Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 104. Augsburg, 13. April 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

zum wirklichen Landshöfding von Calmar ernannt worden - ein Amt, welches Hr. v. Hartmansdorff seit ungefähr einem Jahre interimistisch bekleidete - so behaupten sowohl Dagligt Allehanda als Aftonbladet, daß dieß auf das Begehren des Grafen Posse geschehen, um ihn aus der Hauptstadt zu entfernen. Heute erklärt indessen Dagligt Allehanda, die Redaction habe die Anzeige erhalten, "daß Graf Posse keine persönliche Communication mit Sr. Maj., seine Ernennung zum Justizministerium betreffend, gehabt, und also kein Begehren oder Bedingung einer oder der andern Art Sr. Maj. vorlegen können." Was indessen keinen Zweifel leidet, ist, daß Hr. Nerman, obgleich er seit mehreren Jahren des Vertrauens des Königs genossen, bei der höhern Aristokratie wenig beliebt war. Der König schätzte ihn wegen seiner Kenntnisse und seiner unbeugsamen Gerechtigkeitsliebe; er hatte aber schon, als er das Polizeimeisteramt in der Hauptstadt bekleidete, sich den Haß der Bürgerschaft zugezogen, weil er, seinem Vorgänger ungleich, sich des geringeren Volks annahm, und besonders Dienstleute gegen die Mißhandlungen ihrer Herren in Schutz nahm. Von den liberalen Zeitungen wurde er nachher mit Schmähungen überhäuft, weil sie den Verdacht hegten, daß er die gerichtliche Verfolgung gegen Crusenstolpe angerathen, was jedoch nicht der Fall war. Endlich hatte er als Justizkanzler keine Nachsicht gegen mehrere hochadelige Personen bewiesen, welche während der letzten Zeit verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren u. s. w. Von seinen Untergebenen im Justizdepartement war er indessen allgemein geliebt. Hr. Nerman ist seit einer Woche krank gewesen, jetzt aber in der Besserung. Die Ernennung des Grafen Posse zum Justizminister wird wahrscheinlich die Folge haben, die Opposition wenigstens im Ritterhause zu neutralisiren. Die beiden Zeitungen Dagligt Allehanda und Aftonbladet, beide von Adeligen redigirt, scheinen in diesen zwei Tagen schon ganz umgekehrt, wogegen Minerva sich auf die Seite der Opposition schlagen zu wollen scheint.

Rußland.

Nach den Berichten, die von Rußland hier eingegangen, ist für den Augenblick jede neue Unternehmung gegen Chiwa aufgegeben worden. Das ungeheure Material, das durch die Perowsky'sche Expedition eingebüßt ward, läßt sich in Rußland nicht so schnell ersetzen; auch waren die durch das Unternehmen verursachten Unkosten nicht so unbedeutend, daß man sich so leicht darüber hinaussetzen könnte. Alles, was man jetzt sagen kann, beschränkt sich auf die Aeußerung, daß die Erneuerung des Versuchs gegen Chiwa erst im künftigen Jahre stattfinden dürfte. Man wird aber dann den Weg über die Gebirge wählen, wo kein Mangel an Wasser ist, und über die der Zug in einer temperirten Jahreszeit sich bewerkstelligen ließe; zugleich wird man die Hälfte der Expeditionstruppen über das kaspische Meer befördern, von dessen östlichen Küsten bis vor die Thore von Chiwa man nur eine unbedeutende Strecke zurückzulegen hätte. Die letzten zwei Expeditionen (1819 und 1825) mißlangen aus ähnlichen Gründen; man wird hoffentlich das nächstemal mit mehr Umsicht zu Werke gehen.

Oesterreich.

Se. Durchl. der Herzog von Nassau verweilt hier in möglichster Zurückgezogenheit. Die Abende bringt Se. Durchl. in der Regel in der Gesellschaft Sr. Durchl. des Fürsten v. Metternich zu. - Vorgestern ist Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg in Begleitung seines Sohnes von hier nach Paris abgereist, um der nun bevorstehenden Vermählung seiner Tochter mit dem Herzoge von Nemours beizuwohnen. - In der k. k. Armee haben sich wieder folgende Veränderungen ergeben: die Generalmajors und Brigadiers Frhr. d'Aspre und v. Dahlen sind zu Feldmarschalllieutenants befördert, und ersterer zum Divisionär in Padua, letzterer zum Divisionär in Prag ernannt worden; sodann wurden versetzt: die Generalmajors und Brigadiers: v. Spanoghe von Bregenz nach Zara, v. Wetzlar von Ollmütz nach Udine, Graf Ludolf von Lemberg nach Laibach, v. Bossard von Gospich nach Petrinia, und v. Kussevich von Agram nach Gospich; ferner rückten zu Generalmajors vor die Obristen: v. Madlener, Obrist von Trapp-Infant., wird Brigadier in Ollmütz, Frhr. v. Jetzer, Obrist von Leiningen, wird Brigadier in Lemberg, Frhr. v. Wachenheim, von Kaiser Husaren, wird Brigadier in Agram, Frhr. v. Rueber von Hohenegg tritt in Pension, v. Souvent, von Alexander Husaren, wird Brigadier in Mailand, Frhr. v. Zephyris von Fleischer-Inf., wird Brigadier in Mantua, und v. Donadeo von Mayer-Inf. tritt in Pension; endlich wurde die durch den Tod des Frhrn. v. Splenyi erledigte zweite Inhaberwürde des 2ten Husarenregiments dem Feldmarschalllieutenant Grafen Ferdinand Zichy verliehen.

Die brasilische Regierung beabsichtigt, wie Ihnen bereits gemeldet worden, die Werbung von zwei- bis dreitausend Mann für den brasilischen Dienst, zu deren Ausführung Hr. del Hoste in einigen Staaten Europa's die Bewilligung zu erhalten hoffte. In Oesterreich drang der brasilische Abgesandte mit seinem nur auf 500 Mann gestellten Anliegen nicht durch. Es scheint nun, daß sich auch in der Schweiz dem Unternehmen einige Schwierigkeiten entgegensetzen (wir verweisen auf unsern heutigen Züricher Brief), obwohl die von der brasilischen Regierung für die Mannschaft des zu errichtenden Fremdencorps gemachten Bedingungen sich als sehr annehmlich darstellen. Nebst einem fixen Sold würde jedem Mann ein Grundstück verliehen werden, von einem hinlänglichen Umfang, um ihn und seine Familie nähren zu können. Es wäre auf jeden Fall nicht unzweckmäßig, in Ländern, wo die Auswanderung nach Amerika erlaubt ist, der brasilischen Regierung die erwähnte Werbung zu gestatten. - Der in Dresden accreditirte österreichische Gesandte, Baron Binder v. Kriegelstein, wird sich nicht, wie neulich in Ihrem Blatte gemeldet worden, in den Privatstand zurückziehen; es scheint vielmehr, daß Hr. v. Kriegelstein eine andere und zwar wichtigere Bestimmung als er bisher hatte, erhalten dürfte. - Frhr. v. Ostini, Geschäftsträger des Herzogs von Lucca am kaiserl. österreichischen Hofe, ist statt des verstorbenen Marquis Mansi zum Minister des Aeußern in Lucca ernannt worden. Hr. v. Ostini wird, sobald einige lucchesische Angelegenheiten in Wien zu Ende gebracht seyn werden, von hier nach Lucca abgehen, um seinen neuen Posten anzutreten.

Türkei.

Sowohl in Alexandrien als hier ist man in der festen Ueberzeugung, daß die fünf Mächte über die Angelegenheiten des Orients und ihre endliche Lösung zu keiner Uebereinkunft mehr gelangen können. Man wird nicht daran glauben, wenn sie auch endlich zu Stande kommen sollte, bis man es an den Wirkungen mit eigenen Augen ersehen wird, so oft ist man schon in den erregten Erwartungen getäuscht worden. Der Zustand, in dem sich die Türkei sowohl als Aegypten befindet, ist ein wahrhaft unerträglicher geworden, und zwar in einem weit höhern Grade für letzteres, da die Rüstungen des Vicekönigs die größten Anstrengungen erfordern und die besten Kräfte des Landes bereits erschöpft sind. Man bemerkt es wohl daran, daß trotz

zum wirklichen Landshöfding von Calmar ernannt worden – ein Amt, welches Hr. v. Hartmansdorff seit ungefähr einem Jahre interimistisch bekleidete – so behaupten sowohl Dagligt Allehanda als Aftonbladet, daß dieß auf das Begehren des Grafen Posse geschehen, um ihn aus der Hauptstadt zu entfernen. Heute erklärt indessen Dagligt Allehanda, die Redaction habe die Anzeige erhalten, „daß Graf Posse keine persönliche Communication mit Sr. Maj., seine Ernennung zum Justizministerium betreffend, gehabt, und also kein Begehren oder Bedingung einer oder der andern Art Sr. Maj. vorlegen können.“ Was indessen keinen Zweifel leidet, ist, daß Hr. Nerman, obgleich er seit mehreren Jahren des Vertrauens des Königs genossen, bei der höhern Aristokratie wenig beliebt war. Der König schätzte ihn wegen seiner Kenntnisse und seiner unbeugsamen Gerechtigkeitsliebe; er hatte aber schon, als er das Polizeimeisteramt in der Hauptstadt bekleidete, sich den Haß der Bürgerschaft zugezogen, weil er, seinem Vorgänger ungleich, sich des geringeren Volks annahm, und besonders Dienstleute gegen die Mißhandlungen ihrer Herren in Schutz nahm. Von den liberalen Zeitungen wurde er nachher mit Schmähungen überhäuft, weil sie den Verdacht hegten, daß er die gerichtliche Verfolgung gegen Crusenstolpe angerathen, was jedoch nicht der Fall war. Endlich hatte er als Justizkanzler keine Nachsicht gegen mehrere hochadelige Personen bewiesen, welche während der letzten Zeit verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren u. s. w. Von seinen Untergebenen im Justizdepartement war er indessen allgemein geliebt. Hr. Nerman ist seit einer Woche krank gewesen, jetzt aber in der Besserung. Die Ernennung des Grafen Posse zum Justizminister wird wahrscheinlich die Folge haben, die Opposition wenigstens im Ritterhause zu neutralisiren. Die beiden Zeitungen Dagligt Allehanda und Aftonbladet, beide von Adeligen redigirt, scheinen in diesen zwei Tagen schon ganz umgekehrt, wogegen Minerva sich auf die Seite der Opposition schlagen zu wollen scheint.

Rußland.

Nach den Berichten, die von Rußland hier eingegangen, ist für den Augenblick jede neue Unternehmung gegen Chiwa aufgegeben worden. Das ungeheure Material, das durch die Perowsky'sche Expedition eingebüßt ward, läßt sich in Rußland nicht so schnell ersetzen; auch waren die durch das Unternehmen verursachten Unkosten nicht so unbedeutend, daß man sich so leicht darüber hinaussetzen könnte. Alles, was man jetzt sagen kann, beschränkt sich auf die Aeußerung, daß die Erneuerung des Versuchs gegen Chiwa erst im künftigen Jahre stattfinden dürfte. Man wird aber dann den Weg über die Gebirge wählen, wo kein Mangel an Wasser ist, und über die der Zug in einer temperirten Jahreszeit sich bewerkstelligen ließe; zugleich wird man die Hälfte der Expeditionstruppen über das kaspische Meer befördern, von dessen östlichen Küsten bis vor die Thore von Chiwa man nur eine unbedeutende Strecke zurückzulegen hätte. Die letzten zwei Expeditionen (1819 und 1825) mißlangen aus ähnlichen Gründen; man wird hoffentlich das nächstemal mit mehr Umsicht zu Werke gehen.

Oesterreich.

Se. Durchl. der Herzog von Nassau verweilt hier in möglichster Zurückgezogenheit. Die Abende bringt Se. Durchl. in der Regel in der Gesellschaft Sr. Durchl. des Fürsten v. Metternich zu. – Vorgestern ist Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg in Begleitung seines Sohnes von hier nach Paris abgereist, um der nun bevorstehenden Vermählung seiner Tochter mit dem Herzoge von Nemours beizuwohnen. – In der k. k. Armee haben sich wieder folgende Veränderungen ergeben: die Generalmajors und Brigadiers Frhr. d'Aspre und v. Dahlen sind zu Feldmarschalllieutenants befördert, und ersterer zum Divisionär in Padua, letzterer zum Divisionär in Prag ernannt worden; sodann wurden versetzt: die Generalmajors und Brigadiers: v. Spanoghe von Bregenz nach Zara, v. Wetzlar von Ollmütz nach Udine, Graf Ludolf von Lemberg nach Laibach, v. Bossard von Gospich nach Petrinia, und v. Kussevich von Agram nach Gospich; ferner rückten zu Generalmajors vor die Obristen: v. Madlener, Obrist von Trapp-Infant., wird Brigadier in Ollmütz, Frhr. v. Jetzer, Obrist von Leiningen, wird Brigadier in Lemberg, Frhr. v. Wachenheim, von Kaiser Husaren, wird Brigadier in Agram, Frhr. v. Rueber von Hohenegg tritt in Pension, v. Souvent, von Alexander Husaren, wird Brigadier in Mailand, Frhr. v. Zephyris von Fleischer-Inf., wird Brigadier in Mantua, und v. Donadeo von Mayer-Inf. tritt in Pension; endlich wurde die durch den Tod des Frhrn. v. Splenyi erledigte zweite Inhaberwürde des 2ten Husarenregiments dem Feldmarschalllieutenant Grafen Ferdinand Zichy verliehen.

Die brasilische Regierung beabsichtigt, wie Ihnen bereits gemeldet worden, die Werbung von zwei- bis dreitausend Mann für den brasilischen Dienst, zu deren Ausführung Hr. del Hoste in einigen Staaten Europa's die Bewilligung zu erhalten hoffte. In Oesterreich drang der brasilische Abgesandte mit seinem nur auf 500 Mann gestellten Anliegen nicht durch. Es scheint nun, daß sich auch in der Schweiz dem Unternehmen einige Schwierigkeiten entgegensetzen (wir verweisen auf unsern heutigen Züricher Brief), obwohl die von der brasilischen Regierung für die Mannschaft des zu errichtenden Fremdencorps gemachten Bedingungen sich als sehr annehmlich darstellen. Nebst einem fixen Sold würde jedem Mann ein Grundstück verliehen werden, von einem hinlänglichen Umfang, um ihn und seine Familie nähren zu können. Es wäre auf jeden Fall nicht unzweckmäßig, in Ländern, wo die Auswanderung nach Amerika erlaubt ist, der brasilischen Regierung die erwähnte Werbung zu gestatten. – Der in Dresden accreditirte österreichische Gesandte, Baron Binder v. Kriegelstein, wird sich nicht, wie neulich in Ihrem Blatte gemeldet worden, in den Privatstand zurückziehen; es scheint vielmehr, daß Hr. v. Kriegelstein eine andere und zwar wichtigere Bestimmung als er bisher hatte, erhalten dürfte. – Frhr. v. Ostini, Geschäftsträger des Herzogs von Lucca am kaiserl. österreichischen Hofe, ist statt des verstorbenen Marquis Mansi zum Minister des Aeußern in Lucca ernannt worden. Hr. v. Ostini wird, sobald einige lucchesische Angelegenheiten in Wien zu Ende gebracht seyn werden, von hier nach Lucca abgehen, um seinen neuen Posten anzutreten.

Türkei.

Sowohl in Alexandrien als hier ist man in der festen Ueberzeugung, daß die fünf Mächte über die Angelegenheiten des Orients und ihre endliche Lösung zu keiner Uebereinkunft mehr gelangen können. Man wird nicht daran glauben, wenn sie auch endlich zu Stande kommen sollte, bis man es an den Wirkungen mit eigenen Augen ersehen wird, so oft ist man schon in den erregten Erwartungen getäuscht worden. Der Zustand, in dem sich die Türkei sowohl als Aegypten befindet, ist ein wahrhaft unerträglicher geworden, und zwar in einem weit höhern Grade für letzteres, da die Rüstungen des Vicekönigs die größten Anstrengungen erfordern und die besten Kräfte des Landes bereits erschöpft sind. Man bemerkt es wohl daran, daß trotz

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0007" n="0831"/>
zum wirklichen Landshöfding von Calmar ernannt worden &#x2013; ein Amt, welches Hr. v. Hartmansdorff seit ungefähr einem Jahre interimistisch bekleidete &#x2013; so behaupten sowohl Dagligt Allehanda als Aftonbladet, daß dieß auf das Begehren des Grafen Posse geschehen, um ihn aus der Hauptstadt zu entfernen. Heute erklärt indessen Dagligt Allehanda, die Redaction habe die Anzeige erhalten, &#x201E;daß Graf Posse keine <hi rendition="#g">persönliche</hi> Communication mit Sr. Maj., seine Ernennung zum Justizministerium betreffend, gehabt, und also kein Begehren oder Bedingung einer oder der andern Art Sr. Maj. vorlegen können.&#x201C; Was indessen keinen Zweifel leidet, ist, daß Hr. Nerman, obgleich er seit mehreren Jahren des Vertrauens des Königs genossen, bei der höhern Aristokratie wenig beliebt war. Der König schätzte ihn wegen seiner Kenntnisse und seiner unbeugsamen Gerechtigkeitsliebe; er hatte aber schon, als er das Polizeimeisteramt in der Hauptstadt bekleidete, sich den Haß der Bürgerschaft zugezogen, weil er, seinem Vorgänger ungleich, sich des geringeren Volks annahm, und besonders Dienstleute gegen die Mißhandlungen ihrer Herren in Schutz nahm. Von den liberalen Zeitungen wurde er nachher mit Schmähungen überhäuft, weil sie den Verdacht hegten, daß er die gerichtliche Verfolgung gegen Crusenstolpe angerathen, was jedoch nicht der Fall war. Endlich hatte er als Justizkanzler keine Nachsicht gegen mehrere hochadelige Personen bewiesen, welche während der letzten Zeit verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren u. s. w. Von seinen Untergebenen im Justizdepartement war er indessen allgemein geliebt. Hr. Nerman ist seit einer Woche krank gewesen, jetzt aber in der Besserung. Die Ernennung des Grafen Posse zum Justizminister wird wahrscheinlich die Folge haben, die Opposition wenigstens im Ritterhause zu neutralisiren. Die beiden Zeitungen Dagligt Allehanda und Aftonbladet, beide von Adeligen redigirt, scheinen in diesen zwei Tagen schon ganz umgekehrt, wogegen Minerva sich auf die Seite der Opposition schlagen zu wollen scheint.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Von der russischen Gränze,</hi> 5 April.</dateline>
          <p> Nach den Berichten, die von Rußland hier eingegangen, ist für den Augenblick jede neue Unternehmung gegen Chiwa aufgegeben worden. Das ungeheure Material, das durch die Perowsky'sche Expedition eingebüßt ward, läßt sich in Rußland nicht so schnell ersetzen; auch waren die durch das Unternehmen verursachten Unkosten nicht so unbedeutend, daß man sich so leicht darüber hinaussetzen könnte. Alles, was man jetzt sagen kann, beschränkt sich auf die Aeußerung, daß die Erneuerung des Versuchs gegen Chiwa erst im künftigen Jahre stattfinden dürfte. Man wird aber dann den Weg über die Gebirge wählen, wo kein Mangel an Wasser ist, und über die der Zug in einer temperirten Jahreszeit sich bewerkstelligen ließe; zugleich wird man die Hälfte der Expeditionstruppen über das kaspische Meer befördern, von dessen östlichen Küsten bis vor die Thore von Chiwa man nur eine unbedeutende Strecke zurückzulegen hätte. Die letzten zwei Expeditionen (1819 und 1825) mißlangen aus ähnlichen Gründen; man wird hoffentlich das nächstemal mit mehr Umsicht zu Werke gehen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 8 April.</dateline>
          <p> Se. Durchl. der Herzog von Nassau verweilt hier in möglichster Zurückgezogenheit. Die Abende bringt Se. Durchl. in der Regel in der Gesellschaft Sr. Durchl. des Fürsten v. Metternich zu. &#x2013; Vorgestern ist Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg in Begleitung seines Sohnes von hier nach Paris abgereist, um der nun bevorstehenden Vermählung seiner Tochter mit dem Herzoge von Nemours beizuwohnen. &#x2013; In der k. k. Armee haben sich wieder folgende Veränderungen ergeben: die Generalmajors und Brigadiers Frhr. d'Aspre und v. Dahlen sind zu Feldmarschalllieutenants befördert, und ersterer zum Divisionär in Padua, letzterer zum Divisionär in Prag ernannt worden; sodann wurden versetzt: die Generalmajors und Brigadiers: v. Spanoghe von Bregenz nach Zara, v. Wetzlar von Ollmütz nach Udine, Graf Ludolf von Lemberg nach Laibach, v. Bossard von Gospich nach Petrinia, und v. Kussevich von Agram nach Gospich; ferner rückten zu Generalmajors vor die Obristen: v. Madlener, Obrist von Trapp-Infant., wird Brigadier in Ollmütz, Frhr. v. Jetzer, Obrist von Leiningen, wird Brigadier in Lemberg, Frhr. v. Wachenheim, von Kaiser Husaren, wird Brigadier in Agram, Frhr. v. Rueber von Hohenegg tritt in Pension, v. Souvent, von Alexander Husaren, wird Brigadier in Mailand, Frhr. v. Zephyris von Fleischer-Inf., wird Brigadier in Mantua, und v. Donadeo von Mayer-Inf. tritt in Pension; endlich wurde die durch den Tod des Frhrn. v. Splenyi erledigte zweite Inhaberwürde des 2ten Husarenregiments dem Feldmarschalllieutenant Grafen Ferdinand Zichy verliehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 7 April.</dateline>
          <p> Die brasilische Regierung beabsichtigt, wie Ihnen bereits gemeldet worden, die Werbung von zwei- bis dreitausend Mann für den brasilischen Dienst, zu deren Ausführung Hr. del Hoste in einigen Staaten Europa's die Bewilligung zu erhalten hoffte. In Oesterreich drang der brasilische Abgesandte mit seinem nur auf 500 Mann gestellten Anliegen nicht durch. Es scheint nun, daß sich auch in der Schweiz dem Unternehmen einige Schwierigkeiten entgegensetzen (wir verweisen auf unsern heutigen Züricher Brief), obwohl die von der brasilischen Regierung für die Mannschaft des zu errichtenden Fremdencorps gemachten Bedingungen sich als sehr annehmlich darstellen. Nebst einem fixen Sold würde jedem Mann ein Grundstück verliehen werden, von einem hinlänglichen Umfang, um ihn und seine Familie nähren zu können. Es wäre auf jeden Fall nicht unzweckmäßig, in Ländern, wo die Auswanderung nach Amerika erlaubt ist, der brasilischen Regierung die erwähnte Werbung zu gestatten. &#x2013; Der in Dresden accreditirte österreichische Gesandte, Baron Binder v. Kriegelstein, wird sich nicht, wie neulich in Ihrem Blatte gemeldet worden, in den Privatstand zurückziehen; es scheint vielmehr, daß Hr. v. Kriegelstein eine andere und zwar wichtigere Bestimmung als er bisher hatte, erhalten dürfte. &#x2013; Frhr. v. Ostini, Geschäftsträger des Herzogs von Lucca am kaiserl. österreichischen Hofe, ist statt des verstorbenen Marquis Mansi zum Minister des Aeußern in Lucca ernannt worden. Hr. v. Ostini wird, sobald einige lucchesische Angelegenheiten in Wien zu Ende gebracht seyn werden, von hier nach Lucca abgehen, um seinen neuen Posten anzutreten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 18 März.</dateline>
          <p> Sowohl in Alexandrien als hier ist man in der festen Ueberzeugung, daß die fünf Mächte über die Angelegenheiten des Orients und ihre endliche Lösung zu keiner Uebereinkunft mehr gelangen können. Man wird nicht daran glauben, wenn sie auch endlich zu Stande kommen sollte, bis man es an den Wirkungen mit eigenen Augen ersehen wird, so oft ist man schon in den erregten Erwartungen getäuscht worden. Der Zustand, in dem sich die Türkei sowohl als Aegypten befindet, ist ein wahrhaft unerträglicher geworden, und zwar in einem weit höhern Grade für letzteres, da die Rüstungen des Vicekönigs die größten Anstrengungen erfordern und die besten Kräfte des Landes bereits erschöpft sind. Man bemerkt es wohl daran, daß trotz<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0831/0007] zum wirklichen Landshöfding von Calmar ernannt worden – ein Amt, welches Hr. v. Hartmansdorff seit ungefähr einem Jahre interimistisch bekleidete – so behaupten sowohl Dagligt Allehanda als Aftonbladet, daß dieß auf das Begehren des Grafen Posse geschehen, um ihn aus der Hauptstadt zu entfernen. Heute erklärt indessen Dagligt Allehanda, die Redaction habe die Anzeige erhalten, „daß Graf Posse keine persönliche Communication mit Sr. Maj., seine Ernennung zum Justizministerium betreffend, gehabt, und also kein Begehren oder Bedingung einer oder der andern Art Sr. Maj. vorlegen können.“ Was indessen keinen Zweifel leidet, ist, daß Hr. Nerman, obgleich er seit mehreren Jahren des Vertrauens des Königs genossen, bei der höhern Aristokratie wenig beliebt war. Der König schätzte ihn wegen seiner Kenntnisse und seiner unbeugsamen Gerechtigkeitsliebe; er hatte aber schon, als er das Polizeimeisteramt in der Hauptstadt bekleidete, sich den Haß der Bürgerschaft zugezogen, weil er, seinem Vorgänger ungleich, sich des geringeren Volks annahm, und besonders Dienstleute gegen die Mißhandlungen ihrer Herren in Schutz nahm. Von den liberalen Zeitungen wurde er nachher mit Schmähungen überhäuft, weil sie den Verdacht hegten, daß er die gerichtliche Verfolgung gegen Crusenstolpe angerathen, was jedoch nicht der Fall war. Endlich hatte er als Justizkanzler keine Nachsicht gegen mehrere hochadelige Personen bewiesen, welche während der letzten Zeit verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren u. s. w. Von seinen Untergebenen im Justizdepartement war er indessen allgemein geliebt. Hr. Nerman ist seit einer Woche krank gewesen, jetzt aber in der Besserung. Die Ernennung des Grafen Posse zum Justizminister wird wahrscheinlich die Folge haben, die Opposition wenigstens im Ritterhause zu neutralisiren. Die beiden Zeitungen Dagligt Allehanda und Aftonbladet, beide von Adeligen redigirt, scheinen in diesen zwei Tagen schon ganz umgekehrt, wogegen Minerva sich auf die Seite der Opposition schlagen zu wollen scheint. Rußland. _ Von der russischen Gränze, 5 April. Nach den Berichten, die von Rußland hier eingegangen, ist für den Augenblick jede neue Unternehmung gegen Chiwa aufgegeben worden. Das ungeheure Material, das durch die Perowsky'sche Expedition eingebüßt ward, läßt sich in Rußland nicht so schnell ersetzen; auch waren die durch das Unternehmen verursachten Unkosten nicht so unbedeutend, daß man sich so leicht darüber hinaussetzen könnte. Alles, was man jetzt sagen kann, beschränkt sich auf die Aeußerung, daß die Erneuerung des Versuchs gegen Chiwa erst im künftigen Jahre stattfinden dürfte. Man wird aber dann den Weg über die Gebirge wählen, wo kein Mangel an Wasser ist, und über die der Zug in einer temperirten Jahreszeit sich bewerkstelligen ließe; zugleich wird man die Hälfte der Expeditionstruppen über das kaspische Meer befördern, von dessen östlichen Küsten bis vor die Thore von Chiwa man nur eine unbedeutende Strecke zurückzulegen hätte. Die letzten zwei Expeditionen (1819 und 1825) mißlangen aus ähnlichen Gründen; man wird hoffentlich das nächstemal mit mehr Umsicht zu Werke gehen. Oesterreich. _ Wien, 8 April. Se. Durchl. der Herzog von Nassau verweilt hier in möglichster Zurückgezogenheit. Die Abende bringt Se. Durchl. in der Regel in der Gesellschaft Sr. Durchl. des Fürsten v. Metternich zu. – Vorgestern ist Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg in Begleitung seines Sohnes von hier nach Paris abgereist, um der nun bevorstehenden Vermählung seiner Tochter mit dem Herzoge von Nemours beizuwohnen. – In der k. k. Armee haben sich wieder folgende Veränderungen ergeben: die Generalmajors und Brigadiers Frhr. d'Aspre und v. Dahlen sind zu Feldmarschalllieutenants befördert, und ersterer zum Divisionär in Padua, letzterer zum Divisionär in Prag ernannt worden; sodann wurden versetzt: die Generalmajors und Brigadiers: v. Spanoghe von Bregenz nach Zara, v. Wetzlar von Ollmütz nach Udine, Graf Ludolf von Lemberg nach Laibach, v. Bossard von Gospich nach Petrinia, und v. Kussevich von Agram nach Gospich; ferner rückten zu Generalmajors vor die Obristen: v. Madlener, Obrist von Trapp-Infant., wird Brigadier in Ollmütz, Frhr. v. Jetzer, Obrist von Leiningen, wird Brigadier in Lemberg, Frhr. v. Wachenheim, von Kaiser Husaren, wird Brigadier in Agram, Frhr. v. Rueber von Hohenegg tritt in Pension, v. Souvent, von Alexander Husaren, wird Brigadier in Mailand, Frhr. v. Zephyris von Fleischer-Inf., wird Brigadier in Mantua, und v. Donadeo von Mayer-Inf. tritt in Pension; endlich wurde die durch den Tod des Frhrn. v. Splenyi erledigte zweite Inhaberwürde des 2ten Husarenregiments dem Feldmarschalllieutenant Grafen Ferdinand Zichy verliehen. _ Wien, 7 April. Die brasilische Regierung beabsichtigt, wie Ihnen bereits gemeldet worden, die Werbung von zwei- bis dreitausend Mann für den brasilischen Dienst, zu deren Ausführung Hr. del Hoste in einigen Staaten Europa's die Bewilligung zu erhalten hoffte. In Oesterreich drang der brasilische Abgesandte mit seinem nur auf 500 Mann gestellten Anliegen nicht durch. Es scheint nun, daß sich auch in der Schweiz dem Unternehmen einige Schwierigkeiten entgegensetzen (wir verweisen auf unsern heutigen Züricher Brief), obwohl die von der brasilischen Regierung für die Mannschaft des zu errichtenden Fremdencorps gemachten Bedingungen sich als sehr annehmlich darstellen. Nebst einem fixen Sold würde jedem Mann ein Grundstück verliehen werden, von einem hinlänglichen Umfang, um ihn und seine Familie nähren zu können. Es wäre auf jeden Fall nicht unzweckmäßig, in Ländern, wo die Auswanderung nach Amerika erlaubt ist, der brasilischen Regierung die erwähnte Werbung zu gestatten. – Der in Dresden accreditirte österreichische Gesandte, Baron Binder v. Kriegelstein, wird sich nicht, wie neulich in Ihrem Blatte gemeldet worden, in den Privatstand zurückziehen; es scheint vielmehr, daß Hr. v. Kriegelstein eine andere und zwar wichtigere Bestimmung als er bisher hatte, erhalten dürfte. – Frhr. v. Ostini, Geschäftsträger des Herzogs von Lucca am kaiserl. österreichischen Hofe, ist statt des verstorbenen Marquis Mansi zum Minister des Aeußern in Lucca ernannt worden. Hr. v. Ostini wird, sobald einige lucchesische Angelegenheiten in Wien zu Ende gebracht seyn werden, von hier nach Lucca abgehen, um seinen neuen Posten anzutreten. Türkei. _ Konstantinopel, 18 März. Sowohl in Alexandrien als hier ist man in der festen Ueberzeugung, daß die fünf Mächte über die Angelegenheiten des Orients und ihre endliche Lösung zu keiner Uebereinkunft mehr gelangen können. Man wird nicht daran glauben, wenn sie auch endlich zu Stande kommen sollte, bis man es an den Wirkungen mit eigenen Augen ersehen wird, so oft ist man schon in den erregten Erwartungen getäuscht worden. Der Zustand, in dem sich die Türkei sowohl als Aegypten befindet, ist ein wahrhaft unerträglicher geworden, und zwar in einem weit höhern Grade für letzteres, da die Rüstungen des Vicekönigs die größten Anstrengungen erfordern und die besten Kräfte des Landes bereits erschöpft sind. Man bemerkt es wohl daran, daß trotz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_104_18400413
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_104_18400413/7
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 104. Augsburg, 13. April 1840, S. 0831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_104_18400413/7>, abgerufen am 27.04.2024.