatur ist, sieht man alsbald, wenn von den Wolken ihrer Allgemeinheiten hinabgestiegen sie auf dem festen Boden ihrer Persönlichkeit Wurzel fassen; da wird ein Merilhou beredt, denn er ist pikirt, gestachelt, sein Inneres kommt zum Vorschein. Wenn diese Herren (wie der Advocat Teste in der Deputirtenkammer) beredte Worte finden, um persönlichen Verdruß, Mißmuth, Zorn zu Tage zu fördern, warum sprüht auch nicht ein Funke dieser wahren Beredsamkeit in ihren berühmtesten Oppositions- oder Ministerreden? Weil sie niemals eine große Sache wahr empfunden, weil das Ich Barthe oder Merilhou, oder Persil, oder auch Teste (der beste übrigens und talentvollste von allen) sich nicht der Sache, über die sie declamirten, einverleibt hatte, weil sie von keinem Gott und von keinem Dämon besessen waren, sondern ein ganzes Phrasendictionnär aufgespeichert hatten, so daß die Welt verwundert rief: "wo kriegt der große Mann all diese Zufuhr von schönen Worten her?" Aber man lasse die Zeit gewähren - ein Nadelstich und die hohlen Ballone platzen zusammen. Solche Ballone haben uns weiland Constitutionnel und Courrier empfohlen; und nun werden sie von Courrier und Constitutionnel angestochen. Es wird nicht lange währen, so werden auch Courrier und Constitutionnel zerplatzen, denn sie stecken voll Bombast der Merilhous und Barthes aus der früheren Zeit.

Gestern hat der General Bugeaud der Deputirtenkammer den Bericht der Commission über das Zuckergesetz vorgelegt, dessen wesentlichen Inhalt ich Ihnen bereits am 12 d. mittheilte. Die Ziffern 45 Fr. (für den Colonialzucker) und 15 Fr. (für den Runkelrübenzucker) bilden den mittleren Anschlag der Auflage: für die entfernten Colonien, z. B. Bourbon, ist die Auflage nur 38 Fr. 50 Cent., weil man die größere Fracht in Anschlag bringt. Eben so ist 15 Fr. der Satz für den gewöhnlichen Zucker: feinere Sorten zahlen höhere Sätze, von 16 bis 21 Fr. 65 Cent. Der ausländische

sprach davon, mit ihm in Gemeinschaft zu handeln, bald wollte man wieder eine isolirte Rolle spielen, die ganze Welt bedrohen, gegen Rußland und England sich wenden, ohne in der That irgend etwas zu wollen. Bei all diesen Demonstrationen waren die Worte eben so barsch, als das Benehmen furchtsam. Das Resultat dieser schwankenden Haltung war, daß die englische Flotte sich von der unsrigen trennte, daß das Mißverständniß zwischen Lord Ponsonby und unserm Botschafter zunahm, und daß man am Ende von London aus sogar Erläuterungen hinsichtlich zweier gegen England gerichteten Artikel verlangte, welche von zwei Journalen publicirt worden, von denen man voraussetzte, sie seyen in einer Verbindung mit der Regierung. Damals richtete Rußland, immer wach und aufmerksam, seine ersten Vorschläge an England, und beglaubigte Hrn. v. Brunnow als temporären Gesandten bei der englischen Regierung. Man weiß, wie die Engländer sind. Lebhaft, entschlossen, kühn, macht nichts ihnen Bedenken, setzt nichts sie in Erstaunen, wenn es um ihre Interessen sich handelt. Sie kennen Europa schlecht und würdigen es kaum eines Studiums; auch wäre ihnen dieß unnütz, denn sie verfolgen von ihrer Insel aus ihre eigene Politik, ohne um die ihrer Nachbarn sich zu kümmern. Hr. v. Brunnow schilderte den Engländern das französische Ministerium, als wäre es plötzlich ganz ägyptisch geworden; er regte sie gegen Mehemed Ali auf, welcher den Wünschen der Engländer, so weit er kann, willfährt, und ihnen keineswegs die Straße durch den Isthmus von Suez anzulegen verweigert, der ihnen aber doch im Wege steht, was in den Augen der Engländer ein unverzeihliches Unrecht ist. Was folgte all' diesen Beschuldigungen, die mit Umsicht und Gewandtheit angebracht wurden? Vielleicht weniger, als man denkt: einige Neigung zu einem Vergleich mit Rußland von Seite des Lords Palmerston, der von den übrigen Mitgliedern des englischen Ministeriums nicht unterstützt wurde, und zwischen Frankreich und England eine gewisse Erkältung, die weniger das Werk des Hrn. v. Brunnow, als vielmehr das Resultat des Benehmens des Soult'schen Cabinets war. Gleichwohl hatte es diesem Ministerinm nicht an Warnungen gefehlt, und wir selbst sagten in diesen Blättern zu ihm, einen Monat nach seiner Ernennung: „Im Marmorameer könnten wir eines Tages England und Rußland gegen uns haben.“ ..... Indessen, so viel Lärm auch die Journale schlagen mögen, beschränkt sich doch bis zu dieser Stunde Alles auf bloße Unterhandlungen, was freilich auch schon zu viel ist. Was den Titel anbelangt, welchen Hr. v. Brunnow von seinem Hof erhalten, so konnte das russische Cabinet bei seiner Gewandtheit nicht wohl weniger für ihn thun. Man hätte ein Mißlingen eingestanden, wenn man Hrn. v. Brunnow nach Stuttgart zurückgeschickt hätte; ohne Zweifel wäre er sogar zum Botschafter in London ernannt worden, wenn die Rücksichten, welche die Stellung des Grafen Pozzo erheischt, erlaubt hätten, über diesen Titel bei seinen Lebzeiten zu verfügen. – Die Stellung der französischen Regierung dem englischen Cabinet gegenüber ist gewiß schwierig, und die Frage wichtig genug, um all' ihre Sorge und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es handelt sich um die commercielle Wohlfahrt Frankreichs, um den Frieden der Welt, um die Zukunft der Freiheit. Vergrößern wir nicht die Hindernisse um ein Ministerium, welches einige glückliche Bedingungen in sich vereinigt, und dessen Chef außer seiner Capacität zur Ausführung seiner großen Aufgabe eine Unterstützung auch in dem Vertrauen finden kann, das ihm alle Anhänger der englischen Allianz bezeugen. Die Anwesenheit des Hrn. Guizot in London, der edle Eifer, mit welchem er die Bemühungen eines Ministeriums unterstützt, in welchem ein weniger großer Charakter, als der seinige, einen Rivalen hätte erblicken können, sind ebenfalls ein Unterpfand der Sicherheit und der Hoffnung. Bei der Vereinigung von zwei so eminenten Geistern zu gleichem Zweck, scheint es uns, daß man an eine baldige Wiederherstellung aller guten Verhältnisse, welche zwischen Frankreich und England existirten, glauben darf; auch darf man bei dem bekannten Charakter jener beiden Staatsmänner nicht annehmen, daß ihre Versöhnungsversuche von demüthigenden Umständen für Frankreich begleitet seyn können.“

Die Excarbonari Barthe und Merilhou, so wie der Exminister Persil, besonders beide erstere, gehören zu den traurigsten Erscheinungen der Juliusrevolution. Die sogenannten Liberalen der Restauration hatten durch ihre beiden Zeitungsmäuler, Constitutionnel und Courrier, ihnen einen riesenmäßigen Namen verschafft. Wenn man dann genau besah, woher dieser Ruhm stammte, so beruhte er auf Declamation. Nirgends in allen ihren Reden, wie in allen ihren Handlungen war irgend ein Gedanke ausgeprägt, so wenig zur Zeit der Restauration als gegenwärtig; es sind eben leere Köpfe. Aber da den französischen Advocaten ein ungeheurer Wortschwall zu Gebote steht, und die Nation, so witzig und geistreich sie ist, nicht immer in der Stimmung sich befindet, das Lächerliche solcher Charlatanerie einzusehen, so geschieht es je zuweilen, daß sie sich fangen läßt. Mit einigen großen Worten, wohl angebracht, ist Alles abgethan, wenn nur diese Worte zur Circulation des Zeitgeistes gehören. Das lieu commun ist leider allen Parteien und allen Gesinnungen eigen, aber nirgends ist dieser Bombast unerträglicher, als wenn er sich uns als Liberalität aufdrängt. Daß das Wesen dieser Herren Unnatur ist, sieht man alsbald, wenn von den Wolken ihrer Allgemeinheiten hinabgestiegen sie auf dem festen Boden ihrer Persönlichkeit Wurzel fassen; da wird ein Merilhou beredt, denn er ist pikirt, gestachelt, sein Inneres kommt zum Vorschein. Wenn diese Herren (wie der Advocat Teste in der Deputirtenkammer) beredte Worte finden, um persönlichen Verdruß, Mißmuth, Zorn zu Tage zu fördern, warum sprüht auch nicht ein Funke dieser wahren Beredsamkeit in ihren berühmtesten Oppositions- oder Ministerreden? Weil sie niemals eine große Sache wahr empfunden, weil das Ich Barthe oder Merilhou, oder Persil, oder auch Teste (der beste übrigens und talentvollste von allen) sich nicht der Sache, über die sie declamirten, einverleibt hatte, weil sie von keinem Gott und von keinem Dämon besessen waren, sondern ein ganzes Phrasendictionnär aufgespeichert hatten, so daß die Welt verwundert rief: „wo kriegt der große Mann all diese Zufuhr von schönen Worten her?“ Aber man lasse die Zeit gewähren – ein Nadelstich und die hohlen Ballone platzen zusammen. Solche Ballone haben uns weiland Constitutionnel und Courrier empfohlen; und nun werden sie von Courrier und Constitutionnel angestochen. Es wird nicht lange währen, so werden auch Courrier und Constitutionnel zerplatzen, denn sie stecken voll Bombast der Merilhous und Barthes aus der früheren Zeit.

Gestern hat der General Bugeaud der Deputirtenkammer den Bericht der Commission über das Zuckergesetz vorgelegt, dessen wesentlichen Inhalt ich Ihnen bereits am 12 d. mittheilte. Die Ziffern 45 Fr. (für den Colonialzucker) und 15 Fr. (für den Runkelrübenzucker) bilden den mittleren Anschlag der Auflage: für die entfernten Colonien, z. B. Bourbon, ist die Auflage nur 38 Fr. 50 Cent., weil man die größere Fracht in Anschlag bringt. Eben so ist 15 Fr. der Satz für den gewöhnlichen Zucker: feinere Sorten zahlen höhere Sätze, von 16 bis 21 Fr. 65 Cent. Der ausländische

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sprach davon, mit ihm in Gemeinschaft zu handeln, bald wollte man wieder eine isolirte Rolle spielen, die ganze Welt bedrohen, gegen Rußland und England sich wenden, ohne in der That irgend etwas zu wollen. Bei all diesen Demonstrationen waren die Worte eben so barsch, als das Benehmen furchtsam. Das Resultat dieser schwankenden Haltung war, daß die englische Flotte sich von der unsrigen trennte, daß das Mißverständniß zwischen Lord Ponsonby und unserm Botschafter zunahm, und daß man am Ende von London aus sogar Erläuterungen hinsichtlich zweier gegen England gerichteten Artikel verlangte, welche von zwei Journalen publicirt worden, von denen man voraussetzte, sie seyen in einer Verbindung mit der Regierung. Damals richtete Rußland, immer wach und aufmerksam, seine ersten Vorschläge an England, und beglaubigte Hrn. v. Brunnow als temporären Gesandten bei der englischen Regierung. Man weiß, wie die Engländer sind. Lebhaft, entschlossen, kühn, macht nichts ihnen Bedenken, setzt nichts sie in Erstaunen, wenn es um ihre Interessen sich handelt. Sie kennen Europa schlecht und würdigen es kaum eines Studiums; auch wäre ihnen dieß unnütz, denn sie verfolgen von ihrer Insel aus ihre eigene Politik, ohne um die ihrer Nachbarn sich zu kümmern. Hr. v. Brunnow schilderte den Engländern das französische Ministerium, als wäre es plötzlich ganz ägyptisch geworden; er regte sie gegen Mehemed Ali auf, welcher den Wünschen der Engländer, so weit er kann, willfährt, und ihnen keineswegs die Straße durch den Isthmus von Suez anzulegen verweigert, der ihnen aber doch im Wege steht, was in den Augen der Engländer ein unverzeihliches Unrecht ist. Was folgte all' diesen Beschuldigungen, die mit Umsicht und Gewandtheit angebracht wurden? Vielleicht weniger, als man denkt: einige Neigung zu einem Vergleich mit Rußland von Seite des Lords Palmerston, der von den übrigen Mitgliedern des englischen Ministeriums nicht unterstützt wurde, und zwischen Frankreich und England eine gewisse Erkältung, die weniger das Werk des Hrn. v. Brunnow, als vielmehr das Resultat des Benehmens des Soult'schen Cabinets war. Gleichwohl hatte es diesem Ministerinm nicht an Warnungen gefehlt, und wir selbst sagten in diesen Blättern zu ihm, einen Monat nach seiner Ernennung: &#x201E;Im Marmorameer könnten wir eines Tages England und Rußland gegen uns haben.&#x201C; ..... Indessen, so viel Lärm auch die Journale schlagen mögen, beschränkt sich doch bis zu dieser Stunde Alles auf bloße Unterhandlungen, was freilich auch schon zu viel ist. Was den Titel anbelangt, welchen Hr. v. Brunnow von seinem Hof erhalten, so konnte das russische Cabinet bei seiner Gewandtheit nicht wohl weniger für ihn thun. Man hätte ein Mißlingen eingestanden, wenn man Hrn. v. Brunnow nach Stuttgart zurückgeschickt hätte; ohne Zweifel wäre er sogar zum Botschafter in London ernannt worden, wenn die Rücksichten, welche die Stellung des Grafen Pozzo erheischt, erlaubt hätten, über diesen Titel bei seinen Lebzeiten zu verfügen. &#x2013; Die Stellung der französischen Regierung dem englischen Cabinet gegenüber ist gewiß schwierig, und die Frage wichtig genug, um all' ihre Sorge und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es handelt sich um die commercielle Wohlfahrt Frankreichs, um den Frieden der Welt, um die Zukunft der Freiheit. Vergrößern wir nicht die Hindernisse um ein Ministerium, welches einige glückliche Bedingungen in sich vereinigt, und dessen Chef außer seiner Capacität zur Ausführung seiner großen Aufgabe eine Unterstützung auch in dem Vertrauen finden kann, das ihm alle Anhänger der englischen Allianz bezeugen. Die Anwesenheit des Hrn. Guizot in London, der edle Eifer, mit welchem er die Bemühungen eines Ministeriums unterstützt, in welchem ein weniger großer Charakter, als der seinige, einen Rivalen hätte erblicken können, sind ebenfalls ein Unterpfand der Sicherheit und der Hoffnung. Bei der Vereinigung von zwei so eminenten Geistern zu gleichem Zweck, scheint es uns, daß man an eine baldige Wiederherstellung aller guten Verhältnisse, welche zwischen Frankreich und England existirten, glauben darf; auch darf man bei dem bekannten Charakter jener beiden Staatsmänner nicht annehmen, daß ihre Versöhnungsversuche von demüthigenden Umständen für Frankreich begleitet seyn können.&#x201C;</p>
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[0916/0004] sprach davon, mit ihm in Gemeinschaft zu handeln, bald wollte man wieder eine isolirte Rolle spielen, die ganze Welt bedrohen, gegen Rußland und England sich wenden, ohne in der That irgend etwas zu wollen. Bei all diesen Demonstrationen waren die Worte eben so barsch, als das Benehmen furchtsam. Das Resultat dieser schwankenden Haltung war, daß die englische Flotte sich von der unsrigen trennte, daß das Mißverständniß zwischen Lord Ponsonby und unserm Botschafter zunahm, und daß man am Ende von London aus sogar Erläuterungen hinsichtlich zweier gegen England gerichteten Artikel verlangte, welche von zwei Journalen publicirt worden, von denen man voraussetzte, sie seyen in einer Verbindung mit der Regierung. Damals richtete Rußland, immer wach und aufmerksam, seine ersten Vorschläge an England, und beglaubigte Hrn. v. Brunnow als temporären Gesandten bei der englischen Regierung. Man weiß, wie die Engländer sind. Lebhaft, entschlossen, kühn, macht nichts ihnen Bedenken, setzt nichts sie in Erstaunen, wenn es um ihre Interessen sich handelt. Sie kennen Europa schlecht und würdigen es kaum eines Studiums; auch wäre ihnen dieß unnütz, denn sie verfolgen von ihrer Insel aus ihre eigene Politik, ohne um die ihrer Nachbarn sich zu kümmern. Hr. v. Brunnow schilderte den Engländern das französische Ministerium, als wäre es plötzlich ganz ägyptisch geworden; er regte sie gegen Mehemed Ali auf, welcher den Wünschen der Engländer, so weit er kann, willfährt, und ihnen keineswegs die Straße durch den Isthmus von Suez anzulegen verweigert, der ihnen aber doch im Wege steht, was in den Augen der Engländer ein unverzeihliches Unrecht ist. Was folgte all' diesen Beschuldigungen, die mit Umsicht und Gewandtheit angebracht wurden? Vielleicht weniger, als man denkt: einige Neigung zu einem Vergleich mit Rußland von Seite des Lords Palmerston, der von den übrigen Mitgliedern des englischen Ministeriums nicht unterstützt wurde, und zwischen Frankreich und England eine gewisse Erkältung, die weniger das Werk des Hrn. v. Brunnow, als vielmehr das Resultat des Benehmens des Soult'schen Cabinets war. Gleichwohl hatte es diesem Ministerinm nicht an Warnungen gefehlt, und wir selbst sagten in diesen Blättern zu ihm, einen Monat nach seiner Ernennung: „Im Marmorameer könnten wir eines Tages England und Rußland gegen uns haben.“ ..... Indessen, so viel Lärm auch die Journale schlagen mögen, beschränkt sich doch bis zu dieser Stunde Alles auf bloße Unterhandlungen, was freilich auch schon zu viel ist. Was den Titel anbelangt, welchen Hr. v. Brunnow von seinem Hof erhalten, so konnte das russische Cabinet bei seiner Gewandtheit nicht wohl weniger für ihn thun. Man hätte ein Mißlingen eingestanden, wenn man Hrn. v. Brunnow nach Stuttgart zurückgeschickt hätte; ohne Zweifel wäre er sogar zum Botschafter in London ernannt worden, wenn die Rücksichten, welche die Stellung des Grafen Pozzo erheischt, erlaubt hätten, über diesen Titel bei seinen Lebzeiten zu verfügen. – Die Stellung der französischen Regierung dem englischen Cabinet gegenüber ist gewiß schwierig, und die Frage wichtig genug, um all' ihre Sorge und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es handelt sich um die commercielle Wohlfahrt Frankreichs, um den Frieden der Welt, um die Zukunft der Freiheit. Vergrößern wir nicht die Hindernisse um ein Ministerium, welches einige glückliche Bedingungen in sich vereinigt, und dessen Chef außer seiner Capacität zur Ausführung seiner großen Aufgabe eine Unterstützung auch in dem Vertrauen finden kann, das ihm alle Anhänger der englischen Allianz bezeugen. Die Anwesenheit des Hrn. Guizot in London, der edle Eifer, mit welchem er die Bemühungen eines Ministeriums unterstützt, in welchem ein weniger großer Charakter, als der seinige, einen Rivalen hätte erblicken können, sind ebenfalls ein Unterpfand der Sicherheit und der Hoffnung. Bei der Vereinigung von zwei so eminenten Geistern zu gleichem Zweck, scheint es uns, daß man an eine baldige Wiederherstellung aller guten Verhältnisse, welche zwischen Frankreich und England existirten, glauben darf; auch darf man bei dem bekannten Charakter jener beiden Staatsmänner nicht annehmen, daß ihre Versöhnungsversuche von demüthigenden Umständen für Frankreich begleitet seyn können.“ _ Paris, 18 April. Die Excarbonari Barthe und Merilhou, so wie der Exminister Persil, besonders beide erstere, gehören zu den traurigsten Erscheinungen der Juliusrevolution. Die sogenannten Liberalen der Restauration hatten durch ihre beiden Zeitungsmäuler, Constitutionnel und Courrier, ihnen einen riesenmäßigen Namen verschafft. Wenn man dann genau besah, woher dieser Ruhm stammte, so beruhte er auf Declamation. Nirgends in allen ihren Reden, wie in allen ihren Handlungen war irgend ein Gedanke ausgeprägt, so wenig zur Zeit der Restauration als gegenwärtig; es sind eben leere Köpfe. Aber da den französischen Advocaten ein ungeheurer Wortschwall zu Gebote steht, und die Nation, so witzig und geistreich sie ist, nicht immer in der Stimmung sich befindet, das Lächerliche solcher Charlatanerie einzusehen, so geschieht es je zuweilen, daß sie sich fangen läßt. Mit einigen großen Worten, wohl angebracht, ist Alles abgethan, wenn nur diese Worte zur Circulation des Zeitgeistes gehören. Das lieu commun ist leider allen Parteien und allen Gesinnungen eigen, aber nirgends ist dieser Bombast unerträglicher, als wenn er sich uns als Liberalität aufdrängt. Daß das Wesen dieser Herren Unnatur ist, sieht man alsbald, wenn von den Wolken ihrer Allgemeinheiten hinabgestiegen sie auf dem festen Boden ihrer Persönlichkeit Wurzel fassen; da wird ein Merilhou beredt, denn er ist pikirt, gestachelt, sein Inneres kommt zum Vorschein. Wenn diese Herren (wie der Advocat Teste in der Deputirtenkammer) beredte Worte finden, um persönlichen Verdruß, Mißmuth, Zorn zu Tage zu fördern, warum sprüht auch nicht ein Funke dieser wahren Beredsamkeit in ihren berühmtesten Oppositions- oder Ministerreden? Weil sie niemals eine große Sache wahr empfunden, weil das Ich Barthe oder Merilhou, oder Persil, oder auch Teste (der beste übrigens und talentvollste von allen) sich nicht der Sache, über die sie declamirten, einverleibt hatte, weil sie von keinem Gott und von keinem Dämon besessen waren, sondern ein ganzes Phrasendictionnär aufgespeichert hatten, so daß die Welt verwundert rief: „wo kriegt der große Mann all diese Zufuhr von schönen Worten her?“ Aber man lasse die Zeit gewähren – ein Nadelstich und die hohlen Ballone platzen zusammen. Solche Ballone haben uns weiland Constitutionnel und Courrier empfohlen; und nun werden sie von Courrier und Constitutionnel angestochen. Es wird nicht lange währen, so werden auch Courrier und Constitutionnel zerplatzen, denn sie stecken voll Bombast der Merilhous und Barthes aus der früheren Zeit. _ Paris, 19 April. Gestern hat der General Bugeaud der Deputirtenkammer den Bericht der Commission über das Zuckergesetz vorgelegt, dessen wesentlichen Inhalt ich Ihnen bereits am 12 d. mittheilte. Die Ziffern 45 Fr. (für den Colonialzucker) und 15 Fr. (für den Runkelrübenzucker) bilden den mittleren Anschlag der Auflage: für die entfernten Colonien, z. B. Bourbon, ist die Auflage nur 38 Fr. 50 Cent., weil man die größere Fracht in Anschlag bringt. Eben so ist 15 Fr. der Satz für den gewöhnlichen Zucker: feinere Sorten zahlen höhere Sätze, von 16 bis 21 Fr. 65 Cent. Der ausländische

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 115. Augsburg, 24. April 1840, S. 0916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_115_18400424/4>, abgerufen am 24.11.2024.