Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840.Niederlande. Das Amsterdam'sche Handelsblad schreibt aus dem Haag vom 23 März: "Die Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten haben heute den Anfang gemacht mit der Untersuchung des vorgelegten Budgets, so wie des Entwurfs über Abschaffung des Syndikats, und morgen soll diese Untersuchung fortgesetzt werden." Amsterdam, 25 März. Das "Handelsblad" berichtet unterm heutigen Datum aus dem Haag: "Ich beeile mich, Ihnen die höchstwichtige Nachricht mitzutheilen, daß Se. Maj. der König gestern Abend seinen festen Entschluß, seiner Verbindung mit der Gräfin v. Oultremont zu entsagen, zu erkennen gegeben hat." Deutschland. München, 29 März. Zu dem Anfangs September d. J. bei Nürnberg stattfindenden Uebungslager werden zusammengezogen: 8 Infanterieregimenter, 2 Jägerbataillons, 4 Chevauxlegersregimenter der dritten und vierten Armeedivision, dann 4 Batterien Artillerie, nämlich 2 vom Regiment Prinz Luitpold und 2 vom Regiment Zoller, 1 Abtheilung Pontonniers mit der erforderlichen Brückenequipage, 1 Abtheilung Sapeurs mit einer Laufbrücke, endlich 1 Fuhrwesensabtheilung für die Lagerzufuhren. Für die in der Pfalz liegenden Infanterie-Abtheilungen ist eine zweiwöchentliche, für die Infanterie-Abtheilungen diesseits des Rheins eine vierwöchentliche, für die 4 Batterien Artillerie und die Pontonniers eine achtwöchentliche Vorübungszeit bis zu dem Tage des Ausmarsches aus der Garnison bewilligt. - Für das laufende Jahr wird eine neue Auflage des "Militär-Handbuchs" nebst den Militärveränderungen seit dem Jahr 1838 als Anhang nächstens erscheinen. Darmstadt, 26 März. Das neueste Regierungsblatt enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern und der Justiz, wonach die Versendung und Verbreitung der in der Schweiz gedruckt werdenden Zeitung "Die deutsche Volkshalle" im Umfange des ganzen Großherzogthums verboten worden ist. Sodann eine Bekanntmachung des großh. hess. dirigirenden Staatsministers, die Uniformirung der Civilstaatsdiener betreffend. Braunschweig, 20 März. Es ist um die Einwilligung der Stände zur Ausgabe von Papiergeld nachgesucht worden. Die Summe ist - ob ein für allemal, ist noch unbekannt - auf 600,000 Thlr. festgesetzt worden, und das Papiergeld soll in Scheinen von 1, von 10 und von 20 Thlrn. Werth ausgegeben werden. (Nordd. Bl.) Ionische Inseln. Die auf den 1 März angesetzte Eröffnung des neu gewählten Parlaments der ionischen Inseln hat, nach der Gazzetta Piemontese, wirklich stattgefunden. Der Lord-Obercommissär, Generallieutenant Sir Howard Douglas, erwähnte in seiner Eröffnungsrede die Entdeckung der Verschwörung der Philorthodoxen, ging aber, weil die in Griechenland angeknüpfte Untersuchung noch obschwebe, nicht auf die Einzelnheiten ein. Nur das bemerkte er, daß die Plane der Verschwornen nicht auf Griechenland beschränkt, sondern auf die benachbarten Provinzen ausgedehnt, auch mehrere Angehörige der ionischen Inseln verwickelt gewesen seyen; im Uebrigen habe er alle dem "beunruhigenden Stande der Dinge" angemessenen Vorsichtsmaaßregeln ergriffen. Syrien und Aegypten. Beyrut, 29 Febr. Die Errichtung einer syrischen Nationalgarde hat viele Einwohner Beyruts zur Flucht in die Gebirge veranlaßt. Da jedoch das gänzliche Entlaufen unmöglich ist und das Gouvernement immer Mittel findet, die Flüchtlinge wieder aufzugreifen, so werden diese Geflohenen, statt unter die Nationalgarde, wahrscheinlich unter das Linienmilitär gesteckt werden. Das Gouvernement rechnet, den Effectivstand der Nationalgarde ganz Syriens auf 60,000 Mann bringen zu können, wohin jedoch die Drusen des Emir Beschir nicht gerechnet werden; eben so wenig zählen die syrischen Beduinen dahin. In Acre wird unaufhörlich an den Befestigungen gebaut; eine ähnliche Thätigkeit herrscht in Jaffa, wie überhaupt an der ganzen Küste. In Homs soll ein Beduinenlager errichtet werden, und ein ähnliches auf der Pilgerstraße nach Damascus. In Jerusalem ist die Pest ausgebrochen; bis jetzt hat sie sich nicht allgemein verbreitet, sondern nur einige Individuen befallen. Aus Damascus schreibt man, daß vor einiger Zeit ein sich schon 30 Jahr daselbst aufhaltender Capuziner plötzlich verschwunden sey; da alles Nachforschens ungeachtet keine Spur von ihm zu entdecken war, so fiel man auf den Verdacht, daß ihn die Juden aus irgend einem unbekannten Grund auf die Seite geschafft hätten. Der Gouverneur von Damascus ließ sieben der reichsten und angesehensten Kaufleute dieser Nation einziehen. Da sie ihre Unschuld betheuerten und von dem Vorfall nichts wissen wollten, so erfolgte das, was unter solchen Umständen hier gewöhnlich geschieht, sie erhielten jeder eine tüchtige Anzahl Stockschläge und man zog ihr Vermögen ein. Der Schrecken hat sich nun der Juden bemeistert, sie glauben, vielleicht mit Recht, daß eine Maaßregel gegen sie im Werke sey, und man sie auserkoren habe, dem Geldmangel des Gouvernements abzuhelfen. Da hier Niemand Mitleid mit den Juden hat, so sagt der einfältige und fanatische Pöbel, daß dieß eine sehr kluge und populäre Maaßregel Ibrahims sey. So ist es aber in Syrien: nicht die Völker, sondern die Religionen hassen sich, und eine Secte opfert willig die Hälfte ihres Eigenthums, wenn sie damit bewirken kann, daß eine andere Secte um das Ganze des ihrigen komme. Alle türkischen Paschas, die jemals in Syrien herrschten, haben diesen Haß auf das beste zu benutzen verstanden, und Ibrahim Pascha, wie man sich wohl denken kann, nicht minder. - Der Handel stockt gänzlich; nach der Schlacht von Nisib schien es als ob er sich heben wollte, allein die jetzigen bangen Erwartungen einer baldigen Invasion fremder Mächte lassen keine Speculation aufkommen und vernichten allen Credit. So lange der unselige status quo dauert, ist an keinen Handel für Syrien zu denken. - Ibrahim besichtigte kürzlich die Engpässe des Taurus und ließ sie in completen Vertheidigungsstand setzen; darauf ging er nach Aleppo, wo eine bedeutende Truppenmacht zusammengezogen ist, und hat sich später, wie ich heute erfahre, wieder nach Marasch zum Hauptquartier zurückbegeben. Soliman Pascha befindet sich in Acre; man glaubt, daß er bestimmt sey, diese Festung im Fall eines Angriffs zu vertheidigen. Gern gäbe ich Ihnen genau die Stellung der Armee Ibrahims an, aber das seit einiger Zeit beständige Hin- und Hermarschiren der Regimenter macht es unmöglich, genau die verschiedenen Corpsaufstellungen zu kennen; man weiß nicht einmal wie viel Truppen in und um Marasch stehen, selbst nicht die Orte sind sicher zu bestimmen, wo sie aufgestellt sind, da auch dort beständige Veränderungen und Bewegungen stattfinden. Alexandria, 5 März. Vor drei Tagen sind die ersten Compagnien des aus Kairo erwarteten Artillerieregiments hier angekommen. Es ist complet, besteht aus drei Bataillonen, jedes zu 800 Mann, und führt 12 Batterien, jede zu 6 Kanonen und 2 Haubitzen, folglich im Ganzen 96 Geschütze mit. Ein vollständiges Infanterieregiment zu 4 Bataillonen wird demnächst Niederlande. Das Amsterdam'sche Handelsblad schreibt aus dem Haag vom 23 März: „Die Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten haben heute den Anfang gemacht mit der Untersuchung des vorgelegten Budgets, so wie des Entwurfs über Abschaffung des Syndikats, und morgen soll diese Untersuchung fortgesetzt werden.“ Amsterdam, 25 März. Das „Handelsblad“ berichtet unterm heutigen Datum aus dem Haag: „Ich beeile mich, Ihnen die höchstwichtige Nachricht mitzutheilen, daß Se. Maj. der König gestern Abend seinen festen Entschluß, seiner Verbindung mit der Gräfin v. Oultremont zu entsagen, zu erkennen gegeben hat.“ Deutschland. München, 29 März. Zu dem Anfangs September d. J. bei Nürnberg stattfindenden Uebungslager werden zusammengezogen: 8 Infanterieregimenter, 2 Jägerbataillons, 4 Chevauxlegersregimenter der dritten und vierten Armeedivision, dann 4 Batterien Artillerie, nämlich 2 vom Regiment Prinz Luitpold und 2 vom Regiment Zoller, 1 Abtheilung Pontonniers mit der erforderlichen Brückenequipage, 1 Abtheilung Sapeurs mit einer Laufbrücke, endlich 1 Fuhrwesensabtheilung für die Lagerzufuhren. Für die in der Pfalz liegenden Infanterie-Abtheilungen ist eine zweiwöchentliche, für die Infanterie-Abtheilungen diesseits des Rheins eine vierwöchentliche, für die 4 Batterien Artillerie und die Pontonniers eine achtwöchentliche Vorübungszeit bis zu dem Tage des Ausmarsches aus der Garnison bewilligt. – Für das laufende Jahr wird eine neue Auflage des „Militär-Handbuchs“ nebst den Militärveränderungen seit dem Jahr 1838 als Anhang nächstens erscheinen. Darmstadt, 26 März. Das neueste Regierungsblatt enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern und der Justiz, wonach die Versendung und Verbreitung der in der Schweiz gedruckt werdenden Zeitung „Die deutsche Volkshalle“ im Umfange des ganzen Großherzogthums verboten worden ist. Sodann eine Bekanntmachung des großh. hess. dirigirenden Staatsministers, die Uniformirung der Civilstaatsdiener betreffend. Braunschweig, 20 März. Es ist um die Einwilligung der Stände zur Ausgabe von Papiergeld nachgesucht worden. Die Summe ist – ob ein für allemal, ist noch unbekannt – auf 600,000 Thlr. festgesetzt worden, und das Papiergeld soll in Scheinen von 1, von 10 und von 20 Thlrn. Werth ausgegeben werden. (Nordd. Bl.) Ionische Inseln. Die auf den 1 März angesetzte Eröffnung des neu gewählten Parlaments der ionischen Inseln hat, nach der Gazzetta Piemontese, wirklich stattgefunden. Der Lord-Obercommissär, Generallieutenant Sir Howard Douglas, erwähnte in seiner Eröffnungsrede die Entdeckung der Verschwörung der Philorthodoxen, ging aber, weil die in Griechenland angeknüpfte Untersuchung noch obschwebe, nicht auf die Einzelnheiten ein. Nur das bemerkte er, daß die Plane der Verschwornen nicht auf Griechenland beschränkt, sondern auf die benachbarten Provinzen ausgedehnt, auch mehrere Angehörige der ionischen Inseln verwickelt gewesen seyen; im Uebrigen habe er alle dem „beunruhigenden Stande der Dinge“ angemessenen Vorsichtsmaaßregeln ergriffen. Syrien und Aegypten. Beyrut, 29 Febr. Die Errichtung einer syrischen Nationalgarde hat viele Einwohner Beyruts zur Flucht in die Gebirge veranlaßt. Da jedoch das gänzliche Entlaufen unmöglich ist und das Gouvernement immer Mittel findet, die Flüchtlinge wieder aufzugreifen, so werden diese Geflohenen, statt unter die Nationalgarde, wahrscheinlich unter das Linienmilitär gesteckt werden. Das Gouvernement rechnet, den Effectivstand der Nationalgarde ganz Syriens auf 60,000 Mann bringen zu können, wohin jedoch die Drusen des Emir Beschir nicht gerechnet werden; eben so wenig zählen die syrischen Beduinen dahin. In Acre wird unaufhörlich an den Befestigungen gebaut; eine ähnliche Thätigkeit herrscht in Jaffa, wie überhaupt an der ganzen Küste. In Homs soll ein Beduinenlager errichtet werden, und ein ähnliches auf der Pilgerstraße nach Damascus. In Jerusalem ist die Pest ausgebrochen; bis jetzt hat sie sich nicht allgemein verbreitet, sondern nur einige Individuen befallen. Aus Damascus schreibt man, daß vor einiger Zeit ein sich schon 30 Jahr daselbst aufhaltender Capuziner plötzlich verschwunden sey; da alles Nachforschens ungeachtet keine Spur von ihm zu entdecken war, so fiel man auf den Verdacht, daß ihn die Juden aus irgend einem unbekannten Grund auf die Seite geschafft hätten. Der Gouverneur von Damascus ließ sieben der reichsten und angesehensten Kaufleute dieser Nation einziehen. Da sie ihre Unschuld betheuerten und von dem Vorfall nichts wissen wollten, so erfolgte das, was unter solchen Umständen hier gewöhnlich geschieht, sie erhielten jeder eine tüchtige Anzahl Stockschläge und man zog ihr Vermögen ein. Der Schrecken hat sich nun der Juden bemeistert, sie glauben, vielleicht mit Recht, daß eine Maaßregel gegen sie im Werke sey, und man sie auserkoren habe, dem Geldmangel des Gouvernements abzuhelfen. Da hier Niemand Mitleid mit den Juden hat, so sagt der einfältige und fanatische Pöbel, daß dieß eine sehr kluge und populäre Maaßregel Ibrahims sey. So ist es aber in Syrien: nicht die Völker, sondern die Religionen hassen sich, und eine Secte opfert willig die Hälfte ihres Eigenthums, wenn sie damit bewirken kann, daß eine andere Secte um das Ganze des ihrigen komme. Alle türkischen Paschas, die jemals in Syrien herrschten, haben diesen Haß auf das beste zu benutzen verstanden, und Ibrahim Pascha, wie man sich wohl denken kann, nicht minder. – Der Handel stockt gänzlich; nach der Schlacht von Nisib schien es als ob er sich heben wollte, allein die jetzigen bangen Erwartungen einer baldigen Invasion fremder Mächte lassen keine Speculation aufkommen und vernichten allen Credit. So lange der unselige status quo dauert, ist an keinen Handel für Syrien zu denken. – Ibrahim besichtigte kürzlich die Engpässe des Taurus und ließ sie in completen Vertheidigungsstand setzen; darauf ging er nach Aleppo, wo eine bedeutende Truppenmacht zusammengezogen ist, und hat sich später, wie ich heute erfahre, wieder nach Marasch zum Hauptquartier zurückbegeben. Soliman Pascha befindet sich in Acre; man glaubt, daß er bestimmt sey, diese Festung im Fall eines Angriffs zu vertheidigen. Gern gäbe ich Ihnen genau die Stellung der Armee Ibrahims an, aber das seit einiger Zeit beständige Hin- und Hermarschiren der Regimenter macht es unmöglich, genau die verschiedenen Corpsaufstellungen zu kennen; man weiß nicht einmal wie viel Truppen in und um Marasch stehen, selbst nicht die Orte sind sicher zu bestimmen, wo sie aufgestellt sind, da auch dort beständige Veränderungen und Bewegungen stattfinden. Alexandria, 5 März. Vor drei Tagen sind die ersten Compagnien des aus Kairo erwarteten Artillerieregiments hier angekommen. Es ist complet, besteht aus drei Bataillonen, jedes zu 800 Mann, und führt 12 Batterien, jede zu 6 Kanonen und 2 Haubitzen, folglich im Ganzen 96 Geschütze mit. 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Für die in der Pfalz liegenden Infanterie-Abtheilungen ist eine zweiwöchentliche, für die Infanterie-Abtheilungen diesseits des Rheins eine vierwöchentliche, für die 4 Batterien Artillerie und die Pontonniers eine achtwöchentliche Vorübungszeit bis zu dem Tage des Ausmarsches aus der Garnison bewilligt. – Für das laufende Jahr wird eine neue Auflage des „Militär-Handbuchs“ nebst den Militärveränderungen seit dem Jahr 1838 als Anhang nächstens erscheinen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Darmstadt,</hi> 26 März.</dateline> <p> Das neueste Regierungsblatt enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern und der Justiz, wonach die Versendung und Verbreitung der in der Schweiz gedruckt werdenden Zeitung „Die deutsche Volkshalle“ im Umfange des ganzen Großherzogthums verboten worden ist. 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Aus Damascus schreibt man, daß vor einiger Zeit ein sich schon 30 Jahr daselbst aufhaltender Capuziner plötzlich verschwunden sey; da alles Nachforschens ungeachtet keine Spur von ihm zu entdecken war, so fiel man auf den Verdacht, daß ihn die Juden aus irgend einem unbekannten Grund auf die Seite geschafft hätten. Der Gouverneur von Damascus ließ sieben der reichsten und angesehensten Kaufleute dieser Nation einziehen. Da sie ihre Unschuld betheuerten und von dem Vorfall nichts wissen wollten, so erfolgte das, was unter solchen Umständen hier gewöhnlich geschieht, sie erhielten jeder eine tüchtige Anzahl Stockschläge und man zog ihr Vermögen ein. Der Schrecken hat sich nun der Juden bemeistert, sie glauben, vielleicht mit Recht, daß eine Maaßregel gegen sie im Werke sey, und man sie auserkoren habe, dem Geldmangel des Gouvernements abzuhelfen. Da hier Niemand Mitleid mit den Juden hat, so sagt der einfältige und fanatische Pöbel, daß dieß eine sehr kluge und populäre Maaßregel Ibrahims sey. So ist es aber in Syrien: nicht die Völker, sondern die Religionen hassen sich, und eine Secte opfert willig die Hälfte ihres Eigenthums, wenn sie damit bewirken kann, daß eine andere Secte um das Ganze des ihrigen komme. Alle türkischen Paschas, die jemals in Syrien herrschten, haben diesen Haß auf das beste zu benutzen verstanden, und Ibrahim Pascha, wie man sich wohl denken kann, nicht minder. – Der Handel stockt gänzlich; nach der Schlacht von Nisib schien es als ob er sich heben wollte, allein die jetzigen bangen Erwartungen einer baldigen Invasion fremder Mächte lassen keine Speculation aufkommen und vernichten allen Credit. So lange der unselige status quo dauert, ist an keinen Handel für Syrien zu denken. – Ibrahim besichtigte kürzlich die Engpässe des Taurus und ließ sie in completen Vertheidigungsstand setzen; darauf ging er nach Aleppo, wo eine bedeutende Truppenmacht zusammengezogen ist, und hat sich später, wie ich heute erfahre, wieder nach Marasch zum Hauptquartier zurückbegeben. Soliman Pascha befindet sich in Acre; man glaubt, daß er bestimmt sey, diese Festung im Fall eines Angriffs zu vertheidigen. Gern gäbe ich Ihnen genau die Stellung der Armee Ibrahims an, aber das seit einiger Zeit beständige Hin- und Hermarschiren der Regimenter macht es unmöglich, genau die verschiedenen Corpsaufstellungen zu kennen; man weiß nicht einmal wie viel Truppen in und um Marasch stehen, selbst nicht die Orte sind sicher zu bestimmen, wo sie aufgestellt sind, da auch dort beständige Veränderungen und Bewegungen stattfinden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Alexandria,</hi> 5 März.</dateline> <p> Vor drei Tagen sind die ersten Compagnien des aus Kairo erwarteten Artillerieregiments hier angekommen. Es ist complet, besteht aus drei Bataillonen, jedes zu 800 Mann, und führt 12 Batterien, jede zu 6 Kanonen und 2 Haubitzen, folglich im Ganzen 96 Geschütze mit. Ein vollständiges Infanterieregiment zu 4 Bataillonen wird demnächst<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0727/0007]
Niederlande.
Das Amsterdam'sche Handelsblad schreibt aus dem Haag vom 23 März: „Die Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten haben heute den Anfang gemacht mit der Untersuchung des vorgelegten Budgets, so wie des Entwurfs über Abschaffung des Syndikats, und morgen soll diese Untersuchung fortgesetzt werden.“
_ Amsterdam, 25 März. Das „Handelsblad“ berichtet unterm heutigen Datum aus dem Haag: „Ich beeile mich, Ihnen die höchstwichtige Nachricht mitzutheilen, daß Se. Maj. der König gestern Abend seinen festen Entschluß, seiner Verbindung mit der Gräfin v. Oultremont zu entsagen, zu erkennen gegeben hat.“
Deutschland.
_ München, 29 März. Zu dem Anfangs September d. J. bei Nürnberg stattfindenden Uebungslager werden zusammengezogen: 8 Infanterieregimenter, 2 Jägerbataillons, 4 Chevauxlegersregimenter der dritten und vierten Armeedivision, dann 4 Batterien Artillerie, nämlich 2 vom Regiment Prinz Luitpold und 2 vom Regiment Zoller, 1 Abtheilung Pontonniers mit der erforderlichen Brückenequipage, 1 Abtheilung Sapeurs mit einer Laufbrücke, endlich 1 Fuhrwesensabtheilung für die Lagerzufuhren. Für die in der Pfalz liegenden Infanterie-Abtheilungen ist eine zweiwöchentliche, für die Infanterie-Abtheilungen diesseits des Rheins eine vierwöchentliche, für die 4 Batterien Artillerie und die Pontonniers eine achtwöchentliche Vorübungszeit bis zu dem Tage des Ausmarsches aus der Garnison bewilligt. – Für das laufende Jahr wird eine neue Auflage des „Militär-Handbuchs“ nebst den Militärveränderungen seit dem Jahr 1838 als Anhang nächstens erscheinen.
_ Darmstadt, 26 März. Das neueste Regierungsblatt enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern und der Justiz, wonach die Versendung und Verbreitung der in der Schweiz gedruckt werdenden Zeitung „Die deutsche Volkshalle“ im Umfange des ganzen Großherzogthums verboten worden ist. Sodann eine Bekanntmachung des großh. hess. dirigirenden Staatsministers, die Uniformirung der Civilstaatsdiener betreffend.
_ Braunschweig, 20 März. Es ist um die Einwilligung der Stände zur Ausgabe von Papiergeld nachgesucht worden. Die Summe ist – ob ein für allemal, ist noch unbekannt – auf 600,000 Thlr. festgesetzt worden, und das Papiergeld soll in Scheinen von 1, von 10 und von 20 Thlrn. Werth ausgegeben werden. (Nordd. Bl.)
Ionische Inseln.
Die auf den 1 März angesetzte Eröffnung des neu gewählten Parlaments der ionischen Inseln hat, nach der Gazzetta Piemontese, wirklich stattgefunden. Der Lord-Obercommissär, Generallieutenant Sir Howard Douglas, erwähnte in seiner Eröffnungsrede die Entdeckung der Verschwörung der Philorthodoxen, ging aber, weil die in Griechenland angeknüpfte Untersuchung noch obschwebe, nicht auf die Einzelnheiten ein. Nur das bemerkte er, daß die Plane der Verschwornen nicht auf Griechenland beschränkt, sondern auf die benachbarten Provinzen ausgedehnt, auch mehrere Angehörige der ionischen Inseln verwickelt gewesen seyen; im Uebrigen habe er alle dem „beunruhigenden Stande der Dinge“ angemessenen Vorsichtsmaaßregeln ergriffen.
Syrien und Aegypten.
_ Beyrut, 29 Febr. Die Errichtung einer syrischen Nationalgarde hat viele Einwohner Beyruts zur Flucht in die Gebirge veranlaßt. Da jedoch das gänzliche Entlaufen unmöglich ist und das Gouvernement immer Mittel findet, die Flüchtlinge wieder aufzugreifen, so werden diese Geflohenen, statt unter die Nationalgarde, wahrscheinlich unter das Linienmilitär gesteckt werden. Das Gouvernement rechnet, den Effectivstand der Nationalgarde ganz Syriens auf 60,000 Mann bringen zu können, wohin jedoch die Drusen des Emir Beschir nicht gerechnet werden; eben so wenig zählen die syrischen Beduinen dahin. In Acre wird unaufhörlich an den Befestigungen gebaut; eine ähnliche Thätigkeit herrscht in Jaffa, wie überhaupt an der ganzen Küste. In Homs soll ein Beduinenlager errichtet werden, und ein ähnliches auf der Pilgerstraße nach Damascus. In Jerusalem ist die Pest ausgebrochen; bis jetzt hat sie sich nicht allgemein verbreitet, sondern nur einige Individuen befallen. Aus Damascus schreibt man, daß vor einiger Zeit ein sich schon 30 Jahr daselbst aufhaltender Capuziner plötzlich verschwunden sey; da alles Nachforschens ungeachtet keine Spur von ihm zu entdecken war, so fiel man auf den Verdacht, daß ihn die Juden aus irgend einem unbekannten Grund auf die Seite geschafft hätten. Der Gouverneur von Damascus ließ sieben der reichsten und angesehensten Kaufleute dieser Nation einziehen. Da sie ihre Unschuld betheuerten und von dem Vorfall nichts wissen wollten, so erfolgte das, was unter solchen Umständen hier gewöhnlich geschieht, sie erhielten jeder eine tüchtige Anzahl Stockschläge und man zog ihr Vermögen ein. Der Schrecken hat sich nun der Juden bemeistert, sie glauben, vielleicht mit Recht, daß eine Maaßregel gegen sie im Werke sey, und man sie auserkoren habe, dem Geldmangel des Gouvernements abzuhelfen. Da hier Niemand Mitleid mit den Juden hat, so sagt der einfältige und fanatische Pöbel, daß dieß eine sehr kluge und populäre Maaßregel Ibrahims sey. So ist es aber in Syrien: nicht die Völker, sondern die Religionen hassen sich, und eine Secte opfert willig die Hälfte ihres Eigenthums, wenn sie damit bewirken kann, daß eine andere Secte um das Ganze des ihrigen komme. Alle türkischen Paschas, die jemals in Syrien herrschten, haben diesen Haß auf das beste zu benutzen verstanden, und Ibrahim Pascha, wie man sich wohl denken kann, nicht minder. – Der Handel stockt gänzlich; nach der Schlacht von Nisib schien es als ob er sich heben wollte, allein die jetzigen bangen Erwartungen einer baldigen Invasion fremder Mächte lassen keine Speculation aufkommen und vernichten allen Credit. So lange der unselige status quo dauert, ist an keinen Handel für Syrien zu denken. – Ibrahim besichtigte kürzlich die Engpässe des Taurus und ließ sie in completen Vertheidigungsstand setzen; darauf ging er nach Aleppo, wo eine bedeutende Truppenmacht zusammengezogen ist, und hat sich später, wie ich heute erfahre, wieder nach Marasch zum Hauptquartier zurückbegeben. Soliman Pascha befindet sich in Acre; man glaubt, daß er bestimmt sey, diese Festung im Fall eines Angriffs zu vertheidigen. Gern gäbe ich Ihnen genau die Stellung der Armee Ibrahims an, aber das seit einiger Zeit beständige Hin- und Hermarschiren der Regimenter macht es unmöglich, genau die verschiedenen Corpsaufstellungen zu kennen; man weiß nicht einmal wie viel Truppen in und um Marasch stehen, selbst nicht die Orte sind sicher zu bestimmen, wo sie aufgestellt sind, da auch dort beständige Veränderungen und Bewegungen stattfinden.
_ Alexandria, 5 März. Vor drei Tagen sind die ersten Compagnien des aus Kairo erwarteten Artillerieregiments hier angekommen. Es ist complet, besteht aus drei Bataillonen, jedes zu 800 Mann, und führt 12 Batterien, jede zu 6 Kanonen und 2 Haubitzen, folglich im Ganzen 96 Geschütze mit. Ein vollständiges Infanterieregiment zu 4 Bataillonen wird demnächst
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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