Allgemeine Zeitung. Nr. 45. Augsburg, 14. Februar 1840.und ihres Benehmens, durch Durst nach wissenschaftlicher Bildung auszeichnet. Ein Ziel, nach dem schon Rußlands großer Reformator, Czar Peter der Erste, später Katharina II und Alexander der Erste strebten, erreichte Nikolaus durch Einführung eines Reichs-Gesetzbuches, das mit dem Beginn des Jahres 1834 im ganzen Reiche ausübende Kraft erlangte, in fortgesetzten Supplementbänden eine immer größere Vervollständigung erhält, und ein unsterbliches Denkmal der fürsorgenden Liebe dieses Monarchen für seine Unterthanen bleiben wird, deren Justizverfassung vor seinem Regierungsantritt noch auf sehr schwankenden und mangelhaften Principien beruhte. Gleiche Fortschritte mit der wissenschaftlichen Ausbildung machten während dieses Zeitabschnitts die schönen Künste, die verschiedenen Zweige der Industrie; letztere versprechen eine noch größere Entfaltung für die nächste Zukunft. Die alte Czarenstadt Moskau hat sich in neuerer Zeit ganz zur Fabrikstadt umgewandelt, mit ihren Erzeugnissen versieht sie jetzt einen großen Theil Rußlands. Unser Petersburg erkennen die nicht wieder, die zehn Jahre lang von ihm entfernt waren. Jährlich erhält es eine Menge neuer Gebäude, wüste Plätze werden ausgefüllt und überbaut, verödete Bezirke durch Anbau neu belebt. Das kaiserliche Winterpalais, gleich einem Phönix aus der Asche erstanden, prangt jetzt in seinem imposanten Neubau schöner denn das ältere; die Isaacs-Kathedrale, im nächsten Jahre zur Vollendung gebracht, wird sich der St. Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London kühn zur Seite stellen können; ihr gegenüber erhebt sich jetzt ein neuer prachtvoller Bau, ein Palast für den Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg, der vollendet diesen Stadttheil zu einem der schönsten und belebtesten der Residenz umwandeln wird. In allen Städten Rußlands, in allen Festungen, in allen Seehäfen, auf allen Strömen und Canälen werden Bauten und neue Anlagen ausgeführt, welche Vermehrung des Volkswohlstandes, Vervielfältigung der Volksindustrie zum Zweck haben. Die Zarsko-Selo'sche Eisenbahn, die erste Probebahn in Rußland, erfreut sich eines Erfolgs, der alle frühern Erwartungen übertrifft. Sie ist uns Bürge, daß Moskau, der Centralpunkt des Reichs, einst auf diesem Wege der Verbindungspunkt zwischen zwei die Extremitäten des Reichs einschließenden Meeren, dem baltischen und schwarzen, werden wird. Wie sehr haben nicht Rußlands Gränzen in diesem mehrbewegten Zeitraum sich erweitert! Sie dehnen sich *)*) jetzt von Tornea, im äußersten Norden Lapplands bis zu den Donaumündungen, vom Fuße der Karpathen bis zum Ararat und zur Ostküste des schwarzen Meers, an welche sich das stolze Kaukasusgebirge anlehnt, aus. In diesen Punkten sind jetzt Rußlands natürliche Gränzen gezeichnet, unantastbar von außen, ihm einen festen Schutz gegen Angriffe sichernd. - In Kronstadt überwintern jetzt 33 Schiffe, unter welchen allein 13 englische sind. Während des letztvergangenen Jahrs zählte man 2538 hier angekommene, 1498 abgegangene Passagiere. Die Zahl der mit den Dampfschiffen angekommenen betrug 1803, der mit ihnen abgegangenen 1498. Die meisten dieser Passagiere waren Deutsche, Engländer und Franzosen. - Noch in keinem Winter nahm man in hiesiger Residenz so viele öffentliche Vorlesungen über Sprachen und Wissenschaften wahr, als im gegenwärtigen. Man zählt jetzt acht solcher eröffneten Curse. Alle haben eine mehr oder minder größere Zuhörerzahl, und sind ein sprechender Beweis, wie sehr der Drang nach wissenschaftlicher Aufklärung im Publicum zunimmt. Die Akademiker Ostrogradsky, Hesse, Fritsche und Brosse lesen über höhere Mathematik, Chemie und grusinische Litteratur, Professor Butirsky über Staatswirthschaftslehre, Professor Ozeres vom Pariser Institut über den menschlichen Bildungsproß und Entbindungskunst. Oesterreich. Wien, 11 Febr. Hr. Del Hostes, früher in österreichischen und brittischen, gegenwärtig in brasilischen Diensten, befindet sich hier mit der Mission, Sr. Maj. dem Kaiser als Oheim der Prinzessin Januaria die projectirte Vermählung der letztern im Namen der brasilischen Regierung anzuzeigen. - Die zwei Stellen, die der verewigte Graf Clam-Martinitz als Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers und als Sectionschef im Staatsrath bekleidete, sollen nicht, wie es früher hieß, getrennt werden, sondern beide vereint bleiben. Man bezeichnet den bisherigen k. k. Botschafter am russischen Hoflager, Grafen v. Ficquelmont, als wahrscheinlichen Nachfolger des Grafen Clam. Griechenland. Athen, 19 Jan. Bereits am Abend vor der Entlassung des Hrn. Glarakis, die erst am 30 Dec. a. St. erfolgte, hatte sich eine Anzahl junger Leute (wie man vermuthet größtentheils ehemaliger Schüler des Kairis) den Spaß gemacht, den unbeliebten Minister in effigie zu Grabe zu tragen. Sie hatten zu diesem Ende eine leere Tonne mit brennenden Wachskerzen umsteckt, die sie mit großer Ruhe und Ordnung vor die Thür des Ministers an der Hermesstraße trugen, dort niedersetzten, eine Grabeshymne sangen, und nach dem bei Beerdigungen üblichen letzten Gruße: "Ewig sey dein Gedächtniß, o Georg Glarakis!" ruhig auseinander gingen. Am 31 Dec. übernahm der Staatsrath Theocharis, ein sehr rechtlicher, und keiner einzelnen Partei angehöriger Mann, die beiden Ministerien. Den Morgen des folgenden Tags, des griechischen 1 Jan., der angeblich für die sicilianische Vesper bestimmt gewesen war, begrüßte das Volk schon in früher Stunde mit ungewöhnlichen Demonstrationen der Freude; als aber vollends JJ. MM. um 10 Uhr zum Tedeum in die Irenenkirche fuhren, wurden sie auf dem Wege dahin und vor der Kirche von den dichtgedrängten Massen mit so freudigen und anhaltenden Vivatrufen bewillkommnet, wie sie seit der Rückkehr des Königs von Deutschland wohl nie gehört worden waren, und nach dem Tedeum stimmte die ganze gefüllte Kirche mit ganzem Herzen in diesen Ruf ein, der von den Menschenhaufen draußen verstärkt erwiedert wurde. JJ. MM. waren über diese aufrichtigen Aeußerungen der Anhänglichkeit und Freude sichtlich gerührt. Nach der Kirche war Gratulation und Handkuß im Thronsaal des alten Palais, wo beim Vorfahren der alte Kolokotronis *)*), die Mitglieder der heil. Synode, und einer der fremden Gesandten von einzelnen aus den Volkshaufen mit dem bekannten griechischen Gestus der ausgestreckten fünf Finger und dem Rufe: [fremdsprachliches Material - fehlt]! ("da habt Ihr eure Vierzig," nämlich das als verhängnißvoll angekündigte Jahr 1840 nicht eben schmeichelhaft begrüßt wurden. Der Hofball am selbigen Abend soll zahlreich besucht und sehr animirt gewesen seyn, und hat bis 3 Uhr nach Mitternacht gedauert. - Hr. Glarakis hat seine Ernennung zum Gouverneur von Böotien abgelehnt und wünscht im Privatstande zu bleiben. Er hat ohne Zweifel gute Gründe dazu. - Die Hellas und der Aeon, als die beiden Organe der Partei (wenn gleich letzterer seit einiger Zeit sich gegen Hrn. Glarakis persönlich in Opposition befand) sind bemüht, die Thatsachen, die sie nicht abläugnen können, wenigstens nach Kräften zu verkleinern und als *) Das kolossale Sibirien nicht mit eingerechnet. *) Viele Blätter haben - wie es sich zeigt irrig - Kolokotronis Verhaftung gemeldet.
und ihres Benehmens, durch Durst nach wissenschaftlicher Bildung auszeichnet. Ein Ziel, nach dem schon Rußlands großer Reformator, Czar Peter der Erste, später Katharina II und Alexander der Erste strebten, erreichte Nikolaus durch Einführung eines Reichs-Gesetzbuches, das mit dem Beginn des Jahres 1834 im ganzen Reiche ausübende Kraft erlangte, in fortgesetzten Supplementbänden eine immer größere Vervollständigung erhält, und ein unsterbliches Denkmal der fürsorgenden Liebe dieses Monarchen für seine Unterthanen bleiben wird, deren Justizverfassung vor seinem Regierungsantritt noch auf sehr schwankenden und mangelhaften Principien beruhte. Gleiche Fortschritte mit der wissenschaftlichen Ausbildung machten während dieses Zeitabschnitts die schönen Künste, die verschiedenen Zweige der Industrie; letztere versprechen eine noch größere Entfaltung für die nächste Zukunft. Die alte Czarenstadt Moskau hat sich in neuerer Zeit ganz zur Fabrikstadt umgewandelt, mit ihren Erzeugnissen versieht sie jetzt einen großen Theil Rußlands. Unser Petersburg erkennen die nicht wieder, die zehn Jahre lang von ihm entfernt waren. Jährlich erhält es eine Menge neuer Gebäude, wüste Plätze werden ausgefüllt und überbaut, verödete Bezirke durch Anbau neu belebt. Das kaiserliche Winterpalais, gleich einem Phönix aus der Asche erstanden, prangt jetzt in seinem imposanten Neubau schöner denn das ältere; die Isaacs-Kathedrale, im nächsten Jahre zur Vollendung gebracht, wird sich der St. Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London kühn zur Seite stellen können; ihr gegenüber erhebt sich jetzt ein neuer prachtvoller Bau, ein Palast für den Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg, der vollendet diesen Stadttheil zu einem der schönsten und belebtesten der Residenz umwandeln wird. In allen Städten Rußlands, in allen Festungen, in allen Seehäfen, auf allen Strömen und Canälen werden Bauten und neue Anlagen ausgeführt, welche Vermehrung des Volkswohlstandes, Vervielfältigung der Volksindustrie zum Zweck haben. Die Zarsko-Selo'sche Eisenbahn, die erste Probebahn in Rußland, erfreut sich eines Erfolgs, der alle frühern Erwartungen übertrifft. Sie ist uns Bürge, daß Moskau, der Centralpunkt des Reichs, einst auf diesem Wege der Verbindungspunkt zwischen zwei die Extremitäten des Reichs einschließenden Meeren, dem baltischen und schwarzen, werden wird. Wie sehr haben nicht Rußlands Gränzen in diesem mehrbewegten Zeitraum sich erweitert! Sie dehnen sich *)*) jetzt von Tornea, im äußersten Norden Lapplands bis zu den Donaumündungen, vom Fuße der Karpathen bis zum Ararat und zur Ostküste des schwarzen Meers, an welche sich das stolze Kaukasusgebirge anlehnt, aus. In diesen Punkten sind jetzt Rußlands natürliche Gränzen gezeichnet, unantastbar von außen, ihm einen festen Schutz gegen Angriffe sichernd. – In Kronstadt überwintern jetzt 33 Schiffe, unter welchen allein 13 englische sind. Während des letztvergangenen Jahrs zählte man 2538 hier angekommene, 1498 abgegangene Passagiere. Die Zahl der mit den Dampfschiffen angekommenen betrug 1803, der mit ihnen abgegangenen 1498. Die meisten dieser Passagiere waren Deutsche, Engländer und Franzosen. – Noch in keinem Winter nahm man in hiesiger Residenz so viele öffentliche Vorlesungen über Sprachen und Wissenschaften wahr, als im gegenwärtigen. Man zählt jetzt acht solcher eröffneten Curse. Alle haben eine mehr oder minder größere Zuhörerzahl, und sind ein sprechender Beweis, wie sehr der Drang nach wissenschaftlicher Aufklärung im Publicum zunimmt. Die Akademiker Ostrogradsky, Hesse, Fritsche und Brosse lesen über höhere Mathematik, Chemie und grusinische Litteratur, Professor Butirsky über Staatswirthschaftslehre, Professor Ozeres vom Pariser Institut über den menschlichen Bildungsproß und Entbindungskunst. Oesterreich. Wien, 11 Febr. Hr. Del Hostes, früher in österreichischen und brittischen, gegenwärtig in brasilischen Diensten, befindet sich hier mit der Mission, Sr. Maj. dem Kaiser als Oheim der Prinzessin Januaria die projectirte Vermählung der letztern im Namen der brasilischen Regierung anzuzeigen. – Die zwei Stellen, die der verewigte Graf Clam-Martinitz als Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers und als Sectionschef im Staatsrath bekleidete, sollen nicht, wie es früher hieß, getrennt werden, sondern beide vereint bleiben. Man bezeichnet den bisherigen k. k. Botschafter am russischen Hoflager, Grafen v. Ficquelmont, als wahrscheinlichen Nachfolger des Grafen Clam. Griechenland. Athen, 19 Jan. Bereits am Abend vor der Entlassung des Hrn. Glarakis, die erst am 30 Dec. a. St. erfolgte, hatte sich eine Anzahl junger Leute (wie man vermuthet größtentheils ehemaliger Schüler des Kaïris) den Spaß gemacht, den unbeliebten Minister in effigie zu Grabe zu tragen. Sie hatten zu diesem Ende eine leere Tonne mit brennenden Wachskerzen umsteckt, die sie mit großer Ruhe und Ordnung vor die Thür des Ministers an der Hermesstraße trugen, dort niedersetzten, eine Grabeshymne sangen, und nach dem bei Beerdigungen üblichen letzten Gruße: „Ewig sey dein Gedächtniß, o Georg Glarakis!“ ruhig auseinander gingen. Am 31 Dec. übernahm der Staatsrath Theocharis, ein sehr rechtlicher, und keiner einzelnen Partei angehöriger Mann, die beiden Ministerien. Den Morgen des folgenden Tags, des griechischen 1 Jan., der angeblich für die sicilianische Vesper bestimmt gewesen war, begrüßte das Volk schon in früher Stunde mit ungewöhnlichen Demonstrationen der Freude; als aber vollends JJ. MM. um 10 Uhr zum Tedeum in die Irenenkirche fuhren, wurden sie auf dem Wege dahin und vor der Kirche von den dichtgedrängten Massen mit so freudigen und anhaltenden Vivatrufen bewillkommnet, wie sie seit der Rückkehr des Königs von Deutschland wohl nie gehört worden waren, und nach dem Tedeum stimmte die ganze gefüllte Kirche mit ganzem Herzen in diesen Ruf ein, der von den Menschenhaufen draußen verstärkt erwiedert wurde. JJ. MM. waren über diese aufrichtigen Aeußerungen der Anhänglichkeit und Freude sichtlich gerührt. Nach der Kirche war Gratulation und Handkuß im Thronsaal des alten Palais, wo beim Vorfahren der alte Kolokotronis *)*), die Mitglieder der heil. Synode, und einer der fremden Gesandten von einzelnen aus den Volkshaufen mit dem bekannten griechischen Gestus der ausgestreckten fünf Finger und dem Rufe: [fremdsprachliches Material – fehlt]! („da habt Ihr eure Vierzig,“ nämlich das als verhängnißvoll angekündigte Jahr 1840 nicht eben schmeichelhaft begrüßt wurden. Der Hofball am selbigen Abend soll zahlreich besucht und sehr animirt gewesen seyn, und hat bis 3 Uhr nach Mitternacht gedauert. – Hr. Glarakis hat seine Ernennung zum Gouverneur von Böotien abgelehnt und wünscht im Privatstande zu bleiben. Er hat ohne Zweifel gute Gründe dazu. – Die Hellas und der Aeon, als die beiden Organe der Partei (wenn gleich letzterer seit einiger Zeit sich gegen Hrn. Glarakis persönlich in Opposition befand) sind bemüht, die Thatsachen, die sie nicht abläugnen können, wenigstens nach Kräften zu verkleinern und als *) Das kolossale Sibirien nicht mit eingerechnet. *) Viele Blätter haben – wie es sich zeigt irrig – Kolokotronis Verhaftung gemeldet.
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Die alte Czarenstadt Moskau hat sich in neuerer Zeit ganz zur Fabrikstadt umgewandelt, mit ihren Erzeugnissen versieht sie jetzt einen großen Theil Rußlands. Unser Petersburg erkennen die nicht wieder, die zehn Jahre lang von ihm entfernt waren. Jährlich erhält es eine Menge neuer Gebäude, wüste Plätze werden ausgefüllt und überbaut, verödete Bezirke durch Anbau neu belebt. Das kaiserliche Winterpalais, gleich einem Phönix aus der Asche erstanden, prangt jetzt in seinem imposanten Neubau schöner denn das ältere; die Isaacs-Kathedrale, im nächsten Jahre zur Vollendung gebracht, wird sich der St. Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London kühn zur Seite stellen können; ihr gegenüber erhebt sich jetzt ein neuer prachtvoller Bau, ein Palast für den Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg, der vollendet diesen Stadttheil zu einem der schönsten und belebtesten der Residenz umwandeln wird. In allen Städten Rußlands, in allen Festungen, in allen Seehäfen, auf allen Strömen und Canälen werden Bauten und neue Anlagen ausgeführt, welche Vermehrung des Volkswohlstandes, Vervielfältigung der Volksindustrie zum Zweck haben. Die Zarsko-Selo'sche Eisenbahn, die erste Probebahn in Rußland, erfreut sich eines Erfolgs, der alle frühern Erwartungen übertrifft. Sie ist uns Bürge, daß Moskau, der Centralpunkt des Reichs, einst auf diesem Wege der Verbindungspunkt zwischen zwei die Extremitäten des Reichs einschließenden Meeren, dem baltischen und schwarzen, werden wird. Wie sehr haben nicht Rußlands Gränzen in diesem mehrbewegten Zeitraum sich erweitert! Sie dehnen sich <hi rendition="#sup">*)</hi><note place="foot" n="*)"> Das kolossale Sibirien nicht mit eingerechnet.</note> jetzt von Tornea, im äußersten Norden Lapplands bis zu den Donaumündungen, vom Fuße der Karpathen bis zum Ararat und zur Ostküste des schwarzen Meers, an welche sich das stolze Kaukasusgebirge anlehnt, aus. In diesen Punkten sind jetzt Rußlands natürliche Gränzen gezeichnet, unantastbar von außen, ihm einen festen Schutz gegen Angriffe sichernd. – In Kronstadt überwintern jetzt 33 Schiffe, unter welchen allein 13 englische sind. Während des letztvergangenen Jahrs zählte man 2538 hier angekommene, 1498 abgegangene Passagiere. Die Zahl der mit den Dampfschiffen angekommenen betrug 1803, der mit ihnen abgegangenen 1498. Die meisten dieser Passagiere waren Deutsche, Engländer und Franzosen. – Noch in keinem Winter nahm man in hiesiger Residenz so viele öffentliche Vorlesungen über Sprachen und Wissenschaften wahr, als im gegenwärtigen. Man zählt jetzt acht solcher eröffneten Curse. Alle haben eine mehr oder minder größere Zuhörerzahl, und sind ein sprechender Beweis, wie sehr der Drang nach wissenschaftlicher Aufklärung im Publicum zunimmt. 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MM. um 10 Uhr zum Tedeum in die Irenenkirche fuhren, wurden sie auf dem Wege dahin und vor der Kirche von den dichtgedrängten Massen mit so freudigen und anhaltenden Vivatrufen bewillkommnet, wie sie seit der Rückkehr des Königs von Deutschland wohl nie gehört worden waren, und nach dem Tedeum stimmte die ganze gefüllte Kirche mit ganzem Herzen in diesen Ruf ein, der von den Menschenhaufen draußen verstärkt erwiedert wurde. JJ. MM. waren über diese aufrichtigen Aeußerungen der Anhänglichkeit und Freude sichtlich gerührt. Nach der Kirche war Gratulation und Handkuß im Thronsaal des alten Palais, wo beim Vorfahren der alte Kolokotronis <hi rendition="#sup">*)</hi><note place="foot" n="*)"> Viele Blätter haben – wie es sich zeigt irrig – Kolokotronis Verhaftung gemeldet.</note>, die Mitglieder der heil. 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und ihres Benehmens, durch Durst nach wissenschaftlicher Bildung auszeichnet. Ein Ziel, nach dem schon Rußlands großer Reformator, Czar Peter der Erste, später Katharina II und Alexander der Erste strebten, erreichte Nikolaus durch Einführung eines Reichs-Gesetzbuches, das mit dem Beginn des Jahres 1834 im ganzen Reiche ausübende Kraft erlangte, in fortgesetzten Supplementbänden eine immer größere Vervollständigung erhält, und ein unsterbliches Denkmal der fürsorgenden Liebe dieses Monarchen für seine Unterthanen bleiben wird, deren Justizverfassung vor seinem Regierungsantritt noch auf sehr schwankenden und mangelhaften Principien beruhte. Gleiche Fortschritte mit der wissenschaftlichen Ausbildung machten während dieses Zeitabschnitts die schönen Künste, die verschiedenen Zweige der Industrie; letztere versprechen eine noch größere Entfaltung für die nächste Zukunft. Die alte Czarenstadt Moskau hat sich in neuerer Zeit ganz zur Fabrikstadt umgewandelt, mit ihren Erzeugnissen versieht sie jetzt einen großen Theil Rußlands. Unser Petersburg erkennen die nicht wieder, die zehn Jahre lang von ihm entfernt waren. Jährlich erhält es eine Menge neuer Gebäude, wüste Plätze werden ausgefüllt und überbaut, verödete Bezirke durch Anbau neu belebt. Das kaiserliche Winterpalais, gleich einem Phönix aus der Asche erstanden, prangt jetzt in seinem imposanten Neubau schöner denn das ältere; die Isaacs-Kathedrale, im nächsten Jahre zur Vollendung gebracht, wird sich der St. Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London kühn zur Seite stellen können; ihr gegenüber erhebt sich jetzt ein neuer prachtvoller Bau, ein Palast für den Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg, der vollendet diesen Stadttheil zu einem der schönsten und belebtesten der Residenz umwandeln wird. In allen Städten Rußlands, in allen Festungen, in allen Seehäfen, auf allen Strömen und Canälen werden Bauten und neue Anlagen ausgeführt, welche Vermehrung des Volkswohlstandes, Vervielfältigung der Volksindustrie zum Zweck haben. Die Zarsko-Selo'sche Eisenbahn, die erste Probebahn in Rußland, erfreut sich eines Erfolgs, der alle frühern Erwartungen übertrifft. Sie ist uns Bürge, daß Moskau, der Centralpunkt des Reichs, einst auf diesem Wege der Verbindungspunkt zwischen zwei die Extremitäten des Reichs einschließenden Meeren, dem baltischen und schwarzen, werden wird. Wie sehr haben nicht Rußlands Gränzen in diesem mehrbewegten Zeitraum sich erweitert! Sie dehnen sich *) *) jetzt von Tornea, im äußersten Norden Lapplands bis zu den Donaumündungen, vom Fuße der Karpathen bis zum Ararat und zur Ostküste des schwarzen Meers, an welche sich das stolze Kaukasusgebirge anlehnt, aus. In diesen Punkten sind jetzt Rußlands natürliche Gränzen gezeichnet, unantastbar von außen, ihm einen festen Schutz gegen Angriffe sichernd. – In Kronstadt überwintern jetzt 33 Schiffe, unter welchen allein 13 englische sind. Während des letztvergangenen Jahrs zählte man 2538 hier angekommene, 1498 abgegangene Passagiere. Die Zahl der mit den Dampfschiffen angekommenen betrug 1803, der mit ihnen abgegangenen 1498. Die meisten dieser Passagiere waren Deutsche, Engländer und Franzosen. – Noch in keinem Winter nahm man in hiesiger Residenz so viele öffentliche Vorlesungen über Sprachen und Wissenschaften wahr, als im gegenwärtigen. Man zählt jetzt acht solcher eröffneten Curse. Alle haben eine mehr oder minder größere Zuhörerzahl, und sind ein sprechender Beweis, wie sehr der Drang nach wissenschaftlicher Aufklärung im Publicum zunimmt. Die Akademiker Ostrogradsky, Hesse, Fritsche und Brosse lesen über höhere Mathematik, Chemie und grusinische Litteratur, Professor Butirsky über Staatswirthschaftslehre, Professor Ozeres vom Pariser Institut über den menschlichen Bildungsproß und Entbindungskunst.
Oesterreich.
_ Wien, 11 Febr. Hr. Del Hostes, früher in österreichischen und brittischen, gegenwärtig in brasilischen Diensten, befindet sich hier mit der Mission, Sr. Maj. dem Kaiser als Oheim der Prinzessin Januaria die projectirte Vermählung der letztern im Namen der brasilischen Regierung anzuzeigen. – Die zwei Stellen, die der verewigte Graf Clam-Martinitz als Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers und als Sectionschef im Staatsrath bekleidete, sollen nicht, wie es früher hieß, getrennt werden, sondern beide vereint bleiben. Man bezeichnet den bisherigen k. k. Botschafter am russischen Hoflager, Grafen v. Ficquelmont, als wahrscheinlichen Nachfolger des Grafen Clam.
Griechenland.
_ Athen, 19 Jan. Bereits am Abend vor der Entlassung des Hrn. Glarakis, die erst am 30 Dec. a. St. erfolgte, hatte sich eine Anzahl junger Leute (wie man vermuthet größtentheils ehemaliger Schüler des Kaïris) den Spaß gemacht, den unbeliebten Minister in effigie zu Grabe zu tragen. Sie hatten zu diesem Ende eine leere Tonne mit brennenden Wachskerzen umsteckt, die sie mit großer Ruhe und Ordnung vor die Thür des Ministers an der Hermesstraße trugen, dort niedersetzten, eine Grabeshymne sangen, und nach dem bei Beerdigungen üblichen letzten Gruße: „Ewig sey dein Gedächtniß, o Georg Glarakis!“ ruhig auseinander gingen. Am 31 Dec. übernahm der Staatsrath Theocharis, ein sehr rechtlicher, und keiner einzelnen Partei angehöriger Mann, die beiden Ministerien. Den Morgen des folgenden Tags, des griechischen 1 Jan., der angeblich für die sicilianische Vesper bestimmt gewesen war, begrüßte das Volk schon in früher Stunde mit ungewöhnlichen Demonstrationen der Freude; als aber vollends JJ. MM. um 10 Uhr zum Tedeum in die Irenenkirche fuhren, wurden sie auf dem Wege dahin und vor der Kirche von den dichtgedrängten Massen mit so freudigen und anhaltenden Vivatrufen bewillkommnet, wie sie seit der Rückkehr des Königs von Deutschland wohl nie gehört worden waren, und nach dem Tedeum stimmte die ganze gefüllte Kirche mit ganzem Herzen in diesen Ruf ein, der von den Menschenhaufen draußen verstärkt erwiedert wurde. JJ. MM. waren über diese aufrichtigen Aeußerungen der Anhänglichkeit und Freude sichtlich gerührt. Nach der Kirche war Gratulation und Handkuß im Thronsaal des alten Palais, wo beim Vorfahren der alte Kolokotronis *) *), die Mitglieder der heil. Synode, und einer der fremden Gesandten von einzelnen aus den Volkshaufen mit dem bekannten griechischen Gestus der ausgestreckten fünf Finger und dem Rufe: _ ! („da habt Ihr eure Vierzig,“ nämlich das als verhängnißvoll angekündigte Jahr 1840 nicht eben schmeichelhaft begrüßt wurden. Der Hofball am selbigen Abend soll zahlreich besucht und sehr animirt gewesen seyn, und hat bis 3 Uhr nach Mitternacht gedauert. – Hr. Glarakis hat seine Ernennung zum Gouverneur von Böotien abgelehnt und wünscht im Privatstande zu bleiben. Er hat ohne Zweifel gute Gründe dazu. – Die Hellas und der Aeon, als die beiden Organe der Partei (wenn gleich letzterer seit einiger Zeit sich gegen Hrn. Glarakis persönlich in Opposition befand) sind bemüht, die Thatsachen, die sie nicht abläugnen können, wenigstens nach Kräften zu verkleinern und als
*) Das kolossale Sibirien nicht mit eingerechnet.
*) Viele Blätter haben – wie es sich zeigt irrig – Kolokotronis Verhaftung gemeldet.
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