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Allgemeine Zeitung. Nr. 56. Augsburg, 25. Februar 1840.

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und nur durch den Fluß getrenntes Ganze, welches schon von fern einen eben so großartigen als eleganten Anblick gewährt. Die erste dieser Eigenschaften ist Ofen allein zu verdanken, mit seiner gebirgigen, weinreichen, romantischen Umgebung, dem weithin ragenden Blocksberg, gekrönt von der Sternwarte und dem schönen, vom Palatin bewohnten, königlichen Schlosse, von welchem geschmackvoll angelegte Gärten voll hoher Bäume über zahlreiche Terrassen nach der Donau niedersteigen - die zweite den zierlichen Palästen des gegenüber am Saum einer unabsehbaren Plaine sich ausbreitenden Pesth. Den umfassendsten Punkt für die Uebersicht dieses höchst anziehenden und variirten Gemäldes bietet die genannte Sternwarte. Man sollte aber Sr. kais. Hoheit dem für jede Verbesserung so regen Palatin eine Bittschrift überreichen, durch irgend eine nur wenig kostspielige Vorrichtung auf der Kuppel des Observatoriums es dem Beschauer möglich zu machen, eines der schönsten Panoramen des Landes vollständig und auf Einmal überblicken zu können, während jetzt kein Punkt daselbst existirt, von dem man mehr als einen Abschnitt der ganzen Aussicht sehen kann, und ein Theil derselben (noch obendrein der Blick auf die Berge) durch höhere Nebengebäude ganz maskirt ist. Eine sogenannte Laterne auf der Kuppel, oder nur eine Fahnenstange mit heraufführender Treppe und einem kleinen Balcon in der Höhe, würde diesem Bedürfniß abhelfen.

Der größte Theil der stattlichen Gebäude Pesths ist auf Speculation erbaut worden, meistens von Handwerkern oder Kaufleuten, und seit der großen Ueberschwemmung werden noch eine Menge neue aufgeführt, wovon viele auf angefahrene Hügel gestellt sind, was den Straßen allerdings in Zukunft ein sonderbares Ansehen geben muß, und im Grunde doch, so lange nicht umfassendere Anstalten zur Regulirung der Donau ins Leben treten, wenig helfen möchte. In dieser letzten Hinsicht ist leider bis jetzt noch gar nichts geschehen, außer das ganz lächerliche Unternehmen eines aus Sand und Straßenkoth aufgeführten Dammes zwischen Stadt und Vorstadt, mehrere Tausend Schritte von der Donau entfernt, der sich in der Mitte einer breiten Straße hinzieht; ich zerbrach mir lange den Kopf über dessen Zweck, bis ich erfuhr, daß man, die Stadt mit allen ihren Palästen preisgebend, dadurch wenigstens die Vorstadt habe schützen wollen, was übrigens durch eine so mangelhafte Ausführung eben so wenig erreicht werden kann, da der erste Wasserstoß diese leichte Masse gleich wieder durchbrechen würde. Die ganze unglückliche Idee ist ungefähr dieselbe, als wenn man eine Maske, zur Schützung des Gesichts bestimmt, auf dem Rücken befestigen wollte; und jener Damm kann höchstens die Pesther davor bewahren, bei einer neuen Ueberschwemmung nicht von hinten, sondern nur von vorn zu ersaufen. Dazu kommt, daß das Material desselben, welches sich schon bei dem jetzigen anhaltenden Regen zur Hälfte in Brei auflöst, die breite Straße, deren Mitte der lange Kothhaufen einnimmt, fast unpassirbar und sehr ekelhaft macht, während er im Sommer den Staub - eines der größten Uebel der hiesigen Localität - in der ganzen Stadt zur Unerträglichkeit vermehrt.

Eben so scheint man auch damit die Pferde hinten am Wagen anzuspannen, daß man jetzt anfängt die unbedeutenden Zuflüsse der Donau zu reguliren, während man den wahren Feind, den einzig gefährlichen, fortwährend sich selbst überläßt, obwohl Sachverständige allgemein versichern, daß diese Hauptsache, wenn man nur einmal ernstlich und kräftig daran gehen wollte, gar nicht so schwierig zu bewerkstelligen sey. Jeder Menschenfreund muß sich aber lebhaft dafür interessiren, wenn er das ungeheure Unglück schildern hört, was die letzte Ueberschwemmung hier veranlaßte, und eine so schöne mächtig aufstrebende Stadt einem gleichen desastre schutzlos Preis gegeben sieht, sobald es den Elementen beliebt, ihr wieder den Krieg zu erklären.

Vornehme Ungarn ließen bis jetzt noch wenig Paläste in Pesth erbauen, doch habe ich einen dergleichen im Detail besehen, der eines Magnaten mit 50 Quadratmeilen Besitzthum ganz würdig ist, und als eins der ersten Unternehmungen dieser Art, die man überdieß in mancher Hinsicht als ein der Nationalität gebrachtes Opfer betrachten kann, achtungsvoller Berücksichtigung werth ist. Pracht und Geschmack vereinigen sich würdig darin, namentlich ist die Decoration des Bibliotheksaals eine der gelungensten, die ich irgendwo angetroffen habe. Doch bleiben auch einige Dinge zu kritisiren, die ich nicht übergehen will, weil auch du, wie du mir schreibst, eben mit einem Hausbau beschäftigt bist, weßhalb der Gegenstand dich vielleicht mehr, als sonst der Fall seyn würde, interessiren mag. Erstens hat man den Fehler begangen das Corps de logis dieses Gebäudes, welches zwei Flügel hat, nicht so zu placiren, um es entre cour et jardin, mit einer bloßen Grille nach der Straße hin, zu bringen, obgleich der hinlänglichste Platz dazu vorhanden war, und der Anblick des Ganzen dadurch nicht nur imposanter, sondern auch das Haus, vom Straßenlärm entfernt, weit angenehmer zur Bewohnung geworden wäre.

Zweitens mißfiel es mir, daß man im Innern, bei sonst reicher Ausschmückung, die leidigen Papiertapeten zur Bekleidung der Wände gewählt hat - eine industrielle Erfindung dieses papiernen Zeitalters, die nur für das Negligee auf dem Lande, oder für Dienerstuben tauglich ist. Drittens endlich bedauerte ich, daß der Garten, welcher Raum genug zu der anmuthigsten Mannichfaltigkeit im Schatten gäbe, dem nichtssagenden, englischen bowlinggreen zu Liebe (auf dem hier überdieß kein Gras wachsen will), mehr einer embellirten, magern Viehweide im Sonnenbrand, als einem Garten ähnlich sieht. Ich würde vor Allem hier so viel Bäume als möglich pflanzen, und im Sommer dafür sorgen, daß sie alle Morgen mit einer Feuerspritze vom Staube rein gewaschen würden, um nicht wie im Pudermantel dazustehen, was leider in jener Jahreszeit allgemein der Fall hier zu Lande ist, und selbst Anfangs October noch so war, als ich herkam, wie ich bereits andern Ortes gemeldet.

Eine zweite sehr hübsche Anlage hat Se. kais. H. der Palatin auf einer großen ihm zugehörigen Insel der Donau gemacht. Sie erinnert in ihrer etwas veralteten aber grandiosen Manier lebhaft an die Gärten von Brown, und bietet mehr als einen wahrhaft classischen Effect dar. Zwei Sachen fielen mir als neue und glückliche Gedanken besonders auf: ein dicht bepflanzter, sich nur wenig erhebender und von einer lebendigen Hecke umschlossener Weinberg, mitten in einer weit ausgebreiteten frischen Wiese gelegen, und nur mit einer einzigen schlanken Pappelgruppe auf seinem höchsten Punkte geschmückt, wo zugleich ein Rundell nebst Ruhebänken angebracht ist. Der Gärtner erzählte, die Souveräne zur Zeit des Wiener Congresses hätten hier sitzend, und sich der lieblichen, idyllischen Scene erfreuend, die erste Nachricht von der Landung Napoleons in Frankreich erhalten. Dieß ist nun freilich historisch genommen eine offenbare Fiction, aber als eine der freundlichen Insel so wohl anpassende Tradition gefiel sie mir in diesem Augenblick zu gut, um sie der leidigen Kritik zu unterwerfen. Die andere meinen Beifall hervorrufende Idee besteht in der unmittelbaren Anlehnung und Verbindung des modernen Wohngebäudes mit einer malerischen Ruine, welche durch Tapezirung mit rankenden Gewächsen, Bäumen und Schrubs zweckmäßig und sinnreich behandelt ist, eine poetische Contrastverschmelzung,

und nur durch den Fluß getrenntes Ganze, welches schon von fern einen eben so großartigen als eleganten Anblick gewährt. Die erste dieser Eigenschaften ist Ofen allein zu verdanken, mit seiner gebirgigen, weinreichen, romantischen Umgebung, dem weithin ragenden Blocksberg, gekrönt von der Sternwarte und dem schönen, vom Palatin bewohnten, königlichen Schlosse, von welchem geschmackvoll angelegte Gärten voll hoher Bäume über zahlreiche Terrassen nach der Donau niedersteigen – die zweite den zierlichen Palästen des gegenüber am Saum einer unabsehbaren Plaine sich ausbreitenden Pesth. Den umfassendsten Punkt für die Uebersicht dieses höchst anziehenden und variirten Gemäldes bietet die genannte Sternwarte. Man sollte aber Sr. kais. Hoheit dem für jede Verbesserung so regen Palatin eine Bittschrift überreichen, durch irgend eine nur wenig kostspielige Vorrichtung auf der Kuppel des Observatoriums es dem Beschauer möglich zu machen, eines der schönsten Panoramen des Landes vollständig und auf Einmal überblicken zu können, während jetzt kein Punkt daselbst existirt, von dem man mehr als einen Abschnitt der ganzen Aussicht sehen kann, und ein Theil derselben (noch obendrein der Blick auf die Berge) durch höhere Nebengebäude ganz maskirt ist. Eine sogenannte Laterne auf der Kuppel, oder nur eine Fahnenstange mit heraufführender Treppe und einem kleinen Balcon in der Höhe, würde diesem Bedürfniß abhelfen.

Der größte Theil der stattlichen Gebäude Pesths ist auf Speculation erbaut worden, meistens von Handwerkern oder Kaufleuten, und seit der großen Ueberschwemmung werden noch eine Menge neue aufgeführt, wovon viele auf angefahrene Hügel gestellt sind, was den Straßen allerdings in Zukunft ein sonderbares Ansehen geben muß, und im Grunde doch, so lange nicht umfassendere Anstalten zur Regulirung der Donau ins Leben treten, wenig helfen möchte. In dieser letzten Hinsicht ist leider bis jetzt noch gar nichts geschehen, außer das ganz lächerliche Unternehmen eines aus Sand und Straßenkoth aufgeführten Dammes zwischen Stadt und Vorstadt, mehrere Tausend Schritte von der Donau entfernt, der sich in der Mitte einer breiten Straße hinzieht; ich zerbrach mir lange den Kopf über dessen Zweck, bis ich erfuhr, daß man, die Stadt mit allen ihren Palästen preisgebend, dadurch wenigstens die Vorstadt habe schützen wollen, was übrigens durch eine so mangelhafte Ausführung eben so wenig erreicht werden kann, da der erste Wasserstoß diese leichte Masse gleich wieder durchbrechen würde. Die ganze unglückliche Idee ist ungefähr dieselbe, als wenn man eine Maske, zur Schützung des Gesichts bestimmt, auf dem Rücken befestigen wollte; und jener Damm kann höchstens die Pesther davor bewahren, bei einer neuen Ueberschwemmung nicht von hinten, sondern nur von vorn zu ersaufen. Dazu kommt, daß das Material desselben, welches sich schon bei dem jetzigen anhaltenden Regen zur Hälfte in Brei auflöst, die breite Straße, deren Mitte der lange Kothhaufen einnimmt, fast unpassirbar und sehr ekelhaft macht, während er im Sommer den Staub – eines der größten Uebel der hiesigen Localität – in der ganzen Stadt zur Unerträglichkeit vermehrt.

Eben so scheint man auch damit die Pferde hinten am Wagen anzuspannen, daß man jetzt anfängt die unbedeutenden Zuflüsse der Donau zu reguliren, während man den wahren Feind, den einzig gefährlichen, fortwährend sich selbst überläßt, obwohl Sachverständige allgemein versichern, daß diese Hauptsache, wenn man nur einmal ernstlich und kräftig daran gehen wollte, gar nicht so schwierig zu bewerkstelligen sey. Jeder Menschenfreund muß sich aber lebhaft dafür interessiren, wenn er das ungeheure Unglück schildern hört, was die letzte Ueberschwemmung hier veranlaßte, und eine so schöne mächtig aufstrebende Stadt einem gleichen desastre schutzlos Preis gegeben sieht, sobald es den Elementen beliebt, ihr wieder den Krieg zu erklären.

Vornehme Ungarn ließen bis jetzt noch wenig Paläste in Pesth erbauen, doch habe ich einen dergleichen im Detail besehen, der eines Magnaten mit 50 Quadratmeilen Besitzthum ganz würdig ist, und als eins der ersten Unternehmungen dieser Art, die man überdieß in mancher Hinsicht als ein der Nationalität gebrachtes Opfer betrachten kann, achtungsvoller Berücksichtigung werth ist. Pracht und Geschmack vereinigen sich würdig darin, namentlich ist die Decoration des Bibliotheksaals eine der gelungensten, die ich irgendwo angetroffen habe. Doch bleiben auch einige Dinge zu kritisiren, die ich nicht übergehen will, weil auch du, wie du mir schreibst, eben mit einem Hausbau beschäftigt bist, weßhalb der Gegenstand dich vielleicht mehr, als sonst der Fall seyn würde, interessiren mag. Erstens hat man den Fehler begangen das Corps de logis dieses Gebäudes, welches zwei Flügel hat, nicht so zu placiren, um es entre cour et jardin, mit einer bloßen Grille nach der Straße hin, zu bringen, obgleich der hinlänglichste Platz dazu vorhanden war, und der Anblick des Ganzen dadurch nicht nur imposanter, sondern auch das Haus, vom Straßenlärm entfernt, weit angenehmer zur Bewohnung geworden wäre.

Zweitens mißfiel es mir, daß man im Innern, bei sonst reicher Ausschmückung, die leidigen Papiertapeten zur Bekleidung der Wände gewählt hat – eine industrielle Erfindung dieses papiernen Zeitalters, die nur für das Negligée auf dem Lande, oder für Dienerstuben tauglich ist. Drittens endlich bedauerte ich, daß der Garten, welcher Raum genug zu der anmuthigsten Mannichfaltigkeit im Schatten gäbe, dem nichtssagenden, englischen bowlinggreen zu Liebe (auf dem hier überdieß kein Gras wachsen will), mehr einer embellirten, magern Viehweide im Sonnenbrand, als einem Garten ähnlich sieht. Ich würde vor Allem hier so viel Bäume als möglich pflanzen, und im Sommer dafür sorgen, daß sie alle Morgen mit einer Feuerspritze vom Staube rein gewaschen würden, um nicht wie im Pudermantel dazustehen, was leider in jener Jahreszeit allgemein der Fall hier zu Lande ist, und selbst Anfangs October noch so war, als ich herkam, wie ich bereits andern Ortes gemeldet.

Eine zweite sehr hübsche Anlage hat Se. kais. H. der Palatin auf einer großen ihm zugehörigen Insel der Donau gemacht. Sie erinnert in ihrer etwas veralteten aber grandiosen Manier lebhaft an die Gärten von Brown, und bietet mehr als einen wahrhaft classischen Effect dar. Zwei Sachen fielen mir als neue und glückliche Gedanken besonders auf: ein dicht bepflanzter, sich nur wenig erhebender und von einer lebendigen Hecke umschlossener Weinberg, mitten in einer weit ausgebreiteten frischen Wiese gelegen, und nur mit einer einzigen schlanken Pappelgruppe auf seinem höchsten Punkte geschmückt, wo zugleich ein Rundell nebst Ruhebänken angebracht ist. Der Gärtner erzählte, die Souveräne zur Zeit des Wiener Congresses hätten hier sitzend, und sich der lieblichen, idyllischen Scene erfreuend, die erste Nachricht von der Landung Napoleons in Frankreich erhalten. Dieß ist nun freilich historisch genommen eine offenbare Fiction, aber als eine der freundlichen Insel so wohl anpassende Tradition gefiel sie mir in diesem Augenblick zu gut, um sie der leidigen Kritik zu unterwerfen. Die andere meinen Beifall hervorrufende Idee besteht in der unmittelbaren Anlehnung und Verbindung des modernen Wohngebäudes mit einer malerischen Ruine, welche durch Tapezirung mit rankenden Gewächsen, Bäumen und Schrubs zweckmäßig und sinnreich behandelt ist, eine poetische Contrastverschmelzung,

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und nur durch den Fluß getrenntes Ganze, welches schon von fern einen eben so großartigen als eleganten Anblick gewährt. Die erste dieser Eigenschaften ist Ofen allein zu verdanken, mit seiner gebirgigen, weinreichen, romantischen Umgebung, dem weithin ragenden Blocksberg, gekrönt von der Sternwarte und dem schönen, vom Palatin bewohnten, königlichen Schlosse, von welchem geschmackvoll angelegte Gärten voll hoher Bäume über zahlreiche Terrassen nach der Donau niedersteigen &#x2013; die zweite den zierlichen Palästen des gegenüber am Saum einer unabsehbaren Plaine sich ausbreitenden Pesth. Den umfassendsten Punkt für die Uebersicht dieses höchst anziehenden und variirten Gemäldes bietet die genannte Sternwarte. Man sollte aber Sr. kais. Hoheit dem für jede Verbesserung so regen Palatin eine Bittschrift überreichen, durch irgend eine nur wenig kostspielige Vorrichtung auf der Kuppel des Observatoriums es dem Beschauer möglich zu machen, eines der schönsten Panoramen des Landes vollständig und auf Einmal überblicken zu können, während jetzt kein Punkt daselbst existirt, von dem man mehr als einen Abschnitt der ganzen Aussicht sehen kann, und ein Theil derselben (noch obendrein der Blick auf die Berge) durch höhere Nebengebäude ganz maskirt ist. Eine sogenannte Laterne auf der Kuppel, oder nur eine Fahnenstange mit heraufführender Treppe und einem kleinen Balcon in der Höhe, würde diesem Bedürfniß abhelfen.</p><lb/>
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[0443/0011] und nur durch den Fluß getrenntes Ganze, welches schon von fern einen eben so großartigen als eleganten Anblick gewährt. Die erste dieser Eigenschaften ist Ofen allein zu verdanken, mit seiner gebirgigen, weinreichen, romantischen Umgebung, dem weithin ragenden Blocksberg, gekrönt von der Sternwarte und dem schönen, vom Palatin bewohnten, königlichen Schlosse, von welchem geschmackvoll angelegte Gärten voll hoher Bäume über zahlreiche Terrassen nach der Donau niedersteigen – die zweite den zierlichen Palästen des gegenüber am Saum einer unabsehbaren Plaine sich ausbreitenden Pesth. Den umfassendsten Punkt für die Uebersicht dieses höchst anziehenden und variirten Gemäldes bietet die genannte Sternwarte. Man sollte aber Sr. kais. Hoheit dem für jede Verbesserung so regen Palatin eine Bittschrift überreichen, durch irgend eine nur wenig kostspielige Vorrichtung auf der Kuppel des Observatoriums es dem Beschauer möglich zu machen, eines der schönsten Panoramen des Landes vollständig und auf Einmal überblicken zu können, während jetzt kein Punkt daselbst existirt, von dem man mehr als einen Abschnitt der ganzen Aussicht sehen kann, und ein Theil derselben (noch obendrein der Blick auf die Berge) durch höhere Nebengebäude ganz maskirt ist. Eine sogenannte Laterne auf der Kuppel, oder nur eine Fahnenstange mit heraufführender Treppe und einem kleinen Balcon in der Höhe, würde diesem Bedürfniß abhelfen. Der größte Theil der stattlichen Gebäude Pesths ist auf Speculation erbaut worden, meistens von Handwerkern oder Kaufleuten, und seit der großen Ueberschwemmung werden noch eine Menge neue aufgeführt, wovon viele auf angefahrene Hügel gestellt sind, was den Straßen allerdings in Zukunft ein sonderbares Ansehen geben muß, und im Grunde doch, so lange nicht umfassendere Anstalten zur Regulirung der Donau ins Leben treten, wenig helfen möchte. In dieser letzten Hinsicht ist leider bis jetzt noch gar nichts geschehen, außer das ganz lächerliche Unternehmen eines aus Sand und Straßenkoth aufgeführten Dammes zwischen Stadt und Vorstadt, mehrere Tausend Schritte von der Donau entfernt, der sich in der Mitte einer breiten Straße hinzieht; ich zerbrach mir lange den Kopf über dessen Zweck, bis ich erfuhr, daß man, die Stadt mit allen ihren Palästen preisgebend, dadurch wenigstens die Vorstadt habe schützen wollen, was übrigens durch eine so mangelhafte Ausführung eben so wenig erreicht werden kann, da der erste Wasserstoß diese leichte Masse gleich wieder durchbrechen würde. Die ganze unglückliche Idee ist ungefähr dieselbe, als wenn man eine Maske, zur Schützung des Gesichts bestimmt, auf dem Rücken befestigen wollte; und jener Damm kann höchstens die Pesther davor bewahren, bei einer neuen Ueberschwemmung nicht von hinten, sondern nur von vorn zu ersaufen. Dazu kommt, daß das Material desselben, welches sich schon bei dem jetzigen anhaltenden Regen zur Hälfte in Brei auflöst, die breite Straße, deren Mitte der lange Kothhaufen einnimmt, fast unpassirbar und sehr ekelhaft macht, während er im Sommer den Staub – eines der größten Uebel der hiesigen Localität – in der ganzen Stadt zur Unerträglichkeit vermehrt. Eben so scheint man auch damit die Pferde hinten am Wagen anzuspannen, daß man jetzt anfängt die unbedeutenden Zuflüsse der Donau zu reguliren, während man den wahren Feind, den einzig gefährlichen, fortwährend sich selbst überläßt, obwohl Sachverständige allgemein versichern, daß diese Hauptsache, wenn man nur einmal ernstlich und kräftig daran gehen wollte, gar nicht so schwierig zu bewerkstelligen sey. Jeder Menschenfreund muß sich aber lebhaft dafür interessiren, wenn er das ungeheure Unglück schildern hört, was die letzte Ueberschwemmung hier veranlaßte, und eine so schöne mächtig aufstrebende Stadt einem gleichen desastre schutzlos Preis gegeben sieht, sobald es den Elementen beliebt, ihr wieder den Krieg zu erklären. Vornehme Ungarn ließen bis jetzt noch wenig Paläste in Pesth erbauen, doch habe ich einen dergleichen im Detail besehen, der eines Magnaten mit 50 Quadratmeilen Besitzthum ganz würdig ist, und als eins der ersten Unternehmungen dieser Art, die man überdieß in mancher Hinsicht als ein der Nationalität gebrachtes Opfer betrachten kann, achtungsvoller Berücksichtigung werth ist. Pracht und Geschmack vereinigen sich würdig darin, namentlich ist die Decoration des Bibliotheksaals eine der gelungensten, die ich irgendwo angetroffen habe. Doch bleiben auch einige Dinge zu kritisiren, die ich nicht übergehen will, weil auch du, wie du mir schreibst, eben mit einem Hausbau beschäftigt bist, weßhalb der Gegenstand dich vielleicht mehr, als sonst der Fall seyn würde, interessiren mag. Erstens hat man den Fehler begangen das Corps de logis dieses Gebäudes, welches zwei Flügel hat, nicht so zu placiren, um es entre cour et jardin, mit einer bloßen Grille nach der Straße hin, zu bringen, obgleich der hinlänglichste Platz dazu vorhanden war, und der Anblick des Ganzen dadurch nicht nur imposanter, sondern auch das Haus, vom Straßenlärm entfernt, weit angenehmer zur Bewohnung geworden wäre. Zweitens mißfiel es mir, daß man im Innern, bei sonst reicher Ausschmückung, die leidigen Papiertapeten zur Bekleidung der Wände gewählt hat – eine industrielle Erfindung dieses papiernen Zeitalters, die nur für das Negligée auf dem Lande, oder für Dienerstuben tauglich ist. Drittens endlich bedauerte ich, daß der Garten, welcher Raum genug zu der anmuthigsten Mannichfaltigkeit im Schatten gäbe, dem nichtssagenden, englischen bowlinggreen zu Liebe (auf dem hier überdieß kein Gras wachsen will), mehr einer embellirten, magern Viehweide im Sonnenbrand, als einem Garten ähnlich sieht. Ich würde vor Allem hier so viel Bäume als möglich pflanzen, und im Sommer dafür sorgen, daß sie alle Morgen mit einer Feuerspritze vom Staube rein gewaschen würden, um nicht wie im Pudermantel dazustehen, was leider in jener Jahreszeit allgemein der Fall hier zu Lande ist, und selbst Anfangs October noch so war, als ich herkam, wie ich bereits andern Ortes gemeldet. Eine zweite sehr hübsche Anlage hat Se. kais. H. der Palatin auf einer großen ihm zugehörigen Insel der Donau gemacht. Sie erinnert in ihrer etwas veralteten aber grandiosen Manier lebhaft an die Gärten von Brown, und bietet mehr als einen wahrhaft classischen Effect dar. Zwei Sachen fielen mir als neue und glückliche Gedanken besonders auf: ein dicht bepflanzter, sich nur wenig erhebender und von einer lebendigen Hecke umschlossener Weinberg, mitten in einer weit ausgebreiteten frischen Wiese gelegen, und nur mit einer einzigen schlanken Pappelgruppe auf seinem höchsten Punkte geschmückt, wo zugleich ein Rundell nebst Ruhebänken angebracht ist. Der Gärtner erzählte, die Souveräne zur Zeit des Wiener Congresses hätten hier sitzend, und sich der lieblichen, idyllischen Scene erfreuend, die erste Nachricht von der Landung Napoleons in Frankreich erhalten. Dieß ist nun freilich historisch genommen eine offenbare Fiction, aber als eine der freundlichen Insel so wohl anpassende Tradition gefiel sie mir in diesem Augenblick zu gut, um sie der leidigen Kritik zu unterwerfen. Die andere meinen Beifall hervorrufende Idee besteht in der unmittelbaren Anlehnung und Verbindung des modernen Wohngebäudes mit einer malerischen Ruine, welche durch Tapezirung mit rankenden Gewächsen, Bäumen und Schrubs zweckmäßig und sinnreich behandelt ist, eine poetische Contrastverschmelzung,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 56. Augsburg, 25. Februar 1840, S. 0443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_056_18400225/11>, abgerufen am 18.12.2024.