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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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daß schon, als Diethelm so rasch abreis'te, sich von Böswilligen ein verdächtiges Gerede über ihn kundgegeben habe, für dessen ersten Urheber er den Steinbauer halte. Als sich nun herausgestellt, daß die Schwiegermutter wirklich gestorben sei, habe Alles geschwiegen. Wenn er aber jetzt abreise, gerade bevor man die Thüre zu dieser Verhandlung öffne, werde sich der Verdacht wieder regen, und er sei es sich und seinen Kindern schuldig, gerade zu zeigen, daß er jeder Oeffentlichkeit sich mit freier Stirn blosstellen könne. Diethelm weigerte sich noch immer, und Fränz stellte sich auf seine Seite, indem sie zu ihrem Bräutigam sagte:

Gustav, du bist sonst so lieb und gut und bist ein Herzenkenner, aber du kannst nicht ermessen, wie schwer das Gericht halten dem Vater ankommt. Du bist es das ganze Jahr gewöhnt.

Ja, ihr seid Menschenmetzger und habt kein Mitleid mehr, fuhr Diethelm auf.

Der Staatsanwalt schluckte den Aerger über diesen Vorwurf hinab und sagte, die Hand Diethelm's fassend:

Jetzt sag' ich wirklich, thun Sie es mir zu lieb, ich kann es um Ihrer und meiner Ehre willen nicht dulden, daß nur ein Augenblinzeln meiner Collegen Den beleidige, den ich Vater nenne. Thun Sie es, so hart es Sie auch ankommt, um unserer Ehre willen. Ich bitte dringend.

Brauchet nicht so bitten, sagte Diethelm mit gepreßter Stimme, denn es wollte ihn bedünken, daß sein Schwiegersohn auch nicht frei von Verdacht war, brauchet nicht so bitten. Ich thu's, ich thu's.

Der Staatsanwalt wollte ihn umarmen, aber Diethelm wehrte ab.

Alles war nun so heiter, als es die Trauerpflicht zuließ, und ohne noch irgend ein Bedenken in sich aufkommen zu lassen, ging Diethelm zu dem Vorsitzenden und meldete sich freiwillig. Es wird ja noch immer geloos't und kann frei werden, und ist es nicht, so wollte er sich als Mann zeigen, beschwichtigte er

daß schon, als Diethelm so rasch abreis'te, sich von Böswilligen ein verdächtiges Gerede über ihn kundgegeben habe, für dessen ersten Urheber er den Steinbauer halte. Als sich nun herausgestellt, daß die Schwiegermutter wirklich gestorben sei, habe Alles geschwiegen. Wenn er aber jetzt abreise, gerade bevor man die Thüre zu dieser Verhandlung öffne, werde sich der Verdacht wieder regen, und er sei es sich und seinen Kindern schuldig, gerade zu zeigen, daß er jeder Oeffentlichkeit sich mit freier Stirn blosstellen könne. Diethelm weigerte sich noch immer, und Fränz stellte sich auf seine Seite, indem sie zu ihrem Bräutigam sagte:

Gustav, du bist sonst so lieb und gut und bist ein Herzenkenner, aber du kannst nicht ermessen, wie schwer das Gericht halten dem Vater ankommt. Du bist es das ganze Jahr gewöhnt.

Ja, ihr seid Menschenmetzger und habt kein Mitleid mehr, fuhr Diethelm auf.

Der Staatsanwalt schluckte den Aerger über diesen Vorwurf hinab und sagte, die Hand Diethelm's fassend:

Jetzt sag' ich wirklich, thun Sie es mir zu lieb, ich kann es um Ihrer und meiner Ehre willen nicht dulden, daß nur ein Augenblinzeln meiner Collegen Den beleidige, den ich Vater nenne. Thun Sie es, so hart es Sie auch ankommt, um unserer Ehre willen. Ich bitte dringend.

Brauchet nicht so bitten, sagte Diethelm mit gepreßter Stimme, denn es wollte ihn bedünken, daß sein Schwiegersohn auch nicht frei von Verdacht war, brauchet nicht so bitten. Ich thu's, ich thu's.

Der Staatsanwalt wollte ihn umarmen, aber Diethelm wehrte ab.

Alles war nun so heiter, als es die Trauerpflicht zuließ, und ohne noch irgend ein Bedenken in sich aufkommen zu lassen, ging Diethelm zu dem Vorsitzenden und meldete sich freiwillig. Es wird ja noch immer geloos't und kann frei werden, und ist es nicht, so wollte er sich als Mann zeigen, beschwichtigte er

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[0219] daß schon, als Diethelm so rasch abreis'te, sich von Böswilligen ein verdächtiges Gerede über ihn kundgegeben habe, für dessen ersten Urheber er den Steinbauer halte. Als sich nun herausgestellt, daß die Schwiegermutter wirklich gestorben sei, habe Alles geschwiegen. Wenn er aber jetzt abreise, gerade bevor man die Thüre zu dieser Verhandlung öffne, werde sich der Verdacht wieder regen, und er sei es sich und seinen Kindern schuldig, gerade zu zeigen, daß er jeder Oeffentlichkeit sich mit freier Stirn blosstellen könne. Diethelm weigerte sich noch immer, und Fränz stellte sich auf seine Seite, indem sie zu ihrem Bräutigam sagte: Gustav, du bist sonst so lieb und gut und bist ein Herzenkenner, aber du kannst nicht ermessen, wie schwer das Gericht halten dem Vater ankommt. Du bist es das ganze Jahr gewöhnt. Ja, ihr seid Menschenmetzger und habt kein Mitleid mehr, fuhr Diethelm auf. Der Staatsanwalt schluckte den Aerger über diesen Vorwurf hinab und sagte, die Hand Diethelm's fassend: Jetzt sag' ich wirklich, thun Sie es mir zu lieb, ich kann es um Ihrer und meiner Ehre willen nicht dulden, daß nur ein Augenblinzeln meiner Collegen Den beleidige, den ich Vater nenne. Thun Sie es, so hart es Sie auch ankommt, um unserer Ehre willen. Ich bitte dringend. Brauchet nicht so bitten, sagte Diethelm mit gepreßter Stimme, denn es wollte ihn bedünken, daß sein Schwiegersohn auch nicht frei von Verdacht war, brauchet nicht so bitten. Ich thu's, ich thu's. Der Staatsanwalt wollte ihn umarmen, aber Diethelm wehrte ab. Alles war nun so heiter, als es die Trauerpflicht zuließ, und ohne noch irgend ein Bedenken in sich aufkommen zu lassen, ging Diethelm zu dem Vorsitzenden und meldete sich freiwillig. Es wird ja noch immer geloos't und kann frei werden, und ist es nicht, so wollte er sich als Mann zeigen, beschwichtigte er

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/219>, abgerufen am 05.12.2024.