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Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840.

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zumal da er denselben auf irrige Voraussetzungen gebaut hat. Rußland, gegen das man ungegründete Recriminationen erhebt, hat sich in dieser ganzen Sache ebenso uneigennützig wie ehrenhaft benommen. (Hört!) Ich gebe laut diese Erklärung ab, um eine Menge gewagter Gerüchte in ihr Nichts zurückweisen. Das System, welches der ehrenwerthe Herr (Hume) an die Stelle des wirklich befolgten Verfahrens setzen möchte, würde, als erstes und sicheres Resultat, gerade die Folge haben, die es vermeiden will: nämlich das osmanische Reich schutzlos den Russen zu überliefern. Die Regierung ersucht das Haus, sie nicht mit einer so unregelmäßigen Discussion dieser hochwichtigen Angelegenheit gerade in einem Augenblick zu behelligen, wo dieselbe Gegenstand so ernster Negociationen ist. Wenn der rechte Augenblick gekommen seyn wird, wenn die Frage gelöst seyn wird, sollen die genauern Nachweise darüber nicht fehlen, und ich werde mich nicht in Verlegenheit fühlen, mein und meiner Collegen Benehmen in dieser Sache gegen artikulirte Angriffe zu rechtfertigen. Ich sage nur noch, daß wir dem bezüglichen Paragraphen der Thronrede und unsern frühern Erklärungen immer und unwandelbar gemäß gehandelt haben." Sir J. Hamilton: "Ich bin erstaunt, daß der edle Viscount sich darauf beschränkt hat, die Voraussetzungen und Behauptungen des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny in kategorischem Tone falsch zu nennen, ohne diesen Vorwurf der Unrichtigkeit zu beweisen. Ich sollte doch meinen, daß er, ohne seiner Pflicht zu entstehen, wenigstens die umlaufenden irrthümlichen Ansichten über die Frage hätte berichtigen können. Wenn er uns nicht sagen kann oder will, was ist, könnte er uns wenigstens deutlich machen, was nicht ist. Bequemer ist es freilich, dem Parlament zu erklären, nach beendigter Sache werde man auf etwanige Beschuldigungen antworten; bis dahin können aber Fehler vorgefallen seyn, die dann auf keine Weise mehr gut zu machen sind." Lord J. Russell: "Dieses Eindringen auf die Regierung nimmt nachgerade einen wenig parlamentarischen Charakter an. Der Hr. Staatssecretär des Auswärtigen hat bei der Verweigerung der verlangten Papiere nur den einzigen Zweck, den Gang der Negociationen nicht stören zu lassen. Frankreich, dessen Gesinnungen man in Zweifel zu ziehen sucht, ist mit uns vollkommen einverstanden. (Hört!) Der König der Franzosen hat förmlich erklärt, daß er die Integrität des osmanischen Reichs aufrecht erhalten wissen wolle. Was unsern Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betrifft, so wird er bald ausgeglichen seyn." Lord John sprach noch, als die Post abging.

Die Minister haben abermals einen Schlag von den Tories erhalten, und zwar in einem Punkte, wo sie bisher denselben immer unüberwindlich gewesen - Irland. Das zweite Verlesen von Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registrirung der Wähler von Parlamentsmitgliedern ist nach einer zweinächtlichen Debatte, trotz der Opposition der Minister, durch eine Mehrheit von 250 gegen 234 durchgesetzt worden. Dieser Ausgang ist um so wichtiger, als auf den Antrieb O'Connells der irische Registrationsverein die Maaßregel für eine entschiedene Feindseligeit gegen Irland erklärt hat, indem ihr ganzes Streben dahin gehe, die Wähler auf der populären Seite so zu vermindern, daß die Tories bei den Wahlen das Uebergewicht behielten. O'Connell hat sogar seinen Entschluß angekündigt, im Fall diese Bill zum zweitenmal verlesen würde, die Repealaufregung in allem Ernste zu beginnen und nicht zu rasten, bis Irland sein eigenes Parlament wieder habe. Ich sage, die Entscheidung ist nach diesen Erklärungen wichtig, da, um den Tories eine solche Mehrheit zu geben, mehrere der sonstigen Freunde der Minister bei dieser Gelegenheit sich des Stimmens enthalten haben müssen, und damit anzeigen, daß sie O'Connell nicht mehr mächtig genug glauben, Irland für die Auflösung der Union aufzuregen. Wahrscheinlich ist es die dem Lord Howick anhängende Section, welche O'Connelln nie gewogen war und vielleicht hier nur eine Gelegenheit erblickte, diesen und den Ministern selbst, denen Lord Howick es gewiß nicht vergeben hat, daß sie ohne ihn fortbestehen wollen, etwas Unangenehmes zu bereiten. Die Uebel, welche durch die besagte Bill geheilt werden sollen, sind freilich von allen Seiten anerkannt, so sehr, daß selbst von der ministeriellen Seite schon mehreremale Vorschläge gemacht worden sind, dieselben zu beseitigen, die aber niemals durchgeführt wurden. Was die meisten derselben wegschaffen würde, ist eine genauere Bestimmung des Wahlrechts selbst. Fast alle Ausschüsse, die über bestrittene Wahlen ernannt wurden, kamen aus Mangel an einer solchen Bestimmung zu widersprechenden Entscheidungen. Bei dem gegenwärtigen Zustande der Parteien ist an eine solche Uebereinkunft jetzt nicht zu denken. Natürlich sind die Tories, denen nun einmal die jetzigen Verhältnisse in Irland entgegen sind, am begierigsten, Veränderungen darin vorzunehmen, und es ist gar nicht zu leugnen, daß, wenn sie nur von dem Wahlverzeichniß diejenigen Wähler zu entfernen vermöchten, die ohne wirkliches Recht sich durch Betrug und falsche Eide hineingebracht oder darin erhalten haben, sie schon viel gewinnen würden. Aber man behauptet, Stanley's Bill gehe viel weiter, und umgebe geflissentlich das Registriren mit so vielen technischen Schwierigkeiten, verwickle es so sehr mit Gefahren von Processen und schweren Gerichtskosten, daß die Masse selbst der gesetzlich Berechtigten von dem Versuche, ihre Namen als Wähler einschreiben zu lassen, abstehen würde. Nun ist aber schon jetzt die Zahl der Wähler an und für sich, und besonders im Vergleich mit England, sowohl in den Städten, als in den Grafschaften, ungemein klein; eine bedeutende Verminderung derselben würde demnach nicht nur Bestechung und Erkaufung erleichtern, sondern auch die Masse des Volks, von allem Antheil an der Verfassung ausgeschlossen, gegen dieselbe feindselig stimmen. Käme es nun noch gar dahin, daß gegen die wohlbekannte Neigung derselben die Tories die Mehrheit unter den irischen Mitgliedern erhielten, und die katholische Nation demnach wirklich von ihrem Glauben feindseligen Protestanten vertreten würde, so dürften die Folgen schrecklich werden. So lange die jetzigen Minister am Ruder bleiben, ist von einer Repealbewegung wenig zu fürchten, da die thätigen Männer von der katholischen Partei unter ihr entweder wirklich Stellen bekleiden oder zu bekleiden erwarten, als Repealer aber von der Regierung nothwendig zurückgesetzt werden müßten. Da sie aber von einer Toryverwaltung keine Beförderung erwarten dürften, als wenn sie sich zu deren Partei schlügen, und gewissermaßen zu Verräthern an ihren Glaubensgenossen würden, so würde es mit einer solchen Bewegung ernstlich werden. Indessen steht zu hoffen, daß die Bill entweder bedeutend verändert, oder gar nicht zum dritten Verlesen kommen werde, wo dann das Geschehene ohne Folge bleibt. Die Tories sind inzwischen in der heitersten Laune, und hoffen auch über die chinesischen Angelegenheiten den Ministern eine Schlappe beizubringen, nicht um sie von dem beschlossenen Kriege abzuhalten (denn der ist wohl unvermeidlich), sondern wegen Palmerstons angeblicher Nachlässigkeit, welche den Capitän Elliot, trotz dessen dringenden Ermahnunungen, Monate lang ohne Instructionen und ohne Seemacht gelassen habe, die seinen Unterhandlungen mit den Chinesen hätte Gewicht geben können. Auch wegen Vernachlässigung unsrer Handelsinteressen in Krakau, auf der Donau und an hundert andern Orten

zumal da er denselben auf irrige Voraussetzungen gebaut hat. Rußland, gegen das man ungegründete Recriminationen erhebt, hat sich in dieser ganzen Sache ebenso uneigennützig wie ehrenhaft benommen. (Hört!) Ich gebe laut diese Erklärung ab, um eine Menge gewagter Gerüchte in ihr Nichts zurückweisen. Das System, welches der ehrenwerthe Herr (Hume) an die Stelle des wirklich befolgten Verfahrens setzen möchte, würde, als erstes und sicheres Resultat, gerade die Folge haben, die es vermeiden will: nämlich das osmanische Reich schutzlos den Russen zu überliefern. Die Regierung ersucht das Haus, sie nicht mit einer so unregelmäßigen Discussion dieser hochwichtigen Angelegenheit gerade in einem Augenblick zu behelligen, wo dieselbe Gegenstand so ernster Negociationen ist. Wenn der rechte Augenblick gekommen seyn wird, wenn die Frage gelöst seyn wird, sollen die genauern Nachweise darüber nicht fehlen, und ich werde mich nicht in Verlegenheit fühlen, mein und meiner Collegen Benehmen in dieser Sache gegen artikulirte Angriffe zu rechtfertigen. Ich sage nur noch, daß wir dem bezüglichen Paragraphen der Thronrede und unsern frühern Erklärungen immer und unwandelbar gemäß gehandelt haben.“ Sir J. Hamilton: „Ich bin erstaunt, daß der edle Viscount sich darauf beschränkt hat, die Voraussetzungen und Behauptungen des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny in kategorischem Tone falsch zu nennen, ohne diesen Vorwurf der Unrichtigkeit zu beweisen. Ich sollte doch meinen, daß er, ohne seiner Pflicht zu entstehen, wenigstens die umlaufenden irrthümlichen Ansichten über die Frage hätte berichtigen können. Wenn er uns nicht sagen kann oder will, was ist, könnte er uns wenigstens deutlich machen, was nicht ist. Bequemer ist es freilich, dem Parlament zu erklären, nach beendigter Sache werde man auf etwanige Beschuldigungen antworten; bis dahin können aber Fehler vorgefallen seyn, die dann auf keine Weise mehr gut zu machen sind.“ Lord J. Russell: „Dieses Eindringen auf die Regierung nimmt nachgerade einen wenig parlamentarischen Charakter an. Der Hr. Staatssecretär des Auswärtigen hat bei der Verweigerung der verlangten Papiere nur den einzigen Zweck, den Gang der Negociationen nicht stören zu lassen. Frankreich, dessen Gesinnungen man in Zweifel zu ziehen sucht, ist mit uns vollkommen einverstanden. (Hört!) Der König der Franzosen hat förmlich erklärt, daß er die Integrität des osmanischen Reichs aufrecht erhalten wissen wolle. Was unsern Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betrifft, so wird er bald ausgeglichen seyn.“ Lord John sprach noch, als die Post abging.

Die Minister haben abermals einen Schlag von den Tories erhalten, und zwar in einem Punkte, wo sie bisher denselben immer unüberwindlich gewesen – Irland. Das zweite Verlesen von Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registrirung der Wähler von Parlamentsmitgliedern ist nach einer zweinächtlichen Debatte, trotz der Opposition der Minister, durch eine Mehrheit von 250 gegen 234 durchgesetzt worden. Dieser Ausgang ist um so wichtiger, als auf den Antrieb O'Connells der irische Registrationsverein die Maaßregel für eine entschiedene Feindseligeit gegen Irland erklärt hat, indem ihr ganzes Streben dahin gehe, die Wähler auf der populären Seite so zu vermindern, daß die Tories bei den Wahlen das Uebergewicht behielten. O'Connell hat sogar seinen Entschluß angekündigt, im Fall diese Bill zum zweitenmal verlesen würde, die Repealaufregung in allem Ernste zu beginnen und nicht zu rasten, bis Irland sein eigenes Parlament wieder habe. Ich sage, die Entscheidung ist nach diesen Erklärungen wichtig, da, um den Tories eine solche Mehrheit zu geben, mehrere der sonstigen Freunde der Minister bei dieser Gelegenheit sich des Stimmens enthalten haben müssen, und damit anzeigen, daß sie O'Connell nicht mehr mächtig genug glauben, Irland für die Auflösung der Union aufzuregen. Wahrscheinlich ist es die dem Lord Howick anhängende Section, welche O'Connelln nie gewogen war und vielleicht hier nur eine Gelegenheit erblickte, diesen und den Ministern selbst, denen Lord Howick es gewiß nicht vergeben hat, daß sie ohne ihn fortbestehen wollen, etwas Unangenehmes zu bereiten. Die Uebel, welche durch die besagte Bill geheilt werden sollen, sind freilich von allen Seiten anerkannt, so sehr, daß selbst von der ministeriellen Seite schon mehreremale Vorschläge gemacht worden sind, dieselben zu beseitigen, die aber niemals durchgeführt wurden. Was die meisten derselben wegschaffen würde, ist eine genauere Bestimmung des Wahlrechts selbst. Fast alle Ausschüsse, die über bestrittene Wahlen ernannt wurden, kamen aus Mangel an einer solchen Bestimmung zu widersprechenden Entscheidungen. Bei dem gegenwärtigen Zustande der Parteien ist an eine solche Uebereinkunft jetzt nicht zu denken. Natürlich sind die Tories, denen nun einmal die jetzigen Verhältnisse in Irland entgegen sind, am begierigsten, Veränderungen darin vorzunehmen, und es ist gar nicht zu leugnen, daß, wenn sie nur von dem Wahlverzeichniß diejenigen Wähler zu entfernen vermöchten, die ohne wirkliches Recht sich durch Betrug und falsche Eide hineingebracht oder darin erhalten haben, sie schon viel gewinnen würden. Aber man behauptet, Stanley's Bill gehe viel weiter, und umgebe geflissentlich das Registriren mit so vielen technischen Schwierigkeiten, verwickle es so sehr mit Gefahren von Processen und schweren Gerichtskosten, daß die Masse selbst der gesetzlich Berechtigten von dem Versuche, ihre Namen als Wähler einschreiben zu lassen, abstehen würde. Nun ist aber schon jetzt die Zahl der Wähler an und für sich, und besonders im Vergleich mit England, sowohl in den Städten, als in den Grafschaften, ungemein klein; eine bedeutende Verminderung derselben würde demnach nicht nur Bestechung und Erkaufung erleichtern, sondern auch die Masse des Volks, von allem Antheil an der Verfassung ausgeschlossen, gegen dieselbe feindselig stimmen. Käme es nun noch gar dahin, daß gegen die wohlbekannte Neigung derselben die Tories die Mehrheit unter den irischen Mitgliedern erhielten, und die katholische Nation demnach wirklich von ihrem Glauben feindseligen Protestanten vertreten würde, so dürften die Folgen schrecklich werden. So lange die jetzigen Minister am Ruder bleiben, ist von einer Repealbewegung wenig zu fürchten, da die thätigen Männer von der katholischen Partei unter ihr entweder wirklich Stellen bekleiden oder zu bekleiden erwarten, als Repealer aber von der Regierung nothwendig zurückgesetzt werden müßten. Da sie aber von einer Toryverwaltung keine Beförderung erwarten dürften, als wenn sie sich zu deren Partei schlügen, und gewissermaßen zu Verräthern an ihren Glaubensgenossen würden, so würde es mit einer solchen Bewegung ernstlich werden. Indessen steht zu hoffen, daß die Bill entweder bedeutend verändert, oder gar nicht zum dritten Verlesen kommen werde, wo dann das Geschehene ohne Folge bleibt. Die Tories sind inzwischen in der heitersten Laune, und hoffen auch über die chinesischen Angelegenheiten den Ministern eine Schlappe beizubringen, nicht um sie von dem beschlossenen Kriege abzuhalten (denn der ist wohl unvermeidlich), sondern wegen Palmerstons angeblicher Nachlässigkeit, welche den Capitän Elliot, trotz dessen dringenden Ermahnunungen, Monate lang ohne Instructionen und ohne Seemacht gelassen habe, die seinen Unterhandlungen mit den Chinesen hätte Gewicht geben können. Auch wegen Vernachlässigung unsrer Handelsinteressen in Krakau, auf der Donau und an hundert andern Orten

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[0747/0003] zumal da er denselben auf irrige Voraussetzungen gebaut hat. Rußland, gegen das man ungegründete Recriminationen erhebt, hat sich in dieser ganzen Sache ebenso uneigennützig wie ehrenhaft benommen. (Hört!) Ich gebe laut diese Erklärung ab, um eine Menge gewagter Gerüchte in ihr Nichts zurückweisen. Das System, welches der ehrenwerthe Herr (Hume) an die Stelle des wirklich befolgten Verfahrens setzen möchte, würde, als erstes und sicheres Resultat, gerade die Folge haben, die es vermeiden will: nämlich das osmanische Reich schutzlos den Russen zu überliefern. Die Regierung ersucht das Haus, sie nicht mit einer so unregelmäßigen Discussion dieser hochwichtigen Angelegenheit gerade in einem Augenblick zu behelligen, wo dieselbe Gegenstand so ernster Negociationen ist. Wenn der rechte Augenblick gekommen seyn wird, wenn die Frage gelöst seyn wird, sollen die genauern Nachweise darüber nicht fehlen, und ich werde mich nicht in Verlegenheit fühlen, mein und meiner Collegen Benehmen in dieser Sache gegen artikulirte Angriffe zu rechtfertigen. Ich sage nur noch, daß wir dem bezüglichen Paragraphen der Thronrede und unsern frühern Erklärungen immer und unwandelbar gemäß gehandelt haben.“ Sir J. Hamilton: „Ich bin erstaunt, daß der edle Viscount sich darauf beschränkt hat, die Voraussetzungen und Behauptungen des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny in kategorischem Tone falsch zu nennen, ohne diesen Vorwurf der Unrichtigkeit zu beweisen. Ich sollte doch meinen, daß er, ohne seiner Pflicht zu entstehen, wenigstens die umlaufenden irrthümlichen Ansichten über die Frage hätte berichtigen können. Wenn er uns nicht sagen kann oder will, was ist, könnte er uns wenigstens deutlich machen, was nicht ist. Bequemer ist es freilich, dem Parlament zu erklären, nach beendigter Sache werde man auf etwanige Beschuldigungen antworten; bis dahin können aber Fehler vorgefallen seyn, die dann auf keine Weise mehr gut zu machen sind.“ Lord J. Russell: „Dieses Eindringen auf die Regierung nimmt nachgerade einen wenig parlamentarischen Charakter an. Der Hr. Staatssecretär des Auswärtigen hat bei der Verweigerung der verlangten Papiere nur den einzigen Zweck, den Gang der Negociationen nicht stören zu lassen. Frankreich, dessen Gesinnungen man in Zweifel zu ziehen sucht, ist mit uns vollkommen einverstanden. (Hört!) Der König der Franzosen hat förmlich erklärt, daß er die Integrität des osmanischen Reichs aufrecht erhalten wissen wolle. Was unsern Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betrifft, so wird er bald ausgeglichen seyn.“ Lord John sprach noch, als die Post abging. _ London, 27 März. Die Minister haben abermals einen Schlag von den Tories erhalten, und zwar in einem Punkte, wo sie bisher denselben immer unüberwindlich gewesen – Irland. Das zweite Verlesen von Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registrirung der Wähler von Parlamentsmitgliedern ist nach einer zweinächtlichen Debatte, trotz der Opposition der Minister, durch eine Mehrheit von 250 gegen 234 durchgesetzt worden. Dieser Ausgang ist um so wichtiger, als auf den Antrieb O'Connells der irische Registrationsverein die Maaßregel für eine entschiedene Feindseligeit gegen Irland erklärt hat, indem ihr ganzes Streben dahin gehe, die Wähler auf der populären Seite so zu vermindern, daß die Tories bei den Wahlen das Uebergewicht behielten. O'Connell hat sogar seinen Entschluß angekündigt, im Fall diese Bill zum zweitenmal verlesen würde, die Repealaufregung in allem Ernste zu beginnen und nicht zu rasten, bis Irland sein eigenes Parlament wieder habe. Ich sage, die Entscheidung ist nach diesen Erklärungen wichtig, da, um den Tories eine solche Mehrheit zu geben, mehrere der sonstigen Freunde der Minister bei dieser Gelegenheit sich des Stimmens enthalten haben müssen, und damit anzeigen, daß sie O'Connell nicht mehr mächtig genug glauben, Irland für die Auflösung der Union aufzuregen. Wahrscheinlich ist es die dem Lord Howick anhängende Section, welche O'Connelln nie gewogen war und vielleicht hier nur eine Gelegenheit erblickte, diesen und den Ministern selbst, denen Lord Howick es gewiß nicht vergeben hat, daß sie ohne ihn fortbestehen wollen, etwas Unangenehmes zu bereiten. Die Uebel, welche durch die besagte Bill geheilt werden sollen, sind freilich von allen Seiten anerkannt, so sehr, daß selbst von der ministeriellen Seite schon mehreremale Vorschläge gemacht worden sind, dieselben zu beseitigen, die aber niemals durchgeführt wurden. Was die meisten derselben wegschaffen würde, ist eine genauere Bestimmung des Wahlrechts selbst. Fast alle Ausschüsse, die über bestrittene Wahlen ernannt wurden, kamen aus Mangel an einer solchen Bestimmung zu widersprechenden Entscheidungen. Bei dem gegenwärtigen Zustande der Parteien ist an eine solche Uebereinkunft jetzt nicht zu denken. Natürlich sind die Tories, denen nun einmal die jetzigen Verhältnisse in Irland entgegen sind, am begierigsten, Veränderungen darin vorzunehmen, und es ist gar nicht zu leugnen, daß, wenn sie nur von dem Wahlverzeichniß diejenigen Wähler zu entfernen vermöchten, die ohne wirkliches Recht sich durch Betrug und falsche Eide hineingebracht oder darin erhalten haben, sie schon viel gewinnen würden. Aber man behauptet, Stanley's Bill gehe viel weiter, und umgebe geflissentlich das Registriren mit so vielen technischen Schwierigkeiten, verwickle es so sehr mit Gefahren von Processen und schweren Gerichtskosten, daß die Masse selbst der gesetzlich Berechtigten von dem Versuche, ihre Namen als Wähler einschreiben zu lassen, abstehen würde. Nun ist aber schon jetzt die Zahl der Wähler an und für sich, und besonders im Vergleich mit England, sowohl in den Städten, als in den Grafschaften, ungemein klein; eine bedeutende Verminderung derselben würde demnach nicht nur Bestechung und Erkaufung erleichtern, sondern auch die Masse des Volks, von allem Antheil an der Verfassung ausgeschlossen, gegen dieselbe feindselig stimmen. Käme es nun noch gar dahin, daß gegen die wohlbekannte Neigung derselben die Tories die Mehrheit unter den irischen Mitgliedern erhielten, und die katholische Nation demnach wirklich von ihrem Glauben feindseligen Protestanten vertreten würde, so dürften die Folgen schrecklich werden. So lange die jetzigen Minister am Ruder bleiben, ist von einer Repealbewegung wenig zu fürchten, da die thätigen Männer von der katholischen Partei unter ihr entweder wirklich Stellen bekleiden oder zu bekleiden erwarten, als Repealer aber von der Regierung nothwendig zurückgesetzt werden müßten. Da sie aber von einer Toryverwaltung keine Beförderung erwarten dürften, als wenn sie sich zu deren Partei schlügen, und gewissermaßen zu Verräthern an ihren Glaubensgenossen würden, so würde es mit einer solchen Bewegung ernstlich werden. Indessen steht zu hoffen, daß die Bill entweder bedeutend verändert, oder gar nicht zum dritten Verlesen kommen werde, wo dann das Geschehene ohne Folge bleibt. Die Tories sind inzwischen in der heitersten Laune, und hoffen auch über die chinesischen Angelegenheiten den Ministern eine Schlappe beizubringen, nicht um sie von dem beschlossenen Kriege abzuhalten (denn der ist wohl unvermeidlich), sondern wegen Palmerstons angeblicher Nachlässigkeit, welche den Capitän Elliot, trotz dessen dringenden Ermahnunungen, Monate lang ohne Instructionen und ohne Seemacht gelassen habe, die seinen Unterhandlungen mit den Chinesen hätte Gewicht geben können. Auch wegen Vernachlässigung unsrer Handelsinteressen in Krakau, auf der Donau und an hundert andern Orten

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840, S. 0747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_094_18400403/3>, abgerufen am 24.11.2024.