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Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.

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russischen und anderer Schiffscapitäne das Leidwesen des Pascha's über das Vorgefallene bezeugte und ihn versicherte, daß der Urtheilsspruch an den Schuldigen vollzogen werden würde. Der Commandant des Linienschiffs Nr. 2 erhält fünfzehn Tage strengen Arrest, da er den Officier mit den Booten abgesandt, und der Officier wird degradirt, weil er aufs Deck eines ausländischen Schiffes gestiegen. - Politisch Neues habe ich beinahe nichts mitzutheilen. Der französische Consul machte nach Ankunft des Paketbootes wie gewöhnlich seinen Besuch beim Pascha, ihn von neuem versichernd, daß Frankreich noch immer die beste Hoffnung habe, alle Schwierigkeiten in Frieden zu beseitigen. Mehemed Ali aber, der die Engländer von allen Seiten fürchtet, soll Kurschid Pascha, der sich mit seiner kleinen Armee im Nedsch, nicht sehr weit von Bassora befand, Befehl überschickt haben, seine Stellung zu verlassen und sich Suez und Kairo zu nähern. Die Nationalgarde ist dieser Tage endlich zum Exercitium aufberufen worden, zweimal per Woche. Zur Entschädigung gibt der Pascha jedem Manne fünf Piaster ägyptisch (einen halben Gulden Augsb. Ct.) per Monat. Die wirklich zu beklagenden Araber müssen mit dem Stock herbeigetrieben werden, denn sie können sich nicht überzeugen, daß man sie nur zur Bewachung und Vertheidigung ihres Eigenthums, ihrer Städte aufrufe; sie fürchten, daß man sie beim ersten Anlaß von hier wegschicke. Einen Vortheil finden sie jedoch in dieser Maaßregel des Pascha's: sie brauchen nicht mehr zu zahlen, man findet sie nicht mehr in ihren Buden. Das Elend ist groß im Lande. Bei höheren Beamten findet man kein Recht mehr; sie stecken alle bis über den Hals in Schulden, und gewöhnlich schulden sie denen, die man durch Vermittelung der Consulate bei ihnen verklagt; wie kann man also auf Gerechtigkeit hoffen? Die Pest spaßt auch nicht mehr; seit einigen Tagen sechs bis sieben Pestfälle per Tag mit schnellem Tode.

Ostindien und China.

Die neueste indische Post d. d. Bombay 31 Jan. traf erst am 12 März in London ein. Folgendes ist aus der Times nachzutragen: "Durch ein glückliches Zusammentreffen erschien Sir J. J. Bremer Gordon, der durch den Tod des Admirals Maitland Senior-Officier des indischen Geschwaders geworden, am 17 Jan., so eben von Neu-Südwales angekommen, in Madras, und übernahm das Commando des Geschwaders, das bestehen wird aus dem Volage von 28, dem Hyacinth von 18, dem Larne von 18, dem Algerine von 10 Kanonen. Die Fregatte Druid, von 44 Kanonen, wurde von Neu-Seeland erwartet. Außerdem rechnet die Bombay Gazette den Wellesley von 74, den Cornway von 28, den Cruiser und Childers von je 18 Kanonen als zur Theilnahme an der Expedition bestimmt. Nach den letzten Berichten aus China behauptete Capitän Elliot seine Stellung in Tongku. Die ostindischen Blätter schweigen zwar von einer förmlichen Kriegserklärung Lord Aucklands; dieß ist aber kein wesentlicher Umstand, denn der Krieg ist gewiß. Sobald die Flotte vor Macao angelangt ist, wird der englische Admiral ohne Zweifel eine Kriegsproclamation erlassen."

russischen und anderer Schiffscapitäne das Leidwesen des Pascha's über das Vorgefallene bezeugte und ihn versicherte, daß der Urtheilsspruch an den Schuldigen vollzogen werden würde. Der Commandant des Linienschiffs Nr. 2 erhält fünfzehn Tage strengen Arrest, da er den Officier mit den Booten abgesandt, und der Officier wird degradirt, weil er aufs Deck eines ausländischen Schiffes gestiegen. – Politisch Neues habe ich beinahe nichts mitzutheilen. Der französische Consul machte nach Ankunft des Paketbootes wie gewöhnlich seinen Besuch beim Pascha, ihn von neuem versichernd, daß Frankreich noch immer die beste Hoffnung habe, alle Schwierigkeiten in Frieden zu beseitigen. Mehemed Ali aber, der die Engländer von allen Seiten fürchtet, soll Kurschid Pascha, der sich mit seiner kleinen Armee im Nedsch, nicht sehr weit von Bassora befand, Befehl überschickt haben, seine Stellung zu verlassen und sich Suez und Kairo zu nähern. Die Nationalgarde ist dieser Tage endlich zum Exercitium aufberufen worden, zweimal per Woche. Zur Entschädigung gibt der Pascha jedem Manne fünf Piaster ägyptisch (einen halben Gulden Augsb. Ct.) per Monat. Die wirklich zu beklagenden Araber müssen mit dem Stock herbeigetrieben werden, denn sie können sich nicht überzeugen, daß man sie nur zur Bewachung und Vertheidigung ihres Eigenthums, ihrer Städte aufrufe; sie fürchten, daß man sie beim ersten Anlaß von hier wegschicke. Einen Vortheil finden sie jedoch in dieser Maaßregel des Pascha's: sie brauchen nicht mehr zu zahlen, man findet sie nicht mehr in ihren Buden. Das Elend ist groß im Lande. Bei höheren Beamten findet man kein Recht mehr; sie stecken alle bis über den Hals in Schulden, und gewöhnlich schulden sie denen, die man durch Vermittelung der Consulate bei ihnen verklagt; wie kann man also auf Gerechtigkeit hoffen? Die Pest spaßt auch nicht mehr; seit einigen Tagen sechs bis sieben Pestfälle per Tag mit schnellem Tode.

Ostindien und China.

Die neueste indische Post d. d. Bombay 31 Jan. traf erst am 12 März in London ein. Folgendes ist aus der Times nachzutragen: „Durch ein glückliches Zusammentreffen erschien Sir J. J. Bremer Gordon, der durch den Tod des Admirals Maitland Senior-Officier des indischen Geschwaders geworden, am 17 Jan., so eben von Neu-Südwales angekommen, in Madras, und übernahm das Commando des Geschwaders, das bestehen wird aus dem Volage von 28, dem Hyacinth von 18, dem Larne von 18, dem Algerine von 10 Kanonen. Die Fregatte Druid, von 44 Kanonen, wurde von Neu-Seeland erwartet. Außerdem rechnet die Bombay Gazette den Wellesley von 74, den Cornway von 28, den Cruiser und Childers von je 18 Kanonen als zur Theilnahme an der Expedition bestimmt. Nach den letzten Berichten aus China behauptete Capitän Elliot seine Stellung in Tongku. Die ostindischen Blätter schweigen zwar von einer förmlichen Kriegserklärung Lord Aucklands; dieß ist aber kein wesentlicher Umstand, denn der Krieg ist gewiß. Sobald die Flotte vor Macao angelangt ist, wird der englische Admiral ohne Zweifel eine Kriegsproclamation erlassen.“

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russischen und anderer Schiffscapitäne das Leidwesen des Pascha's über das Vorgefallene bezeugte und ihn versicherte, daß der Urtheilsspruch an den Schuldigen vollzogen werden würde. Der Commandant des Linienschiffs Nr. 2 erhält fünfzehn Tage strengen Arrest, da er den Officier mit den Booten abgesandt, und der Officier wird degradirt, weil er aufs Deck eines ausländischen Schiffes gestiegen. &#x2013; Politisch Neues habe ich beinahe nichts mitzutheilen. Der französische Consul machte nach Ankunft des Paketbootes wie gewöhnlich seinen Besuch beim Pascha, ihn von neuem versichernd, daß Frankreich noch immer die beste Hoffnung habe, alle Schwierigkeiten in Frieden zu beseitigen. Mehemed Ali aber, der die Engländer von allen Seiten fürchtet, soll Kurschid Pascha, der sich mit seiner kleinen Armee im Nedsch, nicht sehr weit von Bassora befand, Befehl überschickt haben, seine Stellung zu verlassen und sich Suez und Kairo zu nähern. Die Nationalgarde ist dieser Tage endlich zum Exercitium aufberufen worden, zweimal per Woche. Zur Entschädigung gibt der Pascha jedem Manne fünf Piaster ägyptisch (einen halben Gulden Augsb. Ct.) <hi rendition="#g">per Monat</hi>. Die wirklich zu beklagenden Araber müssen mit dem Stock herbeigetrieben werden, denn sie können sich nicht überzeugen, daß man sie nur zur Bewachung und Vertheidigung ihres Eigenthums, ihrer Städte aufrufe; sie fürchten, daß man sie beim ersten Anlaß von hier wegschicke. Einen Vortheil finden sie jedoch in dieser Maaßregel des Pascha's: sie brauchen nicht mehr zu zahlen, man findet sie nicht mehr in ihren Buden. Das Elend ist groß im Lande. Bei höheren Beamten findet man kein Recht mehr; sie stecken alle bis über den Hals in Schulden, und gewöhnlich schulden sie denen, die man durch Vermittelung der Consulate bei ihnen verklagt; wie kann man also auf Gerechtigkeit hoffen? Die Pest spaßt auch nicht mehr; seit einigen Tagen sechs bis sieben Pestfälle per Tag mit schnellem Tode.</p>
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[0640/0008] russischen und anderer Schiffscapitäne das Leidwesen des Pascha's über das Vorgefallene bezeugte und ihn versicherte, daß der Urtheilsspruch an den Schuldigen vollzogen werden würde. Der Commandant des Linienschiffs Nr. 2 erhält fünfzehn Tage strengen Arrest, da er den Officier mit den Booten abgesandt, und der Officier wird degradirt, weil er aufs Deck eines ausländischen Schiffes gestiegen. – Politisch Neues habe ich beinahe nichts mitzutheilen. Der französische Consul machte nach Ankunft des Paketbootes wie gewöhnlich seinen Besuch beim Pascha, ihn von neuem versichernd, daß Frankreich noch immer die beste Hoffnung habe, alle Schwierigkeiten in Frieden zu beseitigen. Mehemed Ali aber, der die Engländer von allen Seiten fürchtet, soll Kurschid Pascha, der sich mit seiner kleinen Armee im Nedsch, nicht sehr weit von Bassora befand, Befehl überschickt haben, seine Stellung zu verlassen und sich Suez und Kairo zu nähern. Die Nationalgarde ist dieser Tage endlich zum Exercitium aufberufen worden, zweimal per Woche. Zur Entschädigung gibt der Pascha jedem Manne fünf Piaster ägyptisch (einen halben Gulden Augsb. Ct.) per Monat. Die wirklich zu beklagenden Araber müssen mit dem Stock herbeigetrieben werden, denn sie können sich nicht überzeugen, daß man sie nur zur Bewachung und Vertheidigung ihres Eigenthums, ihrer Städte aufrufe; sie fürchten, daß man sie beim ersten Anlaß von hier wegschicke. Einen Vortheil finden sie jedoch in dieser Maaßregel des Pascha's: sie brauchen nicht mehr zu zahlen, man findet sie nicht mehr in ihren Buden. Das Elend ist groß im Lande. Bei höheren Beamten findet man kein Recht mehr; sie stecken alle bis über den Hals in Schulden, und gewöhnlich schulden sie denen, die man durch Vermittelung der Consulate bei ihnen verklagt; wie kann man also auf Gerechtigkeit hoffen? Die Pest spaßt auch nicht mehr; seit einigen Tagen sechs bis sieben Pestfälle per Tag mit schnellem Tode. Ostindien und China. Die neueste indische Post d. d. Bombay 31 Jan. traf erst am 12 März in London ein. Folgendes ist aus der Times nachzutragen: „Durch ein glückliches Zusammentreffen erschien Sir J. J. Bremer Gordon, der durch den Tod des Admirals Maitland Senior-Officier des indischen Geschwaders geworden, am 17 Jan., so eben von Neu-Südwales angekommen, in Madras, und übernahm das Commando des Geschwaders, das bestehen wird aus dem Volage von 28, dem Hyacinth von 18, dem Larne von 18, dem Algerine von 10 Kanonen. Die Fregatte Druid, von 44 Kanonen, wurde von Neu-Seeland erwartet. Außerdem rechnet die Bombay Gazette den Wellesley von 74, den Cornway von 28, den Cruiser und Childers von je 18 Kanonen als zur Theilnahme an der Expedition bestimmt. Nach den letzten Berichten aus China behauptete Capitän Elliot seine Stellung in Tongku. Die ostindischen Blätter schweigen zwar von einer förmlichen Kriegserklärung Lord Aucklands; dieß ist aber kein wesentlicher Umstand, denn der Krieg ist gewiß. Sobald die Flotte vor Macao angelangt ist, wird der englische Admiral ohne Zweifel eine Kriegsproclamation erlassen.“

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840, S. 0640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_080_18400320/8>, abgerufen am 29.03.2024.