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Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840.

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wurde anerkannt, daß der gewissenhafteste Gebrauch davon gemacht worden sey, und jede Anspielung auf irgend etwas zu Vergebendes oder zu Beschönigendes wurde vermieden. Die Provinz Guipuscoa hält ihren Landtag in Deva ab. Die Hidalgos von S. Sebastian, die, wie ich Ihnen bereits schrieb, auf ihr ausschließliches Wahlrecht Verzicht leisten wollten, haben nunmehr beschlossen, gar keine Vertreter zur Junta zu schicken. Sie bestehen meistens aus Kaufleuten und Krämern, und ihre Privatinteressen lassen sich nicht leicht mit der Erneuerung des Foralwesens vereinigen. - Ein englisches Blatt hat es für einen Verrath an der spanischen Nation ausgegeben, daß man von französischer Seite sich bemühte, mit der spanischen Regierung in Unterhandlungen wegen Abtretung der philippinischen Inseln zu treten. Diese Fürsorge für die Unverletzbarkeit der spanischen Besitzungen erscheint um so uneigennütziger, wenn man weiß, daß die hiesige Regierung sich in einem geheimen Vertrage an die englische verpflichtet hat, dieser das Vorkaufsrecht zuzugestehen, falls Spanien sich entschließen sollte, die erwähnten Inseln zu veräußern. Es liegt nämlich der englisch-ostindischen Compagnie gar sehr daran, in Besitz derselben zu gelangen. Jener Umstand scheint dem französischen Cabinet unbekannt gewesen zu seyn, wenn anders die Mission des Hrn. Itier wirklich auf die angegebene Unterhandlung Bezug hatte. So oft eine Person mit diplomatischem Charakter bei der französischen Botschaft ankommt, wird die allgemeine Neugierde rege, und irgend ein wichtiger Auftrag wird vermuthet, bis die Enttäuschung erfolgt. So erschöpfte man sich neulich in Vermuthungen über den Zweck der Sendung des Barons P., der als Courier von Paris hier ankam. Endlich erfuhr man, daß der Marschall Soult ihn über Hals und Kopf hieher geschickt hatte, weil der Vater des jungen Mannes wünschte, ihn von dem Gegenstand einer zarten, aber von der Familie nicht gebilligten Neigung zu entfernen!

Das Eco de Aragon, in welchem die Erklärung des Brigadiers Linage zuerst mitgetheilt worden war, enthält in seiner Nummer vom 22 Dec. folgenden Artikel: "Wie sich die Dinge gestaltet haben, müssen wir schweigen. Hr. Linage wird sprechen und vielleicht der Herzog selbst. Dann werden wir die Feder wieder ergreifen. Wir glauben, daß unsere Erwartung in Bälde in Erfüllung gehen wird."

Großbritannien.

Die Londoner Post vom 26 Dec. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (1 Jan.) nicht zugekommen.

Hr. Th. Attwood hat jetzt seine Abschiedsadresse an die liberalen Wähler von Birmingham erlassen, worin er die Täuschung aller seiner Hoffnungen, die er von der (durch ihn bekanntlich so mächtig geförderten) Reformbill gehegt, als den Grund seines Rücktrittes aus dem Parlament angibt. Auch das Scheitern seines jährlich erneuerten Plans zur Einführung einer "paper currency" in England wird von ihm mit Verdruß hervorgehoben. Der bekannte Radicale Hr. Muntz, vormals ein Leiter und Conventsabgeordneter der Chartisten, scheint die meiste Hoffnung zu haben, Attwoods Nachfolger zu werden. Die Conservativen wollen ihm den Gardeobrist Chatterton entgegenstellen.

O'Connell ist von seinem Landsitz in Dublin eingetroffen, wo er alsbald seine Wähler zu einer Versammlung auf den 24 Dec. in das Adelphi-Theater einlud, um ihnen seine Ansichten mitzutheilen über die Nothwendigkeit der Ergreifung von Maaßregeln "zur Vertheidigung des Lebens, Eigenthums, der Freiheiten und Rechte der Irländer gegen die giftige und zunehmende Feindseligkeit der fanatischen Tories Großbritanniens." Zuvor hatte er noch einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl in Tralee beigewohnt. - Die Noth unter den armen irischen Volksclassen ist in diesem Winter größer, als sie seit dem Unglücksjahr 1826 war. Außer der nothdürftigsten Nahrung fehlt ihnen nun vollends auch, in Folge der Ueberschwemmungen im vorigen Sommer, der Torf zur Feuerung.

In Süd-Wales gährt und spukt es fortwährend, aber Civil- und Militärbehörden sind auf ihrer Hut. Am 20 Dec. brachte ein blinder Lärm die Garnison von Newport in Bewegung. Es wurde nämlich berichtet, aus der Gegend von Stowhill her vernehme man ein lebhaftes Kanonen- und Kleingewehrfeuer. Major Cook rückte mit einer Abtheilung Husaren aus, auch Infanterie setzte sich in Marsch, aber bald fand es sich, daß es nur ein Freudenschießen und Feuerwerk war, womit ein reicher Eigenthümer der Gegend die Geburt eines Söhnleins feierte. - Vor einigen Tagen zog eine große Anzahl Chartisten, deren viele mit Pistolen bewaffnet waren, in Truppen von vier bis acht Mann, durch Kington in Herefordshire. In der Nachbarschaft von Merthyr sollte am 30 Dec. eine große Chartistenversammlung stattfinden, und man besorgte, daß sie zu einem Zusammenstoß mit dem Militär führen könne. Am 24 fand im Arundel-Kaffeehaus in London eine Versammlung von sich so nennenden "Abgeordneten des Convents der arbeitenden Classen" statt, welche die Unterstützung der Gefangenen in Monmouth bezweckte. Der Pole Benjowski, der neulich in der Exeter-Hall von seinen Landsleuten so übel behandelt wurde, gerirte sich dabei als Repräsentant der arbeitenden Classen von Tower-Hamlets. Es ward eine Bittschrift an die Königin zu Gunsten John Frosts und der Uebrigen beschlossen. Feargus O'Connor ward erwartet, ließ sich aber nicht blicken.

In England und Wales zählt man 457, in Schottland 65 katholische Capellen; die Gesammtzahl der Katholiken in England und Schottland wird zu zwei Millionen angegeben.

(M. Chronicle.) Der Courrier Francais enthält einen Artikel über die in der französischen Hauptstadt vor sich gehenden Negociationen wegen eines Handelsvertrags. Er äußert sanguinische Hoffnungen hinsichtlich des Resultats, und glaubt daß die den französischen Commissarien gegebenen Instructionen wohl so liberal seyen, als die Vorschläge der brittischen Commissarien das Gegentheil von engherzig sind. Indem wir so aufrichtig wie der Courrier dieser Unterhandlung guten Erfolg wünschen, sind wir doch keineswegs so heißblütig in unsern Hoffnungen, wie unser Pariser College. Die französischen Commissarien suchen die von ihnen zu betretende Bahn langsam zu sondiren, als wollten sie erst abwarten, welcher Wind in den Kammern wehen wird. Diese Langsamkeit und übergroße Vorsicht waren gerade die Ursachen, warum die Negociationen im vorigen Jahr eines natürlichen Todes starben. Die Commissarien beobachten über ihre Verhandlungen ein feierlich geheimnißvolles Schweigen, was sie wohl um so leichter können, als bis jetzt eben nicht viel davon zu sagen seyn würde.

Von dem Verfasser von "Ratlin the Reefer" sind so eben sehr interessante "Memoiren Admiral Sir Sidney Smiths," des berühmten Vertheidigers von St. Jean d'Acre gegen Napoleon, in zwei Bänden erschienen. Der alte Seemann verbringt den Abend seines vielbewegten Lebens bekanntlich in Paris.

Am 24 Dec. starb in London Hr. James Smith, bekannt als Verfasser der "Rejected Addresses (Verschmähte Bewerbungen)" und einiger andern beliebten Schriften, in vorgerücktem Alter.



wurde anerkannt, daß der gewissenhafteste Gebrauch davon gemacht worden sey, und jede Anspielung auf irgend etwas zu Vergebendes oder zu Beschönigendes wurde vermieden. Die Provinz Guipuscoa hält ihren Landtag in Deva ab. Die Hidalgos von S. Sebastian, die, wie ich Ihnen bereits schrieb, auf ihr ausschließliches Wahlrecht Verzicht leisten wollten, haben nunmehr beschlossen, gar keine Vertreter zur Junta zu schicken. Sie bestehen meistens aus Kaufleuten und Krämern, und ihre Privatinteressen lassen sich nicht leicht mit der Erneuerung des Foralwesens vereinigen. – Ein englisches Blatt hat es für einen Verrath an der spanischen Nation ausgegeben, daß man von französischer Seite sich bemühte, mit der spanischen Regierung in Unterhandlungen wegen Abtretung der philippinischen Inseln zu treten. Diese Fürsorge für die Unverletzbarkeit der spanischen Besitzungen erscheint um so uneigennütziger, wenn man weiß, daß die hiesige Regierung sich in einem geheimen Vertrage an die englische verpflichtet hat, dieser das Vorkaufsrecht zuzugestehen, falls Spanien sich entschließen sollte, die erwähnten Inseln zu veräußern. Es liegt nämlich der englisch-ostindischen Compagnie gar sehr daran, in Besitz derselben zu gelangen. Jener Umstand scheint dem französischen Cabinet unbekannt gewesen zu seyn, wenn anders die Mission des Hrn. Itier wirklich auf die angegebene Unterhandlung Bezug hatte. So oft eine Person mit diplomatischem Charakter bei der französischen Botschaft ankommt, wird die allgemeine Neugierde rege, und irgend ein wichtiger Auftrag wird vermuthet, bis die Enttäuschung erfolgt. So erschöpfte man sich neulich in Vermuthungen über den Zweck der Sendung des Barons P., der als Courier von Paris hier ankam. Endlich erfuhr man, daß der Marschall Soult ihn über Hals und Kopf hieher geschickt hatte, weil der Vater des jungen Mannes wünschte, ihn von dem Gegenstand einer zarten, aber von der Familie nicht gebilligten Neigung zu entfernen!

Das Eco de Aragon, in welchem die Erklärung des Brigadiers Linage zuerst mitgetheilt worden war, enthält in seiner Nummer vom 22 Dec. folgenden Artikel: „Wie sich die Dinge gestaltet haben, müssen wir schweigen. Hr. Linage wird sprechen und vielleicht der Herzog selbst. Dann werden wir die Feder wieder ergreifen. Wir glauben, daß unsere Erwartung in Bälde in Erfüllung gehen wird.“

Großbritannien.

Die Londoner Post vom 26 Dec. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (1 Jan.) nicht zugekommen.

Hr. Th. Attwood hat jetzt seine Abschiedsadresse an die liberalen Wähler von Birmingham erlassen, worin er die Täuschung aller seiner Hoffnungen, die er von der (durch ihn bekanntlich so mächtig geförderten) Reformbill gehegt, als den Grund seines Rücktrittes aus dem Parlament angibt. Auch das Scheitern seines jährlich erneuerten Plans zur Einführung einer „paper currency“ in England wird von ihm mit Verdruß hervorgehoben. Der bekannte Radicale Hr. Muntz, vormals ein Leiter und Conventsabgeordneter der Chartisten, scheint die meiste Hoffnung zu haben, Attwoods Nachfolger zu werden. Die Conservativen wollen ihm den Gardeobrist Chatterton entgegenstellen.

O'Connell ist von seinem Landsitz in Dublin eingetroffen, wo er alsbald seine Wähler zu einer Versammlung auf den 24 Dec. in das Adelphi-Theater einlud, um ihnen seine Ansichten mitzutheilen über die Nothwendigkeit der Ergreifung von Maaßregeln „zur Vertheidigung des Lebens, Eigenthums, der Freiheiten und Rechte der Irländer gegen die giftige und zunehmende Feindseligkeit der fanatischen Tories Großbritanniens.“ Zuvor hatte er noch einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl in Tralee beigewohnt. – Die Noth unter den armen irischen Volksclassen ist in diesem Winter größer, als sie seit dem Unglücksjahr 1826 war. Außer der nothdürftigsten Nahrung fehlt ihnen nun vollends auch, in Folge der Ueberschwemmungen im vorigen Sommer, der Torf zur Feuerung.

In Süd-Wales gährt und spukt es fortwährend, aber Civil- und Militärbehörden sind auf ihrer Hut. Am 20 Dec. brachte ein blinder Lärm die Garnison von Newport in Bewegung. Es wurde nämlich berichtet, aus der Gegend von Stowhill her vernehme man ein lebhaftes Kanonen- und Kleingewehrfeuer. Major Cook rückte mit einer Abtheilung Husaren aus, auch Infanterie setzte sich in Marsch, aber bald fand es sich, daß es nur ein Freudenschießen und Feuerwerk war, womit ein reicher Eigenthümer der Gegend die Geburt eines Söhnleins feierte. – Vor einigen Tagen zog eine große Anzahl Chartisten, deren viele mit Pistolen bewaffnet waren, in Truppen von vier bis acht Mann, durch Kington in Herefordshire. In der Nachbarschaft von Merthyr sollte am 30 Dec. eine große Chartistenversammlung stattfinden, und man besorgte, daß sie zu einem Zusammenstoß mit dem Militär führen könne. Am 24 fand im Arundel-Kaffeehaus in London eine Versammlung von sich so nennenden „Abgeordneten des Convents der arbeitenden Classen“ statt, welche die Unterstützung der Gefangenen in Monmouth bezweckte. Der Pole Benjowski, der neulich in der Exeter-Hall von seinen Landsleuten so übel behandelt wurde, gerirte sich dabei als Repräsentant der arbeitenden Classen von Tower-Hamlets. Es ward eine Bittschrift an die Königin zu Gunsten John Frosts und der Uebrigen beschlossen. Feargus O'Connor ward erwartet, ließ sich aber nicht blicken.

In England und Wales zählt man 457, in Schottland 65 katholische Capellen; die Gesammtzahl der Katholiken in England und Schottland wird zu zwei Millionen angegeben.

(M. Chronicle.) Der Courrier Francais enthält einen Artikel über die in der französischen Hauptstadt vor sich gehenden Negociationen wegen eines Handelsvertrags. Er äußert sanguinische Hoffnungen hinsichtlich des Resultats, und glaubt daß die den französischen Commissarien gegebenen Instructionen wohl so liberal seyen, als die Vorschläge der brittischen Commissarien das Gegentheil von engherzig sind. Indem wir so aufrichtig wie der Courrier dieser Unterhandlung guten Erfolg wünschen, sind wir doch keineswegs so heißblütig in unsern Hoffnungen, wie unser Pariser College. Die französischen Commissarien suchen die von ihnen zu betretende Bahn langsam zu sondiren, als wollten sie erst abwarten, welcher Wind in den Kammern wehen wird. Diese Langsamkeit und übergroße Vorsicht waren gerade die Ursachen, warum die Negociationen im vorigen Jahr eines natürlichen Todes starben. Die Commissarien beobachten über ihre Verhandlungen ein feierlich geheimnißvolles Schweigen, was sie wohl um so leichter können, als bis jetzt eben nicht viel davon zu sagen seyn würde.

Von dem Verfasser von „Ratlin the Reefer“ sind so eben sehr interessante „Memoiren Admiral Sir Sidney Smiths,“ des berühmten Vertheidigers von St. Jean d'Acre gegen Napoleon, in zwei Bänden erschienen. Der alte Seemann verbringt den Abend seines vielbewegten Lebens bekanntlich in Paris.

Am 24 Dec. starb in London Hr. James Smith, bekannt als Verfasser der „Rejected Addresses (Verschmähte Bewerbungen)“ und einiger andern beliebten Schriften, in vorgerücktem Alter.


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wurde anerkannt, daß der gewissenhafteste Gebrauch davon gemacht worden sey, und jede Anspielung auf irgend etwas zu Vergebendes oder zu Beschönigendes wurde vermieden. Die Provinz Guipuscoa hält ihren Landtag in Deva ab. Die Hidalgos von S. Sebastian, die, wie ich Ihnen bereits schrieb, auf ihr ausschließliches Wahlrecht Verzicht leisten wollten, haben nunmehr beschlossen, gar keine Vertreter zur Junta zu schicken. Sie bestehen meistens aus Kaufleuten und Krämern, und ihre Privatinteressen lassen sich nicht leicht mit der Erneuerung des Foralwesens vereinigen. &#x2013; Ein englisches Blatt hat es für einen Verrath an der spanischen Nation ausgegeben, daß man von französischer Seite sich bemühte, mit der spanischen Regierung in Unterhandlungen wegen Abtretung der philippinischen Inseln zu treten. Diese Fürsorge für die Unverletzbarkeit der spanischen Besitzungen erscheint um so uneigennütziger, wenn man weiß, daß die hiesige Regierung sich in einem geheimen Vertrage an die englische verpflichtet hat, dieser das Vorkaufsrecht zuzugestehen, falls Spanien sich entschließen sollte, die erwähnten Inseln zu veräußern. Es liegt nämlich der englisch-ostindischen Compagnie gar sehr daran, in Besitz derselben zu gelangen. Jener Umstand scheint dem französischen Cabinet unbekannt gewesen zu seyn, wenn anders die Mission des Hrn. Itier wirklich auf die angegebene Unterhandlung Bezug hatte. So oft eine Person mit diplomatischem Charakter bei der französischen Botschaft ankommt, wird die allgemeine Neugierde rege, und irgend ein wichtiger Auftrag wird vermuthet, bis die Enttäuschung erfolgt. So erschöpfte man sich neulich in Vermuthungen über den Zweck der Sendung des Barons P., der als Courier von Paris hier ankam. Endlich erfuhr man, daß der Marschall Soult ihn über Hals und Kopf hieher geschickt hatte, weil der Vater des jungen Mannes wünschte, ihn von dem Gegenstand einer zarten, aber von der Familie nicht gebilligten Neigung zu entfernen!</p><lb/>
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Endlich erfuhr man, daß der Marschall Soult ihn über Hals und Kopf hieher geschickt hatte, weil der Vater des jungen Mannes wünschte, ihn von dem Gegenstand einer zarten, aber von der Familie nicht gebilligten Neigung zu entfernen! Das Eco de Aragon, in welchem die Erklärung des Brigadiers Linage zuerst mitgetheilt worden war, enthält in seiner Nummer vom 22 Dec. folgenden Artikel: „Wie sich die Dinge gestaltet haben, müssen wir schweigen. Hr. Linage wird sprechen und vielleicht der Herzog selbst. Dann werden wir die Feder wieder ergreifen. Wir glauben, daß unsere Erwartung in Bälde in Erfüllung gehen wird.“ Großbritannien. Die Londoner Post vom 26 Dec. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (1 Jan.) nicht zugekommen. Hr. Th. Attwood hat jetzt seine Abschiedsadresse an die liberalen Wähler von Birmingham erlassen, worin er die Täuschung aller seiner Hoffnungen, die er von der (durch ihn bekanntlich so mächtig geförderten) Reformbill gehegt, als den Grund seines Rücktrittes aus dem Parlament angibt. Auch das Scheitern seines jährlich erneuerten Plans zur Einführung einer „paper currency“ in England wird von ihm mit Verdruß hervorgehoben. Der bekannte Radicale Hr. Muntz, vormals ein Leiter und Conventsabgeordneter der Chartisten, scheint die meiste Hoffnung zu haben, Attwoods Nachfolger zu werden. Die Conservativen wollen ihm den Gardeobrist Chatterton entgegenstellen. O'Connell ist von seinem Landsitz in Dublin eingetroffen, wo er alsbald seine Wähler zu einer Versammlung auf den 24 Dec. in das Adelphi-Theater einlud, um ihnen seine Ansichten mitzutheilen über die Nothwendigkeit der Ergreifung von Maaßregeln „zur Vertheidigung des Lebens, Eigenthums, der Freiheiten und Rechte der Irländer gegen die giftige und zunehmende Feindseligkeit der fanatischen Tories Großbritanniens.“ Zuvor hatte er noch einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl in Tralee beigewohnt. – Die Noth unter den armen irischen Volksclassen ist in diesem Winter größer, als sie seit dem Unglücksjahr 1826 war. Außer der nothdürftigsten Nahrung fehlt ihnen nun vollends auch, in Folge der Ueberschwemmungen im vorigen Sommer, der Torf zur Feuerung. In Süd-Wales gährt und spukt es fortwährend, aber Civil- und Militärbehörden sind auf ihrer Hut. Am 20 Dec. brachte ein blinder Lärm die Garnison von Newport in Bewegung. Es wurde nämlich berichtet, aus der Gegend von Stowhill her vernehme man ein lebhaftes Kanonen- und Kleingewehrfeuer. Major Cook rückte mit einer Abtheilung Husaren aus, auch Infanterie setzte sich in Marsch, aber bald fand es sich, daß es nur ein Freudenschießen und Feuerwerk war, womit ein reicher Eigenthümer der Gegend die Geburt eines Söhnleins feierte. – Vor einigen Tagen zog eine große Anzahl Chartisten, deren viele mit Pistolen bewaffnet waren, in Truppen von vier bis acht Mann, durch Kington in Herefordshire. In der Nachbarschaft von Merthyr sollte am 30 Dec. eine große Chartistenversammlung stattfinden, und man besorgte, daß sie zu einem Zusammenstoß mit dem Militär führen könne. Am 24 fand im Arundel-Kaffeehaus in London eine Versammlung von sich so nennenden „Abgeordneten des Convents der arbeitenden Classen“ statt, welche die Unterstützung der Gefangenen in Monmouth bezweckte. Der Pole Benjowski, der neulich in der Exeter-Hall von seinen Landsleuten so übel behandelt wurde, gerirte sich dabei als Repräsentant der arbeitenden Classen von Tower-Hamlets. Es ward eine Bittschrift an die Königin zu Gunsten John Frosts und der Uebrigen beschlossen. Feargus O'Connor ward erwartet, ließ sich aber nicht blicken. In England und Wales zählt man 457, in Schottland 65 katholische Capellen; die Gesammtzahl der Katholiken in England und Schottland wird zu zwei Millionen angegeben. (M. Chronicle.) Der Courrier Francais enthält einen Artikel über die in der französischen Hauptstadt vor sich gehenden Negociationen wegen eines Handelsvertrags. Er äußert sanguinische Hoffnungen hinsichtlich des Resultats, und glaubt daß die den französischen Commissarien gegebenen Instructionen wohl so liberal seyen, als die Vorschläge der brittischen Commissarien das Gegentheil von engherzig sind. Indem wir so aufrichtig wie der Courrier dieser Unterhandlung guten Erfolg wünschen, sind wir doch keineswegs so heißblütig in unsern Hoffnungen, wie unser Pariser College. Die französischen Commissarien suchen die von ihnen zu betretende Bahn langsam zu sondiren, als wollten sie erst abwarten, welcher Wind in den Kammern wehen wird. Diese Langsamkeit und übergroße Vorsicht waren gerade die Ursachen, warum die Negociationen im vorigen Jahr eines natürlichen Todes starben. Die Commissarien beobachten über ihre Verhandlungen ein feierlich geheimnißvolles Schweigen, was sie wohl um so leichter können, als bis jetzt eben nicht viel davon zu sagen seyn würde. Von dem Verfasser von „Ratlin the Reefer“ sind so eben sehr interessante „Memoiren Admiral Sir Sidney Smiths,“ des berühmten Vertheidigers von St. Jean d'Acre gegen Napoleon, in zwei Bänden erschienen. Der alte Seemann verbringt den Abend seines vielbewegten Lebens bekanntlich in Paris. Am 24 Dec. starb in London Hr. James Smith, bekannt als Verfasser der „Rejected Addresses (Verschmähte Bewerbungen)“ und einiger andern beliebten Schriften, in vorgerücktem Alter.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840, S. 0010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_002_18400102/2>, abgerufen am 28.04.2024.