Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

der Dinge ist es etwas ganz Außerordentliches, daß so viele Tugenden sich noch erhalten können, wozu ganz besonders gerechnet werden muß die Caritas und die Bereitwilligkeit zur Opferung seines Lebens, denn wenn nichts roher ist als der Handwerker, so gibt es auch kaum einen Stand, welcher so viele Beispiele der Großmuth aufzuweisen hätte, im gewaltigen Contraste gegen den habsüchtigen Egoismus der Bauern. Was aber den Stand der Dinge selber anbetrifft, ist so darüber in England, Frankreich und Belgien ein allgemeines Bewußtseyn, aber über welches man einzuschlafen anfängt, wie über etwas stets Gefühltem und Wiederholtem. Aus diesem Bewußtseyn hervor treten die Versuche so vieler Philanthropen, eben so gut wie die abgeschmackten Lucubrationen der Saint-Simonisten und Fourrieristen; sollte durch religiöse Verbindung und Verzweigung der Religion mit der Organisation der Industrie nicht etwas Besseres und Ersprießlicheres bewirkt werden können? Herrenhuter wie Trappisten enthalten dazu die Keime.

Griechenland.

Der königl. Münzgraveur K. Lange hat die glückliche Idee gefaßt, in einer Folge von 12 Medaillen die Wiedergeburt Griechenlands zu verherrlichen. Er hat zur Lösung dieser schönen Aufgabe folgende Regeln sich vorgeschrieben, die für seinen ächten Tact und Sinn Zeugenschaft ablegen. Die Vorderseite jeder Medaille soll einen oder zwei Porträtköpfe enthalten, und zwar in den ersten zehn von solchen Männern, ohne welche Griechenland nicht zur Unabhängigkeit und heutigen Gestaltung gelangt seyn würde, in den zwei letzten aber von dem Könige als bayrischem Prinzen und von JJ. Maj. dem König und Königin. Auf der Rückseite ist jedesmal die That bildlich dargestellt, wodurch, in den ersten zehn, der Mann das Vaterland rettete, und in den beiden letzten das Ereigniß, welches sich gleichfalls auf den Kopf oder die Köpfe der Vorderseite bezieht, die Uebergabe der Krone nämlich und die Heirath. Eine Bibelstelle dient der Rückseite als Umschrift, in den ersten zehn aus dem alten Testamente, in den beiden letzten aus dem neuen. In der Erergue ist Ort, Tag und Jahr der That oder des Ereignisses angegeben. Der sehr vorzügliche Künstler, dessen Ruf schon durch seine Medaille auf Miaulis festgestellt ist, hat die zwölfte Medaille der eben erwähnten Sammlung so eben erscheinen lassen und zwar als die erste, was durch das nahe Interesse des Gegenstandes begreiflich und gerechtfertigt ist. Die Vorderseite zeigt die sehr ähnlichen Porträte der beiden Majestäten, sammt der einfachen Umschrift (im Griechischen) "Otto König und Amalie Königin" - die Rückseite auf sehr sinnige Weise ihre Vermählung. Es sind nämlich die beiden Wappenschilde von Bayern und Oldenburg auf einem Königsmantel, in den die Atheniensische Minerva, wie sie auf den antiken Münzen erscheint, gewoben ist, unter der Königskrone vereinigt. Unten aber ruht der bayrische Löwe. Auch ohne Umschrift würde diese Zusammenstellung sich aussprechen. Die Umschrift sagt: "Und zum Frieden hat uns Gott vereinigt." - In der Exergue "Oldenburg 10 November 1836." Die Weichheit und Kraft der Arbeit verdienen das größte Lob. Mit wahrem Vergnügen sehen wir der nächsten Medaille entgegen, welche die erste der Folge seyn und den Erzbischof v. Patras, Germanos, darstellen wird, der das Kreuz zur Losreißung des Landes als Fahne der Freiheit erhöhte. Die Medaillen werden nur in Erz geschlagen und der Preis ist verhältnißmäßig sehr gering.

Türkei.

Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einige interessante Artikel, die ich hier kurz erwähnen will. So heißt es in einem längern Artikel über die Abschaffung des Iltizam und Mukataa (Verkauf und Verpachtung der Staatsämter): "Aus den Erörterungen, welche gemäß dem Hattischerif veranlaßt wurden, habe sich ergeben, daß der Grund der Unordnung in der Besteurung und des Druckes, der auf den Unterthanen laste, hauptsächlich in dem bisher befolgten System des Verkaufes und der Verpachtung der Aemter liege, wodurch jährlich große, den Staatsbedarf weit übersteigende Summen eingetrieben werden, welcher Ueberschuß aber weder in den Staatsschatz fließe, noch sonst auf irgend eine dem Lande ersprießliche Weise verwendet werde, sondern in den Händen der Amtspächter und Käufer bleibe, und daß dieses Unwesen von Jahr zu Jahr ärger geworden sey. Demzufolge habe Se. Hoh. die Abschaffung des bisherigen Systems genehmigt, und eine Repartition der zur Deckung des Staatsbudgets nothwendigen Steuern mit billiger Rücksichtnahme auf Ergiebigkeit des Bodens, Zustand des Handels und besondere Verhältnisse eines jeden Ortes anbefohlen etc." Ueber Kiamil Pascha's Sendung nach Alexandria heißt es in einem weitern Artikel genannten Blattes: "Daß der Statthalter von Aegypten den großherrlichen Ferman mit der gebührenden Ehrfurcht empfangen und dessen Ueberbringer nach Kairo gesandt habe, wo in Gegenwart sämmtlicher Ulemas, Civil- und Militärobrigkeiten und in Beiseyn der dortigen Consularagenten der Ferman zur lebendigsten Freude der ganzen Bevölkerung öffentlich gelesen worden sey. Zugleich mit Kiamil Pascha seyen Briefe des Statthalters angelangt, worin er melde, daß er den Ferman auch seinem Sohne Ibrahim Pascha habe zukommen lassen, und für dessen Proclamirung Sorge tragen werde." In einem dritten Artikel wird die Ernennung des Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der in Alexandria befindlichen großherrlichen Flotte mit folgender Begleitung gemeldet: "Da durch die vor kurzem in dieser Zeitung angekündigte Uebertragung der Würde eines Kapudan Pascha's die in Alexandria befindliche großherrliche Flotte ohne Aufsicht ist, haben sich Se. Hoh. bewogen gefunden, den Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der Flotte zu ernennen, damit er für die Erhaltung der Schiffe und für die Officiere und Matrosen gehörig sorge, ein Amt, wozu ihn seine Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen besonders befähigen. Um dieß zur Kenntniß aller Officiere und Matrosen zu bringen, wird ihnen der hierauf bezügliche Ferman des Sultans öffentlich vorgelesen werden, zur Vollstreckung welcher Maaßregel der Statthalter von Aegypten von Seite des Großwessiers schriftlich aufgefordert worden ist." - In den Statthalterschaften haben sich folgende wichtige Veränderungen zugetragen: der bekannte ehemalige Minister des Innern, Akif Pascha, ist zum Muschir der Districte Kodscha-Ili, Chodavendkiar, Boli und Wiranschehir ernannt, und das Sandschakat von Tschorum mit Einverleibung des Muschirliks von Siwas dem Esad Pascha verliehen worden. Jussuf Pascha wurde zum Ferik (Divisionsgeneral) und Gouverneur der Districte Itschil und Alania, Ismet Pascha hingegen zum Ferik von Chodavendkiar ernannt. Die Sandschakate von Bosuk und Kaisarieh wurden dem frühern Divisionär von Angora und Kangeri, Osman Pascha, verliehen, und Daud Pascha zum Muschir der Provinzen Angora, Kangeri, Kaiserieh, Bosuk und Kastambol, hingegen der Statthalter von Adrianopel, Nafiz Pascha, zugleich zum Gouverneur von Gallipoli ernannt. Das Sandschakat von Tricala, welches bis jetzt dem Mustapha Pascha anvertraut war, ist dem

der Dinge ist es etwas ganz Außerordentliches, daß so viele Tugenden sich noch erhalten können, wozu ganz besonders gerechnet werden muß die Caritas und die Bereitwilligkeit zur Opferung seines Lebens, denn wenn nichts roher ist als der Handwerker, so gibt es auch kaum einen Stand, welcher so viele Beispiele der Großmuth aufzuweisen hätte, im gewaltigen Contraste gegen den habsüchtigen Egoismus der Bauern. Was aber den Stand der Dinge selber anbetrifft, ist so darüber in England, Frankreich und Belgien ein allgemeines Bewußtseyn, aber über welches man einzuschlafen anfängt, wie über etwas stets Gefühltem und Wiederholtem. Aus diesem Bewußtseyn hervor treten die Versuche so vieler Philanthropen, eben so gut wie die abgeschmackten Lucubrationen der Saint-Simonisten und Fourrieristen; sollte durch religiöse Verbindung und Verzweigung der Religion mit der Organisation der Industrie nicht etwas Besseres und Ersprießlicheres bewirkt werden können? Herrenhuter wie Trappisten enthalten dazu die Keime.

Griechenland.

Der königl. Münzgraveur K. Lange hat die glückliche Idee gefaßt, in einer Folge von 12 Medaillen die Wiedergeburt Griechenlands zu verherrlichen. Er hat zur Lösung dieser schönen Aufgabe folgende Regeln sich vorgeschrieben, die für seinen ächten Tact und Sinn Zeugenschaft ablegen. Die Vorderseite jeder Medaille soll einen oder zwei Porträtköpfe enthalten, und zwar in den ersten zehn von solchen Männern, ohne welche Griechenland nicht zur Unabhängigkeit und heutigen Gestaltung gelangt seyn würde, in den zwei letzten aber von dem Könige als bayrischem Prinzen und von JJ. Maj. dem König und Königin. Auf der Rückseite ist jedesmal die That bildlich dargestellt, wodurch, in den ersten zehn, der Mann das Vaterland rettete, und in den beiden letzten das Ereigniß, welches sich gleichfalls auf den Kopf oder die Köpfe der Vorderseite bezieht, die Uebergabe der Krone nämlich und die Heirath. Eine Bibelstelle dient der Rückseite als Umschrift, in den ersten zehn aus dem alten Testamente, in den beiden letzten aus dem neuen. In der Erergue ist Ort, Tag und Jahr der That oder des Ereignisses angegeben. Der sehr vorzügliche Künstler, dessen Ruf schon durch seine Medaille auf Miaulis festgestellt ist, hat die zwölfte Medaille der eben erwähnten Sammlung so eben erscheinen lassen und zwar als die erste, was durch das nahe Interesse des Gegenstandes begreiflich und gerechtfertigt ist. Die Vorderseite zeigt die sehr ähnlichen Porträte der beiden Majestäten, sammt der einfachen Umschrift (im Griechischen) „Otto König und Amalie Königin“ – die Rückseite auf sehr sinnige Weise ihre Vermählung. Es sind nämlich die beiden Wappenschilde von Bayern und Oldenburg auf einem Königsmantel, in den die Atheniensische Minerva, wie sie auf den antiken Münzen erscheint, gewoben ist, unter der Königskrone vereinigt. Unten aber ruht der bayrische Löwe. Auch ohne Umschrift würde diese Zusammenstellung sich aussprechen. Die Umschrift sagt: „Und zum Frieden hat uns Gott vereinigt.“ – In der Exergue „Oldenburg 10 November 1836.“ Die Weichheit und Kraft der Arbeit verdienen das größte Lob. Mit wahrem Vergnügen sehen wir der nächsten Medaille entgegen, welche die erste der Folge seyn und den Erzbischof v. Patras, Germanos, darstellen wird, der das Kreuz zur Losreißung des Landes als Fahne der Freiheit erhöhte. Die Medaillen werden nur in Erz geschlagen und der Preis ist verhältnißmäßig sehr gering.

Türkei.

Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einige interessante Artikel, die ich hier kurz erwähnen will. So heißt es in einem längern Artikel über die Abschaffung des Iltizam und Mukataa (Verkauf und Verpachtung der Staatsämter): „Aus den Erörterungen, welche gemäß dem Hattischerif veranlaßt wurden, habe sich ergeben, daß der Grund der Unordnung in der Besteurung und des Druckes, der auf den Unterthanen laste, hauptsächlich in dem bisher befolgten System des Verkaufes und der Verpachtung der Aemter liege, wodurch jährlich große, den Staatsbedarf weit übersteigende Summen eingetrieben werden, welcher Ueberschuß aber weder in den Staatsschatz fließe, noch sonst auf irgend eine dem Lande ersprießliche Weise verwendet werde, sondern in den Händen der Amtspächter und Käufer bleibe, und daß dieses Unwesen von Jahr zu Jahr ärger geworden sey. Demzufolge habe Se. Hoh. die Abschaffung des bisherigen Systems genehmigt, und eine Repartition der zur Deckung des Staatsbudgets nothwendigen Steuern mit billiger Rücksichtnahme auf Ergiebigkeit des Bodens, Zustand des Handels und besondere Verhältnisse eines jeden Ortes anbefohlen etc.“ Ueber Kiamil Pascha's Sendung nach Alexandria heißt es in einem weitern Artikel genannten Blattes: „Daß der Statthalter von Aegypten den großherrlichen Ferman mit der gebührenden Ehrfurcht empfangen und dessen Ueberbringer nach Kairo gesandt habe, wo in Gegenwart sämmtlicher Ulemas, Civil- und Militärobrigkeiten und in Beiseyn der dortigen Consularagenten der Ferman zur lebendigsten Freude der ganzen Bevölkerung öffentlich gelesen worden sey. Zugleich mit Kiamil Pascha seyen Briefe des Statthalters angelangt, worin er melde, daß er den Ferman auch seinem Sohne Ibrahim Pascha habe zukommen lassen, und für dessen Proclamirung Sorge tragen werde.“ In einem dritten Artikel wird die Ernennung des Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der in Alexandria befindlichen großherrlichen Flotte mit folgender Begleitung gemeldet: „Da durch die vor kurzem in dieser Zeitung angekündigte Uebertragung der Würde eines Kapudan Pascha's die in Alexandria befindliche großherrliche Flotte ohne Aufsicht ist, haben sich Se. Hoh. bewogen gefunden, den Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der Flotte zu ernennen, damit er für die Erhaltung der Schiffe und für die Officiere und Matrosen gehörig sorge, ein Amt, wozu ihn seine Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen besonders befähigen. Um dieß zur Kenntniß aller Officiere und Matrosen zu bringen, wird ihnen der hierauf bezügliche Ferman des Sultans öffentlich vorgelesen werden, zur Vollstreckung welcher Maaßregel der Statthalter von Aegypten von Seite des Großwessiers schriftlich aufgefordert worden ist.“ – In den Statthalterschaften haben sich folgende wichtige Veränderungen zugetragen: der bekannte ehemalige Minister des Innern, Akif Pascha, ist zum Muschir der Districte Kodscha-Ili, Chodavendkiar, Boli und Wiranschehir ernannt, und das Sandschakat von Tschorum mit Einverleibung des Muschirliks von Siwas dem Esad Pascha verliehen worden. Jussuf Pascha wurde zum Ferik (Divisionsgeneral) und Gouverneur der Districte Itschil und Alania, Ismet Pascha hingegen zum Ferik von Chodavendkiar ernannt. Die Sandschakate von Bosuk und Kaisarieh wurden dem frühern Divisionär von Angora und Kangeri, Osman Pascha, verliehen, und Daud Pascha zum Muschir der Provinzen Angora, Kangeri, Kaiserieh, Bosuk und Kastambol, hingegen der Statthalter von Adrianopel, Nafiz Pascha, zugleich zum Gouverneur von Gallipoli ernannt. Das Sandschakat von Tricala, welches bis jetzt dem Mustapha Pascha anvertraut war, ist dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div type="jArticle" n="2">
            <p><pb facs="#f0010" n="0394"/>
der Dinge ist es etwas ganz Außerordentliches, daß so viele Tugenden sich noch erhalten können, wozu ganz besonders gerechnet werden muß die Caritas und die Bereitwilligkeit zur Opferung seines Lebens, denn wenn nichts roher ist als der Handwerker, so gibt es auch kaum einen Stand, welcher so viele Beispiele der Großmuth aufzuweisen hätte, im gewaltigen Contraste gegen den habsüchtigen Egoismus der Bauern. Was aber den Stand der Dinge selber anbetrifft, ist so darüber in England, Frankreich und Belgien ein allgemeines Bewußtseyn, aber über welches man einzuschlafen anfängt, wie über etwas stets Gefühltem und Wiederholtem. Aus diesem Bewußtseyn hervor treten die Versuche so vieler Philanthropen, eben so gut wie die abgeschmackten Lucubrationen der Saint-Simonisten und Fourrieristen; sollte durch religiöse Verbindung und Verzweigung der Religion mit der Organisation der Industrie nicht etwas Besseres und Ersprießlicheres bewirkt werden können? Herrenhuter wie Trappisten enthalten dazu die Keime.</p><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> <hi rendition="#b">Griechenland.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle" n="2">
            <byline>
              <docAuthor>
                <gap reason="insignificant"/>
              </docAuthor>
            </byline>
            <dateline><hi rendition="#b">Athen,</hi> 20 Jan.</dateline>
            <p> Der königl. Münzgraveur K. <hi rendition="#g">Lange</hi> hat die glückliche Idee gefaßt, in einer Folge von 12 Medaillen die Wiedergeburt Griechenlands zu verherrlichen. Er hat zur Lösung dieser schönen Aufgabe folgende Regeln sich vorgeschrieben, die für seinen ächten Tact und Sinn Zeugenschaft ablegen. Die Vorderseite jeder Medaille soll einen oder zwei Porträtköpfe enthalten, und zwar in den ersten zehn von solchen Männern, ohne welche Griechenland nicht zur Unabhängigkeit und heutigen Gestaltung gelangt seyn würde, in den zwei letzten aber von dem Könige als bayrischem Prinzen und von JJ. Maj. dem König und Königin. Auf der Rückseite ist jedesmal die That bildlich dargestellt, wodurch, in den ersten zehn, der Mann das Vaterland rettete, und in den beiden letzten das Ereigniß, welches sich gleichfalls auf den Kopf oder die Köpfe der Vorderseite bezieht, die Uebergabe der Krone nämlich und die Heirath. Eine Bibelstelle dient der Rückseite als Umschrift, in den ersten zehn aus dem alten Testamente, in den beiden letzten aus dem neuen. In der Erergue ist Ort, Tag und Jahr der That oder des Ereignisses angegeben. Der sehr vorzügliche Künstler, dessen Ruf schon durch seine Medaille auf Miaulis festgestellt ist, hat die zwölfte Medaille der eben erwähnten Sammlung so eben erscheinen lassen und zwar als die erste, was durch das nahe Interesse des Gegenstandes begreiflich und gerechtfertigt ist. Die Vorderseite zeigt die sehr ähnlichen Porträte der beiden Majestäten, sammt der einfachen Umschrift (im Griechischen) &#x201E;Otto König und Amalie Königin&#x201C; &#x2013; die Rückseite auf sehr sinnige Weise ihre Vermählung. Es sind nämlich die beiden Wappenschilde von Bayern und Oldenburg auf einem Königsmantel, in den die Atheniensische Minerva, wie sie auf den antiken Münzen erscheint, gewoben ist, unter der Königskrone vereinigt. Unten aber ruht der bayrische Löwe. Auch ohne Umschrift würde diese Zusammenstellung sich aussprechen. Die Umschrift sagt: &#x201E;Und zum Frieden hat uns Gott vereinigt.&#x201C; &#x2013; In der Exergue &#x201E;Oldenburg 10 November 1836.&#x201C; Die Weichheit und Kraft der Arbeit verdienen das größte Lob. Mit wahrem Vergnügen sehen wir der nächsten Medaille entgegen, welche die erste der Folge seyn und den Erzbischof v. Patras, Germanos, darstellen wird, der das Kreuz zur Losreißung des Landes als Fahne der Freiheit erhöhte. Die Medaillen werden nur in Erz geschlagen und der Preis ist verhältnißmäßig sehr gering.</p><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle" n="2">
            <byline>
              <docAuthor>
                <gap reason="insignificant"/>
              </docAuthor>
            </byline>
            <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 29 Jan.</dateline>
            <p> Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einige interessante Artikel, die ich hier kurz erwähnen will. So heißt es in einem längern Artikel über die Abschaffung des Iltizam und Mukataa (Verkauf und Verpachtung der Staatsämter): &#x201E;Aus den Erörterungen, welche gemäß dem Hattischerif veranlaßt wurden, habe sich ergeben, daß der Grund der Unordnung in der Besteurung und des Druckes, der auf den Unterthanen laste, hauptsächlich in dem bisher befolgten System des Verkaufes und der Verpachtung der Aemter liege, wodurch jährlich große, den Staatsbedarf weit übersteigende Summen eingetrieben werden, welcher Ueberschuß aber weder in den Staatsschatz fließe, noch sonst auf irgend eine dem Lande ersprießliche Weise verwendet werde, sondern in den Händen der Amtspächter und Käufer bleibe, und daß dieses Unwesen von Jahr zu Jahr ärger geworden sey. Demzufolge habe Se. Hoh. die Abschaffung des bisherigen Systems genehmigt, und eine Repartition der zur Deckung des Staatsbudgets nothwendigen Steuern mit billiger Rücksichtnahme auf Ergiebigkeit des Bodens, Zustand des Handels und besondere Verhältnisse eines jeden Ortes anbefohlen etc.&#x201C; Ueber Kiamil Pascha's Sendung nach Alexandria heißt es in einem weitern Artikel genannten Blattes: &#x201E;Daß der Statthalter von Aegypten den großherrlichen Ferman mit der gebührenden Ehrfurcht empfangen und dessen Ueberbringer nach Kairo gesandt habe, wo in Gegenwart sämmtlicher Ulemas, Civil- und Militärobrigkeiten und in Beiseyn der dortigen Consularagenten der Ferman zur lebendigsten Freude der ganzen Bevölkerung öffentlich gelesen worden sey. Zugleich mit Kiamil Pascha seyen Briefe des Statthalters angelangt, worin er melde, daß er den Ferman auch seinem Sohne Ibrahim Pascha habe zukommen lassen, und für dessen Proclamirung Sorge tragen werde.&#x201C; In einem dritten Artikel wird die Ernennung des Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der in Alexandria befindlichen großherrlichen Flotte mit folgender Begleitung gemeldet: &#x201E;Da durch die vor kurzem in dieser Zeitung angekündigte Uebertragung der Würde eines Kapudan Pascha's die in Alexandria befindliche großherrliche Flotte ohne Aufsicht ist, haben sich Se. Hoh. bewogen gefunden, den Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der Flotte zu ernennen, damit er für die Erhaltung der Schiffe und für die Officiere und Matrosen gehörig sorge, ein Amt, wozu ihn seine Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen besonders befähigen. Um dieß zur Kenntniß aller Officiere und Matrosen zu bringen, wird ihnen der hierauf bezügliche Ferman des Sultans öffentlich vorgelesen werden, zur Vollstreckung welcher Maaßregel der Statthalter von Aegypten von Seite des Großwessiers schriftlich aufgefordert worden ist.&#x201C; &#x2013; In den Statthalterschaften haben sich folgende wichtige Veränderungen zugetragen: der bekannte ehemalige Minister des Innern, Akif Pascha, ist zum Muschir der Districte Kodscha-Ili, Chodavendkiar, Boli und Wiranschehir ernannt, und das Sandschakat von Tschorum mit Einverleibung des Muschirliks von Siwas dem Esad Pascha verliehen worden. Jussuf Pascha wurde zum Ferik (Divisionsgeneral) und Gouverneur der Districte Itschil und Alania, Ismet Pascha hingegen zum Ferik von Chodavendkiar ernannt. Die Sandschakate von Bosuk und Kaisarieh wurden dem frühern Divisionär von Angora und Kangeri, Osman Pascha, verliehen, und Daud Pascha zum Muschir der Provinzen Angora, Kangeri, Kaiserieh, Bosuk und Kastambol, hingegen der Statthalter von Adrianopel, Nafiz Pascha, zugleich zum Gouverneur von Gallipoli ernannt. Das Sandschakat von Tricala, welches bis jetzt dem Mustapha Pascha anvertraut war, ist dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0394/0010] der Dinge ist es etwas ganz Außerordentliches, daß so viele Tugenden sich noch erhalten können, wozu ganz besonders gerechnet werden muß die Caritas und die Bereitwilligkeit zur Opferung seines Lebens, denn wenn nichts roher ist als der Handwerker, so gibt es auch kaum einen Stand, welcher so viele Beispiele der Großmuth aufzuweisen hätte, im gewaltigen Contraste gegen den habsüchtigen Egoismus der Bauern. Was aber den Stand der Dinge selber anbetrifft, ist so darüber in England, Frankreich und Belgien ein allgemeines Bewußtseyn, aber über welches man einzuschlafen anfängt, wie über etwas stets Gefühltem und Wiederholtem. Aus diesem Bewußtseyn hervor treten die Versuche so vieler Philanthropen, eben so gut wie die abgeschmackten Lucubrationen der Saint-Simonisten und Fourrieristen; sollte durch religiöse Verbindung und Verzweigung der Religion mit der Organisation der Industrie nicht etwas Besseres und Ersprießlicheres bewirkt werden können? Herrenhuter wie Trappisten enthalten dazu die Keime. Griechenland. _ Athen, 20 Jan. Der königl. Münzgraveur K. Lange hat die glückliche Idee gefaßt, in einer Folge von 12 Medaillen die Wiedergeburt Griechenlands zu verherrlichen. Er hat zur Lösung dieser schönen Aufgabe folgende Regeln sich vorgeschrieben, die für seinen ächten Tact und Sinn Zeugenschaft ablegen. Die Vorderseite jeder Medaille soll einen oder zwei Porträtköpfe enthalten, und zwar in den ersten zehn von solchen Männern, ohne welche Griechenland nicht zur Unabhängigkeit und heutigen Gestaltung gelangt seyn würde, in den zwei letzten aber von dem Könige als bayrischem Prinzen und von JJ. Maj. dem König und Königin. Auf der Rückseite ist jedesmal die That bildlich dargestellt, wodurch, in den ersten zehn, der Mann das Vaterland rettete, und in den beiden letzten das Ereigniß, welches sich gleichfalls auf den Kopf oder die Köpfe der Vorderseite bezieht, die Uebergabe der Krone nämlich und die Heirath. Eine Bibelstelle dient der Rückseite als Umschrift, in den ersten zehn aus dem alten Testamente, in den beiden letzten aus dem neuen. In der Erergue ist Ort, Tag und Jahr der That oder des Ereignisses angegeben. Der sehr vorzügliche Künstler, dessen Ruf schon durch seine Medaille auf Miaulis festgestellt ist, hat die zwölfte Medaille der eben erwähnten Sammlung so eben erscheinen lassen und zwar als die erste, was durch das nahe Interesse des Gegenstandes begreiflich und gerechtfertigt ist. Die Vorderseite zeigt die sehr ähnlichen Porträte der beiden Majestäten, sammt der einfachen Umschrift (im Griechischen) „Otto König und Amalie Königin“ – die Rückseite auf sehr sinnige Weise ihre Vermählung. Es sind nämlich die beiden Wappenschilde von Bayern und Oldenburg auf einem Königsmantel, in den die Atheniensische Minerva, wie sie auf den antiken Münzen erscheint, gewoben ist, unter der Königskrone vereinigt. Unten aber ruht der bayrische Löwe. Auch ohne Umschrift würde diese Zusammenstellung sich aussprechen. Die Umschrift sagt: „Und zum Frieden hat uns Gott vereinigt.“ – In der Exergue „Oldenburg 10 November 1836.“ Die Weichheit und Kraft der Arbeit verdienen das größte Lob. Mit wahrem Vergnügen sehen wir der nächsten Medaille entgegen, welche die erste der Folge seyn und den Erzbischof v. Patras, Germanos, darstellen wird, der das Kreuz zur Losreißung des Landes als Fahne der Freiheit erhöhte. Die Medaillen werden nur in Erz geschlagen und der Preis ist verhältnißmäßig sehr gering. Türkei. _ Konstantinopel, 29 Jan. Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einige interessante Artikel, die ich hier kurz erwähnen will. So heißt es in einem längern Artikel über die Abschaffung des Iltizam und Mukataa (Verkauf und Verpachtung der Staatsämter): „Aus den Erörterungen, welche gemäß dem Hattischerif veranlaßt wurden, habe sich ergeben, daß der Grund der Unordnung in der Besteurung und des Druckes, der auf den Unterthanen laste, hauptsächlich in dem bisher befolgten System des Verkaufes und der Verpachtung der Aemter liege, wodurch jährlich große, den Staatsbedarf weit übersteigende Summen eingetrieben werden, welcher Ueberschuß aber weder in den Staatsschatz fließe, noch sonst auf irgend eine dem Lande ersprießliche Weise verwendet werde, sondern in den Händen der Amtspächter und Käufer bleibe, und daß dieses Unwesen von Jahr zu Jahr ärger geworden sey. Demzufolge habe Se. Hoh. die Abschaffung des bisherigen Systems genehmigt, und eine Repartition der zur Deckung des Staatsbudgets nothwendigen Steuern mit billiger Rücksichtnahme auf Ergiebigkeit des Bodens, Zustand des Handels und besondere Verhältnisse eines jeden Ortes anbefohlen etc.“ Ueber Kiamil Pascha's Sendung nach Alexandria heißt es in einem weitern Artikel genannten Blattes: „Daß der Statthalter von Aegypten den großherrlichen Ferman mit der gebührenden Ehrfurcht empfangen und dessen Ueberbringer nach Kairo gesandt habe, wo in Gegenwart sämmtlicher Ulemas, Civil- und Militärobrigkeiten und in Beiseyn der dortigen Consularagenten der Ferman zur lebendigsten Freude der ganzen Bevölkerung öffentlich gelesen worden sey. Zugleich mit Kiamil Pascha seyen Briefe des Statthalters angelangt, worin er melde, daß er den Ferman auch seinem Sohne Ibrahim Pascha habe zukommen lassen, und für dessen Proclamirung Sorge tragen werde.“ In einem dritten Artikel wird die Ernennung des Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der in Alexandria befindlichen großherrlichen Flotte mit folgender Begleitung gemeldet: „Da durch die vor kurzem in dieser Zeitung angekündigte Uebertragung der Würde eines Kapudan Pascha's die in Alexandria befindliche großherrliche Flotte ohne Aufsicht ist, haben sich Se. Hoh. bewogen gefunden, den Ferik Mustafa Pascha zum Kaimakam der Flotte zu ernennen, damit er für die Erhaltung der Schiffe und für die Officiere und Matrosen gehörig sorge, ein Amt, wozu ihn seine Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen besonders befähigen. Um dieß zur Kenntniß aller Officiere und Matrosen zu bringen, wird ihnen der hierauf bezügliche Ferman des Sultans öffentlich vorgelesen werden, zur Vollstreckung welcher Maaßregel der Statthalter von Aegypten von Seite des Großwessiers schriftlich aufgefordert worden ist.“ – In den Statthalterschaften haben sich folgende wichtige Veränderungen zugetragen: der bekannte ehemalige Minister des Innern, Akif Pascha, ist zum Muschir der Districte Kodscha-Ili, Chodavendkiar, Boli und Wiranschehir ernannt, und das Sandschakat von Tschorum mit Einverleibung des Muschirliks von Siwas dem Esad Pascha verliehen worden. Jussuf Pascha wurde zum Ferik (Divisionsgeneral) und Gouverneur der Districte Itschil und Alania, Ismet Pascha hingegen zum Ferik von Chodavendkiar ernannt. Die Sandschakate von Bosuk und Kaisarieh wurden dem frühern Divisionär von Angora und Kangeri, Osman Pascha, verliehen, und Daud Pascha zum Muschir der Provinzen Angora, Kangeri, Kaiserieh, Bosuk und Kastambol, hingegen der Statthalter von Adrianopel, Nafiz Pascha, zugleich zum Gouverneur von Gallipoli ernannt. Das Sandschakat von Tricala, welches bis jetzt dem Mustapha Pascha anvertraut war, ist dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_050_18400219
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_050_18400219/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840, S. 0394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_050_18400219/10>, abgerufen am 20.04.2024.