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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sich. Seine ganze trotzige Kraft war wieder in ihn zurückgekehrt.

Am Morgen, als die Gerichtsverhandlungen begannen, wurde Diethelm von seinen Schwurgenossen herzlich bewillkommt; nur der Steinbauer blickte vor sich nieder, und Diethelm heftete seinen Blick so lange auf ihn, bis er aufschaute und dann wie getroffen das Haupt wieder senkte. Das war ein Triumph, der schon viele Beschwerden aufwog. Auch der Rechtsanwalt Rothmann bewillkommte Diethelm herzlich und lobte ihn wegen seines Wiederkommens. Bei jedem Namen, der aus der Urne gezogen wurde, war Diethelm voll Spannung, und er hatte die wirkliche Freude, daß schon die Zahl elf voll und er noch nicht unter den Gezogenen war; aber nun machte Rothmann von seinem Ablehnungsrechte Gebrauch und verwarf sechs der Ausgeloos'ten, bis Diethelm endlich als Letzter doch noch unter die Zahl der Geschwornen kam. Er nickte ruhig und setzte sich auf seinen Platz.

Im Gerichtssaale war der Zuhörerraum, der nur durch ein Gitter abgeschieden war, gedrängt voll, und in der Loge der Schwurbank gegenüber saß ein Mädchen in Trauerkleidern: es war Fränz, die mit doppelt bangen Gefühlen Vater und Bräutigam in öffentlicher Wirksamkeit sah.

Sie hatte sich kindisch gefreut, als dieser am Morgen bei ihr eingetreten war in der schönen Uniform, sie hatte den blauen Militärfrack mit amaranthrothem Kragen, das Bandelier mit dem goldgefäßigen Degen und den Tressenhut mit wahrem Jubel bewundert.

Die Anklageschrift wurde verlesen, und der Staatsanwalt schilderte mit hinreißender Beredsamkeit die Verruchtheit eines Verbrechens, das immer mehr überhand zu nehmen drohe, Eigenthum, öffentliches Vertrauen und öffentliche Moral zerstöre: und beschwor die zwölf Männer aus dem Volke, durch ihr Schuldig dieser Alles verheerenden Ruchlosigkeit einen Damm zu setzen. Fränz beugte sich weit heraus, die glänzende Rede ihres Bräutigams, sowie seine Erscheinung mußten ihr sehr

sich. Seine ganze trotzige Kraft war wieder in ihn zurückgekehrt.

Am Morgen, als die Gerichtsverhandlungen begannen, wurde Diethelm von seinen Schwurgenossen herzlich bewillkommt; nur der Steinbauer blickte vor sich nieder, und Diethelm heftete seinen Blick so lange auf ihn, bis er aufschaute und dann wie getroffen das Haupt wieder senkte. Das war ein Triumph, der schon viele Beschwerden aufwog. Auch der Rechtsanwalt Rothmann bewillkommte Diethelm herzlich und lobte ihn wegen seines Wiederkommens. Bei jedem Namen, der aus der Urne gezogen wurde, war Diethelm voll Spannung, und er hatte die wirkliche Freude, daß schon die Zahl elf voll und er noch nicht unter den Gezogenen war; aber nun machte Rothmann von seinem Ablehnungsrechte Gebrauch und verwarf sechs der Ausgeloos'ten, bis Diethelm endlich als Letzter doch noch unter die Zahl der Geschwornen kam. Er nickte ruhig und setzte sich auf seinen Platz.

Im Gerichtssaale war der Zuhörerraum, der nur durch ein Gitter abgeschieden war, gedrängt voll, und in der Loge der Schwurbank gegenüber saß ein Mädchen in Trauerkleidern: es war Fränz, die mit doppelt bangen Gefühlen Vater und Bräutigam in öffentlicher Wirksamkeit sah.

Sie hatte sich kindisch gefreut, als dieser am Morgen bei ihr eingetreten war in der schönen Uniform, sie hatte den blauen Militärfrack mit amaranthrothem Kragen, das Bandelier mit dem goldgefäßigen Degen und den Tressenhut mit wahrem Jubel bewundert.

Die Anklageschrift wurde verlesen, und der Staatsanwalt schilderte mit hinreißender Beredsamkeit die Verruchtheit eines Verbrechens, das immer mehr überhand zu nehmen drohe, Eigenthum, öffentliches Vertrauen und öffentliche Moral zerstöre: und beschwor die zwölf Männer aus dem Volke, durch ihr Schuldig dieser Alles verheerenden Ruchlosigkeit einen Damm zu setzen. Fränz beugte sich weit heraus, die glänzende Rede ihres Bräutigams, sowie seine Erscheinung mußten ihr sehr

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/220>, abgerufen am 05.12.2024.