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Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840.

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ehemaligen Statthalter von Adrianopel, Emin Pascha, verliehen worden. - In dem Reichsconseil, worin die in Folge des Hattischerifs von Gulhane vorzunehmenden administrativen Reformen in Berathung gezogen werden, werden die Sitzungen mit großem Eifer fortgesetzt.

Tscherkessien.

(Correspondenz der Times.) Privatbriefen von der tscherkessischen Küste bis zum 5 October zufolge bestanden die Operationen der Russen damals in der Erbauung zweier Erdforts zu Subesch und Waia, in der (damals noch nicht zu Stande gebrachten) Vollendung eines andern, im Jahr 1838 begonnenen, in der Nähe von Lord Durhams "mit Besatzung versehener Ruine" (garrisoned ruin) Sudschuk Kaleh und in der Gefangennehmung von 37 Eingebornen an der Ostgränze von Schapsuk. Wie es scheint, segelte das Geschwader nach theilweiser Erbauung des Forts Waia mit der Armee nach Anapa ab, wohin sich vermuthlich alle Blokadeschiffe, nachdem sie einen beträchtlichen Theil sämmtlicher Garnisonen der Forts an der Küste aufgenommen, begaben. Jedenfalls hatte man seit einiger Zeit keine Kreuzer gesehen, und die Besatzungen waren so vermindert, daß sich die Tscherkessen wohl zu einem Versuch entschließen dürften, das Fort Scotscha zu stürmen. Während das Geschwader, 25 Segel und zwei Dampfboote stark, auf der Höhe von Waia lag, sah man von den Hügeln herab auf hoher See eine mindestens viermal so starke Flotte nordwärts segeln, die wahrscheinlich von Sudschuk Kaleh Truppen überführte. Die Nachricht, daß England zur Ergreifung feindlicher Maaßregeln zum Schutze Indiens genöthigt worden, hatte die Tscherkessen sehr ermuthigt. Schon vor dieser Nachricht hatte man indessen eine wirksamere Maaßregel zur Kräftigung des Widerstandsgeistes ergriffen: die Einsetzung einer Corporation von 40 Magistraten an jedem der Hauptströme, um die Verbrecher leichter entdecken und wirksamer bestrafen zu können, als es bei der frühern
Methode großer besonderer Congresse möglich war. Erforderlichenfalls würden sich drei dieser Corporationen vereinigen. In den Monaten Junius und Julius versammelte sich der große Congreß, um unter Mitwirkung der leitenden Einwohner jedes Bezirks, die den Uebrigen das vorher in Abschriften den Hauptortschaften zugesandte neue Gesetzbuch erklärten, die Ernennung vorzunehmen. In diesem Gesetzbuch werden die fremden Kaufleute auf gleichen Fuß mit den Einheimischen gestellt. Der Congreß entwickelte große Kraft und Schnelligkeit in seinem Verfahren, setzte die 40 Magistrate ein, und ließ alle Verdächtigen in drei der verdächtigsten Bezirke an der Küste den Nationaleid leisten. Die Russen versuchten der Unternehmung dadurch entgegen zu wirken, daß sie gerade am ersten Tage des Congresses, um so die Verhandlungen zu unterbrechen, eine Unterredung mit den vornehmsten Chefs anordneten, dann Jedem, der zur Vereitelung des Unternehmens beitragen würde, 500 Silberrubel boten, und Jedem 2000 Silberrubel versprachen, der den Kopf Hadschi Barzek Datschumotschu's, eines mächtigen Häuptlings, in einem der russischen Forts einlieferte. Wie es scheint, trug dieses Schreiben das Siegel des Generals Rajewski. An demselben Tage erhielt der Hadschi einen Expressen, der ihn benachrichtigte, daß General Saß der Provinz Abazak wegen Einstellung der Feindseligkeiten günstige Vorschläge gemacht habe, die, wie man fürchtete, das Volk annehmen möchte. Das Anerbieten ward jedoch verworfen, und die Provinz antwortete, die einzige Friedensbedingung sey die Zurückziehung der sämmtlichen russischen Truppen und die Schleifung der Befestigungen von Karatschai bis Anapa, und von Anapa bis Sukkum-Kaleh. Der Hadschi begab sich mit einem Corps der Küstenhäuptlinge und andern nach Abazak, in der Absicht, einen Monat lang zur Unterstützung des Congresses daselbst zu verbleiben. - Aus weitern Nachrichten bis zum 3 November geht hervor, daß das von Waia abgesegelte Geschwader im October zurückkehrte und ein etwa 25,000 Mann starkes Heer ans Land setzte, das vermuthlich ein zweites großes befestigtes Lager anlegen wird, wo dann nothwendig die Bebauung dieses reichen Landes von den Tscherkessen aufgegeben werden und wichtige Verbindungsstraßen abgeschnitten würden. Dieß setzte das Volk in diesem Theile des Landes in Schrecken, und Einige fingen an, die Zweckdienlichkeit des Friedens oder eines Waffenstillstandes in Berathung zu ziehen, worauf ihnen ihre Nachbarn von Schapsuk riethen, aller solcher Gedanken sich zu entschlagen, oder sie würden an ihnen schlimmere Feinde finden als an den Russen. Dieses Benehmen war um so muthiger, als zur Zeit der Invasion von Notwatsch auch Schapsuk von einem beträchtlichen Corps angegriffen war, und Getreide, Futter und einige Dörfer zerstört wurden. Die Nachrichten aus dem Süden lauten für die tscherkessische Sache günstiger, da es scheint, daß eine kleine Abtheilung junger Leute von Suschi das dortige Fort überfiel und es, nachdem sie die Artilleristen und sämmtliche Officiere, bis auf einen, niedergemetzelt und die übrige Besatzung in ihre Casernen verjagt hatten, eine Zeitlang besetzt hielten. Diese That ward von 50 oder 60 Mann ausgeführt, indem sie die Erdmauern nächst dem Meer ohne Leitern erstiegen. Sie stießen auf so geringen Widerstand, daß nur fünf getödtet oder verwundet wurden. Indeß erwies sich das Ereigniß im Ganzen als fruchtlos, da sie, von ihren Freunden ohne Verstärkung gelassen, ihre Eroberung wieder aufgaben. Die Hauptursache des Mißlingens war, daß fünf Mann an den Mündungen der Kanonen, welche den Graben beherrschten, unterließen, die Kanoniere, wenn sie sich zeigen sollten, zu erschießen, und sich den Uebrigen anschlossen, worauf die unbewacht gelassenen Kanoniere mit Kartätschen die von den Tscherkessen angefüllten Graben beschossen und sie in panischen Schrecken setzten: 23 Tscherkessen sollen getödtet worden seyn. Dieses Unternehmen, das, wäre es gelungen, wichtige Resultate hätte herbeiführen können, hat auf Seite des Feindes, um die Forts vor ähnlichen Angriffen zu sichern, große Wachsamkeit veranlaßt. Indessen wurden die Tscherkessen nicht eingeschüchtert, und bei Abgang dieser Briefe erwartete man einen zweiten Angriff dieser Art. Dieß sind die Hauptthatsachen der letzten Briefe aus Tscherkessien; sie können als authentisch gelten. Sie sind auch beinahe ganz neu. Das alte Datum rührt von den Anstrengungen der Russen zur Verhinderung aller Communication mit diesem Lande her.

Ostindien.

Opium. Das neue Steuersystem der nordwestlichen Provinzen.

Das Laden von Opium geht trotz der chinesischen Streitigkeiten fort; ein Theil ist für die Molukken und Borneo bestimmt, wo der niedrige Preis ihm einen größern Absatz als bisher verschafft; ein Theil wird nach Manilla geschickt, wo das große Depot zum Schmuggeln an der chinesischen Küste errichtet wird, und ein Theil geht nach England, wo die Opiumconsumtion unter den Fabrikarbeitern schon seit einer Reihe von Jahren sehr zunimmt, wo aber bisher kein oder wenig indisches Opium verbraucht wurde, weil es theurer war als das türkische. Aber der große Fall des Preises wird es jetzt in Menge auf den englischen Markt bringen, und kann furchtbare Folgen für die ärmeren Classen in England haben, welche den Geschmack daran längst gelernt haben, und nur

ehemaligen Statthalter von Adrianopel, Emin Pascha, verliehen worden. – In dem Reichsconseil, worin die in Folge des Hattischerifs von Gulhane vorzunehmenden administrativen Reformen in Berathung gezogen werden, werden die Sitzungen mit großem Eifer fortgesetzt.

Tscherkessien.

(Correspondenz der Times.) Privatbriefen von der tscherkessischen Küste bis zum 5 October zufolge bestanden die Operationen der Russen damals in der Erbauung zweier Erdforts zu Subesch und Waia, in der (damals noch nicht zu Stande gebrachten) Vollendung eines andern, im Jahr 1838 begonnenen, in der Nähe von Lord Durhams „mit Besatzung versehener Ruine“ (garrisoned ruin) Sudschuk Kaleh und in der Gefangennehmung von 37 Eingebornen an der Ostgränze von Schapsuk. Wie es scheint, segelte das Geschwader nach theilweiser Erbauung des Forts Waia mit der Armee nach Anapa ab, wohin sich vermuthlich alle Blokadeschiffe, nachdem sie einen beträchtlichen Theil sämmtlicher Garnisonen der Forts an der Küste aufgenommen, begaben. Jedenfalls hatte man seit einiger Zeit keine Kreuzer gesehen, und die Besatzungen waren so vermindert, daß sich die Tscherkessen wohl zu einem Versuch entschließen dürften, das Fort Scotscha zu stürmen. Während das Geschwader, 25 Segel und zwei Dampfboote stark, auf der Höhe von Waia lag, sah man von den Hügeln herab auf hoher See eine mindestens viermal so starke Flotte nordwärts segeln, die wahrscheinlich von Sudschuk Kaleh Truppen überführte. Die Nachricht, daß England zur Ergreifung feindlicher Maaßregeln zum Schutze Indiens genöthigt worden, hatte die Tscherkessen sehr ermuthigt. Schon vor dieser Nachricht hatte man indessen eine wirksamere Maaßregel zur Kräftigung des Widerstandsgeistes ergriffen: die Einsetzung einer Corporation von 40 Magistraten an jedem der Hauptströme, um die Verbrecher leichter entdecken und wirksamer bestrafen zu können, als es bei der frühern
Methode großer besonderer Congresse möglich war. Erforderlichenfalls würden sich drei dieser Corporationen vereinigen. In den Monaten Junius und Julius versammelte sich der große Congreß, um unter Mitwirkung der leitenden Einwohner jedes Bezirks, die den Uebrigen das vorher in Abschriften den Hauptortschaften zugesandte neue Gesetzbuch erklärten, die Ernennung vorzunehmen. In diesem Gesetzbuch werden die fremden Kaufleute auf gleichen Fuß mit den Einheimischen gestellt. Der Congreß entwickelte große Kraft und Schnelligkeit in seinem Verfahren, setzte die 40 Magistrate ein, und ließ alle Verdächtigen in drei der verdächtigsten Bezirke an der Küste den Nationaleid leisten. Die Russen versuchten der Unternehmung dadurch entgegen zu wirken, daß sie gerade am ersten Tage des Congresses, um so die Verhandlungen zu unterbrechen, eine Unterredung mit den vornehmsten Chefs anordneten, dann Jedem, der zur Vereitelung des Unternehmens beitragen würde, 500 Silberrubel boten, und Jedem 2000 Silberrubel versprachen, der den Kopf Hadschi Barzek Datschumotschu's, eines mächtigen Häuptlings, in einem der russischen Forts einlieferte. Wie es scheint, trug dieses Schreiben das Siegel des Generals Rajewski. An demselben Tage erhielt der Hadschi einen Expressen, der ihn benachrichtigte, daß General Saß der Provinz Abazak wegen Einstellung der Feindseligkeiten günstige Vorschläge gemacht habe, die, wie man fürchtete, das Volk annehmen möchte. Das Anerbieten ward jedoch verworfen, und die Provinz antwortete, die einzige Friedensbedingung sey die Zurückziehung der sämmtlichen russischen Truppen und die Schleifung der Befestigungen von Karatschai bis Anapa, und von Anapa bis Sukkum-Kaleh. Der Hadschi begab sich mit einem Corps der Küstenhäuptlinge und andern nach Abazak, in der Absicht, einen Monat lang zur Unterstützung des Congresses daselbst zu verbleiben. – Aus weitern Nachrichten bis zum 3 November geht hervor, daß das von Waia abgesegelte Geschwader im October zurückkehrte und ein etwa 25,000 Mann starkes Heer ans Land setzte, das vermuthlich ein zweites großes befestigtes Lager anlegen wird, wo dann nothwendig die Bebauung dieses reichen Landes von den Tscherkessen aufgegeben werden und wichtige Verbindungsstraßen abgeschnitten würden. Dieß setzte das Volk in diesem Theile des Landes in Schrecken, und Einige fingen an, die Zweckdienlichkeit des Friedens oder eines Waffenstillstandes in Berathung zu ziehen, worauf ihnen ihre Nachbarn von Schapsuk riethen, aller solcher Gedanken sich zu entschlagen, oder sie würden an ihnen schlimmere Feinde finden als an den Russen. Dieses Benehmen war um so muthiger, als zur Zeit der Invasion von Notwatsch auch Schapsuk von einem beträchtlichen Corps angegriffen war, und Getreide, Futter und einige Dörfer zerstört wurden. Die Nachrichten aus dem Süden lauten für die tscherkessische Sache günstiger, da es scheint, daß eine kleine Abtheilung junger Leute von Suschi das dortige Fort überfiel und es, nachdem sie die Artilleristen und sämmtliche Officiere, bis auf einen, niedergemetzelt und die übrige Besatzung in ihre Casernen verjagt hatten, eine Zeitlang besetzt hielten. Diese That ward von 50 oder 60 Mann ausgeführt, indem sie die Erdmauern nächst dem Meer ohne Leitern erstiegen. Sie stießen auf so geringen Widerstand, daß nur fünf getödtet oder verwundet wurden. Indeß erwies sich das Ereigniß im Ganzen als fruchtlos, da sie, von ihren Freunden ohne Verstärkung gelassen, ihre Eroberung wieder aufgaben. Die Hauptursache des Mißlingens war, daß fünf Mann an den Mündungen der Kanonen, welche den Graben beherrschten, unterließen, die Kanoniere, wenn sie sich zeigen sollten, zu erschießen, und sich den Uebrigen anschlossen, worauf die unbewacht gelassenen Kanoniere mit Kartätschen die von den Tscherkessen angefüllten Graben beschossen und sie in panischen Schrecken setzten: 23 Tscherkessen sollen getödtet worden seyn. Dieses Unternehmen, das, wäre es gelungen, wichtige Resultate hätte herbeiführen können, hat auf Seite des Feindes, um die Forts vor ähnlichen Angriffen zu sichern, große Wachsamkeit veranlaßt. Indessen wurden die Tscherkessen nicht eingeschüchtert, und bei Abgang dieser Briefe erwartete man einen zweiten Angriff dieser Art. Dieß sind die Hauptthatsachen der letzten Briefe aus Tscherkessien; sie können als authentisch gelten. Sie sind auch beinahe ganz neu. Das alte Datum rührt von den Anstrengungen der Russen zur Verhinderung aller Communication mit diesem Lande her.

Ostindien.

Opium. Das neue Steuersystem der nordwestlichen Provinzen.

Das Laden von Opium geht trotz der chinesischen Streitigkeiten fort; ein Theil ist für die Molukken und Borneo bestimmt, wo der niedrige Preis ihm einen größern Absatz als bisher verschafft; ein Theil wird nach Manilla geschickt, wo das große Depot zum Schmuggeln an der chinesischen Küste errichtet wird, und ein Theil geht nach England, wo die Opiumconsumtion unter den Fabrikarbeitern schon seit einer Reihe von Jahren sehr zunimmt, wo aber bisher kein oder wenig indisches Opium verbraucht wurde, weil es theurer war als das türkische. Aber der große Fall des Preises wird es jetzt in Menge auf den englischen Markt bringen, und kann furchtbare Folgen für die ärmeren Classen in England haben, welche den Geschmack daran längst gelernt haben, und nur

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Methode großer besonderer Congresse möglich war. Erforderlichenfalls würden sich drei dieser Corporationen vereinigen. In den Monaten Junius und Julius versammelte sich der große Congreß, um unter Mitwirkung der leitenden Einwohner jedes Bezirks, die den Uebrigen das vorher in Abschriften den Hauptortschaften zugesandte neue Gesetzbuch erklärten, die Ernennung vorzunehmen. In diesem Gesetzbuch werden die fremden Kaufleute auf gleichen Fuß mit den Einheimischen gestellt. Der Congreß entwickelte große Kraft und Schnelligkeit in seinem Verfahren, setzte die 40 Magistrate ein, und ließ alle Verdächtigen in drei der verdächtigsten Bezirke an der Küste den Nationaleid leisten. Die Russen versuchten der Unternehmung dadurch entgegen zu wirken, daß sie gerade am ersten Tage des Congresses, um so die Verhandlungen zu unterbrechen, eine Unterredung mit den vornehmsten Chefs anordneten, dann Jedem, der zur Vereitelung des Unternehmens beitragen würde, 500 Silberrubel boten, und Jedem 2000 Silberrubel versprachen, der den Kopf Hadschi Barzek Datschumotschu's, eines mächtigen Häuptlings, in einem der russischen Forts einlieferte. Wie es scheint, trug dieses Schreiben das Siegel des Generals Rajewski. An demselben Tage erhielt der Hadschi einen Expressen, der ihn benachrichtigte, daß General Saß der Provinz Abazak wegen Einstellung der Feindseligkeiten günstige Vorschläge gemacht habe, die, wie man fürchtete, das Volk annehmen möchte. Das Anerbieten ward jedoch verworfen, und die Provinz antwortete, die einzige Friedensbedingung sey die Zurückziehung der sämmtlichen russischen Truppen und die Schleifung der Befestigungen von Karatschai bis Anapa, und von Anapa bis Sukkum-Kaleh. Der Hadschi begab sich mit einem Corps der Küstenhäuptlinge und andern nach Abazak, in der Absicht, einen Monat lang zur Unterstützung des Congresses daselbst zu verbleiben. &#x2013; Aus weitern Nachrichten bis zum 3 November geht hervor, daß das von Waia abgesegelte Geschwader im October zurückkehrte und ein etwa 25,000 Mann starkes Heer ans Land setzte, das vermuthlich ein zweites großes befestigtes Lager anlegen wird, wo dann nothwendig die Bebauung dieses reichen Landes von den Tscherkessen aufgegeben werden und wichtige Verbindungsstraßen abgeschnitten würden. Dieß setzte das Volk in diesem Theile des Landes in Schrecken, und Einige fingen an, die Zweckdienlichkeit des Friedens oder eines Waffenstillstandes in Berathung zu ziehen, worauf ihnen ihre Nachbarn von Schapsuk riethen, aller solcher Gedanken sich zu entschlagen, oder sie würden an ihnen schlimmere Feinde finden als an den Russen. Dieses Benehmen war um so muthiger, als zur Zeit der Invasion von Notwatsch auch Schapsuk von einem beträchtlichen Corps angegriffen war, und Getreide, Futter und einige Dörfer zerstört wurden. Die Nachrichten aus dem Süden lauten für die tscherkessische Sache günstiger, da es scheint, daß eine kleine Abtheilung junger Leute von Suschi das dortige Fort überfiel und es, nachdem sie die Artilleristen und sämmtliche Officiere, bis auf einen, niedergemetzelt und die übrige Besatzung in ihre Casernen verjagt hatten, eine Zeitlang besetzt hielten. Diese That ward von 50 oder 60 Mann ausgeführt, indem sie die Erdmauern nächst dem Meer ohne Leitern erstiegen. Sie stießen auf so geringen Widerstand, daß nur fünf getödtet oder verwundet wurden. Indeß erwies sich das Ereigniß im Ganzen als fruchtlos, da sie, von ihren Freunden ohne Verstärkung gelassen, ihre Eroberung wieder aufgaben. Die Hauptursache des Mißlingens war, daß fünf Mann an den Mündungen der Kanonen, welche den Graben beherrschten, unterließen, die Kanoniere, wenn sie sich zeigen sollten, zu erschießen, und sich den Uebrigen anschlossen, worauf die unbewacht gelassenen Kanoniere mit Kartätschen die von den Tscherkessen angefüllten Graben beschossen und sie in panischen Schrecken setzten: 23 Tscherkessen sollen getödtet worden seyn. Dieses Unternehmen, das, wäre es gelungen, wichtige Resultate hätte herbeiführen können, hat auf Seite des Feindes, um die Forts vor ähnlichen Angriffen zu sichern, große Wachsamkeit veranlaßt. Indessen wurden die Tscherkessen nicht eingeschüchtert, und bei Abgang dieser Briefe erwartete man einen zweiten Angriff dieser Art. Dieß sind die Hauptthatsachen der letzten Briefe aus Tscherkessien; sie können als authentisch gelten. Sie sind auch beinahe ganz neu. Das alte Datum rührt von den Anstrengungen der Russen zur Verhinderung aller Communication mit diesem Lande her.</p><lb/>
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[0395/0011] ehemaligen Statthalter von Adrianopel, Emin Pascha, verliehen worden. – In dem Reichsconseil, worin die in Folge des Hattischerifs von Gulhane vorzunehmenden administrativen Reformen in Berathung gezogen werden, werden die Sitzungen mit großem Eifer fortgesetzt. Tscherkessien. (Correspondenz der Times.) Privatbriefen von der tscherkessischen Küste bis zum 5 October zufolge bestanden die Operationen der Russen damals in der Erbauung zweier Erdforts zu Subesch und Waia, in der (damals noch nicht zu Stande gebrachten) Vollendung eines andern, im Jahr 1838 begonnenen, in der Nähe von Lord Durhams „mit Besatzung versehener Ruine“ (garrisoned ruin) Sudschuk Kaleh und in der Gefangennehmung von 37 Eingebornen an der Ostgränze von Schapsuk. Wie es scheint, segelte das Geschwader nach theilweiser Erbauung des Forts Waia mit der Armee nach Anapa ab, wohin sich vermuthlich alle Blokadeschiffe, nachdem sie einen beträchtlichen Theil sämmtlicher Garnisonen der Forts an der Küste aufgenommen, begaben. Jedenfalls hatte man seit einiger Zeit keine Kreuzer gesehen, und die Besatzungen waren so vermindert, daß sich die Tscherkessen wohl zu einem Versuch entschließen dürften, das Fort Scotscha zu stürmen. Während das Geschwader, 25 Segel und zwei Dampfboote stark, auf der Höhe von Waia lag, sah man von den Hügeln herab auf hoher See eine mindestens viermal so starke Flotte nordwärts segeln, die wahrscheinlich von Sudschuk Kaleh Truppen überführte. Die Nachricht, daß England zur Ergreifung feindlicher Maaßregeln zum Schutze Indiens genöthigt worden, hatte die Tscherkessen sehr ermuthigt. Schon vor dieser Nachricht hatte man indessen eine wirksamere Maaßregel zur Kräftigung des Widerstandsgeistes ergriffen: die Einsetzung einer Corporation von 40 Magistraten an jedem der Hauptströme, um die Verbrecher leichter entdecken und wirksamer bestrafen zu können, als es bei der frühern Methode großer besonderer Congresse möglich war. Erforderlichenfalls würden sich drei dieser Corporationen vereinigen. In den Monaten Junius und Julius versammelte sich der große Congreß, um unter Mitwirkung der leitenden Einwohner jedes Bezirks, die den Uebrigen das vorher in Abschriften den Hauptortschaften zugesandte neue Gesetzbuch erklärten, die Ernennung vorzunehmen. In diesem Gesetzbuch werden die fremden Kaufleute auf gleichen Fuß mit den Einheimischen gestellt. Der Congreß entwickelte große Kraft und Schnelligkeit in seinem Verfahren, setzte die 40 Magistrate ein, und ließ alle Verdächtigen in drei der verdächtigsten Bezirke an der Küste den Nationaleid leisten. Die Russen versuchten der Unternehmung dadurch entgegen zu wirken, daß sie gerade am ersten Tage des Congresses, um so die Verhandlungen zu unterbrechen, eine Unterredung mit den vornehmsten Chefs anordneten, dann Jedem, der zur Vereitelung des Unternehmens beitragen würde, 500 Silberrubel boten, und Jedem 2000 Silberrubel versprachen, der den Kopf Hadschi Barzek Datschumotschu's, eines mächtigen Häuptlings, in einem der russischen Forts einlieferte. Wie es scheint, trug dieses Schreiben das Siegel des Generals Rajewski. An demselben Tage erhielt der Hadschi einen Expressen, der ihn benachrichtigte, daß General Saß der Provinz Abazak wegen Einstellung der Feindseligkeiten günstige Vorschläge gemacht habe, die, wie man fürchtete, das Volk annehmen möchte. Das Anerbieten ward jedoch verworfen, und die Provinz antwortete, die einzige Friedensbedingung sey die Zurückziehung der sämmtlichen russischen Truppen und die Schleifung der Befestigungen von Karatschai bis Anapa, und von Anapa bis Sukkum-Kaleh. Der Hadschi begab sich mit einem Corps der Küstenhäuptlinge und andern nach Abazak, in der Absicht, einen Monat lang zur Unterstützung des Congresses daselbst zu verbleiben. – Aus weitern Nachrichten bis zum 3 November geht hervor, daß das von Waia abgesegelte Geschwader im October zurückkehrte und ein etwa 25,000 Mann starkes Heer ans Land setzte, das vermuthlich ein zweites großes befestigtes Lager anlegen wird, wo dann nothwendig die Bebauung dieses reichen Landes von den Tscherkessen aufgegeben werden und wichtige Verbindungsstraßen abgeschnitten würden. Dieß setzte das Volk in diesem Theile des Landes in Schrecken, und Einige fingen an, die Zweckdienlichkeit des Friedens oder eines Waffenstillstandes in Berathung zu ziehen, worauf ihnen ihre Nachbarn von Schapsuk riethen, aller solcher Gedanken sich zu entschlagen, oder sie würden an ihnen schlimmere Feinde finden als an den Russen. Dieses Benehmen war um so muthiger, als zur Zeit der Invasion von Notwatsch auch Schapsuk von einem beträchtlichen Corps angegriffen war, und Getreide, Futter und einige Dörfer zerstört wurden. Die Nachrichten aus dem Süden lauten für die tscherkessische Sache günstiger, da es scheint, daß eine kleine Abtheilung junger Leute von Suschi das dortige Fort überfiel und es, nachdem sie die Artilleristen und sämmtliche Officiere, bis auf einen, niedergemetzelt und die übrige Besatzung in ihre Casernen verjagt hatten, eine Zeitlang besetzt hielten. Diese That ward von 50 oder 60 Mann ausgeführt, indem sie die Erdmauern nächst dem Meer ohne Leitern erstiegen. Sie stießen auf so geringen Widerstand, daß nur fünf getödtet oder verwundet wurden. Indeß erwies sich das Ereigniß im Ganzen als fruchtlos, da sie, von ihren Freunden ohne Verstärkung gelassen, ihre Eroberung wieder aufgaben. Die Hauptursache des Mißlingens war, daß fünf Mann an den Mündungen der Kanonen, welche den Graben beherrschten, unterließen, die Kanoniere, wenn sie sich zeigen sollten, zu erschießen, und sich den Uebrigen anschlossen, worauf die unbewacht gelassenen Kanoniere mit Kartätschen die von den Tscherkessen angefüllten Graben beschossen und sie in panischen Schrecken setzten: 23 Tscherkessen sollen getödtet worden seyn. Dieses Unternehmen, das, wäre es gelungen, wichtige Resultate hätte herbeiführen können, hat auf Seite des Feindes, um die Forts vor ähnlichen Angriffen zu sichern, große Wachsamkeit veranlaßt. Indessen wurden die Tscherkessen nicht eingeschüchtert, und bei Abgang dieser Briefe erwartete man einen zweiten Angriff dieser Art. Dieß sind die Hauptthatsachen der letzten Briefe aus Tscherkessien; sie können als authentisch gelten. Sie sind auch beinahe ganz neu. Das alte Datum rührt von den Anstrengungen der Russen zur Verhinderung aller Communication mit diesem Lande her. Ostindien. Opium. Das neue Steuersystem der nordwestlichen Provinzen. _ Calcutta, 13 Nov. Das Laden von Opium geht trotz der chinesischen Streitigkeiten fort; ein Theil ist für die Molukken und Borneo bestimmt, wo der niedrige Preis ihm einen größern Absatz als bisher verschafft; ein Theil wird nach Manilla geschickt, wo das große Depot zum Schmuggeln an der chinesischen Küste errichtet wird, und ein Theil geht nach England, wo die Opiumconsumtion unter den Fabrikarbeitern schon seit einer Reihe von Jahren sehr zunimmt, wo aber bisher kein oder wenig indisches Opium verbraucht wurde, weil es theurer war als das türkische. Aber der große Fall des Preises wird es jetzt in Menge auf den englischen Markt bringen, und kann furchtbare Folgen für die ärmeren Classen in England haben, welche den Geschmack daran längst gelernt haben, und nur

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840, S. 0395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_050_18400219/11>, abgerufen am 24.11.2024.