Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.und Blüthen bestreut war, bildeten die festlich geputzten Dorfbewohner ein Spalier, durch welches das Brautpaar nach alter Observanz, hindurch gehen mußte. Jetzt ertönte das Geläute der einzigen Glocke; ein Zeichen, bei dem sich alle Blicke nach der Thüre der Pfarrwohnung richteten. Gravitätisch überschritt Herr Oburn die Schwelle, und überschaute das Volk mit triumphirendem Blick. Seine Persönlichkeit gab der Menge zu mancherlei Bemerkungen Veranlassung, in denen der idyllische Witz der Landleute sich mit vielem Behagen erging. Herr Oburn war ein Mann von 50 Jahren, klein und fett, mit einem würdevollen Hängebauch, einem vollen, aufgedunsenen, dunkelrothen Gesicht, mit einer unförmlichen, großen Nase, neben der sich eine zweite kleinere, wie eine Tochterloge, etablirt hatte. Beide waren mit den Farben von Burgunder und Rum malerisch schattirt. Die Stirne, gewiß von der Natur dazu bestimmt, in diesem Gesicht die beste Parthie zu sein, war durch veilchenblaue Adern, die dick hervorquollen und sich kreuzten, wie Heereszüge auf strategischen Karten, unangenehm entstellt. Um den gemeinen und Blüthen bestreut war, bildeten die festlich geputzten Dorfbewohner ein Spalier, durch welches das Brautpaar nach alter Observanz, hindurch gehen mußte. Jetzt ertönte das Geläute der einzigen Glocke; ein Zeichen, bei dem sich alle Blicke nach der Thüre der Pfarrwohnung richteten. Gravitätisch überschritt Herr Oburn die Schwelle, und überschaute das Volk mit triumphirendem Blick. Seine Persönlichkeit gab der Menge zu mancherlei Bemerkungen Veranlassung, in denen der idyllische Witz der Landleute sich mit vielem Behagen erging. Herr Oburn war ein Mann von 50 Jahren, klein und fett, mit einem würdevollen Hängebauch, einem vollen, aufgedunsenen, dunkelrothen Gesicht, mit einer unförmlichen, großen Nase, neben der sich eine zweite kleinere, wie eine Tochterloge, etablirt hatte. Beide waren mit den Farben von Burgunder und Rum malerisch schattirt. Die Stirne, gewiß von der Natur dazu bestimmt, in diesem Gesicht die beste Parthie zu sein, war durch veilchenblaue Adern, die dick hervorquollen und sich kreuzten, wie Heereszüge auf strategischen Karten, unangenehm entstellt. Um den gemeinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="20"/> und Blüthen bestreut war, bildeten die festlich geputzten Dorfbewohner ein Spalier, durch welches das Brautpaar nach alter Observanz, hindurch gehen mußte. Jetzt ertönte das Geläute der einzigen Glocke; ein Zeichen, bei dem sich alle Blicke nach der Thüre der Pfarrwohnung richteten. Gravitätisch überschritt Herr Oburn die Schwelle, und überschaute das Volk mit triumphirendem Blick. Seine Persönlichkeit gab der Menge zu mancherlei Bemerkungen Veranlassung, in denen der idyllische Witz der Landleute sich mit vielem Behagen erging. Herr Oburn war ein Mann von 50 Jahren, klein und fett, mit einem würdevollen Hängebauch, einem vollen, aufgedunsenen, dunkelrothen Gesicht, mit einer unförmlichen, großen Nase, neben der sich eine zweite kleinere, wie eine Tochterloge, etablirt hatte. Beide waren mit den Farben von Burgunder und Rum malerisch schattirt. Die Stirne, gewiß von der Natur dazu bestimmt, in diesem Gesicht die beste Parthie zu sein, war durch veilchenblaue Adern, die dick hervorquollen und sich kreuzten, wie Heereszüge auf strategischen Karten, unangenehm entstellt. Um den gemeinen </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0032]
und Blüthen bestreut war, bildeten die festlich geputzten Dorfbewohner ein Spalier, durch welches das Brautpaar nach alter Observanz, hindurch gehen mußte. Jetzt ertönte das Geläute der einzigen Glocke; ein Zeichen, bei dem sich alle Blicke nach der Thüre der Pfarrwohnung richteten. Gravitätisch überschritt Herr Oburn die Schwelle, und überschaute das Volk mit triumphirendem Blick. Seine Persönlichkeit gab der Menge zu mancherlei Bemerkungen Veranlassung, in denen der idyllische Witz der Landleute sich mit vielem Behagen erging. Herr Oburn war ein Mann von 50 Jahren, klein und fett, mit einem würdevollen Hängebauch, einem vollen, aufgedunsenen, dunkelrothen Gesicht, mit einer unförmlichen, großen Nase, neben der sich eine zweite kleinere, wie eine Tochterloge, etablirt hatte. Beide waren mit den Farben von Burgunder und Rum malerisch schattirt. Die Stirne, gewiß von der Natur dazu bestimmt, in diesem Gesicht die beste Parthie zu sein, war durch veilchenblaue Adern, die dick hervorquollen und sich kreuzten, wie Heereszüge auf strategischen Karten, unangenehm entstellt. Um den gemeinen
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/32>, abgerufen am 03.07.2024. |